Trouw

Die niederländische Zeitung„Trouw“ wurde im Untergrund und Widerstand gegen die deutsche Besetzung im Zweiten Weltkrieg gegründet. Die erste Ausgabe erschien am 30. Januar 1943, danach unregelmässig, weil das Arbeiten für die Zeitung sehr riskant war. Rund 130 Mitarbeiter von Trouw verloren ihr Leben für ihr Engagement. Nach dem Ende des Krieges erschien „Trouw“ (zu deutsch „treu“) als Tageszeitung. Das Blatt konzentrierte sich von nun an auf eine Leserschaft, die der protestantischen, reformierten Kirche angehörte. Auch heute noch gibt „Trouw“ wie keine andere landesweite Tageszeitung von nennenswerter Auflage, den Themen Religion, Spiritualität, Philosophie und Ethik einen festen Raum.

Basisdaten

Hauptsitz:
Jacob Bontiusplaats 9
1018 LL Amsterdam
Tel.: 0031-20-562.9444
Fax: 0031-20-6680389
redactie(at)trouw.nl
www.trouw.nl

Redaktion:

  • WillemSchoonen, Chefredakteur
  • Esther Lammers, stv. Chefredakteurin
  • Gerbert van Loenen, stv. Chefredakteurin

Erscheinungsweise: Sechs Tage die Woche (montags bis samstags); morgens

Auflage:
2007 verbreitete Auflage: 109 225  (Quelle: Handboek Nederlandse Pers 2009)
2008 verbreitete Auflage: 108 247 
2008 bezahlte Auflage: 91 944 (Quelle: HOI, Instituut voor Media Auditing)

Verkaufspreis: 1,25 Euro (montags bis freitags), 2,50 Euro (samstags)

Mitarbeiter: rund 200

Herausgeber:
PCM Dagbladen B.V.
Tel.: 0031-20-562.9111
Vorstandsvorsitzender: Bert Groenewegen
Verantwortlicher Herausgeber: Willem Jan Makkinga

Umsatz gesamt: 570,6 Mio. Euro (2008) (Quelle: Jahresbericht von PCM Uitgevevers 2007)

Betriebsergebnis gesamt: 22,5 Mio. Euro (2008) (Nettoresultat 2008: minus 205,1 Mio. Euro wegen “impairment”; 2007 noch Nettogewinn von 19,6 Mio. Euro)

Mitarbeiter gesamt: 2600

Nettoverschuldung (Ultimo 2008): 160 Mio.Euro (Quelle)

Anteilseigner:
90,3 % Stichting Democratie en Media
7,2 % Stichting de Volkskrant
2,5 % Stichting ter Bevordering van de Christelijke Pers
Dies ändert sich durch die Beteiligung der belgischen De Persgroep. Diese wird 130 Mio. Euro investieren und dafür einen Anteil von 58,4 % an PCM Uitgevers erhalten. Das neue Unternehmen soll De Persgroep Nederland heissen.

Geschichte und Profil

Nach dem schweren Start in der Widerstandsbewegung, war die Zeitung nach Ende des Krieges zunächst wirtschaftlich stabil. Dies endete 1967, einem kritischen Jahr für die gesamte Tageszeitungsbranche in den Niederlanden, da die Einführung von Werbung im Fernsehen und später auch im Radio fast alle Verlage in finanzielle Schwierigkeiten brachte. Alle Blätter suchten nach Möglichkeiten, um ihre Kosten zu reduzieren und es folgte die erste grosse Welle an Fusionen. 1971 schloss sich „Trouw“ mit vier protestantisch-christlichen Zeitungen in der Provinz Zuid-Holland (um Den Haag und Rotterdam) zusammen. Drei Jahre später trat die Zeitung der Perscombinatie bei, in der die Amsterdamer Abendzeitung „Het Parool“ und „De Volkskrant“ 1968 ihre Druck- und Verlagsaktivitäten bündelten (die Redaktionen waren immer eigenständig). Erstmals fand sich die Trouw-Redaktion in einem Verlagshaus wieder, in dem nicht nur Journalisten, sondern professionelle Blattmacher saßen. Dieser Schritt erlaubte es „Trouw“, sowohl inhaltlich als auch optisch das Blatt zu verbessern.

1994 kaufte das Verlagshaus Perscombinatie den Buchverlag Meulenhoff & Co. und wurde in PCM Uitgevers umbenannt. Ein Jahr später erwarb PCM die „Nederlandse Dagbladunie“ (Herausgeber von NRC Handelsblad, AD und Rotterdams Dagblad) und stieg somit zum drittgrössten Tageszeitungsverlag in den Niederlanden auf. Seitdem kommen alle landesweiten Qualitäts-Vollzeitungen (Trouw, De Volkskrant, NRC Handelsblad) aus demselben Verlagshaus, PCM Uitgevers (bereits 2003 verkaufte das Unternehmen Het Parool an De Persgroep).

Ende der 90er Jahre wird erstmals “deVerdieping” (Vertiefung) veröffentlicht, ein tägliches Buch, das der Hintergrundberichterstattung weitaus mehr Raum bietet, als bei den meisten Tageszeitungen üblich. Das Blatt wechselte 2005 von Broadsheet- zu Tabloid-Format, hauptsächlich aus Kostengründen, doch wirkt das kleinere, handigere Format moderner und spricht somit jüngere Leser an.

Seit den 70er Jahren hat Trouw ein Redaktionsstatut, das den Sinn und Zweck des Blattes beschreibt und die Unabhängigkeit der Redaktion regeln soll. Demnach strebt die Zeitung an, das nationale und internationale Geschehen journalistisch zu begleiten und zwar aus der Überzeugung heraus, dass dies fundamentaler Kritik bedarf. Für „Trouw“ hat diese Kritik jedoch klare biblische Grenzen: Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit und Nächstenliebe.

In seiner Gestaltung setzt „Trouw“ auf klassische Tageszeitungsinhalte, was auf Leser, die eine moderne Präsentation gewohnt sind, trocken wirkt – ein potentielles Problem für jüngere und weniger gut gebildete Leser. Inhaltlich bietet „Trouw“ drei verschiedene Teile: Nieuws (Nachrichten), deVerdieping (Hintergrund, „Trouw“-Schwerpunkt Relgion und Philosophie, und Meinung) und Gids (Kultur, etc.). Diese sind jedoch im Blatt nur am Samstag auch in drei Bücher getrennt. Von montags bis freitags erscheint Trouw mit nur zwei Büchern. Im ersten Buch finden sich täglich Nachrichten aus Zeitgeschehen, Politik, Wirtschaft und Sport. Das zweite Buch “deVerdieping” hat inhaltlich eher Magazincharakter (von der Aufmachung folgt es dem ersten Buch) und konzentriert sich auf die Bereiche, denen sich „Trouw“ stark verbunden fühlt: Gesellschaft und Religion, Erziehung und Umwelt, Philosopie und Kultur. In Hinsicht auf die Auswahl der Themen, ganz besonders in „deVerdieping“, unterscheidet sich „Trouw„ deutlich von allen anderen grossen Zeitungen in den Niederlanden und gibt dem Blatt somit seine ganz “eigene” Identität. Selbst Kollegen vom PCM-Blatt „de Volkskrant“, mit einer bezahlten Auflage von rund 230 000 Exemplaren mehr als doppelt so gross wie „Trouw“, bestätigen den Konkurrenten Mut und Eigenwilligkeit und so macht Trouw nicht selten mit einer völlig anderen Geschichte auf, als die anderen grossen Zeitungen.
„Trouw“ beschränkt sich trotz seiner protestantischen Wurzeln nicht nur auf das Christentum. “Heute findet man das Thema Islam und Zusammenleben unterschiedlicher Religionen in allen Zeitungen. ‚Trouw’ hat sich dem schon viel früher zugewandt”, so der Journalist Frans Oremus, Redakteur beim Branchenblatt “De Journalist”. „Trouw“ betreibe im Gegensatz zu den meisten anderen Zeitungen keinen Sensationsjournalismus und das Blatt verstehe sich als intellektueller Vorhüter. „Trouw“-Herausgeber Willem Jan Makkinga beschreibt seine Zielgruppe daher auch als “cultural creators”, „Kulturschaffende“. “Das sind Menschen aus der frühen Al-Gore-Bewegung. Menschen, die idealistisch sind, denen ihre Umwelt wichtig ist, die Gesellschaft, in der sie leben, Erziehung, Spiritualität.”, erklärt Makkinga. Größte Konkurrenten seien in dieser Zielgruppe die „Volkskrant“ und die Magazine.

Makkinga kann für sein Blatt auf eine Abonnementenquote von fast 80 Prozent verweisen. “Unsere Auflage war nie besonders hoch, aber unsere Leser sind ziemlich loyal”, so der Herausgeber. Dies sei der Grund, warum „Trouw“ über die vergangenen zehn Jahre weniger an Auflage verloren habe, als beispielsweise die Qualitätszeitungen „de Volkskrant“ und „NRC Handelsblad“ oder die Publikumsblätter „De Telegraaf“ und „AD“. Zahlen vom Instituut voor Media Auditing, HOI, zur verbreiteten Auflage belegen dies: Zwischen 2000 und 2008 musste „de Volkskrant“ einen Rückgang von 23 Prozent (ein Minus von rund 80 000 Exemplaren), „NRC Handelsblad“ von 19 Prozent (ein Minus von 52 000), und „Trouw“ von ‚nur’ 13,7 Prozent hinnehmen. Zudem hat sich die Abnahme bei „Trouw“ seit 2004 sogar stabilisiert – damals fiel die Auflage das letzte Mal drastisch von fast 116 000 Exemplaren (2003) auf 106000. Makkinga glaubt auch, dass sich dieser Trend in den kommenden zehn Jahre fortsetzen und „Trouw“ Leser verlieren werde, wenn auch nicht soviel wie die Konkurrenz. „Trouw“ sei in dieser Position, weil es sich um eine “ganz klar definierte Zeitung” handle, so der Herausgeber.

Verlagsüberblick, Management und Geschäftsfelder

2007 machte PCM seinen Umsatz zu rund 75 Prozent mit Tageszeitungen (479,8 Mio. Euro von gesamt 644,3 Mio. Euro; dazu gehört auch der relativ kleine Bereich der lokalen Gratisblätter). Den Rest erwirtschaftete das Unternehmen mit seinem Buchverlag (96,7 Mio. Euro) und Unterrichtsmaterialen (ThiemeMeulenhoff mit 64,5 Mio. Euro) sowie einigen anderen Verlagsaktivitäten. Im Oktober 2008 verkaufte PCM ThiemeMeulenhoff an den Verlag NDC|VBK, da zwischen Hauptgeschäft und den Buchverlagen keine Synergie mehr bestanden hätten.

Ebenfalls 2008 kaufte PCM seinem Minderheitspartner Wegener dessen Anteil am Gemeinschaftsprojekt AD NieuwsMedia ab (PCM hielt zuvor 63 Prozent und Wegener 37 Prozent am Herausgeber von „AD“, der zweitgrößten niederländischen Tageszeitung;). Damit setzte PCM einen Schlussstrich unter eine schwierige Kooperation, die nicht mal fünf Jahre angedauert hatte und sowohl das Unternehmen als auch „AD“ schwer belastet hatte. In seiner heutigen Form erschien „AD“ erstmals am 1. September 2005. Sie ist eine Fusionszeitung aus sechs Regionalblättern (vier von PCM, zwei von Wegener) und dem landesweiten „Algemeen Dagblad“ von PCM Uitgevers, mit Hauptsitz in Rotterdam. Mit seinem neuen Konzept verprellte „AD“ einen beachtlichen Teil der angestammten Leserschaft und verlor rund 45 000 bezahlte Exemplare.

Neue Geschäftsmodelle und / oder Beteiligungen

Im März 2009 gab PCM Uitgevers bekannt, dass es einen Mehrheitsanteil an das belgische Verlagshaus De Persgroep verkaufen wird. PCM Uitgevers, hochverschuldet, ist Herausgeber fast aller landesweiten Qualitätszeitungen: „NRC Handelsblad“ und „nrc next“, „De Volkskrant“ und „Trouw“. Mit einer gemeinsamen Auflage von fast 588 000 Exemplaren erreicht PCM einen Marktanteil von rund 18 Prozent im Tageszeitungsmarkt und bringt es somit auf Platz drei der grössten Zeitungsunternehmen in den Niederlanden (auf Platz eins steht Telegraaf Media Group (TMG) mit seinem Flaggschiff “De Telegraaf”, der Zeitung mit der höchsten Auflage (618 000); Platz zwei nimmt „Koninklijke Wegener“ ein, das sich auf Regionalzeitungen konzentriert).

Persgroep-Chef Christian van Thillo, der Anfang Juli 2009 offiziell die Führung von PCM Uitgevers übernahm, plant große Veränderungen. Zum einen soll sich PCM von einem seiner Qualitätstitel trennen – van Thillo hat sich für NRC Media entschieden, Herausgeber von „NRC Handelsblad“ und „nrc next“. Grund sei, dass es das betriebswirtschaftlich interessanteste Objekt sei und sich deswegen am leichtesten verkaufen ließe. Durch den Verkauf soll die hohe Verschuldung von 160 Mio. Euro reduziert werden.

Nach der Übernahme von AD NieuwsMedia zu 100 Prozent, kündigte PCM im Juni 2009 an, AD an De Persgroep weiter zu verkaufen. Zuvor hatte „AD“ die niederländische Medienbranche mit der Ankündigung in Unruhe versetzt, 124 seiner insgesamt 421 redaktionellen Stellen zu kürzen (entspricht 30 Prozent). “Das ist die grösste Reorganisation, die wir je gesehen haben”, so Frans Oremus.

All dies findet vor dem Hintergrund einer stark erschwerten Marktsituation statt. Auch die Niederlande erleben einen stetigen Rückgang der Auflage, der bedingt ist durch die strukturellen Veränderungen in der Medienbranche, ganz besonders die Einführung elektronischer Medien und die damit einhergehenden Veränderungen der Nutzungsgewohnheiten der Leser. Zwar können die niederländischen Tageszeitungen noch immer eine beachtliche Reichweite vorweisen – sie erreichen rund 60 Prozent der niederländischen Bevölkerung über 13 Jahre (zählt man die Gratisblätter „Metro“, „Sp!ts“ und „De Pers“ hinzu, halten täglich fast 70 Prozent eine Zeitung in der Hand) –, aber diese Zahlen liegen deutlich und jenen füherer Jahre. “In den vergangenen zehn Jahren ist die Gesamtauflage aller niederländischen Tageszeitungen im Schnitt um zwei bis drei Prozent pro Jahr zurückgegangen”, erklärt Tom Nauta, Generalsekretär des Herausgeberverbandes Nederlandse Dagbladpers (NDP), Untergruppe des Nederlands Uitgeversverbond. Nach Berechnungen des Branchenmagazins “De Journalist” verloren die Tageszeitungen in den Niederlanden in den vergangenen 20 Jahren rund 1,5 Millionen zahlende Leser – von 4,6 Millionen im Jahr 1989 auf 3,1 Millionen 2009. Hinzu kommt, dass der Anzeigenmarkt einbricht, besonders seit Beginn der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008. Laut Nauta sei der Bruttowerbungsumsatz im ersten Quartal 2009 um 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal gesunken und De Persgroep-Chef van Thillo rechnete er für das Gesamtjahr 2009 mit einem Umsatzrückgang aus Werbung von 15 Prozent.

Die entscheidende Frage auch für die niederländischen Herausgeber ist, wie sich im Internet Geld verdienen lässt. “Das Geld kommt immer noch von den gedruckten Zeitungen. Die Verlage müssen neue Märkte und vor allem ein Geschäftsmodell finden, um Einnahmen im Internet zu generieren”, stellt Nauta vom NDP fest.

Betrachtet man die Auflagenentwicklung der vergangenen fünf bis zehn Jahre in den Niederlanden, dann stechen drei Zeitungen heraus, die sich dem Abwärtstrend widersetzt haben: Das auf Wirtschaft spezialisierte “het financieele dagblad”, das allein im vergangenen Jahr ein Auflagenplus von 2,3 Prozent erreichte; „Trouw“, dessen Auflage zwar abnimmt, aber weniger stark sinkt als bei der Konkurrenten; und „nrc next“, das im März 2006 gestartet wurde, und es bis auf eine bezahlte Auflage von fast 65 000 Exemplaren gebrachte hat und dadurch zumindest auflagentechnisch den Einbussen beim Mutterblatt, „NRC Handelsblad“, entgegenwirkt.

Internetpräsenz und Online-Performance

„Trouw“ bietet mit www.trouw.nl eine Onlineausgabe, deren Leser, laut „Trouw“-Herausgeber Makkinga, andere als bei der Printversion seine. Deshalb leide „Trouw“ weniger als viele andere Zeitungen unter der Konkurrenz der elektronischen Medien. Der geringere Auflagenrückgang bei Trouw gibt Makkinga Recht. Inhaltlich bietet www.trouw.nl die Schwerpunkte der Printausgabe und räumt auch hier den Kernthemen Gesellschaft, Religion, Umwelt und Bildung einen festen Platz ein.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Der „Trouw“-Herausgeber wird in diesem und auch den kommenden Jahren hauptsächlich mit dem eigenen Unternehmensumbau beschäftigt sein. Ob sich van Thillos strategische Entscheidung, in PCM und damit stärker in den niederländischen Tageszeitungsmarkt einzusteigen, auszahlen wird, das lässt sich erst in mehreren Jahren sagen. Sicher ist, dass van Thillo versuchen wird, die Kosten zu drücken und bei einem Schuldenberg von 160 Mio. Euro (Ultimo 2008) in einem schwierigen Marktumfeld (Auflagen- und Anzeigenrückgang) wird ihm nicht viel anderes übrig bleiben. Ein relativer Kahlschlag wird „Trouw“ aber –zumindet vorerst – erspart bleiben.

Referenzen/Literatur