Dagens Nyheter

Die „Dagens Nyheter“ aus Stockholm ist die größte Qualitätszeitung Schwedens und bezeichnet sich als „unabhängig und liberal“. Die „DN“ erschien erstmals am 23. Dezember 1864 und wurde von Rudolf Wall gegründet. Seit 1998 gehört die „Dagens Nyheter“ vollständig zur Bonnier-Holding, dem größten Medienkonzern Schwedens mit Sitz in Stockholm.

Basisdaten

Redaktion & Verlag:

Dagens Nyheter
Gjörwellsgatan 30
SE-105 15 Stockholm
Telefon: +46/8/738-1000
Website: www.dn.se

Geschäftsführerin & Chefredakteurin: Gunilla Herlitz (seit 2009)
Redaktionsleiterin: Åsa Tillberg
Online-Redaktionsleiter: Björn Hedensjö.

Mutterkonzern:

Bonnier AB
Kungsgatan 49
SE-113 90 Stockholm
Telefon: +46/8/736-4000
Website: www.bonnier.com

CEO: Jonas Bonnier (seit 2008)

Ökonomische Daten der „Dagens Nyheter“

Tab. I: Auflagenentwicklung (werktags) 2001-2009

200920082007200620052004200320022001
3162003398003442000347100363100363400362500364200360500

Die „Dagens Nyheter“ erscheint sieben Mal pro Woche, 95 Prozent der Auflage werden über Abonnements verkauft und fünf Prozent an den landesweit rund 5000 Einzelverkaufsstellen. Die Reichweite liegt bei 12 Prozent der schwedischen Bevölkerung von 15 bis 79 Jahren.

Mitarbeiter: 2009 hatte die „Dagens Nyheter“ 530 Angestellte, rund 50 Prozent davon arbeiteten in der Redaktion. Die Belegschaft wurde im Februar 2010 auf rund 400 Angestellte reduziert.

Verhältnis Anzeigen- zu Vertriebserlösen: 2009 stammte 62 Prozent des Umsatzes aus Werbung, 2007 waren es noch 65 Prozent.

Der Umsatz der „Dagens Nyheter“ betrug 2009 rund 1,9 Mrd SEK (ca. 205 Mio Euro). Die Einheit Bonnier Morning Paper, zu der 2009 neben der „Dagens Nyheter“ auch „Sydsvenskan“, die Gratiszeitung „Stockholm City“, die drei Regionalblätter „Ystads Allehanda“, „Trelleborgs Allehanda“ und „Kristianstadsbladet“ sowie eine Druckerei zählten, erlitt einen Umsatzeinbruch von 3,678 Mrd SEK (2008) auf 3,196 Mrd SEK (2009). Der Bonnier-Gesamkonzern erzielte 2009 einen Umsatz von 30,867 Mrd SEK (3,31 Mrd Euro).

Tab. II: Umsätze der Zeitungsgruppe Bonnier Morning Paper 2000 - 2009 (in Mrd. SEK)
2009200820072006200520042003200220012000
3,1963,6783,7873,6273,4453,2653,2723,4183,4853,881

2009 fuhr die „Dagens Nyheter“ einen Verlust von 109 Mio SEK (ca. 11,65 Mio Euro) ein. Die gesamte Einheit Bonnier Morning Paper wies für 2009 einen Verlust von 385,4 Mio SEK aus. 2008 gab es einen Verlust von 164,8 Mio SEK. Im Geschäftsbericht führt das Management den Verlust auf Anzeigeneinbrüche sowie hohe Restrukturierungskosten zurück. Insgesamt machte der Bonnier-Konzern 2009 einen Verlust von 228 Mio SEK.

Tab. III: Gewinn (Verlust) von Bonnier Morning Paper 2000-2009 (in Mio. SEK)
2009200820072006200520042003200220012000
-385-16541-58-180-363-229-35093740

Geschichte und Profil

Die „Dagens Nyheter“ wurde 1864 gegründet und blickt damit auf eine bald 150-jährige Geschichte zurück. Gegründet wurde das Blatt von Rudolf Wall (geb. 1826), Sohn eines Handelsschiffers, der in gut betuchten Verhältnissen aufwuchs. Bereits 1838 – im zarten Alter von 12 Jahren – fing Wall an, in der Zeitungsbranche zu arbeiten: Er wurde Laufbursche von Lars Johan Hierta, Gründer der 1830 gestarteten Abendzeitung „Aftonbladet“. Parallel nahm er Privatunterricht und bekam nach dem Ende seiner Ausbildung erste redaktionelle Aufgaben übertragen. 1846 übernahm Wall eine Buchdruckerei in der Stockholmer Altstadt und versuchte sich ein Jahr später erstmals als Verleger: Er gründete 1847 die Sonntagszeitung „Söndagstidningen“ sowie 1848 die „Veckoskrift för barn och ungdom“ (Wochenschrift für Kinder und Jugendliche). 1859 musste Rudolf Wall Konkurs anmelden: Er hatte sich bei Geschäften mit Spirituosen übernommen. Danach arbeitete er als einfacher Redakteur bei „Göteborgs Handels- och Sjöfarts Tidning“, um bald nach Stockholm zum „Aftonbladet“ zurückzukehren.

Mit 38 Jahren entdeckte Rudolf Wall eine Marktlücke: Bis dato erschienen sämtliche Zeitungen in Schweden abends, die Blätter wurden zudem meist von Sozialisten oder Jakobinern herausgegeben. Also gründete er am 23. Dezember 1864 die „Dagens Nyheter“ (übersetzt: Neuheiten des Tages), die als erste Tageszeitung morgens erschien und ein deutlich anderes Konzept hatte als bestehende Zeitungen. Gleich in der ersten Ausgabe schrieb Wall auf der Titelseite, er setze in der neuen  Zeitung auf Freiheit und Unabhängigkeit. Das Blatt werde die großen Fragen von nationaler Bedeutung beantworten, aber genauso so auch bunte Themen und Witze bringen. Wall legte anders als andere Verleger von Anfang an Wert darauf, nicht nur für die Stockholmer Elite zu publizieren, sondern fürs breite Volk – die Texte in der „Dagens Nyheter“ sollten „leicht verständlich“ sein, so Wall in seinem Editorial. Außerdem sollte die Zeitung nach Möglichkeit in ganz Schweden verbreitet werden und nicht nur in der Hauptstadt.

Der Ansatz wurde anfangs belächelt und die Zeitung bekam den verächtlichen Spitznamen „Madam Andersson“ verpasst. Strittig ist, woher dieser Name kommt: Er könnte eine Anspielung auf die einfachen Frauen vom Fischmarkt sein. Andererseits könnte er sich darauf beziehen, dass die Zeitung bald von schlecht bezahlten Frauen mit ihren Kinderwagen an die Abonnenten zugestellt wurde. Der Erfolg gab Rudolf Wall recht: Die „Dagens Nyheter“ wurde immer populärer und knackte 1883 die Auflage von 20.000 Exemplaren pro Tag.

Bei der Gründung der „Dagens Nyheter“ war Wall vom Verleger Albert Bonnier unterstützt worden, der die Zeitung zunächst nur druckte, aber kein Gesellschafter war. Zehn Jahre nach ihrer Gründung brachte Rudolf Wall die „Dagens Nyheter“ dann an die Börse und Albert Bonnier übernahm einen kleinen Anteil. Wall selbst war bis 1889 Herausgeber und Chefredakteur und blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1893 Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft. In der Zwischenzeit erhöhte Albert Bonnier – bzw. ab seinem Tod im Jahr 1900 seine Nachfahren – stetig seinen Anteil an der „Dagens Nyheter“. 1909 wurde die Bonnier-Familie dann Mehrheitseigner und bestimmte fortan den Kurs der Zeitung.

Die „Dagens Nyheter“ entwickelte sich im 20. Jahrhundert rasant weiter und war schon bald die führende Qualitätszeitung Schwedens. Dabei vermied sie es, sich zu stark politisch zu positionieren, und konnte ihre Auflage durch nützliche Informationen, bunte Themen, ansprechende Reklame und durch den Straßenverkauf durch Zeitungsjungen rasch steigern. Einige Meilensteine: 1917 durchbrach die Auflage die Marke von 100.000 Exemplaren. Ab 1925 wurde die Zeitung mit farbigen Elementen gedruckt. 1944 wurden erstmals 200.000 Exemplare verkauft, ab 1954 über 300.000 Exemplare.

1944 bekam die „Dagens Nyheter“ zudem ein Schwesterblatt: Bonnier gründete das Boulevardblatt „Expressen“, das als Gegenentwurf zu dem zu Kriegszeiten eher rechtsgerichteten „Aftonbladet“ sowie der Propaganda der Nazis dienen sollte. „Expressen“ positionierte sich als linke Zeitung, die als „Stimme des kleinen Manns“ dienen sollte. „Expressen“ konkurriert bis heute mit dem „Aftonbladet“, das heute zum norwegischen Schibsted-Konzern gehört. 1976 gründete Bonniers Zeitungsgruppe dann „Dagens Industri“, die wichtigste Wirtschaftszeitung Schwedens.

1987 brachte die Bonnier-Familie ihre Zeitungsgruppe Tidnings AB Marieberg („Dagens Nyheter“, „Expressen“, „Dagens Industri“) an die Börse. Zehn Jahre später entschied sich der seit den 1950er Jahren zerstrittene Clan, sämtliche Beteiligungen in einer neuen Holding zu bündeln, nahm Tidnings AB Marieberg 1998 von der Börse und brachte sie in die neue Bonnier-Holding ein, die nicht börsennotiert ist.

Bis heute ist die „Dagens Nyheter“ ein Aushängeschild für den Bonnier-Konzern. Auf seiner Website schmückt sich das Unternehmen damit, sie sei die „wichtigste gesellschaftliche und demokratische Arena“ Schwedens, die mehr als jede andere Zeitung dafür stehe, „Erklärungen, Werte und Orientierung für Leben und Gesellschaft“ zu geben.

Verlagsüberblick, Geschäftsfelder und Beteiligungen

Die „Dagens Nyheter“ wurde 1864 mit Unterstützung der Bonnier-Familie gegründet und zählt seit 1998 vollständig zum Bonnier-Konzern. Eine 1998 für die neue Holding Bonnier AB getroffene Regelung soll dafür sorgen, dass der Konzern noch mindestens bis 2030 vollständig im Familienbesitz bleibt. Die Aktien sind derzeit auf über 70 Familienmitglieder verteilt.

Bonnier AB hat seine Ursprünge in einer 1804 von Gerhard Bonnier in Kopenhagen gegründeten Leihbücherei sowie den 1834 und 1837 in Schweden gegründeten Buchverlagen seiner Söhne Adolf und Albert Bonnier. Heute ist Bonnier Schwedens größter Medienkonzern, zu dem 175 Firmen in 16 Staaten zählen.

Der Konzern bestand im Geschäftsjahr 2009 aus sechs Sparten:

• In der Einheit Bonnier Morning Paper bündelt der Konzern die Qualitätszeitungen „Dagens Nyheter“ und „Sydsvenskan“ sowie die Gratiszeitung „City“ und drei Regionalzeitungen.
• Bonnier Magazines geht auf den 1929 erworbenen Zeitschriftenverlag Åhlén och Åkerlund zurück und gibt heute rund 200 Zeitschriften in sieben Staaten heraus. Die letzte große Investition der Sparte war 2007 die Übernahme von rund 20 Zeitschriften des US-Verlags Time Inc für geschätzte 270 Mio Dollar.
• Bonnier Books vereint verschiedene Buchverlage und ist auch außerhalb Schwedens stark: In Deutschland ist Bonnier eine der vier größten Buchverlagsgruppen. So zählen die Ullstein Buchverlage GmbH seit 2003 zu Bonnier. Bereits 1995 hatte Bonnier den Piper-Verlag übernommen. Durch den Carlsen Verlag und den Thienemann Verlag ist Bonnier zudem Deutschlands größte Kinderbuchverlagsgruppe.
• Bonnier Business Press fasst die Wirtschaftspresse und ihre Online-Ableger zusammen. Die wichtigsten Titel sind „Dagens Industri“ in Schweden und „Børsen“ in Dänemark. Die Einheit ist in elf Staaten aktiv, neben Skandinavien vor allem in Osteuropa.
• Bonnier Broadcasting & Evening Paper besteht aus den Fernsehsendern TV4 in Schweden,  MTV Media Oy in Finnland, der skandinavischen Pay-TV-Plattform C More sowie dem  Boulevardzeitungsverbund „Expressen“, „GT“ und „Kvällsposten“.
• Zu Bonnier Entertainment zählt der Filmkonzern Svensk Filmindustri, der Kinofilme produziert und verleiht sowie Schwedens größte Kinokette betreibt. Außerdem umfasst die Sparte Unternehmen aus den Bereichen Home Entertainment, Musik und Games.

Ziel des Konzerns ist es, vor allem durch Zukäufe außerhalb Schwedens weiter zu wachsen. Das stellt sich aber aktuell nicht leicht dar. CEO Jonas Bonnier räumt gegenüber dem schwedischen Fachblatt „Dagens Media“ ein, dass die letzten großen Akquisitionen zwar strategisch richtig waren, aber ein schlechtes Timing hatten – noch kurz vor der Rezession 2008/2009 hatte Bonnier in großem Stil US-Zeitschriften gekauft und die Pay-TV-Plattform C More erworben. Aktuell drückt den Konzern ein Schuldenberg von 8,5 Mrd SEK (ungefähr 920 Mio Euro) und ein Teil der Kredite musste 2009 zu höheren Zinssätzen umgeschichtet werden. Dabei war der Konzern noch vier Jahre zuvor schuldenfrei gewesen. Auch insgesamt war 2009 das schlechteste Jahr des Jahrzehnts für den Konzern – Bonnier büßte rund 2 Mrd SEK an Werbeumsätzen ein und machte in der Folge einen Verlust von 228 Mio SEK. Dennoch schüttete der Konzern eine Dividende von 255,3 Mio SEK an die Bonnier-Familie aus, was die Geschäfte von CEO Jonas Bonnier nicht leichter machte. Nun schaut der Vorstandschef aber wieder positiv in die Zukunft und kündigt für 2011 an, nach zwei Jahren Pause wieder Ausschau nach größeren Akquisitionen zu halten.

Weitere Informationen zu den umfangreichen Konzernaktivitäten erhalten Sie in der Mediendatenbank des IfM in einem umfangreichen Beitrag zum Gesamtkonzern. Im folgenden geht es nur ums Geschäftsfeld Zeitungen und zeitungsnahe Aktivitäten.

Internetpräsenz und Online-Performance

Die Zahl der Tageszeitungsleser sank in Schweden seit dem Jahr 2000 von 85 Prozent auf 77 Prozent im Jahr 2009 – und das, obwohl in der Statistik schon die Lektüre der in schwedischen Großstädten weit verbreiteten Gratiszeitungen wie „Metro“ mitgerechnet wird. Zum Vergleich: 65 Prozent der Schweden gehen täglich ins Internet, 17 Prozent geben an, dass sie täglich Websites von Zeitungen besuchen. Fast 90 Prozent der schwedischen Haushalte haben einen Internetzugang.

Selbstverständlich ist auch die „Dagens Nyheter“ mit einer aktuellen Website im Netz vertreten: www.DN.se ging 1996 ans Netz. 2009 kam die Website auf durchschnittlich 1,1 Mio unterschiedliche Nutzer pro Woche. Im Frühjahr 2010 wurden 1,26 Mio unterschiedliche Nutzer pro Woche gemessen. DN.se erreicht pro Woche 12 Prozent der schwedischen Bevölkerung zwischen 15 und 79 Jahren und hat damit eine ähnliche Reichweite wie die gedruckte Ausgabe. 2010 wurde DN.se zum wiederholten Mal von der Zeitschrift „Internetworld“ mit dem Titel „beste Website einer schwedischen Tageszeitung“ ausgezeichnet. Für 2011 kündigt Redaktionsleiter Björn Hedensjö bereits einen großen Relaunch an.

Neben der Hauptseite DN.se betreibt die „Dagens Nyheter“ noch eine weitere Website: In Zusammenarbeit mit dem Suchmaschinenbetreiber und Auskunftsdienst Eniro gibt es auf   www.pastan.nu – angelehnt an die Print-Beilage „På Stan“ (übersetzt: in der Stadt) – einen Freizeitführer für Stockholm mit Veranstaltungstipps, Restaurantempfehlungen und vielem mehr. Die Seite soll gezielt jüngere Leser ansprechen und es gibt sie auch als kostenlose iPhone-App.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Seit Mitte der 1990er Jahre hat die „Dagens Nyheter“ vor allem mit drei Dingen zu kämpfen: Die 1995 in Stockholm von der Modern Times Group (Kinnevik-Konzern) gegründete Gratiszeitung „Metro“ jagt ihr Leser ab, die Internetnutzung verbreitet sich in Schweden besonders schnell und das „Svenska Dagbladet“ des Schibsted-Konzerns ist nach Modernisierungsmaßnahmen mittlerweile ein ernstzunehmender Konkurrent.

Bonnier antwortete auf die Entwicklungen vor allem mit zwei Maßnahmen: Zum einen startete der Konzern im Oktober 2002 selbst eine Gratiszeitung für Stockholm, die „City“. Doch die mit sieben Jahren Verzögerung gestartete Abwehrmaßnahme gegen „Metro“ kam wohl zu spät: Das Blatt fuhr hohe Anfangsverluste ein und wenige Wochen nach dem Start von Ablegern in Göteborg, Malmö und Lund im Oktober 2006 zudem einen weiteren Konkurrenten: Der norwegische Schibsted-Konzern, Herausgeber von Schwedens größter Zeitung „Aftonbladet“, startete „Punkt SE“ in Stockholm, Göteborg und Malmö. Die Göteborger „City“-Ausgabe wurde nach zu hohen Verlusten im Dezember 2007 wieder eingestellt. Zwar nahm Schibsted „Punkt SE“ im Mai 2008 wieder vom Markt, doch mit dem Konzept einer kostenlosen Tageszeitung war „City“ auch weiterhin nicht profitabel. Anfang September 2008 wurde die Erscheinungsweise in Stockholm auf drei Ausgaben pro Woche reduziert und Ostern 2009 auf zwei Ausgaben heruntergefahren. Seitdem positioniert sich „City“ nicht mehr als Nachrichtenmedium, sondern als Stadtmagazin mit Veranstaltungstipps und vielem mehr, das montags und donnerstags erscheint. Im Juni 2009 gab Bonnier dann bekannt, die Stockholmer „City“ von der Zeitungsgruppe Bonnier Morning Paper in die Zeitschriftengruppe Bonnier Magazines zu überführen mit dem Ziel, die ehemalige Tageszeitung durch erfahrene Zeitschriftenmacher zu modernisieren. Dabei wurden 33 Arbeitsplätze gestrichen. Derweil erscheint „City“ in Malmö und Lund weiter als Tageszeitung.

Die zweite Reaktion auf die sich wandelnde Medienwelt geschah bei der „Dagens Nyheter“ selbst. Sie unterzog sich im Oktober 2004 einem umfangreichen Relaunch und stellte auf das handliche Tabloid-Format um, in dem in Schweden auch die Gratiszeitungen sowie die Boulevardblätter erscheinen. Durch die Modernisierung konnte die „Dagens Nyheter“ ihre Auflage noch bis 2005 stabil bei rund 363000 Exemplaren halten, doch danach brach die Auflage innerhalb der nächsten vier Jahre um 13 Prozent auf 316200 Stück (2009) ein. Zudem schrumpften die Anzeigenerlöse allein von 2008 auf 2009 um 278 Mio SEK, unterm Strich machte die Zeitung 2009 einen Verlust von 108 Mio SEK (ca. 11,65 Mio Euro). Der Bonnier-Konzern antwortete im Februar 2010 mit einer Entlassungswelle bei der „Dagens Nyheter“, durch die die Belegschaft von 500 auf 400 Mitarbeiter schrumpfen sollte. Chefredakteurin Gunilla Herlitz sagte bei der Verkündung der schlechten Botschaft, dass das wichtige Standbein der Immobilien- und Stellenanzeigen zu einem Großteil ins Internet abgewandert sei – und diese Entwicklung hat die Zeitung offenkundig verschlafen.

Konzernchef Jonas Bonnier betonte bei der Bekanntgabe der Entlassungen die Dringlichkeit des digitalen Wandels. Immens wichtig sei dabei die rasche Entwicklung einer digitalen Ausgabe für E-Reader und Tablets. Bonnier machte aber zugleich wenig Hoffnung darauf, die guten Zahlen der Vergangenheit erneut einzuspielen: „Nur wenige Zeitungseigner in der Welt erwarten eine hundertprozentige Erholung des Geschäfts. Aber die 'Dagens Nyheter' hat eine 146-jährige Geschichte, und wir arbeiten daran, dass es sie noch mindestens 146 weitere Jahre gibt.“

Im November 2010 stellte Bonnier dann eine Plattform namens „News+“ vor – mit ihr sollen möglichst bald alle Zeitungen des Konzerns auf digitale Endgeräte gebracht werden. „News+“ setzt dabei auf eine Mischung aus dem digitalen Abbild der jeweiligen Printausgabe plus der laufenden Berichterstattung über das aktuelle Nachrichtengeschehen. Den Auftakt macht die „Dagens Nyheter“ mit ihrer iPad-App „DN+“. Eine einzelne Digitalausgabe kostet 22 SEK (ca. 2,40 Euro). Print-Abonnenten erhalten die zusätzliche Digitalausgabe für 99 SEK im Monat, ein reines Digitalabo kostet 199 SEK (ca. 21,50 Euro) im Monat. Als nächstes sollen die Zeitungen „Sydsvenskan“, „Expressen“ und „Dagens Industri“ aus Schweden sowie „Børsen“ aus Dänemark folgen. Insgesamt soll die Plattform als Grundlage für die Digitalausgaben von 19 Zeitungen in elf Ländern dienen. Auch sollen bald noch weitere Endgeräte  neben dem iPad bedient werden. „News+“ ist eine Weiterentwicklung von „Mag+“, einem Tablet-Konzept für Zeitschriften, das Bonnier zusammen mit der Agentur Berg entwickelt hatte und im Dezember 2009 – und damit noch vor der Bekanntgabe des Marktstarts von Apples iPad – präsentiert hatte. Die erste Zeitschrift, die auf Basis von „Mag+“ als Digitalausgabe erschien, war Bonniers US-Zeitschrift „Popular Science“.

CEO Jonas Bonnier sagte im November 2010 im Interview mit „Dagens Media“, die Zeitungsgruppe Bonnier Morning Press habe sich wirtschaftlich mittlerweile erholt, vor allem dank der deutlich ausgedünnten Struktur der „Dagens Nyheter“. Das Jahr 2010 werde die Zeitung deutlich besser abschließen als das Krisenjahr 2009.

Referenzen/Literatur