NRC Handelsblad

Für den deutschen Leser ist der Name leicht irreführend – „NRC Handelsblad“ konzentriert sich nicht wie das in Düsseldorf herausgegebene “Handelsblatt” auf wirtschaftliche Themen, sondern ist eine Vollzeitung mit Nachrichten und Hintergrund aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Sport. Sie gehört zu den auflagenstärksten Tageszeitungen in den Niederlanden, steht für fundierte Recherche und Analyse und wird regelmäßig mit verschiedenen Journalistenpreisen ausgezeichnet.

Basisdaten

Hauptsitz:
Marten Meesweg 35
3068 AV Rotterdam
Tel.: 0031-10-406.6111
Fax: 0031-10-406.6967
nrc(at)nrc.nl
www.nrc.nl

Redaktion:

  • Birgit Donker, Chefredakteurin
  • Sjoerd de Jong, stv. Chefredakteur
  • Bas Blokker, stv. Chefredakteur
  • Marcella Breedeveld, stv. Chefredakteur
  • Titia Ketelaar, stv. Chefredakteur
  • Hans Steketee, stv. Chefredakteur

 

Erscheinungsweise:
Sechs Tage die Woche (montags bis samstags); spät nachmittags (ausser samstags)

Auflage:
2007 verbreitete Auflage: 229 285
2008 verbreitete Auflage: 218 321
2008 bezahlte Auflage: 197 904

Verkaufspreis:
1,75 Euro (montags bis freitags), 2,95 Euro (samstags)

Mitarbeiter:
250 (davon 200 in der Redaktion)

Herausgeber:
PCM Dagbladen B.V.
Telefon: 0031-20-562.9111
www.pcmuitgevers.nl

Geschäftsführung:

  • Bert Groenewegen, Vorstandsvorsitzender
  • Gert Jan Oelderik, Verantwortlicher Herausgeber

 

Umsatz mit Tageszeitungen: 479,8 Mio. Euro
Umsatz 2008 gesamt: 644,3 Mio. Euro
Gewinn 2008 gesamt: 45,2 Mio. Euro
Mitarbeiter gesamt: 2600
Nettoverschuldung (Ultimo 2008): 160 Mio. Euro

Geschichte und Profil

"NRC Handelsblad" entstand 1970 durch die Fusion zwischen “Nieuwe Rotterdamsche Courant” (seit 1844), kurz NRC, und dem “Algemeen Handelsblad” (seit 1828) aus Amsterdam. Der Grund des Zusammenschlusses war rein ökonomischer Art, denn die Einführung von Werbung in Fernsehen und Radio brachte in den 1960er Jahren den ersten grossen Anzeigenrückgang bei den niederländischen Tageszeitungen. Fast alle Verlage kamen in finanzielle Schwierigkeiten, alle suchten sie nach Möglichkeiten, ihre Kosten zu reduzieren. Die erste grosse Konzentrationswelle in der Branche folgte.

Bereits 1964 hatten sich die Herausgeber von „NRC“ und „Algemeen Handelsblad“ zur Nederlandse Dagbladunie (NDU) zusammengetan, die Titel wurden jedoch weiterhin unabhängig voneinander geführt (NRC brachte auch das „Algemeen Dagblad“ und das „Rotterdams Nieuwsblad“, ab 1991 „Rotterdams Dagblad“ genannt, mit in die NDU). Nachdem 1969 beide Verlage unter hohen Schulden litten, die durch sinkende Auflagen, rückläufige Anzeigeneinnahmen und gestiegenen Druck-, Papier- und Lohnkosten verursacht worden waren, wurde die redaktionelle Trennung zwischen NRC und Algemeen Handelsblad aufgehoben. Nicht ohne Murren entschied man sich für Rotterdam als Hauptsitz.

NDU fusionierte 1979 mit dem Verlagshaus Elsevier, welches sich 1995 von seinen Tageszeitungen trennte. Nederlandse Dagbladunie wurde für 865 Mio. Gulden (umgerechnet rund 390 Mio. Euro) von PCM Uitgevers gekauft. Seitdem befindet sich „NRC Handelsblad“ im selben Verlag wie die landesweiten Qualitätszeitungen „Trouw“ und „de Volkskrant“ und das Amsterdamer Blatt „Het Parool“.

In seiner ersten Ausgabe vom 1. Oktober 1970 präsentierte NRC Handelsblad in einem Kommentar seine Ideale. Liberal und freiheitlich wollte das neue Blatt sein, weder gebunden an Religion noch an politische Dogmen. Bis in die 60er Jahre erlebte in den Niederlanden die so genannte verzuiling (Versäulung) ihre Hochzeit, es existierten drei bis vier Parallelgesellschaften mit eigenen Parteien, Schulen, Sportclubs, etc. und NRC Handelsbaltt wurdfe zum ersten Presseprodukt dieser Entwicklung. In seinem Titel führt die Zeitung das Motto Lux et Libertas (Licht und Freiheit), wobei ersteres auf die Ideale der Aufklärung verweisen soll.

Wachsam, fortwährend den Dingen auf den Grund gehen, tolerant gegenüber Andersdenkenden, misstrauisch gegenüber jeder Kollektivität, sei es Staat, Partei oder Fussballclub –dies waren die Leitlinien der neu zusammengeführten Redaktion. Das Individuum sollte vor dem Staat stehen, aussenpolitisch war man gegen niederländische Neutralität und über das Ausland sollte ideologiefrei berichtet werden. Das Blatt richte sich an Leser, so hieß es, die bereit seinen, nachzudenken. Allerdings war den Redakteuren bereits vor fast 40 Jahrenklar, dass sie sich dadurch eine “Beschränkung der Leserzahl auferlegen”. Dennoch wollte man den Leser soll unparteiisch informieren und Fakten, Analyse und Meinung ganz klar voneinander getrennt abdrucken.

Die ersten Jahre waren ür die junge Zeitung nicht leicht – die Auflage fiel 1974 von 106 000 Exemplaren auf weniger als 90000. Danach schaffte es „NRC Handelsblad“ jedoch, auch dank des veränderten Zeitgeistes und der beginnenden Entsäulung der niederländischen Gesellschaft, neue Leser zu gewinnen. 1977 überschritt die Auflage erstmals wieder die 100 000 Exemplar-Marke, zehn Jahre später hatte das Blatt mehr als 200 000 Abonnenten. Ende der 1990er Jahre erreichte die Auflage rund 270 000 und damit ihren bisherigen Zenith, seitdem geht es allerdings wieder abwärts.

NRC Handelsblad steht für recherchestarken, faktischen Journalismus. Die Zeitung wird regelmässig mit Journalistenpreisen ausgezeichnet (so beispielsweise 2005 ein Investigativstück zum Finanzskandal beim Handelskonzern Ahold). Das Blatt verfügt zudem über das grösste Korrespondentennetz Hollands. Mit Birgit Donker bekleidete von Ende 2006 bis April 2010 die erste Frau im niederländischen Zeitungssektor die Chefredakteurs-Position.

NRC Handelsblad erscheint an sechs Tagen die Woche (montags bis samstags), und zwar an Wochentagen am späten Nachmittag und am Samstag am Vormittag. Das Blatt wird klassisch im Broadsheet-Format produziert, und erscheint von montags bis donnerstags in zwei Büchern, am Freitag und Samstag zusätzlich mit Beilagen.

Das erste Buch wird intern dagkrant genannt (dt.: Tageszeitung). Hier werden aktuelle Nachrichten, Hintergründe und Meinung unter den folgenden Rubriken präsentiert: Binnenland (Inland; meist Politik), Buitenland (Ausland; meist Politik), Opinie (Meinung), Kunst und Sport. An jedem Tag erscheinen zusätzlich ein bis zwei besondere Seiten: Montags eine Seite mit einem grossen Porträt und die politische Rubrik Retour Den Haag–Brussel, sowie die Seite muziek (Musik); dienstags und donnerstags gibt es jeweils eine Seite Wissenschaft; mittwochs die Seite film; donnerstags erscheint zudem die Seite Nederland & Europa. Am Samstag erscheint regelmäßig ein grosses Interview mit einem Spitzensportler, produziert von der Sportredaktion.

NRC Handelsblad erscheint als modernes Broadsheet: Obwohl das Blatt ganz klar auf Informationen, Analyse, Hintergrund und Einordung setzt, besteht die Zeitung nicht nur aus Textinhalten. Bilder sind wichtig und sind fest in das Layout der Seiten integriert. Der jüngst vollzogenen Wechsel zum Farbdruck bringt die Bilder nun außerdem voll zur Geltung. NRC Handelsblad benutzt Infografiken, folgt dabei aber eher dem Motto “Klasse statt Masse”. Weblinks verweisen auf das Angebot im Internet.

Besonders seit Mitte der 1990er Jahre hat NRC Handelsblad sich inhaltlich verbreitert: Schwerpunkt-Seiten entstehen (Wetenschap, Europa) und neue Beilagen werden produziert (Boeken, Opinie & Debat; sowie das monatliche Hochglanzmagazin „M“ seit 1998). Es werden mehr Kolumnisten ins Blatt geholt, auch mal Stücke geschrieben, die eher boulevardesk sind. NRC Handelsblad gibt eine Wochenzusammenfassung heraus, die sich an niederländische Leser im Ausland richtet („NRC De Week“). „NRC Focus“ erscheint einmal im Quartal und beschäftigt sich mit betriebswirtschaftlichen Themen.

Verlagsüberblick, Management und Geschäftsfelder

PCM Uitgevers befindet sich seit Anfang 2009 vollkommen im Umbruch. Die belgische Persgroep investierte 130 Mio. Euro in PCM und erwarb dafür einen Anteil von 58,4 Prozent. NRC Media, Herausgeber von NRC Handelsblad und nrc.next, soll verkauft werden. Anfang Juni 2009 übernahm PCM den Minderheitsanteil von Wegener am gemeinsamen Projekt AD NieuwsMedia. PCM Uitgevers wurde in De Persgroep Nederland umbenannt und wurde Herausgeber von „Trouw“, „De Volkskrant“ und „AD“ sowie Eigentümer von Druckereien und mehreren Buchverlagen. De Persgroep-Boss Christian van Thillo sollte den vomaligen PCM-Chef Bert Groenewegen ab.

Auch „NRC Handelsblad“ leidet unter dem Strukturwandel in der Tageszeitungsbranche. Seit 2000 verlor das Blatt fast 20 Prozent seiner verbreiteten Auflage (2000: 270 706; 2008: 218 321). Bei der bezahlten Auflage musste die Zeitung 2008 ein Minus von fast fünf Prozent hinnehmen und lag damit deutlich über dem Schnitt aller niederländischen Tageszeitungen (minus 2,6 Prozent). Herausgeber Oelderik gibt sich darüber nicht zu besorgt: “Die Zahlen beziehen sich nicht nur voll bezahlte Kopien, sondern beinhalten auch Probe- und Aktionsabonnements. Wir haben im vergangenen Jahr viele dieser Abos gestrichen, weil sie uns Geld kosten.”

Oelderik nimmt es als gegeben hin, dass die gedruckte Zeitung an Auflage verliert. “Wir versuchen, neue Produkte zu entwickeln”, sagt der Mann, der vor vier Jahren von Apple zu „NRC Handelsblad“ kam. “NRC Media hat mit mehreren Zeitungen, zehn bis zwölf Websites und mehreren Dienstleistungsunternehmungen ein Portfolio von qualitativ hochwertigen Publikationen.”

Zwei Dinge haben „NRC Handelsblad“ dabei geholfen, flexibel und kreativ auf die veränderten Mediennutzungsgewohnheiten ihrer Zielgruppe zu reagieren. Zum einen schwemmten die hohe Auflage und sehr gute Anzeigeneinnahmen während des dot.com-Booms ausreichend Kapital ins Unternehmen. Viele andere Blätter standen Mitte der 2000er finanziell schon so schwach da, dass deren Chefs nur noch ans Kürzen dachten. Der andere Faktor ist Mut – besonders in den vergangenen drei, vier Jahren kamen eine Reihe Neuerungen aus Rotterdam, die viele Konkurrenten, die unter dem Strukturwandel in der Medienbranche leiden, wahrscheinlich nicht gewagt hätten.

Der entscheidendste Schritt war allerdings mit Abstand die Lancierung von „nrc.next“ im März 2006. Das Blatt, im Tabloid-Format produziert, erscheint am Morgen jedes Werktags und zielt mit seinen Themen und der Aufmachung auf die “nächste” Generation der „NRC Handelsblad“-Leser. Obwohl viele Kritiker anfangs „nrc.next“ keine grossen Überlebenschancen einräumten, erreicht das Blatt mittlerweile eine bezahlte Auflage von fast 65 000 Exemplaren – und hat damit zumindest auflagentechnisch den Verlust beim Mutterblatt aufgefangen.

Die Zeitung wird von derselben Redaktion wie „NRC Handelsblad“ produziert, laut Aussagen Oelderiks wurden zusätzlich “20 bis 30” neue Redakteure eingestellt. “nrc.next schreibt schwarze Zahlen”, erklärt Oelderik. Wobei er offen sagt, dass deren Nettomarge deutlich niedriger ist als die des Mutterblattes – nicht allzu verwunderlin, denn der Verkaufspreis ist niedriger (1,10 Euro), und auch die Anzeigen kosten weniger. Zudem verteilt „nrc-next“ nach Informationen des Fachblatts De Journalist rund 20 000 Exemplare gratis.

Im April 2009 erschien die erste Ausgabe der Samstagsbeilage „NRC Weekblad“. Da nichts bekanntlich älter ist als die Zeitung von gestern, soll der Leser an diesem Magazin die ganze Woche über Freude haben. Das Lancieren eines Titels im Stile des FAZ-Magazins ist mit Kosten verbunden, laut Oelderik hätten Marktanalysen aber Potential diagnostiziert. Sein Pfund dabei sind die „NRC Handelsblad“-Leser: das Blatt geht zu 95 Prozent an Abonnementen, die Leser-Blatt-Bindung ist also enorm hoch..

Der Samstag als Erscheinungstag ist zudem besonders bedeutend – vor rund vier Jahren begann „NRC Handelsblad“ flexiblere Abonnentenformen anzubieten. Viele Menschen bleicht wertags kaum mehr die Zeit, um Zeitung zu lesen. Das Wochenend-Abo (Freitag und Samstag) wird dagegn mittlerweile von rund 44 000 bezogen. Beim ‚nrc.next-plus-Abo’ erhalten die Leser zusätzlich zur täglichen Kompaktausgabe nrc.next auch die Samstagsausgabe des Mutterbaltts. Denn je mehr junge next-Leser zusätzlich am Samstag die klassischen Tageszeitung lesen, desto attraktiver wird die Magazinbeilage NRC Weekblad für Anzeigenkunden.

Als zusätzlich ökonomisches Standbei gibt es den Webshops NRC Extra. Hier finden sich Weine, DVD-Sammlungen, CDs, Bücher und Porzellan-Sammelbecher. Unter www.onedayonly.nl gibt es jeweils einen Artikel, der nur für 24 Stunden im Angebot ist.

Innovative Abonnementsformen sind ein Beispiel, wie der Verlag auf veränderte Gewohnheiten seiner Kunden reagiert. Ein anderes ist die Möglichkeit, die Zeitung auf einem elektronischen Lesegerät zu empfangen. 2500 Abonnementen haben nach Aussagen von Oelderik das ‚E-paper’ abonniert. Dieses Abo ist deutlich günstiger als das der Printausgabe, allerdings kostet der Vertrieb den Verlag auch deutlich weniger.

Neue Geschäftsmodelle und Beteiligungen

Im September 2008 ging NRC International, die englische Version der Website, an den Start. Sie ist eine Kooperation mit dem „Spiegel“ aus Deutschland und „politiken“ aus Dänemark.

Nach Aussagen von Oelderik haben 8 000 Menschen mittlerweile ein reines Web-Abo. Der Bereich sei mit 20 Prozent extrem stark gewachsen. 75 Euro zahlen die Abonnementen für unbegrenzten Zugang zum Web-Archiv und um die Zeitung online zu lesen. Damit spart der Verlag die Kosten, die Zeitung zu drucken und die Papierversion bis zum Leser zu bringen. Gleichzeitig spricht sie damit Kunden an, die keine gedruckte Tageszeitung mehr lesen.

Insgesamt hat NRC Media besonders in den letzten Jahren gezeigt, dass es aktiv neue Geschäftsmodelle sucht. Derzeit arbeiten Oelderik und sein Team daran, einen Weg zu finden, wie der Verlag in einfacher Weise Mikroeinnahmen auf den Websites generieren kann. “Ich meine damit beispielsweise 1 Cent für einen normalen Artikel, 5 Cent für eine Reportage, 20 Cent für einen Scoop”, erklärt Oelderik. Ihm schwebt ein Modell vor, wie es Apple mit seinem iTunes-Shop macht: “one-click payments” funktionieren über ein einfaches Bezahlsystem mit nur wenigen Schritten. Problem sei, dass der Kreditkarten-Gebrauch in den Niederlanden relativ niedrig ist. Abgesehen von technischen Schwierigkeiten ist sich Oelderik aber sicher, dass Menschen bereit sind, für zuverlässige Nachrichten zu bezahlen. Gerade weil das Internet soviele Informationen biete, wachse die Bedeutung von Quellen, denen die Menschen vertrauen.

Internetpräsenz und Online-Performance

NRC Handelsblad war 1995 die erste der landesweiten niederländischen Tageszeitungen, die mit einer Webversion online ging. Mittlerweile hat NRC Media eine starke und diversifizierte Präsenz im Internet, die von 2,2 Millionen Menschen im Monat besucht wird. Die beiden Hauptsites sind www.nrc.nl und www.nrcnext.nl (wurde kürzlich als Blog relauncht).
Die ehemalige Buchbeilage wurde in die digitale Version www.nrcboeken.nl umgewandelt, die im Mai 2008 online ging. Im selben Monat startete nrc.tv, ein Webvideokanal, der Kommentare von NRC-Redakteuren zu aktuellen Ereignissen sendet und feste Rubriken aus dem Blatt verfilmt, beispielsweise die Kochkolumne oder Musikrezensionen.

NRC Carriere ist ein Stellenportal für Akademiker, auf NRC Geboorteregister kann man die jüngsten Geburtsanzeigen und Hitlisten für Vornamen nachlesen. www.nrc.nl/international ist die englische Ausgabe der Website; sie ging 2008 online.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Im März 2009 gab PCM Uitgevers bekannt, dass es einen Mehrheitsanteil an das belgische Verlagshaus De Persgroep verkaufen wird. PCM Uitgevers, hochverschuldet, ist Herausgeber fast aller landesweiten Qualitätszeitungen: „NRC Handelsblad“ und „nrc.next“, „De Volkskrant“ und „Trouw“. Mit einer gemeinsamen Auflage von fast 588 000 Exemplaren erreicht PCM einen Marktanteil von rund 18 Prozent im Tageszeitungsmarkt und bringt es somit auf Platz drei der grössten Zeitungsunternehmen in den Niederlanden (auf Platz eins steht Telegraaf Media Group mit seinem Flagschiff “De Telegraaf”, der Zeitung mit der höchsten Auflage (618 000); Platz zwei nimmt Koninklijke Wegener ein, das sich auf Regionalzeitungen konzentriert).

Persgroep-Chef Christian van Thillo, der zukünftig auch die Führung von PCM Uitgevers übernehmen wird, plant große Veränderungen. Zum einen soll sich PCM von einem seiner Qualitätstitel trennen – van Thillo hat sich für NRC Media, Herausgeber von NRC Handelsblad und nrc.next; entschieden, weil es das betriebswirtschaftlich interessanteste Objekt ist und sich deswegen am leichtesten verkaufen lässt. Ziel ist, die immer noch hohe Verschuldung von netto 160 Mio. Euro von PCM zu reduzieren.

PCM ist zudem mit 63 Prozent an AD NieuwsMedia beteiligt, Herausgeber des „Algemeen Dagblad“, der mit fast 409 000 bezahlten Exemplaren zweitgrößten Tageszeitung in den Niederlanden. Die restlichen 37 Prozent hält der Wegener-Verlag. Dieser vermeldete Anfang Juni 2009, ihren Minderheitsanteil an PCM verkaufen zu wollen. Einen Monat zuvor hatte AD die niederländische Medienbranche mit der Ankündigung geschockt, 124 seiner insgesamt 421 redaktionellen Arbeitsplätze zu kürzen. “Das ist die grösste Reorganisation, die wir je gesehen haben”, sagt Frans Oremus, Redakteur beim Branchenblatt “De Journalist”.

All dies findet in einer Marktsituation statt, wie sie überall in Europa zu beobachten ist. An sich können Zeitungen in Holland immer noch eine beachtliche Reichweite vorweisen – sie erreichen rund 60 Prozent der niederländischen Bevölkerung (über 13 Jahre). Zählt man die Gratisblätter (Metro, Sp!ts, De Pers und DAG (am 1. Oktober 2008 eingestellt)) hinzu, halten täglich fast 70 Prozent eine Zeitung in der Hand. Aber diese Zahlen waren vor ein, zwei Jahrzehnten deutlich höher. Auch die Niederlande erleben einen stetigen Rückgang der Auflage, der bedingt ist durch die strukturellen Veränderungen in der Medienbranche, ganz besonders die Einführung elektronischer Medien und damit einhergehend Veränderungen der Nutzungsgewohnheiten der Leser. “In den vergangenen zehn Jahren ist die Gesamtauflage aller niederländischen Tageszeitungen im Schnitt um zwei bis drei Prozent pro Jahr zurückgegangen”, erklärt Tom Nauta, Generalsekretär des Herausgeberverbandes Nederlandse Dagbladpers (NDP), Untergruppe des Nederlands Uitgeversverbond. Nach Berechnungen des Branchenmagazins “De Journalist” verloren die Tageszeitungen in den Niederlanden in den vergangenen 20 Jahren rund 1,5 Millionen zahlende Leser – von 4,6 Millionen im Jahr 1989 auf 3,1 Millionen.

Hinzu kommt, dass der Anzeigenmarkt einbricht, besonders seit Beginn der Finanzkrise im vergangenen Jahr. Laut Nauta ist der Bruttowerbeumsatz im ersten Quartal 2009 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent gesunken. Das zweite Quartal wird nach Ansicht von De Persgroep-Chef van Thillo noch schlechter – insgesamt rechnet er für das Gesamtjahr 2009 mit einem Umsatzrückgang aus Werbung von 15 Prozent. Verlagsgruppe Wegener meldete im Mai ein Anzeigen-Minus von 21 Prozent für die ersten vier Monat des Jahres (im Vergleich zum Vorjahrestrimester), hauptsächlich durch weniger Stellen- und Autoanzeigen.

Die entscheidende Frage auch für die niederländischen Herausgeber ist, wie sich im Internet Geld verdienen lässt. “Das Geld kommt immer noch von den gedruckten Zeitungen. Die Verlage müssen neue Märkte finden, müssen ein Geschäftsmodell finden, um Einnahmen im Internet zu generieren”, stellt Nauta vom NDP fest. NRC Media scheint darauf bisher die besten Antworten gefunden zu haben.

Schaut man auf die Auflagenentwicklung der vergangenen fünf bis zehn Jahre in den Niederlanden, dann stechen drei Produkte heraus, die sich dem Trend nach unten widersetzt haben: das sich auf Wirtschaft konzentrierende “het financieele dagblad”, das allein im vergangenen Jahr ein Auflagenplus von 2,3 Prozent erreichte; Trouw, dessen Auflage zwar abnimmt, aber weniger stark als die der Konkurrenten. Und NRC Media, und zwar aus zwei Gründen: Im März 2006 wagte der Verlag mit nrc.next eine Neueinführung, die es mittlerweile auf eine bezahlte Auflage von fast 65 000 Exemplaren geschafft hat (2008) und dadurch zumindest auflagentechnisch den Einbussen beim Mutterblatt, NRC Handelsblad, entgegenwirkt. Und der Verlag hat gezeigt, dass er auf die veränderten Mediennutzungsgewohnheiten reagiert – mit flexiblen Abonnementsformen, rund zehn Websites, zwei Webshops, einem reinen Webabonnement und dem Angebot, die Zeitung auf einem elektronischen Lesegerät zu empfangen. “Man kann den Leuten nicht was in Rachen schieben, was sie nicht haben wollen. Das funktioniert nicht. Der Wandel von “Tinte auf Papier” zu “Pixel auf Bildschirm” kommt”, sagt NRC Media-Herausgeber Gert Jan Oelderik.

Referenzen/Literatur