Neues Tief in der Spielebranche?!

03.08.2012

Der zum Medienkonzern Vivendi gehörende Game Publisher Activision Blizzard musste im vergangenen Quartal einen Umsatzrückgang verkraften. Auf der größten Videospielmesse Europas, der Gamescom in Köln, werden dieses Jahr die Branchenriesen Microsoft, Nintendo, Sega und THQ nicht zuletzt aus finanziellen Gründen nicht vertreten sein. Branchenkennern zufolge befindet sich die Spieleindustrie in einem Jahr des Umbruchs, welcher durch einen Mangel an Neuankündigungen bei Spielen und Konsolen geprägt ist. Hängt die Spielebranche in der ökonomischen Abwärtsspirale fest oder befinden sich neue Produkte noch in der Entwicklungsphase?
Die Redaktion von mediadb.eu hat sich die aktuellen Entwicklungen auf dem Computerspiele-Markt genauer angeschaut und für die weltweiten Branchenriesen zusammengefasst.

Sony Computer Entertainment
In dem Ranking unter den Produzenten und Verlegern von Videospielen ist Sony Computer Entertainment derzeit neuer Spitzenreiter. Die Games-Sparte von Sony erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von umgerechnet 6,9 Milliarden Euro. Seit Ende Februar ist die mobile Spielekonsole PlayStation Vita auch außerhalb Asiens erhältlich und sorgte laut Unternehmensangaben für reißenden Absatz (Industrie-Insider bezeichnen die Vita jedoch bereits als einen nicht mehr zu revidierenden Flop). Im Juni enthüllte Sony auf der diesjährigen US-Spielemesse Electronic Entertainment Expo (E3) den Heavy Rain-Nachfolger Beyond: Two Souls. Eine neue Spielekonsole konnte in diesem Jahr noch nicht präsentiert werden. Laut Informationen des Wall Street Journal soll die PlayStation 4 jedoch 2013 auf den Markt kommen.

Microsoft
Microsofts Xbox 360 entwickelte sich vor allem in den USA zu einem Verkaufsschlager. In Europa hingegen dominiert die PlayStation 3 die Wohnzimmer. Neue Konsolenankündigungen lassen derzeit noch auf sich warten. Gestern wurde bekannt, dass die Entwicklung des Flugsimulators „Flight“ gestoppt und das Entwicklerteam aufgelöst wird. Mit einem Entwickler-Marathon, bei dem mehr als 300 Teilnehmer innerhalb von 48 Stunden Spiele für Windows 8 programmieren sollen, will Microsoft einen neuen Weltrekord aufstellen.

Nintendo
Sony und Microsoft zogen am bisherigen Spitzenreiter Nintendo vorbei, das in diesem Jahr nach massiven Umsatz- und Gewinneinbrüchen nur noch auf Rang drei im mediadb-Ranking steht. Der Hersteller bringt im November oder Dezember dieses Jahres die Wii U heraus. Statt die neue Konsole auf der Gamescom vorzustellen, bevorzugte das japanische Unternehmen kleine Pressevorführungen in ganz Deutschland. Branchenkennern zufolge ist die Abwesenheit auf der Gamescom verständlich, da so mehrere Hunderttausend Euro Auftrittskosten auf der Messe eingespart werden können und weil es bis dato keinen herausragenden Titel für die Wii U vorzustellen gibt.

Activision Blizzard
Gestern veröffentlichte der kalifornische Spiele-Publisher die Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2012. Im Vergleich zum Vorjahresquartal wurden 71 Millionen US-Dollar weniger umgesetzt, wobei der Nettogewinn von 335 Millionen auf 185 Millionen US-Dollar zurückging. Nichtsdestotrotz konnten die eigenen Prognosen und die der Analysten übertroffen werden. Gut verkauften sich Skylanders Spyro's Adventures und Call of Duty: Modern Warfare 3. Das meistkonsumierte Spiel bleibt mit 9,1 Millionen Spielern weiterhin World of Warcraft. In den letzten drei Monaten verlor das Rollenspiel jedoch eine Million Gamer. Die Mitgliedschaften nehmen so rapide ab wie noch nie zuvor. Laut Aussagen des Blizzard-Präsidenten Mike Morhaime seien die Spieler vorerst zu Diablo III abgewandert und würden im Herbst mit dem Launch der Erweiterung von World of Warcraft wieder zurückkehren. Kritiker sehen die Reduzierung der Nutzerzahlen jedoch in der nicht mehr zeitgemäßen Abonnementverpflichtung und der Plattformbindung an einen Mac oder PC begründet. Vor allem jüngere Nutzer spielen über das Smartphone oder einen Tablet-Computer, wie die aktuellen Zahlen des Branchenverbands ESA der US-Spielindustrie bestätigen.

Der Mutterkonzern Vivendi gliederte den Computerspiele-Hersteller Mitte Juli aus dem Kerngeschäft aus und kündigte einen Verkauf an. Als mögliche Kaufinteressenten galten Microsoft und Time Warner, die chinesische Holding Tencent oder die Nexon-Gruppe aus Japan. Insidern zufolge liegt der Verkauf derzeit jedoch auf  Eis, weil kein potenzieller Käufer den von Vivendi geforderten Preis zahlen wollte.

Mehr dazu:

- Meedia: Gamescom ohne Microsoft und Nintendo (03.08.2012)

- FAZ: Vivendi legt Activision-Verkauf auf Eis (03.08.2012)