Länderporträt Zypern

Einwohner: 1,2 Millionen (2020)
Haushalte: 340.000 (2021)
Religionen: Griechisch-Orthodox (78%), Muslimisch (18%)
Größte Städte: Nikosia
Regierungsform: Republik
Staats- und Regierungschef: Nicos Anastasiades (seit 2013)
EU-Mitglied seit: 2004
Arbeitslosenrate: 7,5% (2021), 17,4% (2013)
Staatsverschuldung: 24,27 Mrd. US-Dollar (2021)
Bruttoinlandsprodukt: 27,64 Mrd. US-Dollar (2021)

Digitale Werbeausgaben: ca. 100 Millionen USD (2020)
Größte Medien- und Telekommunikationskonzerne: CyBC, Dias Publishing House LTD, Phileleftheros Publishing Group, Antenna Group, Teletypos S.A., Primetel; BRT, TAK, Star Media
Rundfunkgebühren: keine

Geschichte und Profil

Mehr als zehn Jahre nach der Öffnung von Grenzposten zwischen dem griechischsprachigen und türkischen Teil von Zypern und zahlreichen EU-Maßnahmen, um die türkisch-zypriotische Community stärker in die EU zu integrieren, bleibt die zyprische Medienlandschaft weiter stark fragmentiert. Die Medien haben ihrerseits eine entscheidene Rolle gespielt, die sprachlichen und kulturellen Barrieren zwischen beiden Länderteilen aufrechtzuerhalten. Die ersten Zeitungen, die nach der Öffnung der ersten Druckerei im Jahr 1878 erschienen, waren griechisch-nationalistisch in ihrer Ausrichtung, was die türkischsprachigen Zeitungen wiederum in deren nationalistischen Charakter bestärkte. Die Folge waren homogenisierte Kommunikationskanäle, die separate sprachliche und religiöse Communities bedienten.

Nur für eine kurze Periode - 1960 bis 1963 - kann man von einer gemeinsamen Mediensystem sprechen. Im Zuge der Unabhängigkeit vom britischen Reich schaffte es die Republik Zypern kurzzeitig, ein insitutionelles Umfeld zu schaffen, das für die Medien in beiden Landesteilen galt. Hoffnungen dies aufrechtzuerhalten, zerschlugen sich jedoch bereits 1963, als es zu ethnischen Konflikten auf der Insel kam. Seit dem Putsch der griechischen Militärregierung und der anschließenden türkischen Invasion des Nordteils Zypern im Jahr 1974 haben sich zwei grundverschiedene Medienlandschaften mit unterschiedlichen medienpolitischen Rahmenbedingungen entwickelt. Griechischsprachige zypriotische Medien verfügen über größere Budgets und sind in das europäische Mediensystem integriert. Türkischsprachige Medien hingegen orientieren sich am türkischen Medienmarkt und verfügen gemeinhin über weniger Ressourcen als ihre griechischen Pendants. Zwischen Journalisten aus den verschiedenen Landesteilen gibt es wenig bis gar keine Formen der Zusammenarbeit oder des Austauschs. Das liegt nicht unbedingt am Unwillen oder ideologischer Verbohrtheit einzelner Redakteure, sondern scheitert oft schlichtweg an technischen Hürden. Zypern und Nordzypern haben zwei völlig voneinander getrennte Telekommunikationsinfrastruktruren.

Die mediale Polarisierung wird oft als wichtiger Faktor für den weiterhin ungelösten Konflikt zwischen den Volksgruppen betrachtet. In einem Großteil der Berichtestattung auf beiden Seiten hat sich inzwischen eine "Wir gegen sie"-Haltung etabliert. Meinungen bestimmen oft mehr das Bild als Fakten. In den 1990er Jahren sowie in jüngster Zeit wurden türkischsprachige Medien in Nordzypern - das über keine herkömmliche Tradition des Grundsatzes des Meinungsfreiheit verfügt - Opfer von Bedrohungen und politisch motivierter Gewalt (dazu zählen die nicht aufgeklärte Ermordung des "Yeni Düzen"-Journalist Kutlu Adali sowie der Anschlag auf die Ankara-kritische Zeitung "Afrika" im März 2011).

Ein besonderes Merkmal der zypriotischen Medienlandschaft ist es, dass es de facto keine Beschränkungen für politische Parteien gibt, in den Mediensektor zu investieren. Die Folge ist, dass, mit Abstand von "Phileleftheros", sämtliche großen Tageszeitungen politischen Parteien nahestehen und als deren Sprachrohre fungieren. Dies gilt sowohl für den griechischen als auch den türkischen Teil des Landes, wobei im letzteren Zeitungen aus der Türkei den Pressemarkt dominieren.

Trotz dieses feindlichen Klimas haben griechische und türkische Journalisten sowie weitere Vertreter der Zivilgesellschaft in den vergangenen Jahren einen Annäherungsprozess eingeleitet, der ausloten soll, inwieweit integrative Medienprojekte zu einer besseren Verständigung zwischen Nord- und Südteil führen können.

Medienunternehmen und -konzerne

CyBC
Die öffentlich-rechtliche Cyprus Broadcasting Corporation begann 1953 unter britischer Herrschaft den Radiosendebetrieb. Ende der 1950er Jahre wurde mit CyBC1 (oder RIK1) der erste Fernsehsender ins Leben gerufen. Bis 1982 wurden sämtliche Programme in schwarz-weiss gesendet. 1992 wurde mit RIK2 ein zweites Vollprogramm gestartet. Während RIK1 überwiegend Nachrichten, Filme und Serien ausstrahlt, hat RIK2 seinen Schwerpunkt auf Kinder- und Sportinhalten. Ausserdem sendet RIK2 regelmäßig die Euronews-Nachrichtenprogramme. Bis zu dessen Einstellung im Jahr 2013 wurde auch das Signal des griechischen öffentlich-rechtlichen Senders ERT übertragen. Eine Besonderheit von RIK2 ist, dass der Sender auch türkischsprachige Zuschauer mit einzelnen Programmen berücksichtigt. Neben den zwei Vollprogrammen betreibt CyBC auch einen internationalen (RIK Sat) und einen HD-Ableger (CyBC HD) sowie die vier Radiosender. Beim sog. "dritten Kanal" handelt es sich um den reichweitenstärksten Sender Zyperns.

Dias Publishing House LTD
Die Dias Group ist der größte und am stärksten diversifizierte Medienkonzern in Zypern. Im Fernsehbereich betreibt Dias mit Sigma TV den einschaltstärksten Privatsender (inklusive dem dazugehörigen beliebtesten Online-Nachrichtenportal Sigma Live, siehe Tab. 1) sowie die beiden Sportsender Sports 1 und Sports 2. Im Printsektor bringt Dias u.a. die zweitgrößte Zeitung des Landes, "Simerini", sowie die größte Gratiszeitung "City Free Press" heraus. Hinzu kommen zahlreiche Radiosender (darunter Top FM, Star FM, Super FM, Love Radio und Energy), lizenzierte Magazine wie Madame Figaro, Bazaar und OK1 sowie Wirtschaftsfachinformationen (InBusiness) und eine Beratungsagentur (IMH Ltd.)

Phileleftheros Publishing Group
Phileleftheros ist das größte Verlagshaus Zyperns. Publizistisches Flaggschiff ist die größte und meistverkaufte Zeitung der Insel, die 1955 gegründete "Phileleftheros" (zu deutsch: "Zeitung"). Weitere Zeitungen im Portfolio sind das Sportblatt "Goal" und der englischsprachige Wochentitel "The Cyprus Weekly". Hinzu kommen zehn Magazine (Omikron, Syntesis, Downtown) inklusive dazugehörigen Webauftritten. Desweiteren betreibt Phileleftheros die drei Radiosender SFERA, Kiss FM und Mix FM

Antenna Group
Einer der führenden griechischen Medienkonzerne, die Antenna Group, ist seit 1993 auch in Zypern durch einen Ableger seines Fernsehsender ANT1 präsent. Neben vereinzelten auf den zypriotischen Markt zugeschnittenen Formaten strahlt ANT1 Cyprus im wesentlichen das Programm des griechischen Senders aus.

Teletypos S.A.
Teletypos ist das umsatzstärkste Medienunternehmen Griechenlands und als Rundfunkveranstalter auch in Zypern tätig. Der zypriotische Ableger des größten griechischen TV-Senders Mega hieß einst O Logos und wurde 1991 von der katholischen Kirche Zyperns gegründet, ehe er von Teletypos 1999 übernommen und in Mega Channel Cyprus umbenannt wurde.

Nordzypern

BRT
Die Bayrak Radio Television Corporation ist der öffentlich-rechtliche Sender des türkischen Teils von Zypern. Er spaltete sich 1963 im Zuge von ethnischer Gewalt zwischen Griechen und Türken von CyBC ab, das damals noch beide Volksgruppen repräsentierte. Anfangs operierte BRT aus dem Untergrund und wurde erst nach der Übernahme des Nordteils durch türkische Truppen institutionalisiert. Das griechischsprachige Pendant CyBC erkennt BRT bis heute nicht an und bezeichnet die Anstalt regelmäßig als "illegalen Piratensender".

TAK
Türk Ajansi Kibris ist die offizielle Nachrichtenagentur Nordzyperns und beliefert in erster Linie BRT aber auch Medien in der Türkei. Ebendso wie BRT bezeichnet CyBC die Agentur als "illegal", wenn sie sich auf deren Informationen beruft.

Star Media Group
Seit 2008 betreibt die türkische Star Media Group den nordzypriotischen Privatsender ADA TV. Star wurde 2004 von dem der türkischen Regierung nahestehenden Fond TMSF übernommen und gilt als Erdogan-nah.

Abb. 1: Werbeumsätze nach Gattungen, 2008-2012 (in Mio. Euro)

Quelle: European Audiovisual Observatory Yearbook 2013

Abb. 2: Prime Time Markanteile der größten TV-Sender 2012

Quelle: European Audiovisual Observatory Yearbook 2013

Tab. I: Die beliebtesten Internetseiten 2014

 

Rang

Internetseite

Beschreibung

Mutterkonzern

1.

Facebook.com

Soziales Netzwerk

Facebook Inc.

2.

Google.com

Suchmaschine

Google Inc.

3.

Google.com.cy

Suchmaschine

Google Inc.

4.

YouTube

Videoportal

Google Inc.

5.

Sigmalive.com

Nachrichten

Dias Group

6.

Tothemaonline.com

Nachrichten

 

7.

Yahoo.com

Webportal

Yahoo Inc.

8.

Wikipedia.org

Enzyklopädie

Wikimedia Foundation

9.

Amazon.com

E-Commerce

Amazon Inc.

10.

Philenews.com

Nachrichten

Phileleftheros Publishing Group

11.

Blogspot.com

Blogging

Google Inc.

12.

Live.com

Email

Microsoft

13.

Bet365.com

Sportwetten

Bet 365 Group Ltd.

14.

Twitter.com

Microblogging

Twitter Inc.

15.

Linked.in

Soziales Netzwerk

Linked.in Inc.

16.

Kerkida.net

Sportnachrichten

Digital Tree ePublishers Ltd

17.

Aliexpress.com

E-Commerce

Alibaba Group Holding Ltd.

18.

Ebay.co.uk

Online-Auktionen

Ebay Inc.

19.

BankofCyprus.com

Banking

Bank of Cyprus

20.

Ebay.com

Online-Auktionen

Ebay Inc.

Quelle: Alexa.com

Regulierung

Die Cyprus Radiotelevision Authority wurde 1998 im Rahmen des allgemeinen Radio- und Fernsehgesetzes ins Leben gerufen. Hauptaufgabe der Behörde ist die Sicherung von Meinungsfreiheit und Jugendschutz in Radio- und Fernsehprogrammen. Darüber hinaus soll sie für Transparenz in den Besitzstrukturen der audiovisuellen Medien sorgen und Monopol- und Oligopolbildung verhindern.

Ein unabhängiger Presserat, die Cyprus Media Complaints Commission, ist für die Selbstregulierung des Nachrichtensektors verantwortlich. Leser können sich an den Rat wenden, um sich über die Berichterstattung zu beschweren. 1997 vom zypriotischen Journalistenverband und dem Verbund der Zeitungsverleger gegründet, hat sich mittlerweile auch der zypriotische öffentlich-rechtliche Rundfunk den Statuten der Kommission unterworfen. Über den ebenfalls 1997 veröffentlichten journalistischen Code of Practice wacht ein sog. Press Ethics Committee, das aus 13 Mitgliedern besteht, die vom Journalistenverband und Verband elektronischer Medien berufen werden.

Im nördlichen Teil des Landes existieren keine analogen Regulierungsmechanismen und Garantien von Pressefreiheit. Stattdessen können Journalisten gemäß Kapitel 154, Paragraph 7 der Strafprozessordnung verhaftet und ggf. verurteilt werden. Unliebsame Journalisten wurden in der Vergangenheit auch von Militärgerichten verurteilt. Der Ankara-kritische Journalist Serhat Incirli wurde 2006 als erster von der türkischen Regierung angezeigt, weil der den türkischen Staat kritisiert hatte.

Quellen/Literatur

  • Collaborative Media Initiative: A Potential Untapped: Media Working Together across the Divide in Cyprus. UNDP/Cyprus Community Media Centre (2012).
  • Myria Vassiladou, "The Cypriot Media Landscape." In Georgios Terzis (Hrsg.), European Media Governance: National and Regional Dimensions. Bristol: Intellect Books, 201-213.

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