Länderporträt Niederlande

Wichtigste Merkmale des niederländischen Medienmarkts sind ein im europäischen Vergleich wohl einmaliges, dezentrales Netz einzelner kleiner öffentlich-rechtlichen Rundfunkbetreiber sowie eine stark konzentrierte, von wenigen Medienkonzernen dominierte Medienlandschaft. Abgesehen vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wird der Markt im Wesentlichen von vier Unternehmen kontrolliert, im privaten TV-Bereich haben die in Luxemburg ansässige RTL-Group und der erst 2017 gegründete, niederländische Medienkonzern Talpa Network eine dominierende Stellung.

Wie auch in vielen anderen Ländern Europas hat die Etablierung des Internet die niederländische Medienlandschaft stark verändert. Insbesondere Regionalzeitungen haben in den vergangenen Jahren jedoch stark an Lesern verloren, wobei die Onlineausgaben der jeweiligen Titel lange Zeit nicht profitabel operierten. Doch als europäisches Land mit der höchsten Dichte an Breitband-Anschlüssen werden digitale Medienangebote immer wichtiger für die in den Niederlanden ansässigen Medienkonzerne. Die Telegraaf Media Groep etwa – das einzige nennenswerte private Medienunternehmen, das neben dem öffentlichen Senderverbund NPO aus den Niederlanden selbst stammt – hat die Transformation zu einem mittelfristig rein digital aktiven Konzern bereits in die Wege geleitet.

Auch wenn der Anteil der Zeitungsleser, wie in vielen anderen europäischen Ländern, in den jüngeren Bevölkerungsgruppen zuletzt zurückgegangen ist, sind die Niederlande nach wie vor ein Land der Zeitungsleser. Dem Trend vieler anderer Länder in Europa trotzend, ist der Anteil der zahlenden Zeitungsleser in den vergangenen Jahren sogar gestiegen.

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Basisdaten

Einwohner: 17.59 Mio (Januar 2022).
Haushalte: 8,79 Mio. (2022)
Durchschn. Haushaltsgröße: 2 Personen
Religionen: Römisch-Katholisch (30%), Protestantisch (20%), Muslimisch (5,8%), andere (2%), atheistisch (42%)
Größte Städte: Amsterdam, Rotterdam, The Hague
Regierungsform: Konstitutionelle Monarchie
Staatschef: König Wilhelm-Alexander (seit 2013)
Regierungschef: Mark Rutte (seit 2010)
EU-Mitglied seit: 1951 (damals EG)
Arbeitslosenrate: 3,3% (März 2022); 5,3% (2012)
Staatsverschuldung: 56,7% des BIP (2021)
BIP: 1,02 Billionen US-Dollar (2021)

Werbeausgaben insgesamt: 4,144 Mrd. Euro Fernseh-Dauer pro Einwohner: 3,5 Stunden pro Tag Größte Medien- und Telekommunikationskonzerne: DPG Media, Mediahuis Nederland, RTL Group, Talpa Network, NPO

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Geschichte und Profil

Wichtigste Merkmale des niederländischen Medienmarkts sind ein im europäischen Vergleich wohl einmaliges, dezentrales Netz einzelner kleiner öffentlich-rechtlichen Rundfunkbetreiber sowie eine stark konzentrierte, von wenigen Medienkonzernen dominierte Medienlandschaft. Abgesehen vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk, wird der Markt im Wesentlichen von vier Unternehmen kontrolliert, im privaten TV-Bereich haben die in Luxemburg ansässige RTL-Group und der erst 2017 gegründete, niederländische Medienkonzern Talpa Network eine dominierende Stellung.

Auch wenn der Anteil der Zeitungsleser, wie in vielen anderen europäischen Ländern, in den jüngeren Bevölkerungsgruppen zuletzt zurückgegangen ist, sind die Niederlande nach wie vor ein Land der Zeitungsleser. Dem Abwärtstrend der Zeitungsbranche trotzend, ist der Anteil der zahlenden Zeitungsleser in den vergangenen Jahren sogar gestiegen – 2021 um 3,2 Prozent auf über 2,8 Millionen Leser. Vor allem digitale Produkte erfreuen sich steigender Beliebtheit, so steigt die Zahlungsbereitschaft für digitale Nachrichteninhalte stetig. Ein Grund für die hohe Resonanz digitaler Medien ist mit Sicherheit die exzellente Internetabdeckung in den Niederlanden. Fast ausnahmslos jeder Haushalt hat die Möglichkeit, Breitbandnetze von bis zu 100 Mbit/s zu nutzen – 2021 waren 99 Prozent der Haushalte in den Niederlanden mit Breitbandinternetanschluss ausgestattet.

Da sich in den Niederlanden im Gegensatz zu seinen europäischen Nachbarländern lange Zeit kein zentralistischer Einheitsstaat ausbildete, verlief auch die Entstehung des modernen niederländischen Mediensektors nach dem Prinzip der sog. „Versäulung“ (Verzuiling): Diverse religiöse und politische Gemeinschaften (insbesondere Katholiken und Protestanten sowie Liberale und Sozialisten) kreierten Medien entlang eigener ideologischer Vorzeichen. Diese konfessionell-politischen Allianzen begannen spätestens in der zweiten Hälfte der 20. Jahrhunderts zu bröckeln; die Spuren der Versäulung sind jedoch im gegenwärtige Mediensystem der Niederlande immer noch zu erkennen.

In der Phase zwischen dem Ende des ersten Weltkrieges und den 1960er/1970er Jahren gab es im Wesentlichen nur „versäulte“ Formen von Journalismus, was dazu führte, dass einzelne Medien als unkritische Sprachrohre ihrer jeweiligen Gruppe agierten. Religiöse und politische Eliten gelang es so, sensitive oder kontroverse Informationen mit dem Ziel zu unterdrücken, ihre eigenen Machtpositionen zu stärken. In der entsprechenden Mediengeschichtsschreibung dominiert bis heute die Prämisse, der zufolge eine in den 1960er Jahren beginnende Phase der Professionalisierung den niederländischen Journalismus von seinem parteipolitischen und konfessionellen Fesseln befreit hätte. Fakt ist, dass die Niederlande auf keine nennenswerte Tradition investigativen Journalismus zurückblicken, wie sie etwa am Anfang des 19. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten gab.

Dafür bildete sich zwischen den Weltkriegen ein regionalisiertes Pressesystem heraus, das von kleineren, familienbetriebenen Titeln dominiert wurde. Nicht alle Zeitungen waren reine Lautsprecher ihrer jeweiligen politischen oder religiösen Gruppe; der beginnende kommerzielle Wettbewerb sorgte bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für einen „neutralen“, das heißt an kommerziellen Interessen ausgerichteten Pressesektor. Bemerkenswert war das völlige Fehlen früher Formen von Yellow Press-Journalismus. Größere Schlagzeilen, Fotos und sensationalisierte Nachrichten waren verpönt, stattdessen dominierte ein sachlicher, rein faktenorietierter Stil.

Der Anfang des 20. Jahrhunderte etablierte Rundfunksektor war ebenfalls ein Produkt der Versäulung. Soziale Bewegungen gründeten ihre eigenen, privat organisierten und von den Mitgliedern der jeweiligen Gruppe freiwillig finanzierten Sendestationen und Programme – mit dem paradoxen Nebeneffekt, dass so ein Netz diverser, quasi-öffentlich-rechtlicher Rundfunkangebote entstand, das eine viel höhere Partizipation der verschiedene Bevölkerungsteile aufwies, als es heutige öffentlich-rechtliche Sendeanstalten tun. Sämtliche relevanten Volksgruppen (mit Ausnahme sozialistischer und kommunistischer Gruppe, die ab den 1930er Jahren zunehmend medienpolitisch diskriminiert wurden) waren nicht etwa indirekt an der Gestaltung des Programms beteiligt (wie etwa durch Repräsentanten in Rundfunkgremien), sondern bekamen direkt Sendezeit zu freien Verfügung gestellt. Der niederländische Rundfunk war zwar segmentiert und ideologisiert, an Legitimität mangelte es ihm jedoch nie.

Das relativ autonome Rundfunksystem verhinderte jedoch nicht, dass es so gut wie keine kritische Berichterstattung über Nachbarland Deutschland nach der Machtergreifung Hitlers gab. Die staatliche Nachrichtenagentur ANP wurde im Volksmund nur „Papagei des Führers“ genannt. Überhaupt war die niederländische Rundfunkorgane zwischen den Weltkriegen weitestgehend entpolitisiert: den größten Teil des Programms dominierten Unterhaltungsformate; Parteipolitik und andere kontroverse Inhalte wurden möglichst ausgespart. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Marginalisierung linker Stimmen weitergeführt. Bis in die 1960er Jahren durfte die im Parlament vertretende kommunistische Partei CPN ihre potenziellen Wähler nicht über Fernsehen oder Radio ansprechen, während es rechtsextremen Parteien jedoch erlaubt wurde.

Nichtsdestotrotz avancierte die kommunistische Zeitung „De Waarheid“ zur auflagenstärksten Publikation unmittelbar nach Kriegsende. Zeitungen, die unter deutscher Besatzung aus dem Untergrund hatten berichten müssen („Het Parool“, „Vrii Nederland“ oder „Trouw“), blühten in der Nachkriegszeit auf. Die Popularität von „De Waarheid“ sank jedoch schnell wieder und Marktführer wurde "De Telegraf", der zuvor mit den Nazi-Regime kollaboriert hatte. In den 1970er Jahren begann eine Konzentrationswelle, die zu einer rapiden Abnahme der Printvielfalt führte: Gab es 1970 noch mehr als fünfzig Titel, die von insgesamt 35 Verlagen publiziert wurden, so sind es heute 21 Titel von neun Verlagshäusern. Drei dieser Verlage kontrollieren heute 90 Prozent des Pressemarktes.

Das während dieser Zeit dennoch teilweise investigative Recherchen über Korruption und Skandale in der Presse auftauchten, ist den in den 1970er Jahren zwischen Verlegern und Journalisten individuell ausgehandelten Redaktionsstatuten (redactiestatuten) zu verdanken, die die Einmischung von Anzeigenkunden in den redaktionellen Inhalt verboten. Direkte, durch Werbeinnahmen des öffentlichen Rundfunk querfinanzierten Fördermaßnahmen für Journalismus (Stimuleringsfonds voor de Pers) trugen ebenfalls zu einem Aufblühen des Pressesektors bei. Die Kehrseite dieser „Professionalisierung“ war eine zunehmende Boulevardisierung der Journalismuskultur. Celebrity-Gossip – erstmals von dem Magazin „Story“ praktiziert – fand schon bald auch auf den Titelseiten renommierter Blätter statt.

Im Rundfunkbereich öffneten sich die Niederlande für ideologiefreie, quasi-Privatsender (das Rundfunkgesetz von 1967, Omroepwet, verbot es weiterhin de facto einen rein privatwirtschaftlich operierenden Fernseh- oder Radiosender zu betreiben). Von Mitgliedern finanzierte Sender wie TROS oder Veronica, die ein rein auf Unterhaltung orientiertes Programm ausstrahlten, erhöhten mit hohen Einschaltquoten den Legitimitätsdruck auf die traditionellen Anbieter und es kam zu Konvergenzentwicklungen. Als RTL 1989 eine Lücke im System ausnutzte und damit begann, aus Luxemburg den ersten niederländischen Privatsender zu betreiben (innerhalb der Niederlande war dies weiterhin verboten), war dies der erste Schritt zu einer endgültigen Kommerzialisierung weiter Teile des Rundfunks. Der Druck der Europäischen Union die Medienlandschaften ihrer Mitgliedsstaaten zu liberalisieren, spielte ebenfalls eine Rolle. Der Marktanteil öffentlicher Sender ist zwischen 1989 und heute von 100 auf immerhin 36 Prozent gesunken.

Tab. I: Die größten Fernsehsender der Niederlande nach Marktanteilen (in Prozent) 2021

Medienkonzern (TV-Sender)

2016

2021

Nederlandse Publieke Omroep

33,9

36,3

NPO 1

23,1

24,8

NPO 2

6,4

6,9

NPO 3

4,3

4,5

RTL Group/ Bertelsman

25,6

24,6

RTL4

15,3

14,9

RTL5

2,9

2,5

RTL7

4,1

3,3

RTL8

2,2

2,4

         RTL Crime

0,3

0,3

 

          RTL Lounge

0,1

0,1

RTLZ

0,7

1,2

Talpa Network

15,4

15,9

 

SBS6

8,2

9,4

Net5

3,6

2,9

      Veronica

2,7

3,0

SBS9

0,8

0,7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Quelle: mediamonitor.nl

 

Tab. II: Die größten Radiosender der Niederlande nach Marktanteilen (in Prozent) 2021

Medienkonzern (Radiosender)

2016

2021

Nederlandse Publieke Omroep

29,2

31,5

NPO Radio 1

7,7

8,0

NPO Radio 2

9,7

13,1

NPO 3FM

6,6

2,1

NPO Radio 4

2,0

2,3

NPO Radio 5

3,2

6,0

Talpa Network

31,3

31,4

Radio 538

11,6

9,3

Sky Radio

9,6

8,4

Radio 10

5,7

10,4

Veronica

4,4

3,3

DPG Media

9,4

11,3

 

QMusic

9,4

11,3

Quelle: mediamonitor.nl

Medienunternehmen und -konzerne

Nederlandse Publieke Omroep
Bis 1960 bestand das niederländische öffentlich-rechtliche Rundfunksystem im Wesentlichen aus den vier Radiobetreibern KRO (römisch-katholisch), NCRV (protestantisch), VPRO (liberal) und VARA (sozialistisch). In den vergangenen fünfzig Jahren sind dem in Hilversum angesiedelten NPO-Verband diverse weitere Programmveranstalter beigetreten und teilweise auch wieder aus diesem ausgetreten. Außer den drei landesweiten Sendern NPO 1, NPO 2 und NPO 3 sind 6 weitere Rundfunkvereinigungen Teil des Verbunds, die Programmmaterial für die landesweiten Sender produzieren. Nachdem die Kooperation mit dem flämischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk VRT aus Kostengründen beendet wurde, ist der NPO nun allein für den Auslandsfernsehsender BVN verantwortlich.

Seit den 2000er Jahren wurden mehrere Reformen im niederländischen öffentlichen Rundfunk durchgeführt, da die Legitimität eines öffentlichen Rundfunks in den Niederlanden regelmäßig in Frage gestellt wurde. Die Anzahl der Rundfunkvereine wurde von 13 auf 6 reduziert. Durch die Reformen wurden die größten Rundfunkanstalten vorläufig und schließlich offiziell so zusammengelegt, dass sie thematisch zusammenpassen. Im Laufe der Jahre wurde auch die Anzahl der digitalen Themen-Fernsehsender schrittweise reduziert. Schließlich wurden 2021 fast alle Themensender eingestellt, außer den drei Sendern NPO 1 Extra, NPO 2 Extra und NPO Politiek en Nieuws sowie dem Sonderkanal NPO Sport.

Auf dem Radiomarkt präsentiert sich die NPO mit den Sendern NPO Radio 1, NPO Radio 2, NPO 3FM, NPO Radio 4, NPO Radio 5 sowie weitere kleinere Sender. Sowohl auf dem TV- als auch auf dem Fernsehmarkt kann die NPO mit relativ hohen Marktanteilen überzeugen (Stand 2021). Mit einem Marktanteil von 36,3 Prozent ist sie auf dem Fernsehmarkt führend. Auf dem Radiomarkt liegt sie mit 31,5 Prozent Marktanteil nahezu gleichauf mit dem Privatunternehmen Talpa Network (31,4 Prozent).

2000 wurde der Rundfunkbeitrag abgeschafft, seitdem werden die öffentlich-rechtlichen Medien durch den Staatshaushalt finanziert. 2022 kommt die NPO auf ein Gesamtbudget von 866 Millionen Euro, welches sich größtenteils aus Steuereinnahmen und lediglich zu einem kleinen Teil aus Werbeeinnahmen zusammensetzt. Zur Reduzierung des Werbeangebots wurde festgelegt, dass im Zeitraum 2022-2026 die gesetzlich vorgeschriebene Zahl der Werbeminuten auf den linearen Kanälen von NPO schrittweise halbiert wird.


DPG Media Nederland

DPG Media Nederland (bis 2019 de Persgroep) ist das größte Medienunternehmen in den Niederlanden. Nach der Fusion von Medialaan und de Persgroep Publishing zu DPG Media Belgium, wurde die niederländische Niederlassung De Persgroep Nederland in DPG Media Nederland umbenannt. Im Jahr 2020 übernahm das Unternehmen die niederländischen Aktivitäten von Sanoma Media Netherlands . Darüber hinaus ist das Unternehmen in den Niederlanden in den Bereichen Radio, Zeitungen, Zeitschriften und Online-Dienste tätig.

Der belgische Medienkonzern, der sich in den Händen der Familie Van Thillo befindet, ist in den Niederlanden insbesondere auf dem Zeitungsmarkt erfolgreich. Mit der „AD-dagbladen“ vertreibt der Konzern die zweitgrößte Tageszeitung des Landes. Der Gesamtumsatz der DPG Media Group betrug 2021 rund 1,9 Mrd. Euro, wovon alleine knapp 1,1 Mrd. Euro in den Niederlanden erwirtschaftet wurden.


Mediahuis Nederland
Mediahuis Nederland (früher Telegraaf Media Groep) ist eine Tochtergesellschaft des belgischen Medienkonzerns Mediahuis. Bis zum 21. Februar 2018 war der damals noch als Telegraaf Media Groep bekannte Konzern ein börsennotiertes Unternehmen. 2022 lag der Umsatz bei 560,8 Millionen Euro und damit bei etwas weniger als der Hälfte des Gesamtumsatzes von Mediahuis (1,22 Mrd. Euro).

Publizistisches Flaggschiff von Mediahuis Nederland ist die größte Zeitung der Niederlande, „De Telegraaf“. Außerdem gibt der Konzern Regionalblätter wie etwa „Noordhollands Dagblad“ oder „De Gooi-en Eemlander“ heraus. Bekannte digitale Marken sind Dumpert und Accelerator. Ebenso war der Konzern auf dem Radiomarkt präsent. Classic FM wurde 2017 an Bakker Oosterbeek Beheer BV verkauft, bis Dezember 2017 – im Rahmen einer strategischen Partnerschaft – wurden überdies die nationalen Radiosender „Sky Radio“, „Radio Veronica“, „Radio 538“ und „Radio 10“ mit betrieben. Darüber hinaus verfügt Mediahuis über Dutzende weiterer Marken und Titel, die sich auf lokale Nachrichten, Unterhaltung oder E-Commerce konzentrieren – einschließlich dem Groupon-Pendant groupdeal.nl und dem Autoportal autotekoop.nl. Das soziale Netzwerk Hyves, das sich in Bezug auf Mitgliederzahlen lange erfolgreich gegen Wettbewerber Facebook durchsetzen konnte, wurde 2013 eingestellt.


RTL Group
Seit dem Markteintritt als erster privater TV-Anbieter prägt die RTL Group die private Fernsehlandschaft der Niederlande, lange Zeit mit großer Dominanz. Das in Luxemburg ansässige Unternehmen, am dem Bertelsmann Anteile hält, betreibt insgesamt sieben TV-Vollprogramme (RTL 4, RTL 5, RTL 7, RTL 8, RTL Crime, RTL Lounge und RTLZ), eine Produktionsfirma (Blue Circle) und einen Radiosender (RTL Lounge). 2021 lag der Marktanteil für alle RTL-Sender bei 24,6 Prozent. Alleine auf RTL 4 entfallen hierbei 14,9 Prozent Marktanteil und ist somit mit großem Abstand der reichweitenstärkste Privatsender der Niederlande.  

Der Eigentümer von RTL Nederland gab im April 2021 bekannt, dass die RTL Group die Möglichkeiten der Veräußerung einiger europäischer Geschäftseinheiten prüfe, darunter möglicherweise auch von RTL Nederland. Wenige Monate später, am 22. Juni 2021, wurde bekannt gegeben, dass RTL Nederland eine Fusion mit dem Konkurrenten Talpa Network beabsichtige. Die niederländische Behörde für Verbraucher und Märkte (ACM) hat eine umfassende Untersuchung eingeleitet, um unter anderem die Position von Werbetreibenden und Produktionsunternehmen nach der geplanten Fusion zu untersuchen.

Eineinhalb Jahre nach der Ankündigung gaben beide Medienparteien in einer gemeinsamen Erklärung bekannt, dass die Fusion beendet sei. Die Regulierungsbehörde sah zu viele Einwände, insbesondere bezüglich der Entstehung eines neuen Machtmonopols. Am 3. März 2023 gab die ACM die endgültige Entscheidung bekannt – die geplante Fusion bestehe den Wettbewerbstest aus genannten Gründen nicht. RTL Group und Talpa Network prüfen noch immer eine mögliche Berufung gegen das Urteil (Stand Mai 2023).

Talpa Network
Talpa Network ist ein junges niederländisches Multimedia-Unternehmen, das 2017 von John de Mol gegründet wurde . Seit November 2017 ist es Teil der Talpa Holding NV, in der De Mol alle seine Medienaktivitäten bündelt. Seit der Gründung von Talpa Network befinden sich die Anteile vollständig im Besitz des Gründers John de Mol.

Zu den Hauptaktivitäten von Talpa Networks gehören Radio und Fernsehen. Auf dem Fernsehmarkt betreibt Talpa Network insgesamt vier Sender (SBS 6, Net 5, Veronica, SBS 9). Mit 9,4 Prozent Marktanteil 2021 ist SBS 6 hinter RTL 4 der von der Reichweite zweitstärkste Privatsender der Niederlande. Insgesamt kommt Talpa Network auf dem Fernsehmarkt 2021 auf einen Marktanteil von 15,9 Prozent. Auf dem Radiomarkt werden mit Radio 538, Sky Radio, Radio 10 und Veronica ebenfalls vier Sender betrieben. Radio 10 schneidet hier mit 10,4 Prozent am besten ab, insgesamt liegt der Marktanteil 2021 bei 31,4 Prozent.

Ebenso ist der Konzern auch in den Bereichen E-Commerce, Entertainment-Produktion, Eventplanung und auch Gaming aktiv. Eine geplante Fusion mit der RTL-Group scheiterte Anfang 2023.

Tab. III: Die meistbesuchten Internetseiten in den Niederlanden, April 2023

Rang

Internetseite

Beschreibung

Mutterkonzern

1.

YouTube.com

Videoportal

Alphabet Inc.

2.

Google.com

Suchmaschine

Alphabet Inc.

3.

Nu.nl

Nachrichten

DPG Media

4.

Facebook.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

5.

Ad.nl

Nachrichten

DPG Media

6.

Wikipedia.org

Enzyklopädie

Wikimedia Foundation

7.

Nos.nl

Nachrichten

Nederlandse Publieke Omroep

8.

Google.nl

Suchmaschine

Alphabet Inc.

9.

Twitter.com

Soziales Netzwerk

Twitter Inc.

10.

Reddit.com

Soziales Netzwerk

Advance Publications, Inc.

Quelle: Semrush.com

Regulierung

Die wichtigsten Akteure innerhalb der niederländischen Medienpolitik sind die nationale Aufsichtsbehörden Commissariaat voor de Media sowie die für Medienkonzentration zuständige Stelle innerhalb der Bundeskartelbehörde ACM (Autoriteit Consument & Markt). Erstere ist in erster Linie für den Rundfunk zuständig: Sie verwaltet Frequenzen, kontrolliert, ob die öffentlich-rechtlichen Programme ihrem Auftrag erfüllen und reguliert den TV-Werbemarkt. Gemäß der 2008 verabschiedeten, neuesten Version des Mediengesetzes sind die öffentlich-rechtlichen Sender dazu verpflichtet, fünfjährliche Rechenschaftsberichte über ihre Tätigkeiten abzulegen. Oberstes Ziel der ACM ist es, die bereits bestehende hohe Konzentration auf dem Print- und TV-Markt durch Fusionen und Übernahmen nicht weiter zu forcieren und keine crossmediale Konsolidierung zuzulassen.

Über Verbandsarbeit und Lobbying von Interessengruppen reguliert sich der Medienmarkt zu einem gewissen Grad selbst, bzw. wird co-reguliert. Sämtliche Verlage haben sich zu den Interessensgruppen Nederlands Uitgeversverbond (Tageszeitungen und nationale Printprodukte) und Nederlandse Nieuwsbladpers zusammengeschlossen. Rund 9000 Journalisten sind hingegen im Journalistenverband NVJ (Nederlandse Vereiniging van Journalisten) organisiert. Das bekannteste Produkt niederländischer Selbstregulierung ist das von Verbraucherschützern, Familienverbänden und Industrie entwickelte und von Ministerien mitinitiierte Kijkwijzer-Bewertungssystem, das Minderjährige vor Gewaltdarstellungen im Fernsehen, in Filmen und in Videospielen schützen soll und von der Organisation Nicam betrieben wird.

Im Angesicht der gesunkenen Bedeutung von Printmedien und um die Qualität und Vielfalt der Zeitungen dennoch hoch zu halten, gibt es in den Niederlanden eine direkte staatliche Förderung von Journalismus. Der Niederländische Pressefonds (Stimuleringsfonds voor de Pers) und der Fonds Bijzondere Journalistieke Projecten unterstützt Journalisten bei dem Aufbau eigener Redaktionen bzw. bei der Recherche spezifischer Themen.

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Links/Referenzen

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