Länderporträt Kroatien

Einwohner: 3,89 Mio. (2021)
Religionen: röm.-katholisch 86%, andere 7%
Größte Städte: Zagreb (700,000 Einwohner), Split (190,000 Einwohner), Rijeka (170,000 Einwohner)
Regierungsform: Parlamentarische Demokratie mit Einkammer-System
Präsident: Zoran Milanovic (seit 2020)
Premierminister: Andrej Plenkovic (seit 2016)
EU-Mitglied seit: 2013
Arbeitslosenrate: 7,6% (2021); 20,9% (März 2013)
Staatsverschuldung: 73,2% des BIP (2019)
Anteil am globalen BIP: 0,09% (2021)

Digitale Werbeausgaben insgesamt: 204 Mrd. Euro (2021)
Fernseh-Dauer pro Einwohner: 289 Minuten pro Tag
Größte Medienkonzerne: United Group, RTL, Hanza Media, Styria Media Group, Hrvatska radiotelevizija
Rundfunkgebühren: die Steuer für TV-Besitzer beläuft sich auf monatlich 10,62 € (2023)

Allgemeines

Neben Grenzstreitigkeiten mit Slowenien und zögerlicher Kooperation bei der Verfolgung von Kriegsverbrechern haben auch Versuche politischer Einflussnahme auf die öffentliche Rundfunk- und Fernsehanstalt Hrvatska radiotelevizija (HRT) und auf die privaten Medien die Beitrittsverhandlungen Kroatiens mit der EU deutlich verzögert. Zwar wurde zwischen den Jahren 2000 und 2004 das kroatische Medienrecht weitgehend mit EU-Recht in Einklang gebracht, doch allen gesetzgeberischen Maßnahmen gegen Konzentrationstendenzen zum Trotz weist der Medienmarkt in Kroatien deutliche Merkmale von Konzentration auf. Unabhängigkeit ist ein grundlegendes Problem – auch bei den Medienunternehmen in Privatbesitz. Obwohl das kroatische Mediengesetz Redaktionsstatute zur inhaltlichen Abgrenzung zwischen Eigentümern und Redaktionen vorschreibt, wird die Vorschrift nicht umgesetzt, da kein Stichtag vorgesehen ist.

Verlässliche Zahlen zu Auflagenhöhe und Unternehmensgewinnen sind grundsätzlich kaum zu ermitteln. Der gesamte Markt weist vom Medientyp unabhängig einen deutlichen Trend zur Boulevardisierung auf. Intransparente Eigentumsverhältnisse, Selbstzensur und die direkte und indirekte Einflussnahme Einzelner verstärken diese Tendenz.

Entsprechend dem Trend anderer europäischer Staaten, zeigt sich auch in Kroatien eine grundsätzlich schwierige Marktsituation für nachrichtenlastige Printprodukte. Seit Jahren sind hier – vor allem im Zuge der Digitalisierung – die Auflagezahlen weitgehend rückläufig. Ebenso ist jedoch ein Aufwärtstrend nachrichtenlastiger digitaler Medien erkennbar, der aber – wie in den meisten anderen Staaten Europas – den Abwärtstrend der nachrichtenlastigen Printmedien nicht vollends auffangen kann.

Einige der größten kroatischen Printmedien wie Jutarnji list und Ve?ernji list haben ihre Strategie auf eine digitale Transformation ausgerichtet und sind zu wichtigen Online-Nachrichtenportalen geworden. Sie bieten jetzt auch digitale Abonnements und haben ihre Präsenz auf sozialen Medien verstärkt, um ihre Leserschaft zu erreichen.

Die Auflagenzahlen vieler regionaler und lokaler Zeitungen sind jedoch zurückgegangen und einige haben ihre Ausgaben eingestellt oder sind nur noch online verfügbar. Insgesamt gab es eine Reduzierung der Anzahl der Printmedien auf dem Markt.

Die Mehrzahl der größeren Medienorgane in Kroatien haben seit der Liberalisierung des Marktes ausländische Eigentümer. In staatlichem Besitz sind die öffentliche Rundfunk und Fernsehanstalt Hrvatska radiotelevizija (HRT). Bereits im April 2012 wurde die seit 1940 publizierte staatliche Tageszeitung Vjesnik eingestellt. Im Juli desselben Jahres wurde auch das Internetportal vjesnik.hr geschlossen.


Als Erfolgsgeschichte gilt gemeinhin das Boulevardblatt 24sata („24 Stunden“). Mit rund 85.000 Auflagen war es auch noch 2019 die auflagenstärkste Zeitung des Landes. Jedoch hat auch das seit 2005 erscheinende Tabloid-Blatt der österreichischen Styria Media Group mit Auflagenverlusten zu kämpfen. 2013, also sechs Jahre zuvor, hat die Auflage allerdings noch bei etwa 130.000 Exemplaren gelegen, im Jahr 2011 wurden sogar noch 150.000 Exemplare gedruckt. Zusätzlich ging im Jahr 2009 der Fernsehsender 24sataTV auf Sendung, obwohl es privaten Printmedien gesetzlich untersagt ist auch „audiovisuelle“ Produkte anzubieten. Wie sich diese Expansion ökonomisch ausgewirkt hat ist nicht bekannt.

Historische Grundlagen

Im Gegensatz zu den Staaten des Ostblocks ging Jugoslawien einen Sonderweg. Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (1945 bis 1992) gehörte zur Gruppe sozialistischer, blockfreier Staaten. Die Transformation des Vielvölkerstaats in eine marktwirtschaftliche Demokratie nach westlichem Vorbild verlief anders als in den Staaten des Ostblocks. Sie war weder friedlich noch geordnet.

Das Land wurde durch eine Reihe von Kriegen (1991 bis 1995; 1999) gewaltsam in Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien, Mazedonien und den Kosovo geteilt. Gewaltbereitschaft, Nationalismus, ethnische und religiöse Konflikte, Korruption und Kriminalität bleiben als langfristige Folge der Kriege in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens auch nach Jahren des Friedens präsent. Als Beleg für diese Einschätzung im Bereich des Politischen sei die Ermordung des serbischen Premiers Zoran ?in?i? im März 2003 genannt.

Wie Kroatien auch nach dem EU Beitritt 2013 noch versucht hat eine Amnestie für die Mörder von Exilkroaten im europäischen Ausland zu etablieren, ist ein jüngeres Beispiel. Die prominentesten Exempel aus der Medienwirtschaft in Kroatien sind der missglückte Bombenanschlag auf den umstrittenen Miteigentümer der Europapress Holding Ninoslav Pavic im Jahr 2003 und das geglückte Bombenattentat auf den Journalisten und Herausgeber Ivo Pukani? und einen seiner Mitarbeiter im Jahr 2008.

Politisch kam es in den vergangenen Jahren in Kroatien zu mehreren Regierungswechseln. Von 2011 bis 2016 wurde Kroatien von der konservativen Partei HDZ (Kroatische Demokratische Union) unter der Führung von Premierministerin Jadranka Kosor regiert. Nach der sozialdemokratischen Regierung von 2011 bis 2016 unter dem damaligen Premierminister und heutigen Präsidenten Kroatiens, Zoran Milanovi? (SDP), übernahm der parteilose Tihomir Oreškovi? für mehrere Monate das Amt. Seit 2016 regiert Andrej Plenkovi? von der HDZ in einer Regierung mit der Reformpartei Most.

Von Januar bis Juni 2020 führte Plenkovi? den Vorsitz im Rat der Europäischen Union im Rahmen der Kroatischen EU-Ratspräsidentschaft 2020. Nach den Parlamentswahlen im Juli 2020 wurde er als Ministerpräsident wiedergewählt.

Am 12. Juli 2022 billigte der Rat der Europäischen Union den Beitritt Kroatiens zum Euroraum zum 1. Januar 2023 und legte den Umrechnungskurs für die damalige kroatische Landeswährung Kuna fest. Kroatien trat dem Euroraum zum Jahresbeginn 2023 somit als bislang letzter Staat bei.

Medienunternehmen und -konzerne

Hanza Media
Die Hanza Media (bis Juli 2016 Europapress Holding oder EPH) ist der größte Zeitungs- und Zeitschriftenverlag Kroatiens mit Sitz in Zagreb. Von 1998 bis 2014 beteiligte sich die deutsche WAZ Mediengruppe (später Funke-Mediengruppe) mit 49 % an der EPH. Von Frühjahr 2014 bis zu seinem Tod im Januar 2018 war der Zagreber Anwalt Marijan Hanžekovi? 100-prozentiger Teilhaber der Hanza Media und damit die mächtigste Person in der kroatischen Medienszene. In einem Korruptionsprozess vertrat Hanžekovi? den ehemaligen Zagreber Bürgermeister Milan Bandi?. Überdies war er von 1990 bis 1991 auch erster Finanzminister der Republik Kroatien. Als direkte Repräsentantin seiner Interessen saß schon damals seine Tochter Ana im Aufsichtsrat des Unternehmens, die das Unternehmen nach seinem Tod gemeinsam mit seiner zweiten Tochter Dora Hanžekovi? Žuža vollständig übernahm.


Zu den genauen Mehrheitsverhältnissen von der damaligen Europapress Holding vor dem Eigentümerwechsel im Jahr 2014 sind zwei unterschiedliche Varianten im Umlauf. Entweder hielten Ninoslav Pavi? und die deutschen Funke Mediengruppe (ehemals Mediengruppe WAZ) seit 1998 je 50 Prozent an dem Unternehmen, oder aber Pavi? war mit 51 Prozent knapp Mehrheitseigentümer, während sich die Funke Mediengruppe mit 49 Prozent der Anteile begnügen musste.


Die beschriebenen Veränderungen der Besitzverhältnisse sind das Ergebnis eines Vorkonkursverfahrens und indirekt eine Folge der Finanzkrise. Die Kroatien-Tochter der Hypo Alpe Adria hatte ihre Forderungen der EPH gegenüber im Februar 2014 in einen Eigentumsanteil von 90 Prozent wandeln lassen. Die wichtigsten Produkte der EPH sind die politische Wochenzeitung Globus, die Tageszeitung Jutarnji list und die tägliche Sportzeitung Sportske novosti. 2019 zog sich die heutige Hanza Media aus dem Vorinsolvenzvergleich zurück, da sie alle Verpflichtungen aus dem Vergleich vorzeitig erfüllt hatte. Dies wurde am 20. Februar 2020 offiziell bestätigt, als das Handelsgericht in Karlovac eine Entscheidung über die „Löschung des Genehmigungsprotokolls des Vorinsolvenzvergleichs des Registrierungsgegenstands Hanza Media doo zur Veröffentlichung“ erließ. Im Rahmen des Vergleichs wurden Gesamtverbindlichkeiten in Höhe von 497.815.475,98 HRK beglichen.


Styria Media Group AG
Das Grazer Medienunternehmen ist in Kroatien sowohl im Print- als auch im Onlinegeschäft aktiv. Die wichtigsten Titel in seinem Besitz sind die Tageszeitungen 24sata und Ve?ernji list und die Wochenzeitung Metropola. Gemeinsam mit Hanza Media behauptet die Styria Media eine Duopolstellung auf dem kroatischen Printmarkt. Bis zum Eigentümerwechsel im Jahr 2014 bei der Hanza Media in die Obhut der Hanžekovi?s, teilten sich diese zwei Medienunternehmen in ausländischem Besitz diesen Marktbereich im Wesentlichen untereinander auf.

Nova TV (United Group)
Im Jahr 2000 nahm Nova TV als erster kommerzieller Fernsehsender Kroatiens seinen Betrieb auf. Seit 2005 wird dort auch die boulevardlastige Nachrichtensendung Dnevnik Nove ausgestrahlt (heute Dnevnik Nove TV). Sie ist seit 2010 Kroatiens meistgesehenes Nachrichtenprogramm nach Dnevnik HRT der entsprechenden Sendung des öffentlichen Fernsehens.
Im Jahr 2011 ging das Schwesterprogramm Doma TV auf Sendung. Zielgruppe des Senders sind die Frauen des Landes. Er sendet 18 Stunden täglich. Ebenfalls 2011 startete der Sender Nova World. Seine Zielgruppe sind Exilkroaten in den USA, Kanada, Neuseeland und Australien.

Bei der Gründung im Jahr 2000 war die griechische Antenna Group Eigentümer des Senders. Am 31. Juli 2008 übernahm das schwedische Medienunternehmen Modern Times Group Nova Television für 628 Millionen Euro. Der Kauf wurde am 16. Oktober 2008 vollzogen. Neben Nova Television betreibt das Unternehmen in Bulgarien noch die Sender Kino Nova, Nova Sport, DIEMA, Diema Family und Diema Sport. Am 22. März 2019 kaufte die Advance Media Group Nova TV von der Modern Times Group für 185 Millionen Euro. Am 29. Dezember 2020 kaufte United Group die Gesellschaft von Advance Media Group.

RTL
Seit 2004 sendet RTL in Kroatien – der TV-Sender befindet sich zu 100 Prozent im Besitz von RTL Hrvatska d.o.o., die ursprünglich zur luxemburgischen RTL Group gehörte. Im Februar 2022 kaufte die tschechische PPF Group 2022 über ihre Tochtergesellschaft Central European Media Enterprises RTL Hrvatska von der RTL Group für 50 Millionen Euro.

 

Zum Programm des TV-Senders RTL gehört mitunter die Nachrichtensendung „Danas“, die zweimal täglich ausgestrahlt wird. Einen weiteren wichtigen Bestandteil des Programms stellen neben Sportereignissen wie Handball und Boxen diverse Reality-Shows dar, mitunter die kroatische Ausgabe der beliebten niederländischen TV-Show „Big Brother“. Sie wurde 2004 ins Programm aufgenommen und dauerte neun Staffeln an (Einstellung der Sendung 2018). RTL hat noch weitere Fernsehsender. Hierzu zählen mitunter RTL 2, der Schwestersender von RTL, sowie dem im Januar 2014 gestarteten RTL Kockica, dem damals ersten kroatischen TV-Sender, der sich explizit an Kinder und Jugendliche richtet.

 

RTL ist auch im Internet aktiv. Neben Streaming-Angeboten zum TV-Programm gehört dem Unternehmen etwa auch das kroatische Nachrichtenportal net.hr.


HRT
Hrvatska radiotelevizija (HRT) ist der Nachfolger des ehemaligen Radiosenders Zagreb, der am 15. Mai 1926 als erster Radiosender in Südosteuropa mit der Ausstrahlung begann. Der Rundfunk, der mit nur einem Programm startete, das in Zagreb und im Nordwesten Kroatiens gehört werden konnte, besteht heute aus 16 Programmen, die auf der ganzen Welt verfügbar sind. HRT ist heute Teil des Kroatischen Rundfunks und Fernsehens.

 

Die öffentliche Anstalt Hrvatska Radiotelevizija sendet aus Zagreb vier nationale Fernsehprogramme und drei nationale Rundfunkprogramme. Hinzu kommen acht regionale Radioprogramme und eines für Exilkroaten. Die Anstalt finanziert sich über die Rundfunkgebühren, Werbeeinnahmen und einen festen Posten im Staatshaushalt. Zum HRT gehört auch die Nachrichtenagentur HINA.

Internet

Auch in Kroatien ist die Internetnutzung in der Bevölkerung in den vergangenen 20 Jahren rasant angestiegen. Anfang 2023 gab es in Kroatien 3,34 Millionen Internetnutzer. Umgerechnet nutzten also circa 83 Prozent der Bevölkerung das Internet – demnach etwas weniger als im EU-Durchschnitt von etwa 90 Prozent. 2003 nutzten noch lediglich 22,8 Prozent der Kroaten das Internet, 2013 sind es immerhin 66,7 Prozent gewesen.

Zudem verzeichnete Kroatien 2,94 Millionen Nutzer sozialer Medien, was 73,1 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Überdies waren in Kroatien insgesamt 5,37 Millionen Mobilfunkanschlüsse aktiv, was wiederum einem Anteil von 133,6 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht.

Abb. I: Entwicklung des Anteils der Internetnutzer in Kroatien im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung (2003-2023)

Quelle: datacatalog.worldbank.org

Im Unterschied zu vielen andere europäischen Ländern, dominieren hauptsächlich kroatische Konzerne das Ranking der meistbesuchten Internetseiten in Kroatien. Anfang 2023 verzeichnete die Suchmaschine Google.com vom US-Konzern Alphabet Inc. zwar die meisten Aufrufe, dominiert wird die Top 10 der meistaufgerufenen Seiten jedoch von sieben kroatischen Nachrichtenportalen. Hierzu zählen mitunter vecernji.hr (Rang 6) und 24sata.hr (Rang 7) der Styria Media Group sowie Jutarnji.hr (Rang 4) und Slobodnadalmacija.hr (Rang 9) von Hanza Media. Mit YouTube.com (Rang 3), ebenfalls Alphabet Inc. und Facebook.com von Meta Platforms, Inc. sind lediglich zwei weitere US-Seiten in den Top 10 vertreten.

Tab I: Die meistbesuchten Internetseiten in Kroatien Im Februar 2023

Rang

Internetseite

Beschreibung

Mutterkonzern / Inhaber

1

Google.com

Suchmaschine

Alphabet Inc.

2

Index.hr

Nachrichtenportal

Index promocija d.o.o.

3

YouTube.com

Videoportal

Alphabet Inc.

4

Jutarnji.hr

Nachrichtenportal

Hanza Media

5

Facebook.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

6

vecernji.hr

Nachrichtenportal

Styria Media Group AG

7

24sata.hr

Nachrichtenportal

Styria Media Group AG

8

Net.hr

Nachrichtenportal

RTL Hrvatska d.o.o.

9

Slobodnadalmacija.hr

Nachrichtenportal

Hanza Media

10

Dnevnik.hr

Nachrichtenportal

United Group (Nova TV)

Quelle: Similarweb.com

Medienregulierung

In den letzten 20 Jahren hat Kroatien bedeutende Fortschritte bei der Medienregulierung und -freiheit gemacht. Zu Beginn dieses Zeitraums befanden sich die Medien in Kroatien größtenteils in staatlichem Besitz, die Bedenken hinsichtlich der Meinungsfreiheit und der Unabhängigkeit der Medien waren groß. 2004 trat in Kroatien ein neues Mediengesetz in Kraft. In diesem Zuge wurde auch eine unabhängige Regulierungsbehörde für elektronische Medien ins Leben gerufen, die die Rundfunklizenzen vergibt und die Einhaltung von Medienstandards überwacht. Seitdem wurde die Rolle der Behörde weiter gestärkt und ihr Einfluss auf den Medienmarkt in Kroatien hat zugenommen.

In den letzten Jahren hat Kroatien auch Anstrengungen unternommen, um die Medienfreiheit zu schützen und die Unabhängigkeit der Medien zu gewährleisten. Im Jahr 2013 verabschiedete Kroatien ein neues Mediengesetz, das die Unabhängigkeit der Regulierungsbehörde stärkte und den Schutz von Journalisten und Whistleblowern verbesserte. Dennoch gibt es immer noch Herausforderungen im Hinblick auf Medienfreiheit und -pluralismus in Kroatien. So gibt es etwa noch immer Fälle von Regierungsdruck gegenüber kritischen Medien und Journalisten. Ein größerer Skandal ereignete sich im Oktober 2017, als der Abgeordnete Anton Todorov von der damaligen Regierungspartei GERB dem Moderator von Nova TV, Todorov Nikolaev, vor laufender Kamera mit dessen Entlassung drohte, nachdem Nikolaev eine unbequeme Frage gestellt hatte.

Auch wenn erhebliche Fortschritte im Bereich der Pressefreiheit erzielt werden konnten, haben diese Entwicklungen innerhalb der kroatischen Medienlandschaft bisher nicht zu großer Blüte geführt. Große Fortschritte wurden sicherlich im Bereich der Pressefreiheit erzielt - mit Rang 48 von 180 im Jahr 2022, belegt Kroatien einen durchaus soliden, aber noch immer keinen überragenden Rang. Dennoch ist es in anderen EU-Staaten wie Polen (Rang 66), Ungarn (Platz 85) oder Bulgarien (Rang 91) deutlich schlechter bestellt. Sogar Italien landet auf Rang 58 und damit deutlich hinter Kroatien.

Mit strukturellen Problemen sieht sich Kroatien vor allem im Qualitätsjournalismus konfrontiert. In dem kleinen und umkämpften Markt sind nüchterne und faktenreiche Berichterstattung nicht das entscheidende Verkaufsargument. Immerhin scheinen die Jahre politisch und kriminell motivierter Mordanschläge vergangen. Die systematischen Probleme der kroatischen Medienlandschaft (Intransparenz der Besitzverhältnisse, Selbstzensur, teilweise noch immer schwache gesetzliche Regulierung, Preisabsprachen) bleiben indes bestehen. Sanften europäischen Druck und wirtschaftliche Stabilität -  nach den ersten Jahren in der EU mit herben Rückschlägen - vorausgesetzt, könnten sich die kleinsten Bereiche unabhängiger Berichterstattung möglicherweise institutionalisieren. Personelle und inhaltliche Rückwirkungen in die größeren Redaktionen hinein wären dann nicht ausgeschlossen.

Quellen/Literatur

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