Länderporträt Irland

Einwohner: 5,1 Millionen (2021)
Haushalte: 1,96 Millionen (2021)
Religionen: Römisch-Katholisch (84%), andere christliche Religionen (5,2 %), Muslimisch (1,7%)
Größte Stadt: Dublin
Regierungsform: parlamentarische Republik
Staatschef: Präsident Michael D. Higgins (seit 2011)
Regierungschef: Ministerpräsident Leo Varadkar (seit 2022)
EU-Mitglied seit: 1973
Arbeitslosenrate: 6,3% (2021)
Staatsverschuldung: 58,8% des BIP (2021); 124 % des BIP (2013)

Werbeausgaben insgesamt: 1,8 Mrd. Euro (2022)
Fernseh-Dauer pro Einwohner: 160 Minuten (2022)
Größte Medien- und Telekommunikationskonzerne: RTÉ, Mediahuis Ireland, Irish Times Ltd.
Rundfunkgebühren: 160 Euro pro Jahr (2022)

Historische Grundlagen

Im Jahr 1659 erschien in Irland mit "An Account of the Chief Occurrences in Ireland" die erste, regelmäßig erscheinende Zeitung. Das irische Mediensystem, wie es in seiner heutigen Form existiert, hatte seine Ursprünge jedoch in den Jahren 1922/23, in denen sich das Land nach dem Bürgerkrieg als "New State" neugründete. Noch während des irischen Unabhängigkeitskriegs (1919-1921) waren Zeitungen dem Diktat der britischen Zensurbehörden unterworfen. Zwar gab es einzelne revolutionäre Medien wie das Propaganda-Sprachrohr "Irish Bulletin", das von der Irish Republican Army (IRA) herausgegeben wurde; dennoch wurde die Mehrzahl des Pressemarktes von konservativen Stimmen dominiert, die nach wie vor für die britische "Home Rule"-Idee eintraten.

Der Bürgerkrieg zwischen Befürwortern der Aufrechterhaltung einer starken Bindung zum britischen Königreich und divergierenden republikanischen Kräften sorgte in der Folge jedoch für eine Polarisierung der Medienlandschaft entlang ideologischer Grenzen. Direkt oder indirekt von der Regierung gesponsorte Blätter wie "An Saorstat" oder "The United Irishman" und radikal-republikanische, teilweise aus dem Untergrund publizierte Zeitungen wie "The Fenian", "Eire" und "Poblacht" konkurrierten um die Gunst der Leser. Die neue Regierung war sich der Rolle von Zeitungen im politischen Meinungsbildungsprozess bewusst und leitete umgehend Zensurmaßnahmen ein, die jenen der Briten zuvor teilweise in nichts nachstanden. Verleger und Journalisten wurden dazu angehalten, "anti-Treaty"-Kräfte - Befürworter der Kappung sämtlicher Verbindungen zum Königreich - in Artikeln niemals als "Republikaner" zu bezeichnen. Gleiches galt für die IRA-Kämpfer, die unter keinen Umständen als 'Armee' oder 'Truppen' tituliert werden durften. Mehrfach wurden Redakteure von der Regierung angewiesen, unter keinen Umständen über Aktionen der sog. "Irregulars" zu berichten, um so deren Bedeutung zu schwächen. Auf der anderen Seite nutzten republikanische Kräfte ihre para-militärische Macht, um Zeitungsmacher einzuschüchtern. Dies führte im besten Fall zu einer stärker differenzierten Berichterstattung, im schlimmsten Fall jedoch zu einer erzwungenen, unkritischen Übernahme der "anti-Treaty"-Kräfte. So wurde 1922 die Redaktion des regierungsnahen "Freeman's Journal" gestürmt, die Druckerei zerstört sowie ein Großteil der bereits gedruckten Exemplare der Zeitung verbrannt.

Das Medium Radio wurde von der Regierung jedoch zunächst vernachlässigt. Während die BBC in England bereits 1922 auf Sendung ging, zögerten die politischen Machthaber im Nachbarland, da sie die Kosten des immer noch mit den Folgen des Bürgerkriegs zu kämpfenden Landes für zu hoch hielten. Erst an Neujahr 1926 wurde mit einer Rede des zukünftigen Präsidenten Douglas Hyde auf der neu gegründeten Dublin Broadcasting Station erstmals ein genuin irisches Programm ausgestrahlt (zwei Jahre zuvor hatte die BBC damit begonnen, ihr Programm auch in Irland zu senden). Doch der Radiosektor erlangte für den politischen Diskurs nie eine solche Bedeutung wie die irische Zeitungslandschaft, deren ideologische Fragmentierung durch die Gründung von "The Irish Press" im Jahr 1931 weiter vorangetrieben wurde. "Irish Press" stand der konservativen Fianna Fail-Partei nahe, die sich 1926 von der Sinn Feín-Bewegung abgespalten hatte. Erst während des zweiten Weltkriegs entdeckten irische Politiker das Potenzial des Kurzwellenrundfunks, um die über die Welt verteilten irischen Auswanderer zu erreichen und die Situation in Nordirland zu thematisieren. Neben kommerziellen und staatlichen Radios begannen Piratensender bis in die 1980er-Jahre als sogenannte Alternativmedien eine bedeutende Rolle einzunehmen.

Ende der 1950er-Jahre erhielt das Fernsehen allmählich Einzug in die irischen Haushalte. Die Popularisierung des Mediums erfolgte jedoch vielmehr in Nordirland, ausgelöst durch den Start von BBC Northern Ireland (1953) und der kommerziellen Alternative Ulster Television (1959), die beide auch in der irischen Republik empfangen werden konnten. Irland zog 1961 durch die Gründung der gebührenfinanzierten Fernsehanstalt Radio Éireann Authority nach, die 1966 in Radio Telefís Éireann (RTÉ) umbenannt wurde. Sie umfasste auch ein öffentlich-rechtliches Radioprogramm. Kurioserweise wurde mit Edward Roth ein Amerikaner der erste Generaldirektor von RTÉ, was zur Folge hatte, dass zunächst ein großer Bestandteil des Programms aus Westernfilmen bestand. Dies änderte sich im Verlauf der 1960er-Jahre, in denen immer mehr genuin irische Formate ihren Weg ins Programm fanden, wie etwa "The Late Late Show" oder "7-Days". Neben Unterhaltungsprogrammen waren es insbesondere die Nachrichtensendungen und politische Formate, welche häufig den Status Quo der Regierung in Frage stellten. Obgleich dieser grundsätzlich progressiven Eigenschaften war auch das irische Fernsehen nicht vor Zensur gefeit. Als es in Nordirland 1969 zum Gewaltausbruch kam, wurde in der Berichterstattung die Ausstrahlung von sensiblem Material untersagt - eine Direktive, die erst 1994 endgültig aufgehoben wurde.

Die 1980er- und 1990er-Jahre brachten schließlich eine anhaltende Diskussion über Medienmacht und deren Regulierung in Bewegung. Insbesondere die Rolle von zwei Zeitungshäusern, "The Independent" und "The Press" und deren Diversifizierungsstrategien gerieten ins Zentrum der medienpolitischen Debatten. Im Zuge des wirtschaftlichen "Celtic Tiger"-Aufschwungs wurden zahlreiche neue Titel publiziert und Irland rückte gleichzeitig in den Fokus von britischen Verlagen. Kritiker bemängelten in diesem Zusammenhang, die irische Presselandschaft hätte sich seitdem zu stark an der Tabloid-Kultur aus England orientiert. Nach dem Niedergang der einst größten und meinungsstärksten Zeitung "Irish Press" im Jahr 1995, und abgesehen vom Einfluss globaler Medienunternehmen, beschränken sich die wesentlichen medienpolitischen Debatten seitdem auf die Rolle und Meinungsmacht von "Independent News & Media", Irlands mit Abstand größten und einflussreichsten Medienkonzern.

Die größten Medienkonzerne in Irland

Mediahuis Ireland
Mit einem Jahresumsatz 322 Millionen Euro im Jahr 2013 war die damalige Independent News and Media plc (INM) einst der größte Medienkonzern Irlands. INM geht zurück auf den Journalisten William Martin Murphy, der 1905 den "Irish Independent" gründete, die bis heute meist gelesene Tageszeitung Irlands und Flaggschiff des Mediahuis Ireland. Der "Independent" war Teil des gleichnamigen Verlagshauses, das 1973 von Tony O'Reilly gekauft und sukzessive in ein international operierenden Medienkonzern umgebaut wurde. Bis in die 2010er-Jahre hatte der Konzern neben seinen Geschäften in Irland Beteiligungen in Australien, Neuseeland, Indonesien, Hongkong und Südafrika. So war INM bis 2013 mit 14 Titeln der zweitgrößte Zeitungsverlag Südafrikas und hielt ein Fünftel der Anteile an Dainik Jagran, einer der größten und meistgelesenen Zeitung Indiens.

Das Unternehmen konnte über Jahre hinweg glorreiche wirtschaftliche Erfolge erzielen und agierte auf dem irischen Medienmarkt entsprechend selbstbewusst. Zwischen 1997 und 2010 leistete sich der Konzern sogar den renommierten Londoner "Independent", der jedoch nach konstanten Millionenverlusten an den Russischen Oligarchen Alexander Lebedev verkauft wurde. In Irland betreibt das heutige Mediahuis Ireland drei führende Tageszeitungen (neben der "Irish Independent" sind dies "The Herald" und "Sunday World". 2020 wurde der Verkauf ihrer 50-prozentigen Beteiligung am irischen Boulevardblatt "Irish Daily Star" an die britische Reach plc bekannt. Im Zuge des Verlustgeschäfts versuchte sich das Unternehmen in den 2010er-Jahren mehr oder minder erfolgreich an der Etablierung verschiedener Marketing-Webportale.

Trotz der Umsatzeinbrüche im Geschäft der Printmedien und der Beendigung vieler internationaler Beteiligungen, ist Mediahuis Ireland zumindest nach wie vor auf dem nordirischen Medienmarkt omnipräsent. Neben dem "Belfast Telegraph", der führenden Tageszeitung Nordirlands, gehört ihr auch der Sonntagstitel "Sunday Life". Massive Umsatzeinbrüche in den 2010er-Jahren machten dennoch eine tiefgreifende Umstrukturierung des Unternehmens notwendig. 2019 folgte die 100-prozentige Eingliederung in das belgische Mediahuis, dessen Namen das Unternehmen in Form vom somit "Mediahuis Ireland" heute trägt. 2018, dem Jahr vor der Eingliederung und Umbenennung, lag der Jahresumsatz noch bei 191 Millionen Euro – der einstige irische Medienriese war somit schon damals lange vom Thron gestürzt worden, die Umsätze hatten sich in den vorangegangen 10 Jahren mehr als halbiert.

RTÉ
Raidió Teilifís Éireann nahm 1926 als Abteilung des Telegraphen-Ministerium seinen Anfang (als 2RN bzw. Radio Éirean). Die Gründung von RTÉ in seiner heutigen Form vollzog sich im Jahre 1960, erster Vorsitzender war Eamonn Andrews, ein prominenter Moderator aus Großbritannien. Eine Besonderheit von RTÉ war das im Rahmen des Rundfunkgesetzes von 1960 auferlegte Verbot über sämtliche Aktivitäten oder Stellungnahmen von gewalttätigen Gruppen zu berichten. Dies war selbstredend vor allem auf die IRA und deren politischen Sprachrohr Sinn Féin ausgerichtet und führte zwischen den 1960er und 1990er Jahre immer wieder zu (Selbst-)Zensur in den Informationsprogrammen.

Mit dem Absturz der Independent News and Media plc, mittlerweile Mediahuis Ireland, ist die RTÉ heute der größte Medienkonzern des Landes. Die Anstalt kommt auf einen Gesamtumsatz von etwa 344 Millionen Euro im Jahr 2021, wobei sie sich etwas mehr als zur Hälfte ein jährliches Gebührenaufkommen von rund 196 Millionen Euro (2021) finanziert, der Rest des Umsatzes wird durch Werbeeinnahmen gestützt (rund 148 Millionen). Selbst ohne die Zusatzeinnahmen über die Werbung, die immerhin beinahe die Hälfte der Gesamteinnahmen ausmachen, hat die RTÉ dem Mediahuis Ireland mittlerweile den Rang abgelaufen.

Die beiden TV-Vollprogramme RTÉ One und RTÉ 2 sind die beiden Flaggschiffkanäle von RTÉ und werden auf Saorview (Irlands digitales Fernsehsystem) zusammen mit RTÉ News Now, RTÉjr und den Timeshift-Diensten (RTÉ One +1 und RTÉ 2 +1) ausgestrahlt. RTÉ Television bietet auch zwei weitere Dienste an: RTÉ Live, wo Zuschauer RTÉ live im Internet verfolgen können, indem sie Programme von RTÉ One und RTÉ2 und RTÉ Player, einen On-Demand-Videodienst, verwenden. Beide Dienste sind national sowie international verfügbar. Mit über 25 Prozent Marktanteil ist RTÉ One der meistgesehene Fernsehkanal Irlands und liegt damit deutlich vor dem zweitplatzierten privaten Fernsehsender Virgin Media One der Virgin Media Ireland-Gruppe.

Über RTÉ Radió strahlt die Anstalt landesweit vier analoge und fünf digitale Kanäle aus. Der bekannteste irische Radiosender ist RTÉ Radió 1 – er ging direkt aus dem Dubliner Radiosenders 2RN hervor, der am 1. Januar 1926 mit der regelmäßigen Ausstrahlung begann. Das Radio erfreut sich in Irland nach wie vor einer großen Beliebtheit. 91 Prozent der Iren hören wöchentlich Radio, etwa 78 Prozent sogar täglich. Werte, die nicht zuletzt auch auf dem Erfolg von RTÉ Radió beruhen.

Irish Times Limited
Das Verlagshaus Irish Times hat sich in den letzten Jahren zu einem Multimedia-Unternehmen entwickelt. Ihr Flaggschiff ist die gleichnamige, 1859 als protestantisch-nationalistische gegründete Tageszeitung “Irish Times“. Trotz des protestantisch-nationalistischen Ursprungs der Zeitung, wurde sie innerhalb von zwei Jahrzehnten und unter neuen Eigentümern zur Stimme der Gewerkschaften in Irland, dem sogenannten “Unionism“ (deutsch: Unionismus). Mittlerweile kann die Zeitung nicht mehr als gewerkschaftsfreundlich bezeichnet werden; vielmehr präsentiert sie sich als politisch liberal und progressiv und ist in wirtschaftlichen Fragen sogar eher bürgerlich-rechts verortet.

Ebenso war die Landmark Media Investments, eine im Februar 2013 gegründete Medien- Holdinggesellschaft im Besitz von Tom Crosbie und seinem Vater Ted Crosbie, einst ein eigenständiger Medienkonzern. Die Landmark Investorengruppe hat sich in diverse Zeitungen, Radiosender und digitale Medien in Irland eingekauft. Im Juli 2018 verkaufte sie all ihre Medienbeteiligungen an die Irish Times Limited, welche ihren Einfluss auf den irischen Medienmarkt somit nochmal vergrößern konnte und derzeit Umsätze um die 100 Millionen Euro pro Jahr erzielt.

Abb. I: TV-Marktanteile der zehn größten Fernsehkanäle Irlands 2021

Quelle: medialive.ie

Digitale Medien in Irland

Mit dem Einzug des Internets hat sich die Medienlandschaft auch in Irland stark verändert. Diverse Medienkonzerne begannen in digitale Medien zu investieren und dort eigene Portale zu eröffnen – zum Teil mehr, zum Teil weniger erfolgreich. Bei einer Internetabdeckung von 94 Prozent und einer Nutzerzahl von 92 Prozent der Bevölkerung (2022), erfreuen sich besonders die digitalen Nachrichtenportale einer hohen Beliebtheit. Das Reuters Institute veröffentlichte hierzu Statistiken, wie viele der irischen Internetnutzer wöchentlich auf die Nachrichtenportale des Landes zugreifen. Besonders erfolgreich ist hier Irlands öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt mit RTÉ News online mit 39 Prozent wöchentlicher Nutzerreichweite, gefolgt von Irlands erfolgreichster Online-Zeitung “The Journal“ mit 34 Prozent. Irlands größte Tageszeitung, “Irish Independent“, ist mit 31 Prozent ebenfalls stark vertreten.

Abb: II: Die beliebtesten Online-Nachrichtendienste nach wöchentlichen Nutzerszahlen in Irland 2022

Quelle: Reuters Institute 2022

Wenig überraschend sind nach der Rundfunkanstalt RTÉ (Platz 5) auch die beiden beliebten Online-Nachrichtenseiten, die Online-Zeitung “The Journal“ (Platz 8) sowie das Online-Pendant der “Irish-Independent“ (Platz 9) unter den zehn beliebtesten Internetseiten Irlands vertreten. Davon abgesehen wird das Ranking von den üblichen US-Medienkonzernen dominiert. Hierzu zählen etwa Google (Platz 1) und YouTube (Platz 2) vom US-Konzern Alphabet Inc. sowie das soziale Netzwerk Facebook vom US-Konzern Meta Platforms, Inc.Eine Besonderheit ist die hohe Beliebtheit vom Reddit der Advance Publications Inc. (Platz 7), welches noch vor Instagram rangiert, das gar nicht in den Top 10 vertreten ist (Platz 11 im Jahr 2022).

Tab. II: Die zehn meistaufgerufenen Internetseiten in Irland 2022

Rang

Internetseite

Beschreibung

Mutterkonzern

1.

Google.com

Suchmaschine

Alphabet Inc.

2.

YouTube.com

Videoportal

Alphabet Inc.

3.

Facebook.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

4.

Twitter.com

Soziales Netzwerk

Twitter Inc.

5.

RTÉ.ie

Rundfunk

RTÉ

6.

Google.ie

Suchmaschine

Alphabet Inc.

7.

Reddit.com

Soziales Netzwerk

Advance Publications, Inc.

8.

TheJournal.ie

Nachrichten

Journal Media

9.

Independent.ie

Nachrichten

Mediahuis Ireland

10.

Wikipedia.org

Enzyklopädie

Wikimedia Foundation

Quelle: Similarweb.com

Regulierung

Die irische Presseregulierung ist vom Grundsatz geprägt, gleichermaßen die Freiheit der Presse zu verteidigen als auch die Bevölkerung, bzw. individuelle Bürger vor der Presse zu “beschützen“. Obwohl Irland im internationalen Vergleich erst relativ spät damit begann, entsprechende Strukturen und Institutionen zu entwickeln, weist die irische Medienaufsicht inzwischen Vorbildcharakter für Großbritannien und andere Regionen in Europa auf. In den 1980er-Jahren waren es insbesondere irische Gewerkschaften – im Glauben, eine stärkere Presseaufsicht würde eine vorteilhaftere Berichterstattung über diverse Arbeitskämpfe mit sich bringen, die sich für ein institutionalisierte Aufsicht stark machten.

Für Zeitungshäuser und Verleger war es ein langer Lernprozess auf dem Weg zu der Bereitschaft ihre Berichterstattung zumindest selbstregulativen Mechanismen zu unterwerfen. Doch auch Parteien und Politiker sträubten sich lange medienpolitisch aktiv zu werden. Das Verhältnis zwischen Politik und Medien war nie das beste und Politiker wollten die komplizierte Beziehung durch strenge Mediengesetze nicht weiter strapazieren. Erst 1996 entschloss sich der Verband der Zeitungsverleger dazu, einen Ombudsmann einzuführen. Eine endgültige Institutionalisierung erfolgte jedoch erst 2007, als sich Verleger und Justizministerium zusammentaten, um Formen der Selbstregulierung auszuloten. Am Ende der Gespräche stand schließlich die Gründung eines Presserats (Press Council Of Ireland), die Stärkung des Ombudsmanns durch die Schaffung einer entsprechenden Behörde (Office of the Press Ombudsman) sowie die Verabschiedung eines neuen Diffamierungs-Gesetzes, das regelte, wie und in welcher Form die Zeitungen künftig über Personen des öffentlichen Lebens berichten durften.

Kritiker bemängeln, die irischen Aufsichtsbehörden seien zahnlose Tiger, die nur retroaktiv Einfluss auf die Berichterstattung der Presse nehmen und keine Geldstrafen verhängen dürfen. Dennoch haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass der selbst auferlegte Verhaltenskodex der irischen Presse (Code of Practice) im Großen und Ganzen befolgt wird. Insbesondere die Pflicht, bei erfolgreichen Beschwerden eine Gegendarstellung abdrucken zu müssen, hat Redaktionen dazu veranlasst, sorgfältiger zu arbeiten. Inzwischen wurde diese Art der Selbstregulierung auch nach Großbritannien exportiert: die Empfehlungen, die Lord Justice Leveson nach dem Abhör-Skandal bei Rupert Murdochs Tabloid "News of the World" 2012 in Bezug auf einer Neustrukturierung der Presseregulierung gab, waren maßgeblich an das irische Modell angelehnt.

Die Regulierung des irischen TV-Sektors erfolgte stets mit Hinblick auf die Konkurrenz durch britische Sender, die ebenfalls empfangen werden konnten. So wurde grundsätzlich die Entwicklung einer kommerziellen TV-Industrie begrüßt, um den Einfluss von britischen Programmen einzudämmen. Dazu zählte zunächst auch die Limitierung der Werbeeinnahmen der öffentlich-rechtlichen Anstalt RTÉ. Diese wurde jedoch 1993 wieder aufgehoben, um die Stellung von RTÉ als Botschafter für die irische Kultur zu stärken. 2009 wurde die Broadcasting Authority of Ireland (BAI) als Nachfolgeinstitution der Behörden Broadcasting Commission of Ireland (BCI) und Broadcasting Complaints Commission (BCC) im Rahmen des Broadcasting Act ins Leben gerufen. Zu ihren Aufgaben zählen insbesondere die Lizenzierung von Frequenzen, die Programmüberwachung sowie Kinder- und Jugendschutz. Begleitet und ergänzt wird die Arbeit der BAI durch die Commission for Communications Regulation, die 2002 als Nachfolgebehörde des Office of the Director of Telecommunications Regulation (ODTR) gegründet wurde. Die ComReg ist sich neben dem Kabel- und terrestrischen Fernsehen in erster Linie für Internet- und Telekommunikationsbelange zuständig.

Quellen/Literatur

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