Europäische Mediendatenbank - Pilotprojekt
Polen gilt als einer der dynamischsten Medienmärkte Europas. Jeweils 300 Fernseh- und Radiosender konkurrieren um die Gunst von Zuschauern und Hörern. Zudem verfügt das Land über die drittgrößte Presselandschaft Europas. Eine dominierende Rolle spielen hierbei deutsche Medienkonzerne wie Axel Springer Ringier, Burda Media und die Bauer Media Group. » Polen
Im Zuge der allgemeinen Wirtschafts- und Finanzkrise ist Spaniens Mediensystem seit mehreren Jahren von Personalabbau, rückläufigen Umsätzen und Profiten, „Pressekrise“ und Regierungsinterventionen gekennzeichnet. Die Abhängigkeit der Medienunternehmen von Bankenkrediten und branchenfremden Investoren ist drastisch gestiegen, zugleich greift die konservative spanische Regierung publizistisch und finanziell auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTVE zu. » Spanien
Die dänische Medienlandschaft unterlag in den vergangenen Jahren massiven Veränderungen, ausgelöst vor allem durch zunehmende Digitalisierung: Neue Player drängten auf den lange Zeit stabilen Radio- und Fernsehmarkt; Zeitungsunternehmen versuchen ihrem zunehmenden Bedeutungsverlust vor allem durch Ausweitungen ihres Angebots entgegenzuwirken und wandeln sich hin zu Multimediaunternehmen. » Dänemark
Tschechien ist aber das erste Land in Osteuropa, das nach Zerfall der UdSSR einen kommerziellen Fernsehsender etablieren konnte: TV Nova (1994) – von Anfang an mit extremen Marktanteilen von bis zu 51 Prozent. » Tschechische Republik
Der österreichische Medienmarkt weist einerseits starke Konzentrationstendenzen auf und ist andererseits stark von Deutschland beeinflusst. Durch die Kontrolle der Zeitungstitel „Kronen Zeitung“ und „Kurier“ ergibt sich insbesondere auf dem Printmarkt eine marktbeherrschende Stellung der deutschen Miteigentümer, der Funke-Gruppe (ehemals WAZ-Konzern). Der österreichische Rundfunk wird hingegen klar vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk ORF dominiert, der immer wieder für zu starke Verflechtungen mit den Regierungsparteien kritisiert wird. » Österreich
Eine Reihe von strukturellen Besonderheiten kennzeichnet den Schweizer Medienmarkt. Vor dem Hintergrund einer föderalen Staatsordnung mit 26 Kantonen und vier Amtssprachen (Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch) weist die publizistische Landschaft ein entsprechend vielfältiges und regional geprägtes Angebot auf. » Schweiz
Die aktuelle Finanzkrise hat die Missstände des griechischen Mediensystems in dramatischer Weise offenbart. Die Umsätze und Werbeeinnahmen der Medienkonzerne befinden sich seit 2009 im freien Fall. So betrug der Rückgang an Werbeerlösen 2012 im Vergleich zum Vorjahr 28 Prozent, die Gesamtumsätze gingen in der Zeit zwischen 2009 und 2012 gar um 50 Prozent zurück. Das Interessen- und Einflussgeflecht zwischen griechischer Politik, Wirtschaft und Mediensektor wird von heimischen Beobachtern als „Dreieck der Sünde“ bezeichnet. » Griechenland
Eine historisch hohe Arbeitslosenquote, ein überregulierter Arbeitsmarkt, ein chronisch defizitärer Staatshaushalt, eine schrumpfende Wirtschaft, protestierende Bürger, ein Zögerer als Präsident, der die notwendigen Strukturreformen scheut: Frankreichs Wirtschaftskrise hat auch handfeste Konsequenzen für die Medienlandschaft. » Frankreich
Der internationale Einfluss auf das luxemburgische Mediensystem hat seit den 1990er Jahren immer mehr zugenommen, weil das Großherzogtum Luxemburg aufgrund seines Standorts im Herzen von Europa und aus steuerrechtlichen Gründen weltweit agierende Unternehmen anzieht, die von dort ihr gesamteuropäisches Geschäft steuern. » Luxemburg
Der Medienmarkt der Niederlande weist viele Besonderheiten auf, darunter insbesondere ein im europäischen Vergleich wohl einmaliges, dezentrales Netz einzelner kleiner öffentlich-rechtlichen Rundfunkbetreiber sowie ein hochkonzentrierter, fast ausschließlich von ausländischen Medienkonzernen dominierter Print- und Privatfernsehmarkt. » Niederlande
Bezeichnend für die belgische Medienlandschaft ist ihre föderale Struktur, welche die kulturelle und politische Teilung des Landes widerspiegelt. Als Konsequenz des belgischen Föderalismus existieren in jeder der belgischen Gemeinschaften eigene, unabhängig voneinander agierende Medienorgane. Es gibt keine nationalen Medien, in denen die Flämischsprachige, Französischsprachige und Deutschsprachige Gemeinschaften miteinander kooperieren. » Belgien
Italien gilt klassischerweise als Land, dessen Mediensystem und -kultur von einer Prävalenz audiovisueller Medien gegenüber dem geschriebenen Wort geprägt sind. Daniel Hallin und Paolo Mancini haben es in ihrer vielbeachteten Studie zu Mediensystemen im internationalen Vergleich (2004) dem polarisiert-pluralistischen („mediterranen“) Typ zugeordnet.
Die slowenische Medienlandschaft ist klein und, was die Zahl der Presseorgane und Produkte angeht, weitgehend fragmentiert. Der slowenische Medienwissenschaftler, Marko Milosavljevic, verwendet sogar vorsichtig den Ausdruck „Balkanisierung“. Er möchte damit den Zustand in ganz Südosteuropa beschreiben.
Die ungarische Medienlandschaft ist von denselben Transformationsprozessen gekennzeichnet, die in anderen europäischen Ländern im Zuge der Verbreitung von digitalen Medien und Gratiszeitungen sowie dem Einfluss der Finanzkrise zu beobachten war. Qualitativ hochwertiger politischer Journalismus wird nicht mehr in dem selben Maß produziert wie zuvor und die Einnahmen der Verlage sinken; obwohl es Boulevardzeitungen und Magazinen wirtschaftlich besser geht, ist deren Leserschaft in den vergangenen Jahren ebenfalls zurückgegangen.
Nach dem Niedergang der einst größten und meinungsstärksten Zeitung "Irish Press" im Jahr 1995, und abgesehen vom Einfluss globaler Medienunternehmen, beschränken sich die wesentlichen medienpolitischen Debatten in Irland um die Rolle und Meinungsmacht von "Independent News & Media", den mit Abstand größten und einflussreichsten Medienkonzern.
Die lingua franca Englisch hat die Omnipräsenz und die Vorbildrolle der angelsächsischen Mediensysteme befördert. Sie ist die konstituirende Basis einer Medienkultur, die sich durch Anspruch, Witz und Originalität sowie auch Trivialität, Schonungslosigkeit, bis hin zur Brutalität, auszeichnet.
Schweden gilt als Vorreiter auf dem Gebiet staatlich garantierter Presse- und Informationsfreiheitsrechte. Als erstes Land überhaupt führte es bereits 1766 ein Pressegesetz ein, welches Meinungs-, Berichterstattungs- und Zensurfreiheitsrechte verbriefte und darüber hinaus die für Schweden bis heute so charakteristischen Offentlighetsprincipen (Öffentlichkeitsprinzipien) einführte.
Charakteristisch für Deutschland ist eine starke Regionalisierung der Medienbranche, mit den vier führenden Standorten Berlin, Hamburg, Köln und München. Die Hälfte der Tageszeitungsgesamtauflage entfällt auf regionale Titel, von den zehn größten Medienkonzernen befindet sich nur die Zentrale von Axel Springer in der Hauptstadt.
Die Nelkenrevolution im April 1974 – also die gewaltfreie Abschaffung des Estado Novo, der autoritären Salazar-Diktatur – aber war sicherlich für Portugal, wie auch für die portugiesischen Medien, das einschneidende geschichtliche Ereignis des 20. Jahrhunderts.
Bulgarien liegt auch heute noch in der internationalen Rangliste für Pressefreiheit weit hinter dem EU-Durchschnitt, was einerseits auf die verhältnismäßig schwache Wirtschaft des Landes und damit einhergehende Abhängigkeit von in- und ausländischen Investoren, aber auch auf die zum Teil autoritäre Mentalität der jeweils machthabenden Politiker zurückzuführen ist, die immer wieder Journalisten durch Klagen und Abmahnungen unter Druck setzen.
Zwar wurde zwischen den Jahren 2000 und 2004 das kroatische Medienrecht weitgehend mit EU-Recht in Einklang gebracht, doch allen gesetzgeberischen Maßnahmen gegen Konzentrationstendenzen zum Trotz weist der Medienmarkt in Kroatien deutliche Merkmale von Konzentration auf. Unabhängigkeit ist ein grundlegendes Problem – auch bei den Medienunternehmen in Privatbesitz.
Die lettische Medienlandschaft ist klein und unübersichtlich. Das gilt besonders für die Struktur der Eigentumsverhältnisse von Medienunternehmen. Erst seit Ende des Jahres 2011 müssen diese offengelegt werden. Nicht alle Marktteilnehmer kommen ihrer Verpflichtung nach - insbesondere Internetportale.
Heute ist das finnische Mediensystem vor allem durch seinen hohen Grad an Konzentration gekennzeichnet - vier Unternehmen kontrollieren 55 Prozent des Pressemarktes; mit Sanoma gibt es einen vorherrschenden, einflussreichen Medienkonzern; und in allen wichtigen Städten des Landes gibt es mittlerweile de facto regionale Zeitungs-Monopole.
Mehr als zehn Jahre nach der Öffnung von Grenzposten zwischen dem griechischsprachigen und türkischen Teil von Zypern und zahlreichen EU-Maßnahmen, um die türkisch-zypriotische Community stärker in die EU zu integrieren, bleibt die zyprische Medienlandschaft weiter stark fragmentiert. Die Medien haben ihrerseits eine entscheidene Rolle gespielt, die sprachlichen und kulturellen Barrieren zwischen beiden Länderteilen aufrechtzuerhalten.
Mit 1,3 Millionen Einwohnern ist Estland eines der einwohnerärmsten Länder der EU. Um gewinnbringend zu arbeiten, sind Medienanbieter daher gezwungen, ihre Inhalte auf die gesamte Bevölkerung des Landes auszurichten. Etwa ein Drittel sind allerdings keine Esten – es gibt eine große russischsprachige Minderheit (etwa 25%), was den ohnehin kleinen Markt weiter aufspaltet.
Litauen galt Mitte der 1990er Jahre zurecht als Vorbild für einen exzellent entwickeltes liberales post-sowjetisches Mediensystem. Doch in den Jahren zwischen 1998 und 2009 erlebten die litauischen Medien eine schwere Legitimitätskrise. Das öffentliche Vertrauen in die Massenmedien verringerte sich um ein Drittel im Vergleich zu den unmittelbaren Folgejahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.
Im Gegensatz zur von vermeintlicher Objektivität geprägten angloamerikanischen Tradition zeichnet sich die maltesische Journalismuskultur durch Meinungsstärke aus. Aufgrund der von Fremdherrschaft bestimmten Geschichte, der geringen Bevökerungsdichte und der kulturellen Nähe zu Italien ist Malta ein Mediensystem mediterraner Prägung. In einem Land, in dem traditionell Klientelismus und Verwandschaft das politische System bestimmen, hat sich ein starker einheimischer Mediensektor entwickelt.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Samtenen Revolution – die Anfang der 90er dafür sorgte, dass die damalige Tschechoslowakei einer der östlichen Vorreiter im Umbruch der Medienlandschaft wurde – fiel es der Slowakei trotz allem schwer, Meinungs- und Pressefreiheit zu etablieren und ein diverses System an unabhängigen Medien zu schaffen. Noch vor einigen Jahren gab es Proteste von Journalisten und Zeitungskampagnen, um auf den schlechten Zustand der Meinungsfreiheit in der Slowakei aufmerksam zu machen.
Heute herrscht in Rumänien eine TV-Landschaft vor, die im wesentlichen durch die Dominanz von Privatsendern, die in Großstädten enorme Marktanteile haben und der öffentlich-rechtlichen TVR-Sendergruppe geprägt ist, die in den ländlichen Gebieten, in denen noch immer 45 Prozent der Bevölkerung leben, dominiert.
Europäische Mediendatenbank
Das Institut für Medien- und Kommunikationspolitik hat die Mediendatenbank mediadb.eu um die Erfassung sämtlicher europäischer Medienmärkte erweitert. Ziel ist es, die Besitz- und Machtstrukturen europäischer Medienmärkte transparenter und erfassbar zu machen. Im Gegensatz zu vergleichbaren Vorhaben akademischer Institutionen, die Fakten und Kennzahlen streng wissenschaftlich aufbereiten, wird mediadb.eu auf lange Sicht versuchen, die Medienlandschaften aller 27 europäischen Mitgliedsstaaten und darüber hinaus auch für eine breitere, interessierte Öffentlichkeit erfahrbar zu machen.
Nationale und regionale Medienmärkte in Europa werden mit steigender Tendenz von international operierenden Medienkonzernen und -konglomeraten kontrolliert. Deshalb dokumentiert mediadb.eu die größten und relevantesten Akteure der europäischen Medienindustrie.
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