Länderporträt Dänemark

Einwohner: 5,87 Mio. (2021)
Religionen: Evangelisch-lutherische Volkskirche 80,4 Prozent, Muslime 3,8 Prozent, Katholiken 0,6 Prozent (Auswärtiges Amt)
Größte Stadt: Kopenhagen (0,64 Mio. Einwohner)
Regierungsform: Konstitutionelle Monarchie mit parlamentarisch-demokratischem Regierungssystem
Staatsoberhaupt: Königin Margrethe II. (seit 1972)
Regierungschefin: Mette Frederiksen (Sozialdemokraten, seit 2019)
EU-Mitglied seit: 1973 (damals EG)
Arbeitslosenrate: 5,1% (Ende 2021), 7,1% (September 2013)

BIP pro Kopf: ca. 49.420 € (2021)
Staatsverschuldung in Prozent des BIP: 2021: 37,3%; 2019: 33,2%; 2013: 44,7%; 2009: 40,7%; 2007: 27,1% (Eurostat)
Haushaltssaldo in Relation zum BIP: 2022: -0,8%; 2012: -4,1%; 2009: -2,7%; 2007: +4,8% (Eurostat)
Anteil am globalen BIP: 2021: 0,26 %; 2012: 0,25%
Werbeumsätze insgesamt: 2021: ca. 10,5 Mrd. DKK (ca. 1,4 Mrd. €); 2012: ca. 12,7 Mrd. DKK (ca. 1,7 Mrd. €)
Tägliche Fernseh-Dauer pro Einwohner: ca. 190 Minuten (2021)
Rundfunkgebühr („Medielicens“): 2022: Keine Gebühren (wird nun vollständig über die Steuern aus dem Staatshaushalt finanziert); 2021: 52 DKK pro Monat und Haushalt (ca. 7 €); 2012: 203 DKK pro Monat und Haushalt (ca. 27,20 €)

Einführung

Das dänische Staatsgebiet, welches aus kulturellen Gründen meist Skandinavien zugeordnet wird, umfasst eine Fläche von 43.094 km2 (ohne Färöer und Grönland). Damit ist Dänemark zwar größer als die Schweiz oder die Niederlande, aber nur etwa halb so groß wie Österreich.

Nachdem Dänemark von der Weltfinanzkrise 2007/ 2008 getroffen wurde – nach jahrelanger Hochkonjunktur schrumpfte das BIP 2009 um 5,7 Prozent – hat sich das Land wirtschaftlich mittlerweile wieder stabilisiert. Die Arbeitslosenzahlen sind gesunken und mit einem BIP pro Kopf von 49.420 Euro im Jahr 2021 gehört Dänemark im Verhältnis zur Einwohnerzahl zu einem der wirtschaftlich stärksten Länder in Europa.
Jedoch hat die damalige Weltfinanzkrise innerhalb der Medienbranche nachhaltig Spuren hinterlassen, was sich an dem von da an stetigen Rückgang der Werbeeinnahmen bemerkbar macht. Anzeigenpreise werden durch einen verstärkten Wettbewerb zusätzlich gedrückt.

Generell unterlag die dänische Medienlandschaft in den vergangenen Jahren massiven Veränderungen, vor allem ausgelöst durch eine zunehmende Digitalisierung: Neue Player drängten auf den lange Zeit stabilen Radio- und Fernsehmarkt; Zeitungsunternehmen versuchen ihrem zunehmenden Bedeutungsverlust vor allem durch Ausweitungen ihres Angebots und einen Umstieg auf Online-Medienangebote entgegenzuwirken und wandeln sich hin zu Multimediaunternehmen. Die Nutzung von Video- und Musikstreamingdiensten hat in Dänemark, wie in vielen europäischen Nachbarländern, hat in den letzten Jahren rasant zugenommen, mit weiterhin steigender Tendenz.

Zeitung

Über viele Jahre hatte der dänische Zeitungsmarkt mit so massiven Problemen zu kämpfen, dass durch einen starken Rückgang der Abonnementzahlen, einem zunehmenden Verlust von Werbeeinnahmen an Fernsehen und Internet sowie den Nachwirkungen des „dänischen Zeitungskrieges“, der von 2006 bis 2008 wütete, mehrere Blätter ihre Arbeit einstellen mussten. Staatliche Subventionen in Form von Mehrwertsteuerbefreiungen und reduzierten Portogebühren entfachten kaum eine Wirkung. Die Gesamtauflage der Tageszeitungen sank zwischen 2007 und 2012 von 1,73 Mio. auf 1,25 Mio. Exemplare, also um knapp 28 Prozent in nur fünf Jahren. Der Gesamtwerbeumsatz der Tageszeitungen fiel in dieser Zeit um ganze 47 Prozent auf 1,7 Mrd. DKK (ca. 228 Mio. Euro).

Gegen Ende der 2010er-Jahre stabilisierte sich die Lage auf dem dänischen Zeitungsmarkt. Auch wenn bei einigen Tageszeitungen noch immer leichte Rückgänge beobachtet werden können und viele andere auf etwa gleichbleibendem Niveau stagnieren, haben die weitreichenden Umstrukturierungen auf dem dänischen Zeitungsmarkt die Situation für die Verleger deutlich verbessert. Viele der ehemals reinen Print-Zeitungsunternehmen bauten ihre Internetpräsenz immer weiter aus und wandelten sich so zu Multimediaunternehmen. Die vielfältigen Online-Angebote der Zeitungsunternehmen werden in der dänischen Bevölkerung gut angenommen. Im Jahr 2020 hatte Dänemark insgesamt 36 Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von 1,5 Mio – und damit mehr als noch im Jahr 2012.

 

Seit Jahrzehnten gehört die liberal-konservative Berlingske (bis 2011 noch Berlingske Tidende) zu den größten dänischen Tageszeitungen. Die zudem älteste noch erscheinende Tageszeitung Dänemarks wurde 1749 gegründet. Sie wird von Berlingske Media herausgegeben, das bis 2006 Teil der norwegischen Orkla Media gewesen ist und mittlerweile zur britischen Mecom Group gehört. Bis 2008 trug das Unternehmen den Namen Det Berlingske Officin.
Berlingske Media gibt nicht nur Dänemarks älteste noch erscheinende Tageszeitung heraus, sondern auch mehrere Lokalzeitungen und über 40 kostenlose Regionalzeitungen sowie die 1916 gegründete Boulevardzeitung BT und die Wochenzeitung Weekendavisen. Während die Reichweiten der meisten Tageszeitungen seit dem Ende der 2010er-Jahre relativ stabil geblieben sind, verzeichnete die Boulevardzeitung BT in den vergangenen Jahren massive Einbrüche und hat sich zwischen 2018 und 2021 in nur drei Jahren mehr als halbiert (siehe Abb. I).
Von 2001 bis Januar 2012 veröffentlichte Berlingske Media außerdem die kostenlose Zeitung Urban, die auf Straßen verteilt und in öffentlichen Verkehrsmitteln ausgelegt wurde. 2006 war Urban mit geschätzten 713.000 Lesern die meistgelesene Zeitung Dänemarks, die Auflage wurde in den darauffolgenden Jahren jedoch drastisch zurückgefahren.
Neben dem herkömmlichen Zeitungsangebot betreibt Berlingske Media mittlerweile zahlreiche Internetseiten, mehrere Web-Shops, Online-TV-Sender, Radiosender sowie eine Werbe- und eine Fotoagentur.

Neben Berlingske gibt es noch zwei weitere seriöse Tageszeitungen in Dänemark. Unter dem Namen JP/Politikens Hus schlossen sich 2003 die Verlage von Morgenavisen Jyllands-Posten und Politiken, zusammen. Die Redaktionen der 1871 gegründeten Jyllands-Posten, die als liberal-konservativ gilt, und der 1883 gegründeten Politiken, die sich selbst als sozial-liberal bezeichnet, blieben jedoch voneinander unabhängig.
JP/Politikens Hus gibt außerdem die 1904 gegründete Boulevardzeitung Ekstra Bladet heraus, die sich auf der Internetseite des Verlags damit brüstet, als erste dänische Zeitung das Bild einer nackten Frau abgedruckt zu haben.
Über die Tochterfirma Politikens Lokalaviser werden zudem mehrere kostenlose Lokalzeitungen vertrieben. JP/Politikens Hus betreibt mehrere Internetseiten, allen voran die Onlinepräsenzen der Zeitungen, aber auch andere, wie zum Beispiel ein Jobportal oder eine Reiseseite. Dazu kommen mehrere Online-TV-Channels, ein Informationsdienst, eine Foto- und eine Werbeagentur. Nach eigenen Angaben will das Unternehmen seinen Hauptfokus in den nächsten Jahren auf den Ausbau der Online-Plattformen und die Web-TV-Sender legen.

Berlingske und JP/Politikens Hus dominieren den dänischen Tageszeitungsmarkt mit einem Marktanteil von jeweils circa 30 Prozent bei den kostenpflichtigen Ausgaben. Der Rest des Marktes ist dagegen sehr parzelliert. Kein weiteres Unternehmen kommt in diesem Segment auf einen Marktanteil im zweistelligen Bereich.

In den 1990er Jahren wurden in Dänemark die ersten Gratiszeitungen eingeführt. 2009 gab es 235 kostenlos verteilte Lokalzeitungen, insgesamt fünf Mio. Exemplare pro Woche: In diesem Umfang international einzigartig. Auf nationaler Ebene erscheint neben Urban seit 2001 auch MetroXpress, die ebenfalls auf der Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln verteilt wird. MetroXpress gehörte ursprünglich zur luxemburgischen Gruppe Metro International, wurde im Januar 2013 jedoch von der 20 Minuten AG übernommen, die Teil der schweizer Mediengruppe Tamedia ist. Im August 2019 wurde für MetroXpress die Einstellung der Printausgabe angekündigt. Die Website soll hingegen weiterbetrieben werden.

Der „dänische Zeitungskrieg“ brach 2006 aus, als das isländische Medienunternehmen Dagsbrun, die zur isländischen Investorgruppe Baugur gehört, ankündigte, im Oktober des Jahres eine Zeitung namens Nyhedsavisen herauszubringen, die nicht nur kostenlos verteilt, sondern den Dänen kostenlos direkt nach Hause geliefert werden sollte. Darauf reagierten die etablierten Zeitungsverlage gleichermaßen: Im August 2006 veröffentlichten Berlingske Media und JP/Politikens Hus jeweils eigene Zeitungen, die sie ihrerseits kostenlos an die dänischen Haushalte lieferten: Dato und 24timer. MetroXpress gab im gleichen Monat eine zusätzliche Nachmittagsausgabe heraus. Als Nyhedsavisen im Oktober 2006 erschien, war das Land bereits mit kostenlosen Zeitungen überschwemmt. Die Preise für Printwerbung brachen im Zuge dieses Überangebots ein, die Auflage der kostenpflichtigen Zeitungen gingen ebenfalls zurück. Hinzu kamen die Mehrkosten für den Vertrieb der neuen Gratiszeitungen. Die Nachmittagsausgabe von MetroXpress wurde bereits nach drei Monaten eingestellt, Dato im April 2007, nach enormen finanziellen Verlusten. 24timer wurde ab 2008 nur noch auf der Straße verteilt und im Mai desselben Jahres an Metro International verkauft. Im März 2013 wurde die Zeitung eingestellt. Die Nyhedsavisen selbst hatte 2008 zwar über 500.000 Leser, machte aber trotzdem erhebliche Verluste und ging im September 2008 pleite.

Abb. I: Ranking der überregionalen Tageszeitungen in Dänemark nach Anzahl der wöchentlichen Leser (Vergleich 2018 und 2021, in Tausend)

Fernsehen

Der dänische Rundfunk ist geprägt von einem stark dominierenden öffentlich-rechtlichen Sektor, der jedoch mittlerweile in zunehmendem Maße der Konkurrenz durch Privatanbieter ausgesetzt ist. Finanziert wurden die öffentlich-rechtlichen Anstalten durch eine Medienlizenz (Medielicens), die von allen Haushalten mit entsprechenden Empfangsgeräten gezahlt werden mussten. Die Gebühreneinnahmen, die 2013 nach Schätzungen des Kulturministeriums 4,37 Mrd. DKK (ca. 586 Mio. Euro) betrugen, wurden zu knapp 84 Prozent an die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt DR und zu 11,6 Prozent an die Regionalsender von TV 2 ausbezahlt. Der Rest verteilte sich unter anderem auf Zuschüsse zu nicht-kommerziellen lokalen Radio- und Fernsehsendern oder das Dänische Filminstitut. Seit Abschaffung der Rundfunkgebühren, wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk vollständig aus den Steuereinnahmen aus dem Staatshaushalt finanziert. Die Verteilungen der Gelder sind hierbei in etwa gleich geblieben.

Da der dänische Werbemarkt für eine größere Senderzahl zu klein ist, handelt es sich bei den allermeisten Privatsendern um geringpreisige Bezahl-Sender, die sich sowohl aus Werbeeinnahmen als auch Abo-Gebühren finanzieren. Dieses Geschäftsmodell hat sich im Zuge eines Einbruchs der Werbeeinnahmen 2009 in Folge der globalen Finanzkrise bewährt. Die gesetzlichen Vorgaben bei der Ausstrahlung von Fernsehwerbung, geregelt im Gesetz zur Radio- und Fernsehübertragung (Lov om radio- og fjernsynsvirksomhed), sind zudem vergleichsweise streng: So darf Werbung nur zwischen einzelnen Programminhalten platziert werden, bezahltes Product-Placement ist verboten.

DR (Danmarks Radio) ist die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Dänemarks. Sie wurde 1925 als Statsradiofonien gegründet und 1959 in Danmarks Radio umbenannt. Die Anstalt finanziert sich ausschließlich durch die eingezogenen Mediengebühren und den Verkauf von eigenproduzierten Programmen; Werbung wird nicht geschaltet. DR wird geleitet durch ein elfköpfiges Direktorium, dessen Mitglieder für jeweils vier Jahre vom Kulturminister benannt werden. Drei der Mitglieder werden zuvor vom Kulturminister selbst nominiert, sechs vom Parlament und zwei von den DR-Mitarbeitern.
DR betreibt mehrere Sender. Allen voran DR1, gegründet 1951, der mit 1,62 Mrd. DKK (ca. 218 Mio. Euro) den größten Budgetposten für sich vereinnahmt. Seit 1954 strahlt DR1 ein reguläres Programm aus und ist somit der älteste Fernsehsender Dänemarks. Erst 1988, mit der Gründung von TV 2, verlor der Sender sein Monopol als einziger nationaler Fernsehsender. Die wichtigste nationale Nachrichtensendung „TV Avisen“ wird seit 1965 auf DR1 ausgestrahlt. In den 1990ern verlagerte sich DR1 zunehmend von der Produktion von Spielshows und Fernsehfilmen auf dramatische Serien, welche sich vor allem durch ihren Trend zu einer amerikanischen Genre-Orientierung auszeichnen; zuletzt beispielsweise „Borgen“ oder „Kommissarin Lundt – Das Verbrechen“ („Forbrydelsen“). Mit durchschnittlich  etwa 20 Prozent Marktanteil im Jahr 2022 ist DR1 der zweitstärkste Sender Dänemarks.
Auf die weiteren DR-Sender verteilen sich weitere ca. 8 Prozent, womit DR ingesamt auf einen Marktanteil von 27,9 Prozent kommt. Beide Sender, DR1 und DR2, sind sogenannte Must-Carry-Sender, sie müssen somit in jeder Kabelanlage weiterverbreitet werden.
Mit der Umstellung der terrestrischen Übertragung auf DVB-T kamen viele neue, kleinere Sender hinzu: Der Kulturkanal DR K und der Kinderkanal DR Ramasjang, die nach wie vor auf Sendung sind, sowie DR HD und DR Update, die Anfang 2013 durch die Jugendsender DR3 und DR Ultra ersetzt wurden.
Das Unternehmen DR Multimedia, welches das Merchandising zu den DR-Programmen betreibt, funktioniert auf kommerzieller Basis und hat ein von den Sendern unabhängiges Budget.

TV 2 wurde 1988 als halböffentlicher Sender im Besitz der dänischen Regierung gegründet und zunächst noch teilweise aus Gebührengeldern finanziert. TV 2 ist mit 51,7 Prozent Marktanteil im Jahr 2022 nach wie vor der stärkste Sender Dänemarks. Seit 2003 wurde TV 2 schrittweise privatisiert und ist mittlerweile eine private Aktiengesellschaft im Besitz des dänischen Staates. Finanzielle Unterstützung durch Gebührengelder erhält der Sender nicht mehr. Seit Januar 2012 ist TV 2 ein Pay-Channel.
Zur TV-2-Sendergruppe gehören außerdem acht regionale TV-Sender, die wiederum als unabhängige öffentlich-rechtliche Unternehmen funktionieren. Sie werden durch die Medienlizenz und den Verkauf von Programmen finanziert und gelten wie DR1 und DR2 als Must-Carry-Sender.
Auch mehrere private Nischensender gehören dazu: TV 2 Zulu, TV 2 Film, TV 2 News und TV 2 Charlie – letzterer mit 4,4 Prozent Marktanteil in 2012 erstmals der drittstärkste Sender des Landes. Am 5. Mai 2013 startete zuletzt außerdem der Sender TV2 Fri. TV 2 Sport wurde Ende 2012 an die Modern Times Group verkauft und heißt seitdem TV 3 Sport.

Die größte private Sendergruppe ist TV 3, die sich im Besitz des Satellitenbetreibers Viasat mit Sitz in Großbritannien befindet. Viasat gehört zur schwedischen Modern Times Group (MTG). Die Sender der Gruppe werden von London aus betrieben, wodurch sie die strengen dänischen Werberegelungen umgehen und so auch innerhalb der ausgestrahlten Programmblöcke Werbung platzieren können. Zu der Gruppe gehören die Sender TV 3, TV 3+, TV 3 Puls sowie zuletzt TV 3 Sport. TV 3 nahm 1995 den Sendebetrieb auf und war damit nach DR1 und TV 2 der dritte landesweite Fernsehsender. TV3 war zudem über lange Zeit der Sender mit den dritthöchsten Einschaltquoten, mittlerweile spielt er nur noch eine Nebenrolle.

Die Mediengruppe SBS Discovery Media entstand im April 2013, nachdem das US-amerikanische Discovery Communications die zu SBS Nordic gehörenden skandinavischen TV- und Radiosender für 10 Mrd. DKK (ca. 1,34 Mrd. Euro) von der deutschen ProSiebenSat.1 Media AG aufgekauft hatte. Discovery stieg damit auf einen Schlag zu einem der wichtigsten Medienunternehmen in Dänemark und Skandinavien auf. Zu SBS Discovery gehören unter anderem die Sender Kanal 4 – der 2006 den 1997 gegründeten Sender TV Danmark ersetzte – Kanal 5, 6’eren und der im Januar 2013 gestartete Sender 7’eren, welcher an die Stelle von Voice TV trat. Kanal 4 und Kanal 5 senden wie die Sender der TV-3-Gruppe aus London.

Die Umstellung der terrestrischen Übertragung auf DVB-T war für die dänische Fernsehlandschaft besonders bedeutend, da mit ihr neue Kapazitäten für die Übertragung mehrerer landesweiter Sender entstanden, wodurch die Sender DR1 und TV 2 ihre privilegierte Stellung zumindest teilweise einbüßten. Der erste DVB-T-Multiplex begann seine Übertragung am 31. Mai 2006, weitere fünf Multiplexe folgten im Laufe der folgenden zwei Jahre. In der Nacht zum 1. November 2009 wurde die analoge terrestrische Übertragung schließlich abgeschaltet. Der Fernsehkonsum ist in dieser Zeit stark angestiegen: von 148 Minuten pro Tag im Jahr 2007 – ein Wert, der sich seit 15 Jahren kaum verändert hatte – stieg die durchschnittliche Sehdauer auf den vorläufigen Höchststand von 201 Minuten im Jahr 2010. 2019 lag er bei ca. 190 Minuten pro Tag.

Im Januar 2012 wurde MPEG2 durch MPEG4 als Standard-Kodierung des DVBT-Signals abgelöst, wodurch eine noch größere Anzahl von Kanälen in besserer Qualität übertragen werden kann. Über die seit 2006 und 2007 frei empfangbaren digitalen Multiplexe MUX1 und MUX2 werden die DR-Programme sowie die regionalen Sender von TV 2 übertragen. Kontrolliert werden sie von DIGI-TV, einer gemeinsamen Tochtergesellschaft von DR und TV 2, welcher auch das terrestrische Rundfunkübertragungsnetz gehört.


Boxer TV betreibt seit 2008 die vier weiteren Multiplexe MUX3-6, auf denen private Pay-TV-Kanäle übertragen werden. Boxer TV ist Tochter der schwedischen Gruppe Boxer TV Access, die wiederum zu Teracom gehört, einem Rundfunkübertragungsunternehmen im Besitz der schwedischen Regierung. Teracom kaufte 2010 zudem den von DR und TV 2 betriebenen Broadcast Service Danmark auf, der den Betrieb des terrestrischen Rundfunkübertragungsnetzes leitet und im Januar 2011 in Teracom Denmark A/S umbenannt wurde.

Der größte Kabelnetbetriber Dänemarks ist YouSee, der nach eigenen Angaben ca. 1,2 Mio. Haushalte mit Kabelfernsehen versorgt, knapp die Hälfte der dänischen Bevölkerung. YouSee gehört zu Nuuday, einem Ableger der TDC (Tele Danmark Communications), der größten Telefongesellschaft Dänemarks, die 1990 unter dem Namen Tele Danmark als Mutterkonzern der regionalen Telefongesellschaften gegründet wurde und in staatlichem Besitz war. 1998 wurde Tele Danmark dann vollständig privatisiert und benannte sich 2000 in TDC um.
Der zweitgrößte Kabelnetzbetreiber ist Stofa, von 1995 bis Oktober 2012 im Besitz des schwedischen Telekommunikationsunternehmens Telia-Sonera, bis es von SE (Syd Energi) übernommen wurde, dem drittgrößten Energiekonzern Dänemarks. Stofa versorgt nach eigenen Angaben 600.000 Haushalte. Der drittgrößte Kabelanbieter, Canal Digital, ehemaliges Tochterunternehmen des norwegischen Telekommunikationskozerns Telenor und führender Anbieter von HDTV-Kanälen, wurde 2012 für 51 Mio. DKK (ca. 6,8 Mio. Euro) an den Konkurrenten Stofa verkauft.

Abb. II: Zuschauermarktanteil der Fernsehsender in Dänemark, März bis April 2022 (ab 12 Jahre)

Quelle: Stoll (2022)

Radio

Mit der Zeit wurde die terrestrische Übertragung von Radiosignalen sukzessive auf digitalen Standard umgebaut. 98 Prozent der Bevölkerung können DAB+ empfangen. In knapp 45 Prozent der dänischen Haushalte steht mindestens ein Digitalradio. Nach einer Einigung des Parlaments im Oktober 2012 soll der UKW-Rundfunk 2019 eingestellt werden, sofern bis Mitte 2018 mindestens die Hälfte des Radiokonsums über digitale Plattformen stattfindet. Da dieses Ziel knapp verfehlt worden ist, wurde der Ausstieg aus dem UKW-Rundfunk bis mindestens 2023 verschoben. Bis dahin läuft die aktuelle Rahmenvereinbarung über die Medienpolitik.


Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt DR hat im Hörfunk eine übermächtige Position. Neben zwei Mittelwellen-, 17 DAB- und knapp 30 Internetsendern, betreibt DR noch drei landesweite und elf regionale Sender.
Die dänische Regierung übernahm am 1. April 1925 den Rundfunkbetrieb und löste damit mehrere private Radioclubs ab, die sich durch Werbung und Sponsoren finanziert hatten. Der Staat hatte fortan das alleinige Monopol auf den Rundfunk. Lange Zeit gab es nur einen einzigen Sender, den heutigen Gesprächssender P1, der erst 1951 – dem Jahr, in dem auch der erste Fernsehsender DR1 den Testbetrieb aufnahm – durch einen zweiten Radiosender ergänzt wurde.

 

Die ersten Regionalsender gingen im April 1960 in Betrieb. Sie teilen sich heute den Kanal P4; 2021 mit einer Einschaltquote von 44,9 Prozent der mit Abstand meistgehörte Kanal. Der Musik- und Unterhaltungssender P3 ist mit einer durchschnittlichen Einschaltquote von 12,5 Prozent im Jahr 2021 der zweitstärkste Radiosender des Landes. Er wurde 1963 als Reaktion auf den kommerziellen „Piratensender“ Radio Mercur gegründet, der vier Jahre lang von einem Schiff in internationalen Gewässern aus Popmusik übertragen hatte, bis er 1962 durch eine Gesetzesinitiative gestoppt wurde. Der Informationssender P5 sendet seit 2003. Insgesamt haben die DR-Radiosender einen Marktanteil von etwa 76 Prozent.

Nachdem das Parlament 1981 eine entsprechende Gesetzesänderung erlassen hatte, bekam der staatliche Rundfunk ab 1984 Konkurrenz von privaten Anbietern, wobei die Übertragung von Werbung auch für diese bis 1988 verboten blieb. Die ersten privaten Radiosender mit nationaler Reichweite gingen erst 2003 auf Sendung. Mit 4,6 Prozent Marktanteil ist der Radiosender NOVA, der von Bauer Media Danmark vertrieben wird, der größte private Radiosender des Landes. Weitere Radiosender sind The Voice, Radio Soft, Classic FM Total und weitere kleinere Sender. Neben diesen Anbietern sind zudem fast 300 lokale Radiostationen auf Sendung.

Abb. III: Hörermarktanteil der Radiosendender in Dänemark, November 2021 (ab 12 Jahre)

Internet

94 Prozent aller dänischen Haushalte hatten 2013 einen Internetanschluss. Drei Viertel aller Dänen nutzen täglich das Internet, in der Gruppe der 25- bis 39-jährigen sind es 92 Prozent Besonders die Internetnutzung über mobile Geräte nimmt rasant zu. 2011 waren 38 Prozent aller Dänen in Besitz eines Smartphones, 2012 schon 52 Prozent. Während sich der Konsum von herkömmlichen Internetseiten in den letzten Jahren nicht bedeutend verändert hat, wuchs der Konsum von Seiten für mobile Endgeräte und die Benutzung von Apps exponentiell an.

Nach dem Start von Netflix im Oktober 2012 stieg der Streaming-Dienst schnell zum erfolgreichsten Anbieter in Dänemark auf. Nach einer Statistik aus dem Jahr 2021 (siehe Abb. IV) haben Serien von Netflix zwischen Februar und April mit 46,1 Prozent den größten Zuschaueranteil. Mit großem Abstand rangieren dahinter Disney+ (18 Prozent) und Amazon Prime Video (12 Prozent).

Abb. IV: Zuschaueranteile von Originalserien nach Ursprungsplattformen in Dänemark, Februar bis April 2021

Quelle: Parrotanalytics.com

Die meistgenutzte Internetseite der Dänen im Jahr 2021 ist die Suchmaschine Google des US-Konzerns Alphabet Inc., gefolgt vom Videoportal YouTube von ebendiesem Unternehmen. Ebenfalls auch heute noch stark vertreten ist das soziale Netzwerk Facebook von Meta Platforms, welches auf dem dritten Platz rangiert. Die meistbesuchte Internetseite dänischen Ursprungs (Platz 5), ist die Seite des öffentlich-rechtlichen Rundfunks DR, welche über ein Online-Angebot verfügt, welches sich auf Radio- und Fernseh-Streaming, Nachrichten und eine Mediathek erstreckt. Direkt dahinter, auf Platz 6, folgt der mittlerweile vollständig private Sender TV 2, welcher ein Fernseh- und Nachrichtenangebot zur Verfügung stellt.

Tab. I: Die meistbesuchten Internetseiten in Dänemark 2022

Rang

Internetseite

Beschreibung

Mutterkonzern

1.

Google.com

Suchmaschine

Alphabet Inc.

2.

YouTube.com

Videoportal

Alphabet Inc.

3.

Facebook.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

4.

DR.dk

Rundfunk

DR

5.

TV2.dk

Fernsehen, Nachrichten

TV 2

6.

Netflix.com

Streaming-Portal

Netflix

7.

Google.dk

Suchmaschine

Alphabet Inc.

8.

mitid.dk

Identitätsmanagement

MitID

9.

ekstrabladet.dk

Nachrichten

JP/Politikens Hus A/S

10.

twitch.tv

Live-Streaming-Portal

Amazon.com, Inc.

Quelle: Similarweb.com

Regulierung

Die dänische Mediengesetzgebung und –regulierung ist auf drei Ministerien verteilt. Für den Rundfunk ist das Kulturministerium verantwortlich, für Printmedien die Staatskanzlei der Ministerpräsidentin und für Telekommunikation das Ministerium für Unternehmen und Wachstum.

Der dänische Radio- und Fernsehrat (Radio- og tv-nævnet) vergibt die Lizenzen an die Rundfunkanbieter und führt Aufsicht über die Einhaltung der rechtlichen Vorgaben. Außerdem verwaltet er die Subventionen für nicht-kommerzielle lokale Rundfunkanbieter und berät die Kulturministerin in Rundfunksachen. Der Rat besteht aus acht Mitgliedern, die von der Kulturministerin für vier Jahre ernannt werden. Sieben werden vorab von der Kulturministerin selbst nominiert, das achte vom Kooperationsforum der Dänischen Hörer- und Zuschauerorganisation (Samarbejdsforum for Danske Lytter- og Seerorganisationer).
Das Mediensekretariat (Mediesekretariatet) ist für die Umsetzungen der Entscheidungen des Radio- und Fernsehrats verantwortlich. Es untersteht der Kulturministerin.

Über die ethischen Presserichtlinien wacht der Presserat (Pressenævnet), der durch das „Gesetz über die Verantwortung der Medien“ (Medieansvarsloven) legitimiert ist. Er besteht aus acht Mitgliedern, die vom Justizminister ernannt werden. Vorsitzender und Stellvertreter des Rats werden vom Präsidenten des Obersten Gerichtshofs nominiert, die anderen Mitglieder von verschiedenen Verbänden. Der Presserat ist ein unabhängiges, öffentliches Schiedsgericht, das bei Beschwerden über die Medien entscheidet, ob eine Publikation den „allgemeinen ethischen Richtlinien der Presse“ entspricht.

Die Gewerbebehörde (Erhvervsstyrelsen), die dem Ministerium für Unternehmen und Wachstum unterstellt ist, verantwortet mit ihrer Abteilung zur Telekommunikationsregulierung unter anderem die Wettbewerbsoffenheit des Marktes sowie den weiteren Ausbau des Telekommunikationsnetzes. Bis 2011 war dafür noch die IT- und Telekommunikationsagentur (IT- og Telestyrelse) unter dem Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Entwicklung zuständig.

Nachdem in Dänemark über Jahrzehnte Rundfunkgebühren erhoben worden sind, die sich zeitweise auf nahezu 30 Euro im Monat und pro Haushalt belaufen haben, wurde 2018 von politischer Seite entschieden, die Gebühren innerhalb von drei Jahren schrittweise zu senken und schließlich vollständig abzuschaffen. Nach den Senkungen 2019, 2020 und 2021 belief sich der Rundfunkbeitrag zuletzt auf umgerechnet circa 7 Euro und wurde 2022 schließlich endgültig gestrichen. Seit jeher wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk vollständig aus den Steuereinnahmen aus dem Staatshaushalt finanziert.

Quellen/Literatur

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