71. Sinclair Broadcast Group

Umsatz 2023: $ 3,134 Mrd. (€ 2,898 Mrd.)

Überblick

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Gegründet 1986 ist Sinclair in den vergangenen Jahren durch aggressive Zukäufe zum umsatzstärksten Betreiber von regionalen TV-Sendern der USA aufgestiegen. Zur Gruppe gehören unter anderem 185 lokale Fernsehstationen, diverse Sport- und Entertainment-Networks und ein Streamingdienst. Kritiker bezeichnen Sinclair, so Deutschlandfunk, als „gefährlichstes Medienunternehmen in den USA“.

 

Ein aktualisiertes Konzernporträt erscheint in Kürze.

Basisdaten

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Hauptsitz:
Sinclair Broadcast Group, Inc.
10706 Beaver Dam Road
Hunt Valley, Maryland 21030
USA
Telefon: 001 410 568 1500
Website: www.sbgi.net

Branche: TV, Streaming
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01-31.12
Gründungsjahr: 1986

Ökonomische Basisdaten (in Mrd. US-$):


2022202120202019201820172016
Umsatz 3,936,15,24,243,012,642,62
Gewinn (Verlust) 2,65(0,4)(2,41)1,1470,3410,5760,245
Aktienkurs (in $, Jahresende)15,5126,4331,8532,0027,9537,8633,35
Mitarbeiter7.90011.50011.60011.8009.0008.9008.400

Geschäftsführung

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Management:

  • David D. Smith, Executive Chairman
  • Christopher S. Ripley, President & Chief Executive Officer
  • Robert D. Weisbord, President of Broadcast & Chief Operating Officer
  • Lucy A. Rutishauser, Ececutive Vice President & Chief Financial Officer
  • David Gibber, Senior Vice President & General Counsel
  • Brian Bark, EVP & Chief Information Officer
  • Scott Shapiro, Executive Vice President & Corporate Development and Strategy
  • Donald H. Thompson, Ececutive Vice President & Human Resources
  • Scott Ehrlich, Chief Innovation Officer / Head of Corporate Strategy
  • William Bell, SVP, Head of Distribution and Network Relations
  • Mike Kralec, SVP, Chief Technology Officer
  • Scott Livingston, SVP News
  • Delbert R. Parks III, President of Technology

 

Board of Directors

  • David D. Smith, Sinclair Broadcast Group
  • Frederick G. Smith, Sinclair Broadcast Group
  • J. Duncan Smith, Sinclair Broadcast Group
  • Robert E. Smith, Sinclair Broadcast Group
  • Laurie R. Beyer, Greater Baltimore Medical Center
  • Dr. Benjamin Carson, Sr., U.S. Department of Housing and Urban Development
  • Howard E. Friedmann, Lanx Management LLC
  • Hon. Benson E. Legg, JAMS
  • Daniel C. Keith, Cavanaugh Group

Geschichte

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Die Wurzeln des Unternehmens gehen auf Julian Sinclair Smith zurück, einen Ingenieur aus Baltimore, der sich in den 1950er Jahren auf den Bau von Fernsehstationen spezialisierte und mit seiner von den großen Networks unabhängigen Chesapeake Television Corporation bald lokale Nachrichtenformate produzierte. Sinclair Smiths Sohn David begann dann in den 1980er Jahren im Rahmen einer beispiellosen Einkaufstour TV-Senderketten in ganz Amerika zu übernehmen, etwa Act III Broadcasting (1995), River City Broadcasting (1996), die Four Points Media Group (2011), Barrington Broadcasting (2013) und weitere Lokalsender. Bis 2017 blieb Sinclair allerdings trotz stattlicher Größe nur Insidern bekannt.

Mit Donald Trump änderte sich das schlagartig. Sinclair wurde zu einem der wichtigsten Verbündeten der Republikaner. Und andersrum. Smiths Meisterstück wurde jedoch 2018 von der FCC ein Riegel vorgeschoben: Die Regulierungsbehörde untersagte die knapp vier Milliarden Dollar schwere Übernahme der 42 Sender von Tribune Media – um zu verhindern, dass in den USA de facto ein Regionalfernseh-Duopol entstand, bestehend aus Sinclair und der Nexstar Media Group (Platz 54 im IfM-Ranking). Auch Sinclairs Angebot, sich von diversen Sendern in einzelnen regionalen Märkten zu trennen, überzeugte die Medienwächter nicht, mit der Folge, dass Tribune Sinclair wegen des gescheiterten Deals auf eine Milliarde Dollar Schadensersatz verklagte. 2019 kam es allerdings zur Fusion von Tribune mit Nexstar.

Unterdessen geriet die deutlich rechte Orientierung von Sinclair immer mehr in den Fokus. Schon während der Obama-Ära war Sinclair durch die Verbreitung von Verschwörungstheorien über die demokratische Partei aufgefallen, doch im Präsidentschaftswahlkampf 2016 und den vier Jahren der Trump-Administration warfen Kritiker dem Konzern vor, „Trump-TV“ zu betreiben und die regionale Medienvielfalt der USA durch eine rechtskonservative Ausrichtung zu beschädigen. Über das Format der sogenannten „must run segments“ etwa, kurze Meinungsbeiträge von der Trump-Kampagne nahestehenden Kommentatoren, die alle Sinclair-Stationen quer durch die USA ausstrahlen mussten, wurden die letzten unabhängigen Bastionen der amerikanischen Medienlandschaft beeinflusst: Lokale TV-Nachrichten, denen die Bevölkerung der USA seit Jahren mehr vertraut als den landesweiten Kabel-Nachrichtensendern.

Zudem diktierten die Smiths aus der Unternehmenszentrale in Maryland den über 87 regionale Märkte verstreuten lokalen News-Anchors, was sie vom Teleprompter ablesen sollten. Eines der Skripte, das den Moderatorinnen und Sprechern vorgelegt wurde, lautete: „Wir sind besorgt über den beunruhigenden Trend unverantwortlicher, einseitiger Nachrichten, die unser Land plagen: Das Teilen von voreingenommenen und falschen Nachrichten ist in den sozialen Medien alltäglich geworden. Noch beunruhigender ist, dass einige Medien diese gleichen gefälschten Geschichten veröffentlichen, ohne vorher die Fakten zu überprüfen.“ Trump selbst zeigte sich begeistert und lobte Sinclair als echte Alternative zu den „Fake News Networks“ CNN, MSNBC und ABC.

Management

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Seit 2017 ist Chris Ripley Nachfolger von David D. Smith als Sinclair-CEO, und „der Mann hinter Sinclairs kometenhaftem Aufstieg in den Sportmedien“ (Forbes). Ripleys Strategie: Um die „streaming wars“, den „Krieg“ unter den Streamingdiensten zu vermeiden, hat Sinclair Ende 2019 für rund zehn Milliarden Dollar die 21 „Regional Sports Networks“ von Fox/Disney gekauft (Disney war ja vom Justizministerium aufgrund kartellrechtlicher Bedenken gezwungen worden, die so genannten RSNs im Rahmen der 71,3 Milliarden Dollar teuren Übernahme der Unterhaltungssparte von Fox zu verkaufen). Ripley: „Wir werden der führende Anbieter von Lokalnachrichten und Sport im ganzen Land sein. Und diese beiden Genres sind in Bezug auf die Live-Zuschauerzahlen allen anderen Genres haushoch überlegen." Er fügte hinzu: „Der derzeitige Markt wird von großen Technologieunternehmen – Netflix und Amazon – im Bereich der allgemeinen Unterhaltung überflutet. Das ist ein Problem für jeden, der Geld verdienen will. Wir wollten nicht gegen einen 800 Pfund schweren Gorilla mit unbegrenztem Geld antreten." (Chicago Tribune)

Noch ein Blick zurück: David D. Smith, geboren 1950 und Sohn des Firmengründers Julian Sinclair Smith (1921–1993), war Konzernchef von 1990 bis 2017. Er hat Sinclair zur größten Gruppe von Fernsehstationen der USA ausgebaut, politisch deutlich orientiert. Seine Familie hatte während der Trump-Präsidentschaft in Form von Super PACs massiv an die Republikanische Partei gespendet. Ein ehemaliger Trump-Sprecher, Boris Epshteyn, wurde sogar als politischer Analyst für Sinclair verpflichtet. Und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner handelte im Wahlkampf 2016 eine Reihe von Exklusiv-Interviews aus, die im Gegenzug für einen bevorzugten Zugang zu Trump gezielt in zuschauerstarken Sinclair-Nachrichtenformaten in den Swing States ausgestrahlt wurden. Der Deal beinhaltete die Zusage, die Statements von Trump ohne journalistische Kommentare oder Einordnungen zu senden. Zudem stellten die Sender Trump insgesamt signifikant mehr Sendezeit zur Verfügung als seiner Konkurrentin Hillary Clinton.

Geschäftsfelder

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Sinclair ist mit 185 TV-Stationen in 86 kleineren US-Märkten das größte Lokalfernsehimperium in den USA und betreibt u.a. die landesweiten Networks Comet (Science Fiction), Stadium und Bally Sports (Sport), Tennis Channel, Charge! (Action) und TBD (kuratierter Online-Content für TV). Die beiden Streamingplattformen STIRR und NewsON haben sich neben Sport und Entertainment auf lokale News spezialisiert.

Wie wichtig das Lokalfernsehen für Amerikaner ist, lässt sich in einer Studie des Pew-Forschungszentrums nachlesen: Für 50 Prozent von ihnen bleibt es die dominante Informationsquelle. Und mit 76 Prozent vertrauen mehr Amerikaner ihrem Lokalsender als ihren Freunden oder der Familie.

Aktuelle Entwicklungen

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Trump ist passé. Sinclair, inzwischen in die prestigeträchtige Fortune 500-Liste der wertvollsten Unternehmen aufgestiegen, setzt neben Lokalnachrichten, die spätestens im Vorlauf zu den Mid-Term-Wahlen 2022 die Kassen durch tausende von Wahlwerbespots klingeln lassen, auch auf die Karte Sport. Besonders nach dem Höhepunkt der Corona-Pandemie, die viele Stadien und auch Sinclairs Wrestlingsschmiede hat still stehen lassen.

CEO Chris Ripley entwickelt seit geraumer Zeit federführend eine 250 Millionen Dollar teure Streaming-App für Smartphones, die die Art und Weise revolutionieren soll, wie Fans Sport erleben. Sinclair will mit der App ein neues Ökosystem erschaffen, in dem sportbegeisterte Zuschauer nicht nur College Football, NBA-Basketball und NHL-Hockey gucken, sondern auch Fan-Communities beitreten, Merchandise-Artikel und Tickets kaufen sowie Games spielen können.

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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