33. beIN Media Group

Umsatz 2023: € 8,300 Mrd.

Überblick

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Das globale Sport- und Unterhaltungs-Netzwerk der beIN Media Group mit Sitz in Doha, Katar wurde 2014 aus dem Nachrichtenkanal Al Jazeera ausgegründet und ist heute der dominierende Pay-TV-Sportsender der arabischen Welt. Und gewinnt auch außerhalb dieser Sphäre zunehmend an Bedeutung. Mittlerweile gehören zu dem eng mit dem katarischen Herrscherhaus verbundenen beIN 60 Sender, die auf fünf Kontinenten, in 43 Ländern und sieben Sprachen ausgestrahlt werden.

Basisdaten

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Hauptsitz:
beIN Media Group
P.O. Box 23231
Doha
Qatar
Website: www.beinmediagroup.com

Branchen: Sport- und Entertainment-Sender
Rechtsform: Private Company
Gründungsjahr: 2003 (als Al Jazeera Sport), 2012 (beIN SPORTS FRANCE), 2014 (rebranding als beIN MEDIA GROUP)

 

Ökonomische Basisdaten
2021202020192018
Umsatz (in Mio. US-$)*9.9009.9008.6008.600
Mitarbeiter3.7003.7003.7003.700

* Schätzungen basierend auf der Anzahl  der weltweiten Abonnenten (55 Millionen)

Geschäftsführung

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Management:

  • Nasser Al-Khelaifi, Group Chairman
  • Yousef Al-Obaidly, Group Chief Executive Officer
  • Tareq Zainal, Chief Financial & Human Resources Officer
  • Ziad Hammoud, Chief Strategy and Investment Officer
  • Mohammad Al-Subaie, Acting CEO of beIN MENA
  • Mohammed Al-Bader, Managing Director of MENA Channels
  • Israel Esteban, Chief Technology Officer
  • Daniel Markham, Chief of Staff
  • Caroline Guenneteau, Deputy General Counsel
  • Richard Verow, Chief Sports Officer

Geschichte

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Ohne den 1996 von Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani, dem damaligen Emir von Katar, gegründeten Nachrichtenkanal Al Jazeera hätte es den arabischen Frühling wohl nicht gegeben – und auch nicht den größten TV-Sportrechte-Inhaber der Welt. beIN wurde 2003 als Sportfiliale von Al Jazeera ins Leben gerufen. Dann entstand im Juni 2012 beIN SPORTS, zunächst in Frankreich (weil es hier noch keine eigenständigen Sportkanäle gab). Im Januar 2014 dann wurden die Al Jazeera-Sportsender in die beIN Media Group umbenannt, als Holding für die Aktivitäten von beIN SPORTS. Für das katarische Königshaus war die Strategie von „Sport als Wirtschaftsfaktor“ nach dem Ende des Ölzeitalters die logische Strategie: Zwei Drittel der Bevölkerung der arabischen Welt sind unter 30, statistisch gesehen gibt es mehr Handys als Menschen. beIN kaufte Übertragungsrechte für verschiedene Premium-Sportveranstaltungen, in den Bereichen Fußball, American Football, Tennis, Basketball, Volleyball, Handball, Motorsport, Rugby, Radsport, Leichtathletik und mehr. Am 1. November 2015 erweiterte beIN das Portfolio um Filme, allgemeine Unterhaltung, Sach- und Kinderinhalte. Im März 2016 erwarb man zur weiteren Diversifizierung das 1979 vom inzwischen verurteilten Sexualstraftäter Harvey Weinstein mitgegründete und 1993 an Walt Disney verkaufte Miramax-Studio („Pulp Fiction“). 2019 verkaufte beIN einen Miramax-Anteil in Höhe von 49 Prozent an ViacomCBS (heute Paramount Global) für 375 Mio. Dollar. Paramount Pictures erhielt so Zugriff auf die über 700 Titel der MIRAMAX-Filmbibliothek. 

Parallel dazu baute beIN durch spektakuläre Übernahmen sein internationales Pay-TV-Imperium weiter aus. 2014 etwa kaufte beIN den australischen Ableger der irischen Sportsenderkette Setanta und nannte ihn in beIN Sports um. Und 2016 folgte der Kauf des führenden türkischen Pay-TV-Netzwerks Digiturk. Um als „ESPN“ der arabischen Welt (und darüber hinaus) seine internationalen Sender mit exklusiven Sport-Inhalten zu versorgen, ließ sich CEO Yousef Al-Obaidly nicht lumpen und gab insgesamt 15 Milliarden Dollar für Übertragungsrechte aus, darunter für die kommenden Europa- und Weltmeisterschaften sowie die Champions League und die Copa America im Fußball, sowie für Formel 1- und Rugby-, Boxen- und NBA-Basketball-Rechte. Und in einem „exciting new deal“ (beIN) konnte sich beIN SPORTS im Juli 2021 auch die Exklusivrechte an Bundesligaspielen sichern: bis 2025 und für Frankreich und die Türkei.

Management

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Der Vorstandsvorsitzende Nasser Al-Khelaifi ist seit seiner Karriere als Tennisprofi und Mitglied des katarischen Davis Cup-Teams in den 1990er Jahren mit den Herrschern im Emirat vertraut. Seit 2011 leitet er die 2005 gegründete Beteiligungsfirma Qatar Sports Investment (QSI), die für etwa 30 Millionen Euro den französischen Fußballverein Paris Saint-Germain (PSG) gekauft hatte (plus Schulden in Höhe von 20 Millionen Euro). Im Oktober 2011 wurde Al-Khelaifi dann PSG-Präsident. beIN-CEO wurde er 2013.

Im November 2013 dann ernannte ihn der Emir, Scheich Tamim bin Hamad Al Thani, zum „Minister ohne Geschäftsbereich“. Weiterhin ist er Mitglied im Organisationskomitee der FIFA-Weltmeisterschaft und Delegierter der European Club Association im UEFA Exekutivkomitee. Die Sportblatt „L’Equipe“ machte ihn 2016 zum „mächtigsten Mann im französischen Fußball“ (vor Nationaltrainer Didier Deschamps und Zinedine Zidane). Nasser Al-Khelaifi ist zudem Präsident der Qatar Tennis Federation und Vize-Präsident der Asian Tennis Federation (Westasien).

Allerdings kommt auch er um in der Branche häufig aufkommende Konflikte mit der Justiz nicht herum. Im Oktober 2017 eröffneten Schweizer Gerichte ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen des Verdachts auf private Korruption bei der Vergabe der Fernsehrechte für die WM 2026 und 2030. Der Vorwurf: Al-Khelaifi soll dem ehemaligen FIFA Generalsekretär Jerome Valcke eine fünf Millionen Euro teure Villa auf Sardinien als Gegenleistung für die Vergabe der WM-Rechte an beIN geboten haben. Al-Khelaifi wurde im Oktober 2020 freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft legte gegen das Urteil Berufung ein, doch im Juni 2022 wurde Al-Khelaifi ein zweites Mal freigesprochen.

Geschäftsbereiche

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beIN Sports sendet auf 22 Kanälen im Mittleren Osten, Nordafrika, Europa, Nordamerika, Australien und Asien. Die Strategie ist, neben dem Aufbau des beIN premium sports network, die Entwicklung von Sport- und Entertainmentproduktion. Die beIN MEDIA GROUP ist in sieben Sparten aufgeteilt.

- Die Sport- und Entertainment-Sender von beIN MENA (Middle East North Africa) kann man über DTH Satellit, IPTV und OTT-Streaming (beIN CONNECT) empfangen.

- beIN SPORTS France ist ein französischer Sportsender in Boulogne-Billancourt, gegründet 2012. Im Angebot sind unter anderem die französischen Ligue 1 und Ligue 2, La Liga, Serie A, Bundesliga, Super Lig, FA Cup, Men and Women World IHF championships sowie NFL Football, ATP Tennis und mehr. Empfangbar über Kabel, Satellit und ADSL.

- beIN SPORTS Asia Pacific (Singapur) sendet 14 beIN-Sportprogramme in elf Ländern (Australien, Neuseeland, Kambodscha, Hong Kong, Indonesien, Laos, Malaysia, Philippinen, Thailand, Osttimor, Singapur) in vier Sprachen. 

- beIN SPORTS North America (Miami) sendet seit August 2012 beIN SPORTS-Inhalte in den USA und Kanada, über neun der zehn großen Kabel-/Satelliten-Provider und Streaming mit beIN SPORTS CONNECT. 

- beIN Digiturk (Istanbul) ist der führende Pay TV-Anbieter der Türkei mit 184 Kanälen und ca. 3,5 Millionen türkischen Abonnenten, gegründet 1999 und im August 2016 von der beIN Media Group gekauft. 

- beIN UK (London) kümmert sich seit 2014 um den weltweiten Rechteerwerb und Programmverkäufe.

MIRAMAX, die 1979 von den Brüdern Harvey und Bob Weinstein gegründete Filmproduktion, ging im März 2016 im Zuge einer weiteren Programmdiversifizierung an die beIN Media Group. Und damit eine Filmbibliothek mit über 700 Titeln, 278 Oscar-Nominierungen und 68 Oscars, darunter die „Best Picture“-Gewinner „The English Patient“, „Chicago“, „Shakespeare in Love“ und „No Country for Old Men“.

Aktuelle Entwicklungen

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Mit dem riesigen Reservoir an Sport- und Filmrechten sollte dem weiteren globalen Siegeszug von beIN eigentlich nichts im Wege stehen. Wenn da nicht staatlich unterstützte Piraterie wäre. Vermutlich mit Hilfe von Katars Erzfeind Saudi-Arabien breitet sich in der arabischen Welt ein ausgerechnet „BeoutQ" betitelter Piratensender immer weiter aus, der illegal das beIN-Programm überträgt, ohne die kostspieligen Lizenzrechte zu bezahlen.

beIN Media geht davon aus, dass das „BeoutQ"-Signal seinen Ursprung beim saudischen Satellitenanbieter Arabsat hat, an dem der saudische Staat Großinvestor ist. Das Satellitensignal ist mittlerweile nicht mehr zu empfangen, aber modifizierte IPTV-Boxen werden noch millionenfach genutzt. Angesichts des wirtschaftlichen Schadens von mehr als einer Milliarde Dollar versuchen beIN und Katar deshalb Sportrechteinhaber und Sponsoren zu drängen, keine Großveranstaltungen mehr in Saudi-Arabien abzuhalten.

Ende Juni 2022 wurde bekannt, dass es gelungen ist, zumindest vier illegale ägyptische Sportkanäle zu schließen. Goalarab.com, Yalla-Shoot-7sry.com, yalla-shoot.us, yallashoot-news.com: Hinter diesen vier Websites versammelten sich im Mai 2022 1,8 Millionen User in Ägypten und über 4,8 Millionen User weltweit und schauten von beIN SPORTS gestohlene Inhalte.

Inhalte

Institut für Medien- und Kommunikationspolitik

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