31. The Naspers Group

Umsatz 2011/12: ZAR 39,487 Mrd. (€ 3,856 Mrd.)

Überblick

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Naspers ist der größte Medienkonzern Afrikas. 1915 in Kapstadt gegründet, beschränkte sich das Unternehmen bis in die 1980er Jahre auf den Printsektor in Südafrika, ehe man gemeinsam mit anderen südafrikanischen Partnern den Pay-TV-Anbieter M-Net ins Leben rief. Mitte der 1990er Jahre wurde das Portfolio um diverse Onlineaktivitäten ergänzt und die internationale Expansion besonders in Wachstumsmärkten vorangetrieben.

Basisdaten

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Hauptsitz:
40 Heerengracht
Cape Town
8001 South Africa
Tel.: +27 (0)21 406 2121
http://www.naspers.co.za/

Branche: Internet, Pay-TV, Zeitungen, Zeitschriften, Bücher
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.04. – 31.03.
Gründungsjahr:  1915

Tab. I: Ökonomische Basisdaten (in Mio. ZAR)
2011/122010/112009/102008/092007/082006/072005/062004/05
Umsatz39.48733.08527.99826.69020.51817.21915.70613.518
Gewinn (Verlust)3.2024.0564.0413.7833.8783.4163.0042.469
Beschäftigtek.A.15.93212.95811.71513.81215.13312.06712.072

Geschäftsführung

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Management:

  • Koos Bekker, Group CEO
  • Steve Pacak, Group CFO
  • Cobus Stofberg, Senior Executive MIH
  • Basil (Vasili) Sgourdos, CFO MIH
  • Mark Sorour, Group CIO: M&A and Corporate Finance
  • André Coetzee, Group Counsel

 

Aufsichtsrat:

  • Ton Vosloo, Naspers
  • Rachel Jafta, Stellenbosch University
  • Fred Phaswana, Standard Bank Group
  • Koos Bekker, Naspers
  • Steve Pacak, Naspers
  • Jakes Gerwel, Rhodes University
  • Boetie van Zyl, Naspers
  • Lambert Retief, Zeder Investments Ltd.
  • Francine-Ann du Plessis, Loubser du Plessis Inc.
  • Neil van Heerden, University of Western Cape
  • Hein Willemse, University of Pretoria
  • Lourens Jonker, Weltevrede Wine Estate
  • Ben van der Ross, Strategic Real Estate Management (Proprietary) Ltd.
  • Debra Meyer, University of Pretoria

Geschichte und Profil

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Naspers wurde am 12. Mai 1915 in Kapstadt als „De Nasionale Pers“ amtlich eingetragen und veröffentlichte dort gut zwei Monate später die erste Ausgabe der Zeitung „De Burger“. Sie war die erste Tageszeitung auf Afrikaans, Sprachrohr der herrschenden Nationalen Partei und richtete sich an die europäisch-stämmigen Südafrikaner. Bis weit in die 1980er Jahre verteidigte „De Burger“ das Apartheid-System in Kommentaren und Leitartikeln.

Bis 1919 erweiterte Nasionale Pers ihre Geschäftsfelder vom Drucken und Verlegen der Zeitung um das Verlegen von Magazinen und Büchern und eine Buchgemeinschaft. In den folgenden Jahrzehnten baute Nasionale Pers ihr Tageszeitungsgeschäft mit neuen Titeln aus, bis in die 1950er Jahre jedoch auf Kapstadt und den südafrikanischen Oranje-Freistaat beschränkt.

Die 1950er Jahre waren bei Nasionale Pers durch die Ausweitung der Verlagstätigkeiten geprägt: Zu Beginn des Jahrzehnts erfolgte die Gründung von Nasionale Boekhandel, zum Ende die Übernahme von Tafelberg Uitgewers. 1963 wurde der Lehrbuchverlag Nasou gegründet. Dank der industriellen Entwicklung des südafrikanischen Nordostens in den 1960er Jahren konnte Nasionale Pers dort die Sonntagszeitung „Die Beeld“ (heute „Rapport“) etablieren. Es kamen weitere Verlage zu Nasionale Pers (Via Afrika, Human & Rousseau) sowie neue Buchgemeinschaften (Leserskring; Leisure Hour, 1982) hinzu.

Mitte der Achtziger Jahre stieg Nasionale Pers in das in Südafrika noch junge Fernsehgeschäft ein, indem in Zusammenarbeit mit anderen Medienkonzernen des Landes das Pay-TV-System M-Net aufgebaut wurde. 1993 wurde M-Net bereits aufgeteilt: Ein Anteil am europäischen Pay-TV-Service FilmNet, das Mobilfunkgeschäft, das Ausstrahlungs-System und die Abonnentenverwaltung gingen in das neue Unternehmen MultiChoice Limited über, das 3 Jahre später zu Nasionale Pers‘ Investment-Arm MIH Holdings Limited (Myriad International Holdings) werden sollte. Der Name MultiChoice blieb auch nach 1996 erhalten, da das Pay-TV-Geschäft mittlerweile von den Tochtergesellschaften MultiChoice South Africa (MCSA) und MultiChoice Africa (MCA) fortgeführt wird.

In den Jahren 1996 und 1997, kurz nach dem Ende der Apartheid-Politik, gab es die ersten Verkäufe von Marken der südafrikanischen Medienkonzerne an schwarzafrikanische Gruppen - auch Nasionale Pers verkaufte die Mehrheit an „City Press“ an ein schwarzes Konsortium. 1997 begann Nasionale Pers auch ihr Online-Geschäft, indem MIH Limited den Provider MWEB Holdings gründete. Schon im Jahr darauf starteten news24.com und weitere Webangebote. Im Mai 2001 erwarb die inzwischen seit drei Jahren „Naspers“ heißende Gruppe fast die Hälfte von Tencent Holdings Limited, dem Entwickler des in China populärsten Instant Messaging-Programms QQ.

Im Laufe des Jahres 2000 begann Naspers damit, alle Print-Geschäfte unter dem Dach von Media24 zusammenzufassen, was erst im März 2005 abgeschlossen war. Im Mai 2006 investierte Naspers 422 Millionen US-Dollar in den brasilianischen Medienkonzern Abril S.A., um auch in diesem Wachstumsmarkt Fuß zu fassen.

In den Jahren 2006 und 2007 wurden im Rahmen von „Black-Economic-Empowerment“-Programmen, die der Bewältigung der Ungerechtigkeiten durch die Apartheid dienen, stark vergünstigte Aktienanteile zur Übernahme durch schwarzafrikanische Investoren ausgeschrieben. Die Programme hießen „Welkom Yizani!“, „Phuthuma Nathi 1“ und „Phuthuma Nathi 2“, stellten Anteile in Höhe von 15% (von Media24) bzw. 22,5% (von MultiChoice South Africa, MCSA) zur Verfügung und waren um ein Vielfaches überbucht.

Im November 2007 übernahm Naspers noch einmal 40% an dem Pay-TV-Dienst M-Net und an der SuperSport International Holdings Limited, die Sportprogramm sendet. Die größere Anzahl an Übernahmen findet jedoch aktuell bei Online-Medien und -Diensten statt: Mit einem seit 2006 wachsenden Anteil an Mail.ru, einem führenden russischen Provider von E-Mail-Diensten, Blogs und mehr, ist Naspers in einem weiteren der BRIC-Wachstumsstaaten aktiv. Nachdem sich MIH 2009 bereits an drei Web-Diensten in Südostasien beteiligte, kam im September des folgenden Jahres ein Mehrheitsanteil an Multiply Inc., dem größten Internet-Marktplatz für Privatkunden in Südostasien, hinzu.

Management

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Koos Bekker, Südafrikaner europäischer Abstammung, ist seit 1997 CEO des damals noch „Nasionale Pers“ heißenden Konzerns und sitzt aktuell bei allen großen Konzerntöchtern (Media24, MIH Holdings, MultiChoice South Africa Holdings u.a.) im Aufsichtsrat. Bekker, studierter Jurist, sagt über sich selbst, er hätte die Medien und die Wirtschaft nur zufällig kennengelernt. Heute aber liebe er es, neue Konzepte und Strukturen auszuprobieren. Und er brachte Naspers zahlreiche Veränderungen: Nur ein Jahr nach seinem Einstieg gründete er bereits mit anderen den Service M-Net, der heute über 40 Staaten Afrikas mit Pay-TV versorgt. Er unterstützt das „Black Economic Empowerment“ nach dem Ende der Apartheid, ist jedoch aus praktischen Gründen für ein klares Enddatum des Förderprogramms.

Der dynamische und eigenwillige CEO hat ab 1998 die aggressive Online-Expansion von Naspers vorangetrieben. Der Erfolg gab ihm Recht: 2006 wurde Bekker mit dem „South African Ernst & Young and Rand Merchant Bank Best Entrepreneur Award“ ausgezeichnet. Ab 2007 nahm er sich ein Sabbatjahr, in dem er die USA, Russland, China und Korea bereiste um neue Technologien und Medientrends kennenzulernen. Bekker, der markige Worte nicht scheut („South Africa creates almost nothing on the internet“), ist heute mehr denn je von der Notwendigkeit von Anstrengungen bei Online-Medien überzeugt, auch wenn Fehler unweigerlich zu diesem Geschäft gehören. Er sieht den Fokus des Konzerns noch immer auf Schwellenländern und auf europäischen Wachstumsmärkten. Der CEO ist auch außerhalb seines Konzerns ein wichtiger Mann Südafrikas: Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 war er Teil des hochkarätig besetzten „Local Organising Committee“.

Geschäftsfelder

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Presse und Buchverlage: Der Druck und Vertrieb von Zeitschriften, Zeitungen und Büchern sind vereinigt in der Konzernsparte Media24. Das Unternehmen führt den Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchverlagsmarkt mit mehr als 70 Zeitungen und ca. 60 Magazinen an. Die publizierenden Unternehmenssparten von Media24 und jeweils wichtige Marken sind Media24 Newspapers (geschichtsträchtige Tageszeitung „Die Burger“), Media24 Books (Jonathan Ball Publishers, in Südafrika führend im allgemeinen Buchmarkt) und Media24 Magazines („YOU“ und „Huisgenoot“, die populärsten Zeitschriften auf dem englisch- bzw. afrikaanssprachigen Markt in Südafrika). Der nach Naspers-Angaben größte Internet-Verlag in Südafrika, 24.com (verantwortlich für Südafrikas führende Online-Nachrichten-Marke „News24“), fällt seit 2011 unter die Unternehmenssparte Media24 Newspapers. „On the Dot“ ist ein Logistik-Dienstleister, vergleichbar mit Bertelsmanns arvato AG. Im Jahr 2000 wurden alle Druckgeschäfte von Media24 im Segment Paarl Media verbunden. Diese fünfte Firmensparte trug 2011 20 Prozent zum Umsatz von Media24 bei. Die gesamte Naspers-Konzernsparte konnte eine Umsatzsteigerung von neun Prozent vorweisen. Im Ausland hält Media24 beispielsweise 30 Prozent am größten brasilianischen Zeitschriftenverlag Abril.

Fernsehen: Im Fernsehbereich konzentriert sich Naspers über ihre Tochterunternehmen „MultiChoice South Africa“ (MCSA) und „MultiChoice Africa“ (MCA) ganz auf Pay-TV und die Bereitstellung zugehöriger Technologien. 2011 wurde hier der meiste Umsatz im Konzern erzielt, mit weitem Abstand gefolgt vom Internet-Geschäft. Die Fernsehsender-Pakete werden seit 1995 unter dem Namen „Digital Satellite Television“ (DStv) angeboten und digital über Satellit („Direct Broadcast Satellite“, DBS) vertrieben, mit Ausnahme des begrenzten Angebots „M-Net Terrestrial“.

Das Angebot von MCSA umfasst beispielsweise mehrere Kanäle der konzerneigenen Marke „Supersport“, mehrere HD-Kanäle wie „Discovery HD“ und auch 2011 noch neue Programme wie „Food Network“ und „SONY MAX“. Seit Dezember 2010 gibt es das Paket „DStv Mobile“, bei dem ein begrenztes Angebot über die mobile Technik DVB-H übertragen wird. Mit Stand 2011 hat MCSA bereits 480.000 „Personal Video Recorders“ (Decoder mit Festplatten-Videorecorder-Funktion) verkauft und im Juli desselben Jahres wurde der „Transactional-Video-on-Demand“-Dienst „BoxOffice“ eingerichtet. MCSA hatte 2011 ca. 3,5 Mio. Abonnenten.

Auch MCA bietet HD-Kanäle wie „SuperSport HD“ und mehr und mehr regionale Programme, wie z.B. den kenianischen Nachrichtenkanal „K24“. Im März 2011 hatte das Unternehmen 1,44 Mio. Abonnenten, was einem zweistelligen Wachstum verglichen mit dem Vorjahr entspricht.

Internet: Gemessen an der Anzahl der Beteiligungen und deren weltweiter Verbreitung ist das Internet das Haupt-Operationsfeld des Konzerns. Man beteiligt sich an Webdiensten verschiedenster Art, wie beispielsweise Handels-, Community-, Kommunikations- und Spieleplattformen.

Der populärste Internet-Dienst, an dem Naspers beteiligt ist, ist QQ von Tencent. Ursprünglich nur ein „Instant Messaging Client“, also ein Chat-Programm, werden heute Mehrwertdienste für Internet und Mobilfunk angeboten, wie etwa Spiele, Websuche und ein soziales Online-Netzwerk. An dem größten Unternehmen dieser Art in China (702 Millionen Benutzerkonten im Juni 2011) hält Naspers 34 Prozent. Das Unternehmen erzielte von Juni 2010 bis 2011 einen Umsatz in Höhe von umgerechnet 1,4 Mrd. Euro. Über die Hälfte des Umsatzes wird mit dem Geschäftsfeld „Spiele“ erwirtschaftet.

2006 investierte Naspers in Mail.ru, mit 70 Prozent des russischsprachigen Internetverkehrs eine der größten Internet-Firmen in diesem Gebiet, die ähnlich wie QQ Kommunikations- und Mehrwertdienste anbietet. Durch diesen Anteil von 29 Prozent hält Naspers sogar geringe Beteiligungen an Facebook, Zynga, Groupon und ICQ. Das Unternehmen erzielte von Juni 2010 bis 2011 einen zweistellig gewachsenen Umsatz in Höhe von umgerechnet 158 Mio. Euro. Der größte Anteil des Umsatzes wird mit dem Geschäftsfeld „MMO-Spiele“ (z.B. „Legend: Legacy of the Dragons“ und die lokalisierte Fassung von „LOTRO“) erwirtschaftet.

In Osteuropa hält Naspers 97% an Allegro, einem aus Polen stammenden Online-Auktionshaus und -Handelsplattform mit Angeboten in 16 Staaten. 214 Mio. Euro Umsatz von März 2010 bis 2011 kann der Dienst vorweisen, ein wie beim Gewinn zweistelliges Wachstum. Ebenfalls aus Polen stammt das dort führende IM-Programm Gadu-Gadu, das MIH 2008 komplett übernahm.

Naspers hält in Brasilien unter anderem Mehrheitsbeteiligungen an dem führenden Preisvergleichsportal (BuscaPé), dem größten Online-Kleinanzeigenmarkt (OLX) und dem auch im Rest Lateinamerikas führenden Online-Zahlungsdienstleister (DineroMail). In der Heimat Südafrika gehören Naspers die dort führende Preisvergleichsseite PriceCheck und der größte südafrikanische, klassische Online-Händler Kalahari.com.

Technologie: Dieser Bereich bildete 2011 nach den Print-Aktivitäten den kleinsten Posten beim Konzernumsatz, da Naspers hierzu nur die ab 1997 übernommene Firma Irdeto zählt. Das von Canal+ durch MIH gekaufte Unternehmen bietet seit mehr als 40 Jahren Technologien zum Schutz von Inhalten an Plattformbetreiber. Weitere Lösungen sind Management- und Verteilungssysteme, Software für Set-Top-Boxen und klassische Sicherheitsprogramme.

Obwohl ein reiner „Internet Service Provider“, zählt Naspers die Firma MWEB South Africa zum Pay-TV, da sie Teil des größeren Bezahlfernseh-Unternehmens MultiChoice ist. MWEB wurde 1997 gegründet, wobei 2009 das Geschäft im Rest Subsahara-Afrikas („M-Web Africa“) an die Firma Telkom verkauft wurde.

Aktuelle Entwicklungen

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24.com, der Internet-Verlag von Naspers’ Konzernsparte Media24, wurde 2011 in die Zeitungsabteilung von Media24 eingegliedert. Dies sollte sicherstellen, dass die etablierten Zeitungs- und Zeitschriftenmarken auch im wachsenden Mobil- und Tablet-Markt Fuß fassen können. Die Statistiken sprechen für sich: Während Media24 im Geschäftsjahr 2011 einen Gewinneinbruch von 15 Prozent erlitt, wuchsen die durchschnittlichen monatlichen Besucherzahlen auf den 24.com-Seiten um 40 Prozent. Koos Bekker, der technologie-affine CEO von Naspers, sieht zwar im klassischen Print-Markt noch auf Jahre ein gutes Geschäft, doch er sieht den digitalen Wandel auch als Chance: Es sind bereits alle Zeitschriften von Media24 auf dem iPad verfügbar und bis Ende 2011 will er dies auch für alle Zeitungen erreichen. Den optimalen Preis gilt es dabei noch auszutesten. Südafrika bleibt der wichtigste Markt für Naspers: Der meiste Umsatz des Konzerns findet trotz Internet-Beteiligungen in aller Welt auch 2011 noch im Heimatland statt. Bezüglich der strategischen Ausrichtung nehmen Tablet-Computer für Bekker eine Schlüsselrolle ein: „Kinder werden ihre Hausaufgaben darauf machen“.

Weiterführende Literatur

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  • Fourie, Pieter J. 2001: Media Studies: Institutions, Theories, and Issues. Lansdown: Juta Education.
  • Hydén, Göran et al. 2003: Media and Democracy in Africa. New Brunswick: Transaction Publishers.