33. Grupo Televisa

Umsatz 2011: MXN 62,582 Mrd. (€ 3,620 Mrd.)

Überblick

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Der mexikanische Medienkonzern Televisa dominiert mit Reichweiten 60 bis 85 Prozent der Zuschauer den Fernsehmarkt des größten spanischsprachigen Landes. Er exportiert seine Telenovelas in über 75 Länder. Televisa befindet sich im Besitz von drei Familien und gilt als staatsnah. In Mexiko werden die elektronischen Medien mit Abstand am stärksten genutzt. Eine Zeitungskultur existiert aufgrund fehlender Distributionsnetze und hoher Analphabetenrate nur in den Städten. Televisa und Konkurrent TV Azteca teilen 90 Prozent der kommerziellen Sendekonzessionen des hochkonzentrierten mexikanischen Rundfunkmarktes unter sich auf. Kleinere staatliche Kultursender und nicht kommerzielle, kommunale Radios spielen als Gegengewicht kaum eine Rolle.

Basisdaten

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Hauptsitz:
Avenida Vasco de Quiroga, No. 2000,
Colonia Santa Fe,
Mexico City
01210 México, D.F.,
Mexico

Phone: +52-55-5261-2445
Fax: +52-55-5261-2494
http://www.televisa.com

Rechtsform: Aktiengesellschaft
Geschäftsjahr: 01.01. – 31.12.
Gründungsjahr: 1973

Tab. I: Ökonomische Basisdaten (Beträge in Mio. Euro)*
20122011**20102009200820072006*2005*2004*2003*
Umsatz4.0993.6203.4572.7852.9502.705,32.771,32.495,62.086,62.032,7
Gewinn nach Steuern596473,17459,06350,2536,8572,6627,3470,6307,3310,3
Beschäftigtek.A.k.A.24.362k.A.k.A.k.A.16.30015.100k.A.k.A.

*Verwendeter Jahresdurchschnittskurs MXN-EUR: Bundesbank

Geschäftsführung

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Management:

  • Emilio Azcárraga Jean, Präsident & CEO
  • Alfonso de Angoitia Noriega, geschäftsführender Vizepräsident
  • Bernardo Gómez Martinez, geschäftsführender Vizepräsident
  • José Antonio Bastón Patino, Präsident, TV und Content
  • Salvi Folch Vladero, CFO
  • Alexandre Penna, General Manager
  • Alejandro Quintero Iniguez, Corporate Vice President, Sales and Marketing
  • Jean Paul Broc Haro, CEO
  • Carlos M. Álvarez Figueroa, General Manager
  • Juan Pablo del Real, General Manager
  • Rodriog Sepúlveda Edwars, CEO/Vice President International
  • Javier Ahedo Sol, General Manager
  • Martha Elena Diaz, General Manager
  • Manuel Gilardi, Vice President Digital & New Media

 

Vorstand:

  • Emilio Azcárraga Jean, Vorstandsvorsitzender, Präsident, Geschäftsführer und Vorstand der Geschäftsführung
  • Alfonso de Angoitia Noriega, geschäftsführender Vizepräsident, Mitglied des Executive Office of the Chairman und Vorstandsmitglied
  • Pedro Aspe Armella, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Senior Managing Director bei Evercore Partners
  • Alberto Bailleres González, Präsident von Grupo Bal
  • Julio Barba Hurtado, Leiter Audit & Corporate Practices Committee
  • José Antonio Bastón Patiño, Präsident Fernsehen und Inhalte, Mitglied des Executive Committee
  • Francisco José Chévez Robelo, pensionierter Partner von Chevez, Ruiz, Zamarripa y Cia., S.C.
  • José Antonio Fernández Carbajal, Vorstandsmitglied und CEO von Fomento Económico Mexicano und Coca Cola Femsa
  • Carlos Fernández González, Vorstandsmitglied von Grupo Modelo
  • Bernardo Gómez Martínez, geschäftsführender Vizepräsident, Mitglied des Executive Office of the Chairman und Mitglied des Executive Committee
  • Claudio X. González Laporte, Vorstandsvorsitzender von Kimberly-Clark de Mexico
  • Roberto Hernández Ramírez, Vorstandsvorsitzender der Banco Nacional de México
  • Enrique Krauze Kleinbort, Direktor und Partner von Editorial Clío Libros y Videos
  • Germán Larrea Mota Velasco, Vorstandsvorsitzender, Präsident und CEO von  Grupo México
  • Michael Larson, Business Manager bei Cascade Investment, L.L.C.
  • Lorenzo A. Mendoza Giménez, CEO von Empresas Polar
  • Alejandro Quintero Iñiguez, Corporate Vice President of Sales and Marketing und Mitglied des Executive Committee
  • Fernando Senderos Mestre, Vorstandsvorsitzender und Präsident des Executive Committee von Desc, Dine und Grupo Kuo
  • Enrique F. Senior Hernández, Managing Director von Allen & Company LLC
  • Eduardo Tricio Haro, President of Grupo Industrial Lala, S.A. de C.V.


Besitzverhältnisse: Größter Anteilseigner ist der Azcárraga-Trust mit 43,7% der A-Aktien und 0,1% der B-Aktien. A- und B-Aktien sind im Gegensatz zu D- und L-Aktien mit dem vollen Stimmrecht ausgestattet. Es folgen als Hauptaktionäre der Inbursa-Trust (1,4%/2,5%), die Investmentbank Morgan Stanley (3,0%/5,6%), Capital Research and Management Co. (2,7%/5,0%) sowie Cascada Investment (4,9% der B-Aktien).

Geschichte und Profil

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In Mexiko verzichtete man beim Aufbau des Fernsehsystems in den 40er Jahren wie schon zuvor beim Radiosystem auf eine starke öffentlich-rechtliche Säule. Vielmehr entschied man sich sowohl bei der Technik als auch bei der Rundfunkorganisation für US-amerikanische Standards. Die Rundfunkgesetze von 1960 und 1973 enthielten die wichtigsten Bestimmungen, nach denen sich die 1973 gegründete Televisa richten musste. Unter anderem wird darin der Rundfunk als öffentliches Gut bezeichnet. Televisa ging aus einer Fusion von Telesistema und Televisión Independente de México (TIM) hervor. Dabei brachte der ehemalige Monopolist Telesistema 75% ein. Das neu entstandene Unternehmen befand sich in Besitz von vier Familien, die zum Teil mit Radiounternehmen zu Reichtum gekommen waren und diese Gewinne in den Aufbau von Fernsehnetzen investiert hatten: den Azcárragas, O´Farrills, Alemáns und den Garza Sadas. Mitglieder dieser Familien übernahmen die wichtigsten Posten bei der Televisa. Mit der recht unbedeutenden Konkurrenz durch den staatlichen „Kanal 13“ wurde eine Aufteilung der Fernsehsender nach Zielgruppe verabredet, die so genannte „Fórmula Mexicana“. Dabei fiel dem staatlichen Sender die wirtschaftlich unattraktive Aufgabe zu, Bildungsprogramme zu senden. Die medienorganisatorischen Rahmenbedingungen waren also denkbar gut für Televisa und begünstigten in den folgenden Jahrzehnten ihren Aufstieg zu einem internationalen Mediengiganten. Für Mexiko indes bedeutete ihre exponierte Stellung auf Jahrzehnte rundfunkkulturellen Einheitsbrei – nicht zuletzt durch die in Mexiko erfundenen Telenovelas.
Wichtig für Televisa war die Nähe zu den mexikanischen Präsidenten, die bis zum Jahr 2000 sämtlich durch die Partei PRI gestellt wurden. Als Gegenleistung für medienpolitische Protektion stellte der Konzern sein Programm in den Dienst der Dauer-Regierungspartei. „Lange Zeit galten Televisa und die PRI als die beiden Machtzentren des Landes, die sich gegenseitig stützten,“ schrieb das österreichische Magazin „Der Standard“ und zitiert Televisa-Boss Azcárraga, den Vater des derzeitigen CEO Azcárraga Jean: „Wir sind von der PRI, wir waren schon immer von der PRI; wir glauben an keine andere Formel. Und als Mitglieder dieser Partei werden wir alles Mögliche tun, dass unser Kandidat gewinnt."
Aber auch die PAN, die mit ihrem Kandidaten Vicente Fox im Jahr 2000 die PRI an der Regierung ablöste, konnte sich auf eine regierungsnahe Berichterstattung verlassen, was ein Aufbrechen der Monopolstruktur im Rundfunkbereich effektiv verhinderte. Der Konzern entwickelte sich zum größten Medienkonzern Lateinamerikas, der neben dem Rundfunk in allen Medienzweigen vertreten ist, von Print bis Online.

Im Juni 2007 beendete ein Urteilsspruch des mexikanischen Verfassungsgerichts einen mehrere Jahre andauernden Disput um ein neues Mediengesetz für das 100-Millionen-Einwohner-Land, indem es dieses in Teilen für verfassungswidrig erklärte.
Das Gericht war von Senatoren angerufen worden, die eine Zementierung der hohen Konzentration auf dem Rundfunkmarkt in Folge der als „Televisa-Gesetz“ titulierten Novelle fürchteten. Der Televisa-Konzern hatte offenbar die hohe Abhängigkeit der politischen Klasse Mexikos von seiner Berichterstattung genutzt, um parallel zum Wahlkampf Anfang 2006 das neue Mediengesetz verabschieden zu lassen. Laut Beobachtern passierte dieses die Institutionen ungewöhnlich schnell. Außerdem wurde kolportiert, dass der Text von Televisa-Lobbyisten verfasst worden war. Der Gesetzentwurf hatte eine erbitterte Debatte darüber ausgelöst, ob es bestehende Probleme bei der Frequenzvergabe löst oder verschärft. Die bisherige Praxis, nach der der Präsident das alleinige Recht besaß, das „öffentliche Gut“ Frequenzen zu verteilen, hatte in den vergangenen Jahrzehnten die dominante Stellung der Televisa ermöglicht. Die bisherige Praxis sollte nun einer Regelung weichen, der zufolge neue Frequenzen versteigert werden sollten. Das Gesetz sah jedoch gleichzeitig vor, das die TV-Sender die von ihnen belegten Frequenzen des Breitbandspektrums de facto besitzen sollen und diese selbst dann kontrollieren, wenn aufgrund der Digitalen Dividende Frequenzen frei werden. Folglich unterstützte auch das zweitgrößte private Network, TV Azteca, das „Ley Televisa“. 
Nachdem der Gesetzentwurf im Unterhaus einstimmig verabschiedet worden war, formierte sich der Widerstand in der zweiten Kammer des Mexikanischen Parlaments, dem Senat, wodurch schließlich die Verfassungsklage ermöglicht wurde. Der oberste Gerichtshof war mit einem enormen Druck der Öffentlichkeit konfrontiert, nicht zuletzt durch die Televisa-Programme. Die Folge war der ungewöhnliche Schritt, das Verfahren so öffentlich und transparent wie möglich zu gestalten und die Verhandlungen über den gerichtseigenen Fernsehkanal und das Internet zu übertragen. Durch dieses „Court TV“ („The Economist“) erreichte das Gericht den notwendigen Rückhalt, um seine unabhängige Entscheidung zu fällen. Dadurch stärkt es auch seine Position im institutionellen Gefüge Mexikos.

Management

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Die Mehrzahl der Televisa-Aktien befindet sich nach wie vor in Besitz der Azcárraga-Familie. Präsident, Vorsitzender und CEO des Unternehmens ist Emilio Azcárraga Jean, ein Enkel des Televisa-Wegbereiters Emilio Azcárraga Vidaurrete. Azcárraga Jean, Jahrgang 1968, studierte an der iberoamerikanischen Universität Mexiko-Stadt Internationale Beziehungen und an der privaten Eliteuniversität IPADE Betriebswirtschaftslehre. Laut dem US-Magazin „Forbes“ besitzt er ein Vermögen von 1,7 Milliarden US-Dollar und einen 15-prozentigen Anteil an den Televisa-Aktien. „Forbes“ berichtet weiterhin, dass er 2006 einen Versuch unternahm, die amerikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen, um weitere Anteile am US-Ableger Univision erwerben zu können. Beim Bieterwettstreit um Univision wurde Televisa schließlich allerdings vom ehemaligen ProSiebenSat1-Besitzer Haim Saban ausgestochen. Azcárraga Jean arbeitete seit 1988 für Televisa und übernahm das Ruder des Konzerns 1999, zwei Jahre nach dem Tod seines Vaters. Er begann, in dem paternalistisch geprägten Unternehmen moderne Management-Strukturen einzuführen und unterzog das Logo (ein orange-blaues Auge) einem Re-Design. Schwierigkeiten bereitete ihm in den ersten Jahren als Chef das Ende des „Dot-Com-Booms“, in den letzen Jahren zogen Umsatz und Gewinn durch den Expansionskurs von Azcárraga Jean jedoch wieder kräftig an (siehe Tabelle unter Basisdaten).

Kritik an der Corporate-Governance-Struktur Televisas artikulierte “Forbes”. Das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin nannte in einem Artikel Televisa als Beispiel für ein wenig unabhängiges Management bei lateinamerikanischen Unternehmen: “at Televisa, the media company that has been controlled for three generations by Mexico’s Azcarraga family, only five of the company’s 20 directors appear to be fully independent from management and fully disconnected from any type of related party transactions with the company. This low level of board independence, which is typical at major Latin American companies, means that investors must be confident in management, since independent voices are largely shut out.”

 

Geschäftsfelder

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Fernsehen
Zum Fernsehimperium Televisa gehören 258 Sendestationen. Damit werden die Televisa-Programme über mehr als die Hälfte der lizenzierten Fernsehstationen Mexikos ausgestrahlt. Das wichtigste Programm ist Canal 2, ein landesweit empfangbarer Free-TV-Sender. Weiterhin gehören zum Konzern die Kanäle Canal 4, 5 und 9. Der einzig nennenswerte Wettbewerber der Televisa ist das 1993 gegründete TV Azteca. Die exakten Zuschauerzahlen sind in Mexiko nicht zu ermitteln. Als beliebteste Sendungen gelten jedoch die Comedy-Sendungen und Telenovelas von Televisa. Über ihre Kabelfernsehtochter Cablevisión, die auch Telefon- und Internetprovider ist, gehört dem Unternehmen auch das größte mexikanische Kabelfernsehnetz. Zudem ist Televisa auf dem hochdynamischen Pay-TV-Markt in Mexiko aktiv. In den Jahren 1998 bis 2003 verdoppelte sich der Anteil der Bezahlfernsehen-Abonnenten von 8% auf knapp 16% der Haushalte. Televisa hält 58,7% der Aktien von Innova, das den Pay-TV-Sender Sky betreibt. (Innova ist ein Joint Venture mit DirecTV, an dem News Corporation [News Corp. in der Mediendatenbank] beteiligt ist.)   
Der Pay-TV-Markt in Mexiko ist im Vergleich zum frei empfangbaren Fernsehen weniger stark konzentriert; ein Gegengewicht zur TV-Meinungsmacht von Televisa und TV Azteca ist jedoch nicht in Sicht.

Hörfunk
Radio ist in Mexiko das Medium mit der größten Reichweite. Die für das Betreiben eines Senders erforderlichen Lizenzen werden in kommerzielle und nicht-kommerzielle Konzessionen unterschieden. Viele Programme werden von kulturellen Institutionen oder Universitäten gestaltet. Televisa Radio betreibt über die Tochter Radiópolis 17 Sender und ist an insgesamt über 80 Sendern beteiligt. Damit erreicht Televisa Radio ca. 70% der Mexikaner. 

Film
Der Ableger Videocine produziert und vertreibt Filme in Mexiko und den USA.

Presse
Editorial Televisa ist eines der größten Verlagshäuser für spanischsprachige Presseprodukte. Sie verlegt Zeitschriften in 20 Ländern in Nord- und Südamerika. Zu dem konzerneigenen Vertriebsnetz Intermex gehören über 105000 Verkaufsstellen in Lateinamerika, 25000 davon liegen in Mexiko.

Internet
Televisa Digital ist verantwortlich für Online- und mobile Dienste und betreibt das Internet-Portal Esmas.com, das unter anderem Videos, Chats, Foren und Email-Dienste anbietet. Esmas movíl bietet Services rund ums Handy an, darunter Klingeltöne und Spiele. Hinzu kommt noch das Videoportal EsmasTV.

Sonstige
Televisa Home Entertainment produziert und vertreibt die TV- und Filmproduktionen des Konzerns auf DVD. Durch Televisa Musica ist das Unternehmen auf dem Musikmarkt aktiv. Außerdem sorgt die Lizenzabteilung für die Vermarktung der Televisa-Marken. Televisa vertreibt Inhalte in über 100 Ländern weltweit. Fußball ist eine große Leidenschaft von Televisa-Chef Azcárraga Jean, folgerichtig besitzt Televisa drei Teams sowie das berühmte Azteken-Stadion in Mexiko-Stadt.

Engagement in Europa

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Das 2006 in Spanien auf Sendung gegangene Free-TV-Programm „La Sexta“ gehört zu 40% der Televisa. Im Sommer 2007 sorgte „La Sexta“ für Gesprächsstoff, als es sich mit Hilfe von Televisa-Millionen die Fernsehrechte an den Spielen des FC Barcelona und von Real Madrid sicherte und damit die spanische Grupo Prisa (Grupo Prisa in der Mediendatenbank) ausbootete, mit der sie allerdings auf dem mexikanischen Radiomarkt kooperiert.

Aktuelle Entwicklungen

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In Mexiko steht der Umstieg zum Digitalfernsehen an. Der frühere mexikanische Präsident Felipe Calderón hatte den Switch-Over bereits 2010 verfügt; ab April 2013 soll nun sukzessive, zunächst im Norden des Landes das analoge TV-Signal abgeschaltet werden. Televisa mit Kabelfernsehtochter Cablevision könnte durch neue digital-terrestrisch verbreitete Kanäle weitere Konkurrenz entstehen. 

 

Oktober 2012: Televisa schätzt die von der 50-prozentigen Mobilfunktochter Iusacell benötigten Investitionen laut Aussagen von Vizepräsident Alfonso de Angoitia auf etwa 800 Millionen US-Dollar über einen Zeitraum von drei Jahren. Iusacell könne entweder Schulden aufnehmen, oder die Ausgaben würden zu gleichen Teilen von den Besitzern getragen, so der Manager. Iusacell gehört zur Hälfte Televisa und zur Hälfte der Gruppe von TV-Azteca-Besitzer Ricardo Salinas.

Die zuständige mexikanische Regulierungsbehörde hatte den Kauf eines 50-Prozent-Anteils an Iusacell durch Televisa im Frühjahr 2012 unter Auflagen genehmigt. Für die Transaktion, die bereits im April 2011 bekannt gegeben worden war, bezahlte Televisa insgesamt ca. 1,6 Milliarden US-Dollar.

 

Im Juni 2012 hat die britische Tageszeitung "The Guardian" über eine Reihe ihr vorliegender Dokumente berichtet, die Korruption bei der Politikberichterstattung von Televisa belegen sollen. Laut dem Blatt zahlte PRI-Politiker Enrique Peña Nieto, seit Juli 2012 Präsident Mexikos, in den Jahren 2005 und 2006 insgesamt etwa 36 Millionen US-Dollar an Televisa für knapp 200 Meldungen, Interviews und Features, die ihn in einem günstigen Licht erscheinen ließen. Außerdem sei vereinbart worden, Peña Nietos politischen Konkurrenten, Lopez Obrador, zu diskreditieren. 

Televisa lehnte es zunächst ab, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen und begründete dies mit der Weigerung des "Guardian", ihm die Dokumente vorzulegen. In einer Erklärung nach Veröffentlichung des Berichts äußerte das Unternehmen jedoch Zweifel an seiner Richtigkeit. Die Zeitung erklärte daraufhin, sie bleibe bei ihrer Darstellung und veröffentlichte zudem kurz darauf die entsprechenden Dateien. 

 

Mit der Konvergenz von Fernsehen, Telefonie und Internet („Triple Play“) tritt Televisa (wie auch Hauptkonkurrent TV Azteca) immer stärker in Wettbewerb mit Carso, der Firmenholding des Unternehmers Carlos Slim. Deren Tochter Telmex dominiert den mexikanischen Telefonmarkt. Slim würde zudem gerne in den Bezahlfernsehmarkt des Landes einsteigen, was die zuständige Regulierungsbehörde allerdings mit Verweis auf die Roaming-Politik von Telmex abgelehnt hat. Gleichzeitig versuchen Televisa und TV Azteca, ihren Marktanteil am mexikanischen Mobilfunkmarkt auszubauen. Im Januar 2011 beschwerten sich die beiden Unternehmen gemeinsam bei der Kartellbehörde, Telmex würde mittels einer Kooperation mit dem Satelliten-TV-Betreiber Dish Mexico die Anti-Trust-Auflagen umgehen. Telmex reagierte im Frühjahr 2011 mit der Ankündigung, keine Werbung mehr bei Televisa und TV Azteca zu schalten. Im Juli 2011 stoppte Slim seine Werbung in den Televisa-Programmen schließlich, worauf die Aktie der Gruppe unter Druck geriet – 2010 hatten Slims Unternehmen für geschätzte 3,8 Prozent der Werbeeinnahmen von Televisa gesorgt.??Im Herbst 2011 setzten die Unternehmen ihren Streit fort. Telmex zog wegen seiner Praxis Kritik auf sich, trotz des TV-Verbots Shows und Sportereignisse als Internet-Stream für seine Mobiltelefonkunden anzubieten. Televisa und TV Azteca riefen die zuständige Regulierungsbehörde auf, das Vorgehen von Slims Unternehmen zu überprüfen.

 

Ende 2010 bekräftigten Televisa und das New Yorker Unternehmen Univision ihre Geschäftsverbindungen und verlängerten eine Kooperation bei den Programmlizenzen bis 2025. Die Übereinkunft sieht vor, dass Televisa 1,2 Milliarden US-Dollar in Univision investiert und dafür mindestens einen fünfprozentigen Aktienanteil erhält. Televisa-CEO Azcárraga Jean und Executive Vice President Angoitia Noriega werden außerdem künftig bei Univision im Board of Directors sitzen. Televisa ist an Univision beteiligt, darf aber als ausländisches Unternehmen aufgrund US-amerikanischer Gesetze nicht mehr als 25% der Anteile besitzen. Im Oktober 2011 gab Univision bekannt, dass Televisa-Inhalte in den Vereinigten Staaten über die Internetfernsehen-Plattform Hulu abonniert werden können. Auch jenseits der Grenzen der USA positioniert sich Televisa beim Internet-Fernsehen. Ende Juli 2011 gab Televisa ein Geschäft mit dem US-amerikanischen IPTV-Abonnementdienst Netflix bekannt. Es wurde vereinbart, dass Netflix für mehrere Jahre Televisa-Inhalte per Streamingdienst in Lateinamerika verbreitet.