Robert Thomson: News Corps neue Nr. 2

04.12.2012

Rupert Murdochs News Corp. wird 2013 in zwei separate Unternehmen aufgespalten. Künftig wird es einen Printkonzern geben, der Zeitungen wie u.a. das "Wall Street Journal", die "New York Post" und den Buchverlag Harper Collins umfasst (firmiert weiterhin unter dem Namen "News Corporation") sowie einen Film- und Fernsehkonzern namens Fox Group. Rupert Murdoch wird bei beiden Unternehmen weiterhin in leitender Funktion tätig sein. Offizielle Nummer zwei des News Corp./Fox Group Konglomerat ist jetzt jedoch Robert Thomson. Der 62-Jährige Australier wird zukünftig Chef des Zeitungs- und Buchgeschäfts. Die Redaktion von mediadb.eu stellt Thomson näher vor:

Wer ist Robert Thomson?
Thomson gilt als engster Vertrauter und "bester Freund" von Murdoch. Er begann seine Journalismus-Karriere in Australien, wo er zahlreiche Korruptionsfälle im australischen Justizsektor aufdeckte. Zudem entwickelte er sich während seiner Zeit als Auslandskorrespondenten zu einem China-Experten und berichtete unter anderem 1989 über das Tianmen-Massaker. Wie Murdoch ist er mit einer Chinesin verheiratet. Bei der "Financial Times" arbeitete sich Thomson bis zum Manager der amerikanischen Redaktion hoch. Der Chefredakteurs-Posten bei der "FT" blieb ihm jedoch verwehrt. 1998 lernte er Murdoch kennen, der ihn darauf hin zum Chefredakteur der "Times of London" machte. Während seiner Zeit bei der "Times" (2002-2007) änderte er das Format des altehrwürdigen Blattes in ein Tabloid und machte im Auftrag von Murdoch Stimmung für den Irak-Krieg. Zudem fiel er häufig durch Abwesenheit auf, da er lieber Murdoch auf Geschäftsreisen begleitete, anstatt die Redaktion zu leiten. Als Murdoch 2008 für die horrende Summe von rund fünf Milliarden US-Dollar das renommierte "Wall Street Journal" kaufte, machte er Thompson, der ihn Insidern zufolge zum Kauf gedrängt haben soll, zum Herausgeber und de facto Chefredakteur. Das "Journal" nahm unter Thomson eine ähnliche Wendung wie zuvor die "Times": innerhalb von zwei Jahren verwandelte er die Zeitung in ein rechtes Meinungsblatt, das mehr Wert auf Stimmungsmache gegen die Obama-Administration als auf nüchterne Berichterstattung aus der Finanzwelt legte. Bei der im Sommer 2010 gestarteten "Greater New York"-Sparte des Journals startete Thomson einen Frontalangriff auf die "New York Times" und Verleger Arthur Sulzberger, Murdochs Erzfeind im Zeitungswesen. Für einen Artikel über feminin aussehende Männer benutzte Thomson ein Foto von Sulzbergers Gesicht als Illustration.

Welchen Herausforderungen muss sich Thomson stellen?
Die primäre Aufgabe für Thomson besteh darin, die Aktionäre davon zu überzeugen, dass defizitäre Zeitungen wie die "Times of London" oder die "New York Post" auf lang- und mittelfristige Sicht noch Gewinne erwirtschaften können. Wie es im Moment aussieht können weder die gedruckten noch die digitalen Zeitungsangebote von News Corp. auf dem Markt bestehen. So wird die 2010 mit großer Aufwand gestarte Tablet-Zeitung "The Daily" nächste Woche wieder eingestellt. Von der strikten Pay-Wall-Strategie für sämtliche Onlineauftritte von Zeitungen hat sich das Unternehmen längst wieder verabschiedet und Artikel werden wieder bei den Google-Suchergebnissen gelistet  - eine strategische Bankrotterklärung von Murdoch, der den Suchkonzern einst als "Parasiten" und "Content-Kleptomanen" beschimpft hatte. Allerdings ist der Zeitungshunger von Murdoch noch nicht gestellt. So wird Thomson wohl von Murdoch damit beauftragt werden, die geplanten Käufe der Prestige-Zeitungen "Los Angeles Times" und "Chicago Tribune" vom Tribune-Konzern abzuwickeln.

Mehr dazu:

Guardian: Rupert Murdoch's publishing group to retain News Corporation name (3.12.2012)