Ranking 2011: Comcast mit weitem Abstand größter Medienkonzern der Welt

11.04.2011

Das US-Medienunternehmen Comcast ist jetzt der größte Medienkonzern der Welt. Dies geht aus dem vom Institut für Medien- und Kommunikationspolitik (IfM) erstellten Ranking hervor, das auf den Umsatzstärken der weltweit führenden Medienkonzerne beruht. Präsentiert werden die Ergebnisse in der Online-Datenbank des Instituts auf dieser Seite.

Im Zuge der im Januar 2011 von den US-Regulierungsbehörden genehmigten Übernahme des Medienkonzerns NBC Universal ist Comcast mit einem kombinierten Umsatz von umgerechnet 41,36 Milliarden Euro an die Spitze des Rankings gelangt und verdrängte den bisherigen Spitzenreiter Walt Disney (28,71 Mrd. Euro) mit großem Abstand auf Rang zwei.

In der IfM-Rangliste folgen Rupert Murdochs News Corp. (2010: 24,72 Mrd. Euro/2009: 21,82 Mrd. Euro) auf Rang drei, der US-amerikanische Medienkonzern Viacom/CBS auf Platz vier (2010: 20,54 Mrd. Euro/2009: 19,09 Mrd. Euro) und der ehemalige Marktführer (1995-2008) Time Warner auf dem fünften Rang (20,28 Mrd. Euro).

Nach Einschätzung des IfM setzt sich durch Comcasts Übernahme von NBC die Machtkonzentration im Mediensystem der Vereinigten Staaten weiter fort. Mit rund 23 Millionen Kabel-, 17 Millionen Internet- und acht Millionen Mobilkunden verfügt Comcast über einen landesweiten Marktanteil von 30 Prozent. Durch die Übernahme kontrolliert der in den sechziger Jahren in Philadelphia von der Roberts-Familie gegründete Kabelkonzern künftig zusätzlich zwei TV-Senderketten, 26 Fernsehstationen, 20 Kabelkanäle und mehrere Fernseh- und Filmproduktionsfirmen (darunter auch die Universal Studios). Kritiker befürchten, Comcast könnte diese Marktmacht dazu benutzen, Preise zu erhöhen, konkurrierende Inhalteproduzenten vom eigenen Distributionsnetzwerk auszuschließen und so den Rest an Vielfalt, der noch im US-Fernsehen erkennbar ist, weiter zu verringern. Die Obama-Administration, die unter anderem mit dem Ziel angetreten war, der Konzentration im Mediensektor entgegen zu wirken, beugte sich dem Druck der Comcast-Lobbyisten. In den vergangenen zwei Jahren schüttete das Unternehmen mehr als 15 Millionen US-Dollar an Kongressabgeordnete aus. Insgesamt 78 ehemalige Regierungsmitglieder stehen gegenwärtig als Lobbyisten auf der Gehaltsliste von Comcast.

Der Gesamtumsatz der 50 größten Medienkonzerne der Welt ist im Geschäftsjahr 2010 um rund acht Prozent angestiegen. Sie setzten zusammen 378,24 Milliarden Euro um, nachdem der Gesamtumsatz der Medienhäuser im Vorjahr bei 349,27 Milliarden Euro gelegen hatte. Verantwortlich ist dafür vor allem eine Erholung der Werbemärkte. Zahlreiche Medienkonzerne hatten infolge der Wirtschafts- und Finanzkrise und deren Nachwirkungen in den vergangenen Jahren mit schrumpfenden Werbe- und Anzeigenerlösen zu kämpfen.

Zu den Gewinnern 2010 zählt insbesondere das brasilianische Medienkonglomerat Globo. Das Unternehmen konnte seinen Umsatz um rund zwei Milliarden auf 10,4 Milliarden brasilianische Reais steigern (4,46 Mrd. Euro) und kletterte von Rang 36 auf Rang 27. Neu im Ranking vertreten ist Yahoo. Das Unternehmen, das sich dem Selbstverständnis nach als erster „digitaler Medienkonzern“ bezeichnet, hat sein Suchmaschinengeschäft an Microsoft abgetreten und will sich künftig auf die Inhalteproduktion und entsprechende Werbevermarktung konzentrieren. Mit einem Umsatz von umgerechnet 4,77 Mrd. Euro belegt Yahoo den 23. Rang.

Einer der größten Verlierer im Geschäftsjahr 2010 war dabei der spanische Medienkonzern Prisa, dessen Umsatz binnen eines Jahres um knapp 400 Millionen Euro schrumpfte. Im Zuge eines von Investor Nicolas Berggruen verordneten Sparkurses wird das Unternehmen bis zum Sommer 2012 rund 18 Prozent der gesamten Belegschaft entlassen. Insgesamt verlor der Marktführer auf dem iberoamerikanischen Markt im IfM-Ranking zehn Plätze und steht nur noch auf Rang 43.

In Deutschland hingegen konnten die wichtigsten Medienhäuser im vergangenen Jahr steigende Umsätze verzeichnen. Die Bertelsmann AG, als größter europäischer Medienkonzern weiterhin auf Rang sieben im Ranking der 50 größten Medienkonzerne der Welt, erwirtschaftete beispielsweise 15,786 Milliarden Euro, 422 Millionen Euro mehr als 2009, was einer Steigerung um 4,5 Prozent entspricht. Der Umsatz der ProSiebenSat.1 Media AG (Rang 39) wuchs um gut neun Prozent auf 3,00 Milliarden Euro; die Umsatzerlöse des Axel-Springer-Verlags (Rang 41) stiegen ebenfalls um rund zehn Prozent auf 2,894 Milliarden Euro. Alle drei Unternehmen konnten im Zuge der Konjunkturerholung ihren operativen Gewinn signifikant erhöhen; der Axel-Springer-Verlag sowie die Bertelsmann-Tochter RTL erwirtschafteten sogar Rekord-Gewinne.

Stabil blieb die ARD, der größte öffentlich-rechtliche Medienverbund der Welt. Sie nimmt aus Gebühren und Werbung rund 6,26 Milliarden Euro ein und liegt damit unverändert auf Rang 17 – vor der BBC, die mit einem jährlichen Budget von 5,58 Milliarden Euro Platz 18 belegt. Nicht mehr vertreten in der Rangliste ist die Hubert Burda Media Holding (2009 auf Rang 50), so dass in diesem Jahr insgesamt nur noch vier deutsche Medienkonzerne vertreten sind. 1995, als das Ranking erstmals veröffentlicht wurde, waren noch acht deutsche Medienkonzerne unter den internationalen Top 50.

Mit der Mediendatenbank auf www.mediadb.eu wird die Studie „Wer beherrscht die Medien?“ (Lutz Hachmeister/Günther Rager, C.H. Beck, 2005) fortgeführt. Die Datenbank bietet regelmäßig aktualisierte Unternehmensporträts und analysiert die medienökonomische Entwicklung. Die Medienkonzerne des Rankings sind als Unternehmen definiert, deren strategischer Fokus auf der Inhalte-Produktion in den Bereichen Print, TV, Film und Internet liegt. Die Größe eines Konzerns bemisst sich am Medienumsatz des jeweils letzten Geschäftsjahres. Basis für die Umsatzzahlen ist – soweit publiziert – der in den Geschäftsberichten ausgewiesene Betrag in Originalwährung. Zur Umrechnung in Euro wird der Mittelkurs des jeweiligen Jahres herangezogen.