Online-Musikportale: Strategien der Medienkonzerne

18.02.2011

Im Februar diesen Jahres durchbrach Apples iTunes-Store die Schallmauer von zehn Milliarden verkauften Songs. Bisher haben die großen Medienunternehmen, Onlinekonzerne und Plattenfirmen keinen Weg gefunden, das Quasi-Monopol von Apple (Marktanteil: 66 Prozent) zu brechen und kommerziell erfolgreiche Portale für den Verkauf und das Streamen von Musiktiteln zu etablieren. Die Redaktion von mediadb.eu hat die Strategien diverser Medienkonzerne zusammengefasst und analysiert:

Sony: Der japanische Unterhaltungs- und Elektronikkonzern Sony hat Ende 2010 in Großbritannien seinen Musik-Streamingdienst Qriocity gelauncht, der mittlerweile auch im restlichen Europa sowie in den USA und Australien gestartet wurde. In Kooperation mit den vier großen Plattenfirmen (EMI, Sony, Universal Music Group, Warner Music Group) können Nutzer gegen eine monatliche Gebühr auf mehr als sechs Millionen Musiktitel zugreifen. Der Dienst weist eine enge Verzahnung mit Sonys Endgeräten (Bravia-Fernseher, Playstation 3, Blu-Ray-Geräte) auf. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass es Qriocity schwer haben wird, sich gegen kostenlose, anzeigenfinanzierte Dienste wie Pandora, Last.fm oder Spotify durchzusetzen. An letzterem Portal ist Sony als Plattenfirma selbst beteiligt. Spotify, das in Europa ebenfalls mit den "Big Four" der Musikindustrie kooperiert und sich in Bezug auf den US-Markt in Verhandlungen mit Universal und Warner befindet, lässt User zwischen einer kostenlosen, werbefinanzierten Version und einer kostenpflichtigen Premium-Version entscheiden.

Google: Der bereits für 2010 angekündigte Start des Musikportals Google Music ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Bekannt ist nur, dass Google den iTunes-Store-Konkurrenten im Zuge eines Upgrade seines Handy-Betriebssystem Android veröffentlichen will. Der von Mobiltelefon-Hersteller Motorola hergestellte Tablet-PC Xoom soll das erste Gerät sein, das die entsprechende Software vorinstalliert haben wird. Andy Rubin, Googles Android-Beauftragter und Vorsitzender der Techniksparte, soll sich in den vergangenen Wochen mit Verantwortlichen der Musikindustrie zwecks Kooperationsmöglichkeiten getroffen haben. Es ist zu mutmaßen, dass Google Music - wie jeder andere Google-Dienst auch - für den Nutzer kostenfrei, d.h. werbefinanziert angeboten wird.

News Corp.: Im Dezember 2010 schloss Sky Songs, der Streaming-Dienst des britischen Internetproviders und Pay-TV-Sender BskyB nach weniger als einem Jahr des Betriebs wieder seine Pforten. Laut Unternehmensinformationen konnte Sky Songs, das Rechte-Vereinbarungen mit den vier großen Plattenfirmen abgeschlossen hatte, nicht genügend registrierte Nutzer anlocken. Ähnlich wie Qriocity basierte das Geschäftsmodell überwiegend auf monatlichen Abo-Gebühren. Gegen Bezahlung von monatlich fünf Pfund konnten User Songs aus einem Katalog von fünf Millionen Titeln streamen. Eine kostenlose Variante ermöglichte es, die ersten 30 Sekunden eines Songs anzuhören.

Virgin Media: Das mit Spannung erwartete Musikportal von Virgin Media wurde im Herbst 2010 bis auf weiteres auf Eis gelegt, nachdem sich das Unternehmen mit den vier großen Plattenfirmen nicht über die Konditionen einigen konnte. Ziel war es, ein Portal zu etablieren, auf dem User gegen monatliche Bezahlung eine unbegrenzte Anzahl aller weltweit erhältlichen Songs herunterladen können. Doch Einigung konnte nur mit der zum Medienkonzern Vivendi gehörenden Universal Music Group erzielt werden, während sich EMI, Warner Music und  Sony Music gegen den Gedanken einer legalen Download-Flatrate für die Songs ihrer Künstler sträubten. Nach dem Scheitern der Verhandlungen reagierte Virgin Media, indem es im Oktober 2010 eine Partnerschaft mit Spotify einging.

Mehr dazu:

- Allthingsd: Spotify Signs On EMI for U.S. Launch. At Least One More to Go... (17.02.2011)

- DMW: Sony Debuts Qriocity Music Unlimited Service in the U.S. (17.02.2011)

- Guardian: Google will launch iTunes music store competitor with upgrade to Android (16.02.2011)

- Billboard: Google Music: Meet The Executive Team (15.02.2011)

- Guardian: BskyB closes Sky Songs music subscription service (06.12.2010)

- Telegraph: Vírgin Media 'set to partner with Spotify' (14.10.2010)