News Corp. in Großbritannien: Probleme mit Paywall und Fußballrechten

18.11.2013

News Corp./21st Century Fox kämpft gegenwärtig mit Problemen auf dem britischen Markt: die Paywall-Strategie der Boulevardzeitung "The Sun" ist bisher nicht der erhoffte Erfolg geworden und Telekommunikationsriese British Telecom schnappte dem Pay-TV-Marktführer überraschend die Übertragungsrechte für die Fußball-Champions League weg (während im Prozess um illegale Abhör-Aktivitäten bei "The Sun" und der inzwischen eingestellten "News of the World" immer mehr Details über kriminelle Praktiken in den Redaktionen der News Corp.-Zeitungen ans Licht kommen). Im vergangenen Juni wurde der News Corp.-Konzern als Folge des Abhörskandals in ein Print- (News Corp.) und ein Film- und Fernsehunternehmen (21st Century Fox) aufgespalten. Die Redaktion von mediadb.eu hat die aktuelle Lage zusammengefasst:

Paywall-Strategie
Im vergangen August begann die "Sun" damit, die Inhalte ihrer Online-Ausgabe hinter eine Bezahlmauer zu stellen. Hauptanreiz für die Leser ein Digitalabo für zwei Pfund die Woche abzuschließen soll ein exklusiver On-Demand Zugang für Videos sämtlicher Tore der englischen Premier League sein. Doch erste statistische Analysen deuten darauf hin, dass die Paywall-Strategie noch nicht funktioniert. Nach einem Monat des Bestehens verringerte sich der Webtraffic um 62 Prozent. Einen Monat später ging der Traffic um weitere 32 Prozent zurück. Im August hatte die Sun Online 6,2 Millionen, im September nur noch 4,2 Millionen Unique Visitors. Parallel zur Einführung der Bezahlmauer stiegen die Seitenaufrufe der Konkurrenz - insbesondere beim Trinity Mirror, wo die Zugriffszahlen seitdem um zwanzig Prozent angewachsen sind. Reduzierter Traffic wird bei der Einführung von Paywalls jedoch wissentlich in Kauf genommen, die "Sun" benötigt etwa 250.000 Abonennten, um die Reichweitenverluste an Online-Anzeigen zu kompensieren.

Axel Springer verfolgt seit geraumer Zeit eine ähnliche Strategie. Das Unternehmen hält seit dieser Saison die Digitalrechte an der Fußball-Bundesliga, die Leser von Bild Online dazu animieren sollen, ein Digital-Abo abzuschließen. Vergangene Woche verschob Bild.de die kostenlose Freischaltung der Bundesliga-Videos überraschend um einen Tag nach hinten, was darauf hindeuten könnte, dass die Verkäufe der monatlichen Abos zum Preis von 7,98 nur schleppend anlaufen.

Fußballrechte
Ein regelrechter Schock für den Pay-TV-Anbieter BskyB, an dem 21st Century Fox rund vierzig Prozent der Anteile hält, war dass man bei dem Wettbieten um die Übertragungsrechte der Champions League ab 2015 von BT überboten wurde. Der Telekommunikationskonzerne zahlte 900 Millionen Pfund für die Rechte. Champions League-Übertragungen machen zwar nur drei Prozent der gesamten Sport-Übertragungen im britischen TV aus. Dennoch ist mit BT ein ernstzunehmender Konkurrent entstanden, der als Kabel- und Telefonanbieter ebenfall leichten technischen Zugang zu potenziellen Kunden hat wie Satelliten- und Breitbandanbieter Sky. In der britischen Presse wird bereits vom "Ende der friedlichen Koexistenz von TV- und Telekommunikationsunternehmen" gesprochen. Experten gehen davon aus, dass BT  und sein CEO Gavin Patterson auch aggressiv für die Premier League-Rechte mitbieten wird, die 2015 für die Saison 2016-17 ausgeschrieben werden. Sky bezahlte für das letzte Rechtepaket 2,3 Milliarden Pfund; im Zuge des Interesse von BT könnte der Preis in den kommenden Jahren auf 3,5 Milliarden Pfund ansteigen. Nachdem der Ausgang der Rechteausschreibung bekannt wurde, sanken die Aktienkurse der bisherigen Rechteinhaber 21st Century Fox und ITV.