Neue Profile europäischer Medienmärkte

08.01.2014

Das Institut für Medien- und Kommunikationspolitik plant, die Mediendatenbank mediadb.eu um die Erfassung sämtlicher europäischer Medienmärkte zu erweitern. Ziel ist es, die Besitz- und Machstrukturen europäischer Medienmärkte transparenter und erfassbar zu machen. Im Gegensatz zu vergleichbaren Vorhaben akademischer Institutionen, die Fakten und Kennzahlen streng wissenschaftlich aufbereiten, wird mediadb.eu auf lange Sicht versuchen, die Medienlandschaften aller 27 europäischen Mitgliedsstaaten auch für eine breitere, interessierte Öffentlichkeit erfahrbar zu machen.

Das sich augenblicklich in seiner zweiten Phase befindliche Pilotprojekt umfasst zunächst die Mediensysteme von Griechenland und Spanien sowie sämtlicher Nachbarländer von Deutschland. Die einzelnen Staaten weisen in Bezug auf ihre jeweilige Medienlandschaften sowohl Gemeinsamkeiten als auch länderspezifische Besonderheiten auf: In Griechenland befinden sich der Fernseh- und Printmarkt in der Hand weniger machtvoller Konzerne. Ineffektive Regulierung und ein hohes Maß an Korruption verhindern oftmals Transparenz in Form von Offenlegung der Besitzverhältnisse. In Spanien wie auch in Frankreich hat die aktuelle Wirtschaftskrise dramatische Auswirkungen für den Mediensektor - insbesondere für die Zeitungslandschaft, die in jedem der porträtierten Länder Negativtendenzen aufweist. In den Fällen von Spanien, Griechenland und mit Abstrichen auch Frankreich ist im Rahmen des Projektes von Interesse, welche Auswirkungen die Rezession und grassierende Massenarbeitslosigkeit den öffentlichen Diskurs beeinflussen. Im Fall von Polen und Tschechien - typische Beispiel für die Entwicklung des osteuropäischen Mediensektors nach dem Fall des Eisernen Vorhangs - hat die Transformation von staatlich kontrollierten hin zu privatwirtschaftlich operierenden Medienproduktion zu einer von (insbesondere ausländischen) Medienkonzernen dominierten Landschaft geführt, die dennoch regelmäßig durch staatliche Akteure und politische Parteien instrumentalisiert wird. In den Beneluxländern Niederlande, Belgien und Luxemburg sowie in Österreich hingegen ist eine Koexistenz von starken öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und zumeist ausländischen privaten Anbietern zu beobachten.

Nationale und regionale Medienmärkte in Europa werden mit steigender Tendenz von international operierenden Medienkonzernen und -konglomeraten kontrolliert. Deshalb dokumentiert mediadb.eu in seiner europäischen Mediendatenbank die größten und relevantesten Akteure der europäischen Medienindustrie.