Google steigt in das Micropayment-Geschäft ein

11.03.2011

Einen Tag nachdem Apple die Bedingungen für das Abo-System seines App-Stores bekannt gab, bietet der Online-Konzern und Suchmaschinenbetreiber Google ein neues Abrechnungssystem für Medieninhalte an. Online-Publisher sollen mit Google One Pass einzelne Artikel und Abonnements flexibel verkaufen können. Mit dem Einstieg des Medienriesen in dieses Geschäftsfeld steigt die potentielle Konkurrenz für eBays Bezahlsystem PayPal und Apples In-App-Abosystem. Die Redaktion von mediadb.eu hat die Micropayment-Systeme der großen Onlinekonzerne unter die Lupe genommen und die Auswirkungen auf den Medienbereich herausgestellt:


1. Wie aktiv sind die großen Online-Konzerne im Micropayment-Geschäft?

Mit dem Tochterunternehmen PayPal ist der Konzern eBay wohl am längsten in dem Geschäftsfeld tätig. PayPals Kundenstamm beläuft sich auf inzwischen 210 Millionen registrierte Nutzer. Im Oktober 2010 wurde ein neues Micropayment-System gelauncht, das den Bezahlprozess vereinfacht und auch für mobile Apps und Internetseiten geeignet ist.

Im Februar 2011 zog Apple nach und führte ein heiß diskutiertes Modell für das Abonnement von Apple-Apps ein. Während der Nutzer bei PayPal über ein PayPal-Konto verfügen muss, werden die App-Kosten bei Apple über iTunes abgerechnet.

Google One Pass eröffnet den Publishern nun ein System, das ihnen nicht wie Apple klare Regeln diktiert, sondern mehr Freiräume bietet. Die drei Bereiche Nutzerauthentifizierung, Zahlungsverarbeitung und Verwaltung sind in einem System integriert, wobei die Medienunternehmen die Möglichkeit haben, zwischen verschiedenen Zahlungssystemen zu wählen. So können einzelne Artikel verrechnet werden oder auch Tagespässe, Monatsabonnements oder Pakete mit mehreren Ausgaben angeboten werden. Der Publisher entscheidet neben dem Preis auch über Dauer und Umfang des Datenzugriffs. Technisch betrachtet sollen die einmal gekauften Inhalte auf allen Geräten kostenfrei einsehbar sein. Die Artikel können nicht nur mobil abgerufen werden, sondern auch App-intern bezahlt werden. Somit ist Google wie Apple in den Markt des Micropayment für Smartphones und Tablets eingestiegen.


2. Welches Erlösmodell verspricht am meisten Gewinne?

Der Boom des Marktes für mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablet-PCs ist unverkennbar und somit für neue Erlösmodelle erfolgversprechend. Für die kommenden fünf Jahre prognostiziert das US-Marktforschungsunternehmen ABI Research einen Anstieg des Brutto-Handelsvolumens auf rund 119 Milliarden US-Dollar, die nur über flexible Endgeräte erzielt werden sollen.

Die striktesten Regeln setzt Apple-CEO Steve Jobs, der von den App-Anbietern einen Anteil von 30 Prozent des Gewinnes verlangt. Wenn der Verleger jedoch selbst einen Abonnenten akquiriert, verdient Apple nichts. Google gibt sich dagegen mit 10 Prozent der Erlöse von One Pass zufrieden. PayPal fordert ebenfalls 10 Prozent ein, jedoch zuzüglich 10 Cent. Damit ist das Bezahlsystem der eBay-Tochter insbesondere im zweistelligen Niedrig-Cent-Bereich für Anbieter weniger attraktiv. Wer am meisten Gewinne erzielt, hängt letztlich davon ab, wie viele Kunden Google gewinnen kann. Neben dem US-amerikanischen Unternehmen Rust Communications zählen der französische Nouvel Observateur sowie Gruner + Jahr zu den ersten Partnern. Apple dagegen verfügt mit über 6,5 Milliarden Apps bereits über eine solide Basis.


3. Welche Auswirkungen hat Micropayment auf die Medienkultur?

Konzerne wie die Axel Springer AG, die sowohl kostenpflichtige Apps über Apple anbieten, als auch von Google One Pass Gebrauch machen, sehen eine große Geschäftschance in der Digitalisierung und dem damit verbundenen möglichen Angebot von kostenpflichtigen Medieninhalten. Auf diese Weise kann die Tatsache rückgängig gemacht werden, aufwändig produzierte Medieninhalte im Internet kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Mit dem Micropayment im Medienbereich ändert sich das Nutzerverhalten und die Bereitschaft steigt wieder, für Informationen zu bezahlen.

Mehr dazu:

- Google One Pass www.google.com/intl/de/landing/onepass/

-netzwertig.com netzwertig.com/2011/02/23/bezahlinhalte-google-one-pass-in-freier-wildbahn/  (23.02.2011)