Gannett: Streichung von 700 Stellen

24.06.2011

In einer internen Memo an alle Mitarbeiter teilte Bob Dickey, Leiter der US-amerikanischen Zeitungssparte von Gannett, die Streichung von 700 Stellen bzw. 2 Prozent der Belegschaft mit. Es handelt sich dabei um die vierte Massenentlassung bei Gannett seit 2008. Die mediadb-Redaktion hat die Hintergründe der Stellenstreichungen bei der größten Zeitungskette der USA analysiert und zusammengefasst.

Wer ist von den Kürzungen betroffen?
Nach einem einwöchigen unbezahlten Zwangsurlaub vieler Zeitungsmitarbeiter im ersten Quartal  kommt nun die Mitteilung der Entlassung von 700 Mitarbeitern der über 80 verschiedenen US-Tageszeitungen und weiterer Beurlaubungen für Mitarbeiter höherer Einkommen. Wie auch schon bei den Stellenstreichungen im Juli 2009 wird Gannetts Flaggschiff, die USA Today, von den Kürzungen verschont. Jedoch sollte dabei die Entlassung von 130 USA-Today- Mitarbeitern im letzten August nicht außer Acht gelassen werden. Verschont bleibt auch Gannetts CEO Craig Dubow, der im letzten Jahr mit 9,4 Millionen US-Dollar doppelt so viel wie im Vorjahr verdiente. Darin waren Bonuszahlungen in Höhe von 1,75 Millionen US-Dollar enthalten, die sich auf seine erzielten Erfolge aufgrund von Massenentlassungen stützten.

Warum greift Gannett auf die Strategie der Massenentlassungen zurück?
Bob Dickey begründet diesen Schritt mit sinkenden nationalen und lokalen Werbeumsätzen, Schwächen im Immobiliensektor und Schwierigkeiten bei der Schaffung von Stellen. Die Werbeumsätze im Printbereich sanken um 7,3 Prozent auf 601,7 Millionen US-Dollar und damit auf den schlechtesten Wert seit dem ersten Quartal 2010. Trotz Erfolgen in der Schaffung neuer Erlösquellen und der positiven Entwicklungen bei den Sonntagszeitungen komme das Unternehmen nicht um Entlassungen umhin. Bereits im ersten Quartal 2011 verzeichnete Gannett Umsatzeinbußen. Für das zweite Quartal scheint sich dieser Trend laut Kritikern weiterhin zu verschlechtern.

Welche möglichen Folgen ergeben sich daraus?
Nach den Stellenstreichungen bei den Tageszeitungen in den Jahren 2008 und 2009 konnte Gannett wieder aufgrund der fehlenden Gehaltszahlungen Profit einstreichen. Kritikern stellt sich nun die Frage, bis zu welchem Grad Stellenstreichungen die Profitabilität eines Unternehmens steigern können und wann Einbußen beim Inhalt zu verzeichnen sind. Einbußen beim Inhalt haben insbesondere bei Zeitungen einen großen Einfluss auf die Werbeeinnahmen, welche wiederum den Profit prägen. Wann und ob sich bei der Zeitungssparte von Gannett die Anzeigen-Auflagen-Spirale umkehrt, wird sich im Geschäftsbericht zeigen.

 

Mehr dazu:

- Gannett Blog: Bulletin: Gannett announces 700 newspaper layoffs (21.06.2011)

- paidContent.org: Citing Weak Economy, Gannett Turns To Job Cuts, Furloughs (21.06.2011)

- Finanzen.net: Gannett to lay off about 700, or 2% of workforce (21.06.2011)