Fake News und die Online-Monopolisten

19.12.2016

Facebook-CEO Mark Zuckerberg. CC by 2.0 by Techcrunch

Rund sechs Wochen nach der US-Präsidentschaftswahl werden die Rufe lauter nach einer stärkeren Regulierung der Onlinekonzerne und deren Rolle bei der Verbreitung von Fake News. Zwar gibt es offenbar momentan nicht einen einzigen Kongressabgeordneten, der medienpolitisch intervenieren will, doch laut einer Umfrage des Pew Research Centers zeigen sich 90 Prozent der Amerikaner inzwischen besorgt über die Verwirrung, die Fake News auslösen; rund jeder zweite fordert von der Regierung und den großen Onlinekonzernen, deren Verbreitung zu verhindern.

Doch sowohl Facebook als auch Google weigern sich weiterhin beharrlich, sich selbst als Medienkonzerne definieren. Denn würden sie dies zugeben, müssten sie sich einem medienpolitischen Regime unterwerfen, von dem sie momentan noch aufgrund ihrer vermeintlich neutrale Rolle als "technologiebasierte Such- und Wissenskonzerne" befreit sind. In der amerikanischen Google-Suche etwa können etwa aufgrund Algorithmus (und kommerziellen Aspekten) nach wie vor Links zu objektiven Unwahrheiten und Fake News prominente Platzierungen erhalten. Wie der Guardian berichtet, sind die prominentesten Ergebnisse auf die Suchfrage "Hat der Holocaust stattgefunden?" Links zur rechtsradikalen Websites, die die Existenz des Nazi-Verbrechens leugnen. Google, dass auf die Fahnen geschrieben hat, das gesamte "Wissen" der Welt für jedermann zugänglich zu machen, weigert sich bisher, diese 'Fake News' zu entfernen. Der Konzern beruft sich dabei auf den popularitätsbasierten Such-Algorithmus, der solche Ergebnisse nach oben spült und versucht sich so redaktioneller Verantwortung zu entziehen.

Doch wie Matt Stoller, Experte für Wettbewerbspolitik der New America Foundation, in einem Tweetstorm erklärt, ist dies die sog. "Absentee Ownership" Taktik, die schon Zeitungsbarone im letzten Jahrhundert angewandt haben. Sie ließen ihren ausländischen Zeitungen ungehindert Lügen verbreiten, weil sie als 'abwesende Besitzer' keinerlei Verantwortung für die redaktionelle Ausrichtung haben wollten. Wie Stoller argumentiert, sind Such-Algorithmen das Equivalent zu 'Absentee Ownership'-Modellen. Google und Facebook verschleiern damit, dass sie längst zu den "Chefredakteuren des Planeten" geworden sind. Eine effektive regulatorische Antwort auf das gegenwärtige Fake News-Problem kann nur in einer Ent-Monopolisierung des Internetmarktes liegen. Nur aufgrund der exponierten Stellung von Facebook und Google konnten obskure Propaganda-Artikel eine solche Prominenz erhalten.

Nach wochenlangen Dementis, dass die bei Facebook verbreiteten Fake News nennenswerten Einfluss auf den Ausgang der US-Wahl hatten, vollzog das Unternehmen vergangene Woche nun eine Kehrtwende. Facebook arbeitet künftig mit einem Netzwerk von Fact-Checking-Organisationen zusammen, die unter dem Dach des Poynter Institute für Journalismus organisiert sind. Ziel ist es laut Eigenaussage, zumindest "die schlimmsten der schlimmen" Posts zu identifizieren und entsprechend zu kennzeichnen. Allerdings betonte Facebook-Chef Mark Zuckerberg nur mit externen Institutionen zusammenzuarbeiten, um die Stellung seines Unternehmens als neutrales soziales Netzwerk nicht zu gefährden. Facebook, so Zuckerberg, solle niemals selbst als "Schiedsrichter über Wahrheit" wahrgenommen werden. Angesichts des wachsenden medienpolitischen Drucks bleibt die Frage, wie lange dieses Selbstbild noch aufrechtzuhalten ist.