Apple und Google speichern Bewegungsdaten

26.04.2011

"Wir laufen unter Volldampf", meinte Apple-Chef Steve Jobs in Bezug auf die kürzlich veröffentlichten Quartalszahlen. Mit 6 Milliarden Dollar schöpfte der Konzern im letzten Quartal doppelt so viel Gewinn wie im Vorjahreszeitraum ab. Die iPhone Verkäufe wuchsen um 113 Prozent. Die begehrten Smartphones sorgen jedoch für eine weitere Meldung. So wurde bekannt, dass die Ortungsfunktion des Geräts trotz Deaktivierung Daten speichert und komplette Bewegungsprofile abgerufen werden können. Ähnlich sieht es bei der Verwendung von Googles Betriebssystem Android aus.

Bereits 2010 sorgte die Speicherung von Nutzerstandorten und deren regelmäßige Übermittlung an Apple für Aufregung. Damit sollte insbesondere die ortsbezogene Werbung iAd ermöglicht werden. Die Wahrung der Anonymität und das mögliche Deaktivieren der Ortungsfunktion führten zu einer Abschwächung der Debatte. Nun gab es neue Erkenntnisse: Apples Betriebssystem iOS 4 speichert in der Datei "consolidated.db" die Bewegungen der iPad- und iPhone-Besitzer, indem Längen- und Breitengrad, an dem der Nutzer sich gerade befindet, abgerufen werden, die Infos mit einem Zeitstempel versehen und ungesichert abgespeichert werden. So entsteht für jeden Nutzer ein genaues Bewegungsprofil, das mittels der Software iPhoneTracker sichtbar gemacht werden kann. Laut Aussagen des Apple-Gründers Steve Jobs werde dabei jedoch niemand überwacht. Die Wahrung der Anonymität ist laut Aussagen des Wall Street Journal jedoch nicht völlig gegeben, da die Informationen lediglich pseudonymisiert würden. Auf diese Weise sind Rückschlüsse auf das verwendete Handy möglich. Zusätzlich wurde laut Spiegel Online bekannt, dass trotz Deaktivierung der Trackingfunktion durch den Nutzer weiterhin Ortsangaben gespeichert würden.

Im Fall von Google ergaben Untersuchungen des Sicherheitsanalysten Samy Kamkar, dass ein HTC Android Smartphone in Abständen von wenigen Sekunden Ortungsdaten sammelt und diese mehrmals in der Stunde an Google sendet. Name, Ort und Signalstärke des nächstgelegenen WLAN sowie eine ID des Handys werden ebenfalls übertragen. Im Gegensatz zu der Apple-Software werden die Daten offiziell nicht so lange gespeichert. Jedoch ist ungewiss, welche Informationen parallel abgerufen werden – wie dies in der Debatte um Google Street View deutlich wurde.

Laut Erkenntnissen des Wall Street Journal werden persönliche Informationen durch einige Smartphone Apps ohne Zustimmung des Nutzers an Dritte weitergegeben. Außerdem sind laut einer europäischen Studie, die sich auf universitäre Untersuchungen stützt, von etwa 1400 Smartphones rund 50 Prozent durch einen Datenschutztest gefallen.

Sowohl Google als auch Apple, die Nummer 1 und 3 auf dem US Smartphone Markt, haben bereits riesige Datenbanken mit WLAN Hotspots angelegt. Diese ermöglichen Rückschlüsse auf die genutzten Netzwerke und somit auf den Aufenthaltsort des Nutzers. Ziel der Speicherung diverser Nutzerdaten sind Datenbanken, die für die Zukunft wirtschaftlich vielversprechend sind: Laut Aussagen des Forschungsunternehmens Gartner steigt der Marktwert von lokalisationsbasierten Diensten bis 2014 von 2,9 auf 8,3 Milliarden US-Dollar an. Laut Kritikern könnte sich Apples iPhone-Abhängigkeit schon bald in den Umsätzen widerspiegeln. Die Verkäufe könnten fallen und die Rekordbilanz würde für lange Zeit nicht mehr überboten.

 

Mehr dazu:

Spiegel Online: Apple in der Kritik. iPhone ortet immer und überall (26.04.2011)

DRadio: Allwissende Smartphones (26.04.2011)

Meedia: Apple-Boss dementiert Gerüchte um Datenspionage (25.04.2011)

TechCrunch: Google Responds To Smartphone Location Tracking Uproar, Says Android Is Opt-In (22.04.2011)

Wall Street Journal: Apple, Google Collect User Data (22.04.2011)