The Hindu

Mit 5.276.000 Lesern (Indian Readership Survey, Mai 2009) liegt „The Hindu“ auf Platz drei unter den englischsprachigen Tageszeitungen Indiens, nur noch hinter der „Times of India“ und der „Hindustan Times“. Die englischsprachige Presse gilt als meinungsbildend auf nationaler Ebene. Allerdings gewinnen die Zeitungen in indischen Sprachen mehr und mehr Einfluss und haben häufig noch eine wesentlich größere Leserschaft; das gilt vor allem für die großen Hindi-Tageszeitungen wie etwa „Dainik Jagaran“ mit (ebenfalls laut INS) über 54 Millionen Lesern! Der Auflage nach liegt „The Hindu“ mit 1.461.195 verkauften Exemplaren (Oktober 2009, Quelle: Verlag) in Indien auf Platz vier aller Zeitungen. Der im Broadsheet-Format täglich erscheinende „Hindu“ gilt als seriöse, manchmal ein wenig altmodische Zeitung mit eher linker Ausrichtung, die vor allem in Südindien großes Ansehen genießt.

(Anm. der Red.: bei diesem Zeitungsporträt handelt es sich um work in progress - eine überarbeitete, ergänzte Fassung wird in Kürze an gleicher Stelle online sein).

Basisdaten

Hauptsitz:
The Hindu, Kasturi Buildings, 859/860, Anna Salai
Chennai 600002, India
Telefon: 0091-44-2857 6300
Telefax: 0091-44-2841 5325
Internet: http://beta.thehindu.com und http://www.hindu.com (Zeitung); http://www.hinduonline.com (Verlagsgruppe)

Branche: Zeitungen, Zeitschriften, Online-Angebote
Rechtsform: Familienunternehmen
Geschäftsjahr: 1. April – 31. März
Gründungsjahr: 1878
Beschäftigte: 3.545 (31.10.2009)

 

Tab. I: Umsatz/Gewinn (nach Steuern) (in Mio. Rupien)
FinanzjahrUmsatzGewinn nach Steuern
1997-983101,1246,3
1998-993310,4181,0
1999-20003767,9173,3
2000-014584,8225,9
2001-023641,5(127,1)
2002-033971,9329,2
2003-044573,2447,4
2004-055091,5583,8
2005-066094,8604,2
2006-077242,5876,7
2007-088569,51477,5
2008-098054,4242,7

Quelle: Verlag

 

Tab. II: Beschäftigtenzahlen 1999-2009
Stand 31.3.Zahl der Mitarbeiter
19992751
20002825
20012987
20023102
20033182
20043200
20053287
20063345
20073377
20083450
20093573

Redaktion The Hindu

  • N. Ram (Editor-in-Chief)
  • N. Ravi (Editor)


Redaktion Business Line

  • N. Ram (Editor)
  • K. Venugopal (Joint Editor)

Geschichte und Profil

„The Hindu“ wurde 1878 als Wochenzeitung gegründet und besteht seit 1889 als Tageszeitung. Die englischsprachige indische Zeitung mit Hauptsitz in der Hauptstadt des Bundesstaates Tamil Nadu, Chennai (früher: Madras), wird außerdem in zwölf weiteren Zentren (mit in der Regel pro Druckort mehreren unterschiedlichen Lokalteilen) gedruckt: Coimbatore, Bangalore, Madurai, Hyderabad, New Delhi, Kolkata, Visakhapatnam (Vizag), Thiruvananthapuram, Kochi, Vijayawada, Mangalore und Tiruchirapalli. Mit Ausnahme von Delhi und Kolkata liegen alle diese Zentren in den vier südindischen Bundesstaaten, was den regionalen Schwerpunkt klar beschreibt. In anderen, vor allem entlegeneren Landesteilen kommt der „Hindu“ sogar erst am Tag nach dem Erscheinen an. Trotzdem ist er eine Zeitung, die in ganz Indien gelesen wird – und wohl die einzige indische Zeitung von eindeutig nationaler Bedeutung, die nicht ihren Sitz in der Hauptstadt hat.

„The Hindu“ wird von Kasturi & Sons Ltd. herausgegeben und ist im Grunde – wie viele indische Zeitungen – ein Familien-Unternehmen, in dem die Schlüsselpositionen seit etwa hundert Jahren in den Händen der Kasturi-Familie liegen.

Im Gegensatz zu anderen indischen Tageszeitungen mit einer Geschichte, die bis in die Kolonialzeit zurückreicht, war „The Hindu“ keine Gründung der Briten – wie zum Beispiel die „Times of India“, die erst nach der Unabhängigkeit in indischen Besitz überging. „The Hindu“ wurde von sechs jungen südindischen Lehrern und Jurastudenten gegründet, die sich über eine Kampagne gegen die Ernennung des ersten Inders zum Richter am Madras High Court in den von Briten kontrollierten Zeitungen empörten und mit der neuen Zeitung Stellung beziehen wollten. „Fairness“ und „Gerechtigkeit“ waren denn auch die Kernforderungen in ihrem ersten Leitartikel. Dennoch war „The Hindu“ zu dieser Zeit keine nationalistische Zeitung, die für die Unabhängigkeit eingetreten wäre; im Gegenteil wurden positive Seiten der Kolonialherrschaft von seinen prinzipiell anglophilen ersten Herausgebern durchaus gewürdigt.

Zunächst erschien „The Hindu“ als Wochenzeitung, später dreimal wöchentlich und schließlich als tägliche Abendzeitung. 1940 wurde der Erscheinungsrhythmus dann auf den Morgen umgestellt. 1941 folgte der „Hindu“ internationalen Trends und machte mit Nachrichten auf der ersten Seite auf – anstelle von Anzeigen, wie es seit den ersten Monaten seines Erscheinens üblich geworden war.

In der Zeit des von Mahatma Gandhi angeführten Unabhängigkeitskampfes positionierte sich „The Hindu“ dann klar an der Seite der Freiheitsbewegung und der Kongress-Partei. In den Fünfzigerjahren bezog „The Hindu“ jedoch immer wieder kritisch Stellung zur Regierungspolitik, etwa zu sozialistischen Ansätzen in der Wirtschaftspolitik.

Rückblickend wird man sagen müssen, dass „The Hindu“ in der Zeit der von Premierministerin Indira Gandhi verhängten „Emergency“ Mitte der Siebzigerjahre nur sehr zaghaft gegen das autoritäre Regime in Delhi Stellung bezogen hat. Auch die stark ausgeprägte Unterstützung der tamilischen „Brüder“ in Sri Lanka und insbesondere auch der LTTE-Rebellen in ihrer Anfangsphase ist kein besonderes Ruhmesblatt in der Geschichte der Zeitung.

Stolz kann man in Chennai dagegen darauf sein, dass „The Hindu“ und investigativer Journalismus des heutigen Chefredakteurs N. Ram eine entscheidende Rolle bei der Enthüllung der „Bofors“-Korruptionsaffäre spielten, die Ende der Achtzigerjahre dem damaligen Premierminister Rajiv Gandhi eine herbe Wahlniederlage bescherte.

Die politische Ausrichtung des „Hindu“ lässt sich unter N. Ram heute wohl am ehesten als linksliberal beschreiben, bisweilen mit einer gewissen Nähe zu den indischen Kommunisten (die für europäische Verhältnisse eher Sozialdemokraten sind). Das spiegelt sich zum Beispiel in einer relativ China-freundlichen Berichterstattung. Allerdings ist die politische „Linie“ indischer Zeitungen allgemein weniger stringent ausgeprägt als in Europa.

Auch wenn der Name es suggerieren könnte, richtet sich „The Hindu“ keineswegs an eine bestimmte Religionsgruppe; im Gegenteil, die Zeitung gilt eindeutig als säkular und sogar als besonders kritisch gegenüber den einflussreichen hindu-nationalistischen Kräften in Indien wie der Bharatiya Janata Party oder BJP. Das geht so weit, dass im westindischen Gujarat, der Hochburg der BJP, „The Hindu“ kaum in Buchläden zu bekommen ist.

Im Unterschied zu anderen indischen Tageszeitungen hat „The Hindu“ nie damit kokettiert, um des kommerziellen Erfolges willen die Grenzen zwischen Nachrichten und Entertainment zu verwischen. Mit regelmäßiger, ausführlicher politischer Berichterstattung kommt die Zeitung häufig seriöser daher als die Konkurrenz.

„The Hindu“ leistet sich seit der Gründung viele eigene Korrespondenten im In- wie im Ausland. Eine große Besonderheit ist beispielsweise, dass „The Hindu“ zurzeit als einziges indisches Medium mit einem eigenen Korrespondenten in Islamabad vertreten ist.

„Glaubwürdigkeit“ ist denn auch etwas, was viele neutrale Beobachter der Zeitung ohne Zögern bescheinigen würden; damit einher geht ein konservatives bis altmodisches Image, insbesondere auch was Sprache und Design angeht.

Dabei ist „The Hindu“ aber Innovationen in anderen Feldern nie abgeneigt gewesen: 1940 führte er als erste indische Zeitung Farbdruck ein, zunächst in Anzeigen. Anfang der Sechzigerjahre charterte die Zeitung Flugzeuge und erwarb sogar eine eigene Flotte zur Auslieferung ihrer Produkte; mit der Einführung moderner Übertragungswege, die den gleichzeitigen Druck an verschiedenen Orten ermöglichten, wurde diese zu teure Distributions-Methode dann aber bald wieder abgelöst.

Management

„The Hindu“ ist bis heute ein Familien-Unternehmen, was in der indischen Zeitungslandschaft keineswegs ungewöhnlich ist. Eine Besonderheit ist eher, dass die Eigentümerfamilie das Presse-Geschäft nicht als einen Unternehmensbereich unter vielen betreibt. Die Kasturi-Familie hat keine weiteren Unternehmungen, was auch bedeutet, dass sie nicht der Versuchung unterliegt, die Berichterstattung in ihren Publikationen anderen Geschäftsinteressen unterzuordnen.

Die Mehrheit der Auflage von „The Hindu“ und „Business Line“ wird von Zeitungshändlern verkauft (76 bzw. 57%), während nur vergleichsweise wenige Exemplare über reguläre Abonnements (8 bzw. 17%) oder Studenten-Abonnements (16 bzw. 26%) vertrieben werden.

Am Kiosk kostet „The Hindu“ je nach Ausgabe und Wochentag zwischen 1,50 und 5 Rupien (das entspricht weniger als 10 Cent!), während „Business Line“ für 4, „Sportstar“ für 12 und „Frontline“ für 20 Rupien verkauft wird.

Geschäftsfelder

Zeitungen/Zeitschriften
Zur Verlagsgruppe gehören neben dem Flaggschiff „The Hindu“ eine Reihe anderer einflussreicher Publikationen, insbesondere das alle zwei Wochen erscheinende Nachrichtenmagazin „Frontline“, aber auch das (tägliche) Finanz-Blatt „Business Line“ (im Broadsheet-Format), das Gratis-Blatt für junge Professionals in Chennai (besonders aus dem IT-Bereich) „Ergo“ und der wöchentliche „Sportstar“.

„The Hindu“ erscheint in einer Auflage (Oktober 2009) von 1,461,195 verkauften Exemplaren täglich mit 20 Seiten im Hauptteil. Daneben erscheinen in jeder Edition täglich folgende wechselnde Magazin-Beilagen:   

Montag - Metro Plus & Education Plus
Dienstag  -  Metro Plus & Young World
Mittwoch - Metro Plus & Opportunities
Donnerstag - Metro Plus & NXG
Freitag - Friday Review and Cinema Plus
Samstag - Metro Plus weekend (im Tabloid-Format) & Property Plus
Sonntag - Sunday Magazine; Literary Review (jeden 1. Sonntag im Monat); Classified; Retail Plus; Downtown

Die Wirtschaftszeitung “Business Line” mit (Oktober 2009) 190.362 verkauften Exemplaren erscheint ebenfalls täglich mit 18 Seiten (bzw. 14 am Sonntag) im Hauptteil und folgenden wechselnden Beilagen: E-World (montags), Smart Buy (mittwochs), Brandline (donnerstags) und Life (freitags). “Business Line” erscheint an denselben Orten wie “The Hindu”, wobei die Wirtschaftszeitung in denselben Druckereien jeweils vor “The Hindu” in den Druck geht. Zusätzlich gibt es eine weitere Ausgabe von “Business Line” für die indische Finanzmetropole Mumbai.

“Frontline” und “Sportstar” verkaufen wöchentlich 65.960 bzw. 41.328 Exemplare (Stand ebenfalls Oktober 2009).

Internetpräsenz und Online-Performance

„The Hindu“ führte 1995 als erste indische Zeitung eine eigene Website ein, die dann aber lange Jahre vom Design her völlig veraltet blieb und erst im August 2009 einen Relaunch erlebte. Die neue Seite, die zunächst als „Beta-Version“ der Website (http://beta.thehindu.com) zusätzlich zur alten Seite angeboten wird, ermöglicht eine fast den ganzen Tag über (von 8 Uhr 30 bis 3 Uhr Ortszeit mit einer Nachtlücke von 5 ½ Stunden) aktualisierte, ausführliche Berichterstattung über die Printausgabe hinaus; sie zeigt sich deutlich modernisiert im Design und bietet die gängigen interaktiven Funktionen an. Sie wurde von Mario García Jr. aus Tampa, Florida gestaltet, während Workflow und Webpublishing von skandinavischen Firmen beigesteuert wurden.

Für die Online-Seite arbeiten (Januar 2010) 15 fest angestellte Mitarbeiter und zwei Teamleiter, insgesamt also 17 Online-Redakteure. Im Oktober 2009 erreichte die Seite nach Angaben des Verlags ca. 5,6 Millionen Seiten-Ansichten bei 1,6 Millionen Besuchern von ca. 600.000 Besuchern. Nur 40 Prozent der Besucher auf der Seite kommen dabei aus dem Inland!

Eigene Websites gibt es für die Wirtschaftszeitung „Business Line“ (www.thehindubusinessline.com; die Zeitung gibt es so wie „The Hindu“ auch als e-paper), für das Wochenmagazin „Sportstar“ (www.sportstaronnet.com) sowie „Frontline“ (www.frontlineonnet.com). 

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Da die Mehrzahl der Online-Besucher aus dem Ausland kommt, stellt sich die Frage einer „Kannibalisierung“ der Print- durch die Online-Ausgabe für „The Hindu“ noch nicht in demselben Maße wie für viele westliche Zeitungen; denn die meisten Online-User würden die Zeitung ohnehin nicht kaufen (können).

Wie viele südasiatische Zeitungen hat „The Hindu“ eine Vereinbarung mit einer westlichen Medien-Gruppe, um gewisse Inhalte nachdrucken zu dürfen; in diesem Fall ist das die „New York Times“.