The South China Morning Post

Lange als eine der lukrativsten Tageszeitungen weltweit gehandelt, erfreut sich die South China Morning Post – kurz SCMP oder The Post – des Rufes, die wichtigste englischsprachige Qualitätszeitung in Asien zu sein. Pressefreiheit, in der ehemaligen britischen Kolonie Hong Kong eine Selbstverständlichkeit, genießt in der Region bis heute einen hohen Stellenwert. Doch das Renommee bekommt Kratzer: Die Wirtschaftskrise geht auch an der SCMP nicht vorbei, langjährige Leser klagen, die Zeitung habe an Glaubwürdigkeit eingebüßt und werde zu China-freundlich.

Basisdaten

Hauptsitz:
South China Morning Post Publishers Limited
16/F, Somerset House, Taikoo Place
979 King's Road
Quarry Bay
Hong Kong
Tel: (852) 2565 2222
Internet: www.scmp.com (Zeitung), www.scmpgroup.com (Verlag)

 

Tab. I: Ökonomische Basisdaten (in Mio. HK$)
20082007200620052004
Umsatz110451252121311201375
Operativer Gewinn204670420306363
Reingewinn173548339246317
Eigenkapitalrendite (in %)827191420
Mitarbeiter9431032101610441035

Auflage: 107.080 Exemplare, 359.000 Leser (Quelle: Nielsen Media Index HK 2008)

Geschäftsführung

  • Kuok Hui Kwong, CEO
  • Ponch Poon, CFO
  • Reginald Chua, Chefredakteur

 

Besitzverhältnisse: Die SCMP ist seit 1971 mit Unterbrechungen börsennotiert. Großaktionär ist seit 1993 die Kerry Group, die vor allem als Logistik- und Immobiliendienstleister in Hongkong und der Volksrepublik China aktiv ist. Sie gehört mehrheitlich dem malaysisch-chinesischen Milliardär Robert Kuok. Kerry hält derzeit gut 60 Prozent an der SCMP Group.

Geschichte und Profil

Als die SCMP am 6. November 1903 ihre erste Ausgabe an die Kioske bringt, tritt sie gegen drei etablierte englischsprachige Wettbewerber an: Daily Press, China Mail und Hongkong Telegraph. Tse Tsan-tsai, einer der beiden Gründer, will eine Publikation schaffen, die sich für die Demokratie in China einsetzt. Ihm zur Seite steht Alfred Cunningham, zuvor geschäftsführender Redakteur von Daily Press.

Die beiden gründen am 1. April 1903 ihr Unternehmen. 14 Chinesen und 107 Europäer gewinnen sie als Aktionäre, um die Investitionen in Druckpressen und Personal zu schultern. Schon sieben Monate später startet das Projekt mit großen Ambitionen, zu großen, wie sich bald herausstellt: Bis 1907 hat das Unternehmen über 92.000 HK$ Verlust angehäuft. Joseph Whittlesey Noble, ein amerikanischer Zahnarzt, der als Geschäftsmann in Hongkong ein Vermögen verdient hat, rettet die Publikation. Er übernimmt 70 Prozent der Anteile. Fünf Jahre braucht er, um die Post mit harter Führung auf Gewinnkurs zu trimmen. Die Zeit ab dem Ersten Weltkrieg läuft dank guten Nachrichtengespürs und solider Finanzen blendend für die Post: Sie überholt Daily Press als wichtigste Tageszeitung des Territoriums und macht sich dank der ausführlichen Berichterstattung über die chinesisch-japanischen Spannungen in der ganzen Region einen Namen.

Der zweite Weltkrieg setzt dem Erfolg ein Ende. Im Dezember 1941 wird Hongkong von japanischen Truppen besetzt, am 25. Dezember kapituliert der britische Gouverneur. Kurz darauf übernehmen zwei Japaner die Regie im Verlagsgebäude der SCMP und bringen von hier aus die englische Hongkong News und die japanische Hongkong Nippo heraus. Dreieinhalb Jahre schweigt die Post: Erst als Ende August 1945 die Briten nach Hongkong zurückkehren, verbreiten Post-Reporter auf einer einseitigen Sonderausgabe die Nachricht. Ab dem 1. September 1945 gibt es trotz Mangels an Papier und unzureichender Druckausstattung wieder eine Morgen- und eine Nachmittagsausgabe. Zusätzlich druckt die Post Material für die Regierung, die keine anderen englischen Drucker zur Hand hat.

Die Nachkriegsjahre sind Jahre des Erfolgs. Hongkong erholt sich rasch von den schweren Schlägen der japanischen Besatzung. Bald brummt die Wirtschaft. Der Wohlstand nimmt rasch zu. Erst gegen Ende der 60er Jahre werden die Zeiten wieder turbulenter. In der Volksrepublik tobt die Kulturrevolution, Festland-Chinesen strömen in die sichere britische Kolonie, auch dort kommt es zu Aufständen. Die unruhige Lage erweist sich aber einmal mehr als gut fürs Geschäft: Die Auflage der Post wächst kontinuierlich. Bei der ersten offiziellen Zählung 1958 bringt es die Zeitung auf 12.630 Exemplare, zehn Jahre später sind es schon über 22.000.

Nach einem halben Jahrhundert verabschiedet sich Ende der 40er Jahre Joseph Noble als Eigentümer des Verlags. Er verkauft einen Großteil seiner Anteile an seine Bank, die inzwischen zum wichtigen Finanzier der Kolonie geworden ist: die Hongkong & Shanghai Banking Corporation (HSBC). Mit einem neuen, finanzstarken Investor im Rücken geht die Post auf Expansionskurs. 1951 übernimmt sie den Wettbewerber China Mail, der zunächst für einige Jahre als separate Zeitung weiter geführt wird, bevor er in der Post aufgeht. In der englischsprachigen Welt wird die Post in diesen Jahren zur wichtigen Quelle für politische Entwicklungen in ganz Asien, von Kambodscha bis Korea, vor allem aber auch für das benachbarte China.

1986 verkaufen HSBC und der lokale Mischkonzern Hutchison Whampoa ihre 34,9 Prozent an der SCMP an Rupert Murdochs News Corp.. Der australische Medienkonzern übernimmt zusätzlich 18,9 Prozent von Dow Jones, mit dem sich die Post im Rahmen eines Joint Ventures verbündet hat und wird damit zum Mehrheitsaktionär. Doch Murdoch braucht bald Geld für seine weltweite Expansion. Er verkauft schon 1990 einen großen Teil seiner Aktien wieder über die Börse. 1993 zieht sich News Corp komplett zurück. 34,9 Prozent der Anteile übernimmt Robert Kuoks Kerry Media. 15,1 Prozent gehen an die Kuok freundschaftlich verbundene MUI Media Ltd. aus Malaysia, die zu Malayan United Industries aus Kuala Lumpur gehört. Die Post expandiert in neue Geschäftsfelder, veröffentlicht Magazine und steigt in den Markt für Stellenanzeigen ein. Gleichzeitig werden Randgeschäfte verkauft, etwa eine Kette von Convenience-Stores in der Stadt.

Nach und nach ersetzen die öffentlichkeitsscheuen neuen Eigentümer eine Reihe von Managern. Zunächst führt Robert Kuoks Sohn Ean die Regie im Verlag. Inzwischen ist die jüngste Tochter Hui für das SCMP-Geschäft verantwortlich.

In der Redaktion beginnt eine Phase hoher Fluktuation. Der im Juli 2009 berufene Chefredakteur Reginald Chua, der zuvor für das Wall Street Journal gearbeitet hat, ist binnen zehn Jahren der siebte Mann in dieser Rolle. Seine Vorgänger waren Jonathan Fenby (1995 – 1999), Robert Keatley (1999 – 2001), Thomas Abraham (2001 – 2002), David Armstrong (2003 – 2005), Mark Clifford (2006 – 2007), C.K. Lau (2007 – 2009).

In den Jahren seit dem Einstieg der Kuoks hat die Zeitung nach Aussagen von Redakteuren und Lesern den Schwerpunkt der Berichterstattung mehr und mehr auf China gelegt. Nachrichten aus dem restlichen Asien haben relativ an Bedeutung verloren. In diesen Jahren hat sich auch Hongkong gewandelt. Die Stadt wurde 1997 zurück in chinesische Hoheit gegeben. Sie hat ihre Rolle als wichtiger Produktionsstandort in Asien verloren und ist stattdessen zu einem Finanz- und Logistikzentrum geworden. Nach der Aussage eines langjährigen Mitarbeiters war die Post „auch in Zeiten der britischen Herrschaft kein aufmüpfiges Blatt, die Regierenden hat sie nicht ernsthaft in Frage gestellt.“ So sei es – mit anderen Vorzeichen – bis heute.

2007 planen die Kuoks eine neuerliche Privatisierung. Kerry Media macht den freien Aktionären Ende des Jahres ein Übernahmeangebot. Analysten äußern Verständnis für den Versuch: die Aussichten für die Medienbranche seien nur mäßig. Das überschatte die Börsenbewertung des Verlags, zu dem auch ein beachtliches Immobilienportfolio in Hongkong – inklusive Grundstücken, Logistik- und Einkaufsimmobilien sowie zwei Etagen eines zentral gelegenen Büroturms – gehört. Diese Immobilien ließen sich in einer Gesellschaft in privater Hand einfacher verwerten, so die Experten.

Der Vorstoß scheitert. Das SCMP-Management will die Privatisierung erst ab dem Besitz von 90 Prozent der Aktien vorangetrieben. Doch angesichts eines vergleichsweise niedrigen Angebotspreises entscheiden sich nicht genügend Aktionäre zum Verkauf. Eigentümer Kerry Media veräußert daher Anfang 2009 einen Teil der übernommenen Aktien an drei Kreditinstitute. So wird der Streubesitz wieder über die für einen Handel vorgeschriebene 25-Prozent-Schwelle gehoben. Nach dieser Transaktion hält Kerry 60,5 Prozent der Anteile. JP Morgan, Deutsche Bank und Bank of East Asia gehören jeweils unter fünf Prozent der Aktien.

Die Post wird seit einem Relaunch 2003 in drei Hauptbüchern im Broadsheet-Format gedruckt: Main, Business und City. Im Hauptbuch folgen auf zwei Seiten zu Nachrichten aus Hongkong die ausführliche Berichterstattung über die Volksrepublik (drei bis vier Seiten), danach internationale Nachrichten, zwei Seiten Kommentar und Meinung, auf der letzten Seite des Buches ausführliche Hintergrundstücke. Die zweite Hälfte des City-Buches nehmen Veranstaltungstipps, Lifestyle-Geschichten und Sport ein.

Hinzu kommen zahlreiche Beilagen, regelmäßig beispielsweise Racing (Informationen zu den in Hongkong sehr beliebten Pferdewetten), Property, Education. Die Sonntagsausgabe umfasst ein Nachrichtenbuch sowie die Sunday Review und das Post Magazine (im halben Broadsheet-Format).

In Guangzhou in der benachbarten Provinz Guangdong, in Beijing und Shanghai unterhält die Zeitung eigene Korrespondentenbüros. Auch aus Taiwan, von den Philippinen und aus Südostasien berichten eigene Redakteure. Für Nachrichten aus dem Rest der Welt verlässt sich die SCMP auf Agenturmaterial. Im Rahmen von Syndication druckt das Blatt auch zahlreiche Reportagen und Kommentare aus der britischen und US-amerikanischen Presse. Die Gestaltung der Print-Ausgabe der Post wurde zuletzt im März 2007 überarbeitet.

Selbstzensur in Hongkong

Nach wie vor gilt die SCMP als die englischsprachige Qualitätszeitung in Asien. Vor allem die China-Berichterstattung findet angesichts der Zensur in der Volksrepublik auch im Ausland viel Beachtung. Seit 1997, als die britische Regierung ihre einstige Kronkolonie an China zurück gegeben hat, beklagen zahlreiche langjährige Leser allerdings eine schleichende „Verweichlichung“ in der Berichterstattung über China-kritische Themen.
Die Diskussion um die Selbstzensur betrifft nicht nur die SCMP. Hongkong gehört nach 150 Jahren als britische Kolonie seit 1. Juli 1997 zur Volksrepublik, hat jedoch den Status einer Sonderverwaltungszone. Dieser räumt dem Territorium und seinen sieben Millionen Einwohnern bis 2047 zahlreiche Sonderrechte ein, die unter dem Schlagwort „ein Land, zwei Systeme“ zusammen gefasst werden. So existiert in der Stadt eine Mini-Verfassung, die neben einer unabhängigen Justiz auch die Pressefreiheit sichert.

Mit 16 Tageszeitungen, davon zwei englischsprachigen, ist die Medienlandschaft nach wie vor sehr vielfältig. Auf Verlage und Publikationen wird von offizieller Seite kein Einfluss genommen. Beobachter warnen allerdings vor einer schrittweisen Zunahme der Selbstzensur, die die redaktionelle Unabhängigkeit beeinträchtige. Die meisten Publikationen gehören zu familiengeführten Holdings, viele davon börsennotiert. Die Eigentümer hätten jeweils auch bedeutende wirtschaftliche Interessen in der Volksrepublik, teilweise im Medienbereich, teilweise in anderen Geschäftsfeldern, so der Vorwurf. Außerdem haben einige der Hongkonger Medienunternehmer inzwischen politische Mandate in der Volksrepublik inne.

Redakteurin Annie Cheng vom Fernsehsender NOW hat das in einem Interview so ausgedrückt: „Vor 1997 waren wir niemandem gefällig. Seit 1997 sind wir ein bisschen gefällig. Wenn jemand wichtiges in der Volksrepublik festgenommen wird, berichten wir das heute genau wie damals. Aber sie müssen auch darauf schauen, wie ausführlich wir berichten und welche Aufmerksamkeit die Geschichte bekommt.“ (Lau 2008: 33) Es gebe keine echte Zensur, hält die Redakteurin fest. „Aber wir haben alle im Hinterkopf, dass wir eine kommunistisch kontrollierte Stadt sind und nicht länger eine britische Kolonie.“

Laut einer Umfrage der Hong Kong Journalists Association aus dem Jahr 2007 sehen 12 Prozent der Journalisten die Pressefreiheit heute als besser an als vor der Übergabe der Stadt, 58 Prozent sagen „Nein“. In der Bevölkerung insgesamt sehen allerdings 31 Prozent die Pressefreiheit heute als besser und nur 27 Prozent nicht. Von den befragten Journalisten räumten 30 Prozent ein, in den vergangenen zwölf Monaten Selbstzensur betrieben zu haben.

Die Versuche Pekings, die Medien der Stadt zu kontrollieren, reichen weiter zurück als 1997. Schon in den 80er Jahren litten einige Publikationen wegen einer vermeintlich pro-britischen Haltung unter Anzeigenboykotts von Firmen mit engen Verbindungen nach China. Nach dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 verschärfte sich die Lage noch, konstatiert Joyce Lau in einer Studie zu Annäherung Hongkonger und chinesischer Medien.

Die SCMP betont nach wie vor ihre unabhängige Rolle. Kritische Beobachter werfen dem Blatt aber vor, seit dem Einstieg des chinesisch-malaysischen Milliardärs Robert Kuok und seiner Kerry Media Ltd. im Jahr 1993 in der China-Berichterstattung zunehmend zurückhaltend zu sein. Kuok, der laut Forbes mit einem Vermögen von sieben Milliarden US-Dollar zu den reichsten Unternehmern Asiens gehört, verfügt über breit gestreute Beteiligungen. Neben einem auf Hongkong und China konzentrierten Immobilienentwickler und einem Logistikkonzern, gehören auch die Hotelkette Shangri-La sowie Palmöl- und Zuckerproduzenten in Südostasien dazu. Anders als zahlreiche Geschäftsleute in Hongkong hat der Malaysier Kuok, Jahrgang 1923, keine direkten politischen Verbindungen über Ämter und Mandate in die Volksrepublik.

Nach der Rückgabe Hongkongs mischte sich die Regierung in Peking bei der Besetzung der Büros Hongkonger Medien in der Volksrepublik direkt ein: Künftig sollten nur noch ethnische Chinesen schreiben. Sie seien leichter einzuschüchtern und zu kontrollieren, hieß es damals hinter vorgehaltener Hand. Schließlich wurde für westliche Reporter aber zumindest eine Übergangsgenehmigung erteilt.

Die Regel traf besonders die SCMP mit ihren zahlreichen ausländischen Reportern. Doch in den vergangenen fünfzehn Jahren haben ohnehin viele die Zeitung verlassen. Zu den Bekanntesten gehören der Chefredakteur und Autor Jonathan Fenby (2000), China-Experte Willy Lam (2000), Kommentar-Chef Danny Gittings (2001) und der Büroleiter in Peking Jasper Becker (2002).

Fenby wurde aus dem Management nahe gelegt, die blutigen Unruhen am Platz des Himmlischen Friedens 1989 nicht länger als Massaker zu bezeichnen. Er weigerte sich. Lam wurde auf eine untergeordnete Position versetzt, nachdem er ausführlich über einen Besuch Hongkonger Tycoons, unter ihnen Kuok, in Peking berichtet hatte. Dabei sollen die Wirtschaftsbosse um die Gefälligkeit gebeten worden sein, den amtierenden Regierungschef Hongkongs, Tung Chee Hwa, für eine weitere Amtszeit zu unterstützen.
An den internen Auseinandersetzungen nehmen westliche Medien teilweise großen Anteil. Ihnen gelten die Scharmützel im SCMP-Verlag auch als Gradmesser für die Einflussnahme Chinas auf Hongkong. Jasper Becker, dem wegen Gehorsamsverweigerung gekündigt wurde, schrieb über die Hintergründe seines Ausscheidens in der Washington Post, eine Woche später druckte die Post eine Erwiderung des Chefredakteurs Thomas Abraham. Becker hatte sich zuvor beschwert, dass die Zeitung ihn in der Berichterstattung einschränke und Probleme wie AIDS und Arbeiterunruhen in der Volksrepublik herunter spiele. Bei Berichten über kontroverse Themen wie Tibet oder Falun Gong greife das Blatt zunehmend auf Agenturen zurück, um sich nicht mit eigenen Recherchen angreifbar zu machen.

Verlagsüberblick, Management, Geschäftsfelder

In den ersten sieben Jahrzehnten ihres Bestehens war die Post vor allem Tageszeitung. In den 70er Jahren beginnt die Expansion im Druckbereich. Zu den neuen Geschäftsfeldern gehört der Druck von Wertpapieren, Verpackungen und allgemeinen Aufträgen für die Geschäftswelt. Ferner gehören Konferenzen und Veranstaltungen zum Angebot der Verlagsgruppe.

1992 übernimmt die SCMP die chinesischsprachige Tageszeitung Wah Kiu Yat Po, sie wird aber drei Jahre später schon wieder eingestellt. In Thailand beteiligt die Gruppe sich an The Post Publishing Co., die die Bangkok Post und Post Today herausgibt.

Ihre heutige Größe erreicht die Verlagsgruppe 1996 mit der Übernahme von TVE, einem Anbieter von Unterhaltungsdienstleistung, Werbefilmproduktion und Immobilien. Zum Portfolio gehören ferner sechs Magazine, eine Plattenlabel, einige Kindergärten, eine Kette kleiner Lebensmittelläden und ein Reisebüro. Von einigen dieser Beteiligungen hat sich die SCMP inzwischen getrennt.

Im Joint Venture mit Hearst Magazines International veröffentlicht die Gruppe seither die chinesischen Ausgaben von Hochglanzmagazinen wie Cosmopolitan, Cosmo Girl und Harper’s Bazaar. In einem weiteren Joint Venture betreibt die SCMP Geschäfte der australischen Buchhandelskette Dymocks in der Stadt und in der Volksrepublik.

Die lukrativste Unternehmung geht die Post jedoch alleine an: die Classified Post, eine Beilage für Stellenanzeigen, die seit 1973 veröffentlicht wird und zwei Jahre später ein eigenes Buch in der Zeitung bekommt. Seit 2001 veröffentlicht die Post zusätzlich das wöchentliche zweisprachige Blatt für Stellenanzeigen Jiu Jik.

Die Nachfrage der boomenden Wirtschaft der Stadt nach qualifizierten Arbeitskräften, aber auch die vielen Luxuslabels treiben das Anzeigengeschäft der Post – und die Gewinne der Verlagsgruppe. Von 12,2 Mio. HK$ 1973 steigen sie bis Ende der 80er Jahre auf 107 Mio. HK$.

Den größten wirtschaftlichen Erfolg fährt die Post im Jahr der Rückgabe Hongkongs ein: einen Gewinn von 805,3 Mio. HK$. Danach werden die Zeiten schwieriger. Die Finanzkrise in Asien und die Lungenkrankheit Sars sorgen für deutlich rückläufige Gewinne.

Im Anzeigengeschäft nimmt die Post aber nach wie vor eine Sonderstellung ein. Sie gilt als Medium der Wahl, um die Wohlhabenden und gut Ausgebildeten der Stadt anzusprechen, Chinesen wie Ausländer. Die englischsprachige Alternative, der Standard, gilt als boulevardesker und ist 2008 zu einem Gratisblatt geworden.
Heute arbeitet die SCMP in drei Geschäftsbereichen: „Newspaper“ (dazu gehören neben der Zeitung auch die Anzeigenblätter und der Onlineauftritt), „Magazine“ (die Titel Cosmopolitan, Cosmo Girl, Harper’s Bazaar, Automobile, Maxim China und Instyle) und „Ventures“ (die Dymocks Buchgeschäfte, Immobilien-Investitionen und Beteiligungen wie jene in Thailand; grundsätzlich fallen hierunter alle Aktivitäten, die Synergien mit den Kerngeschäften versprechen).

Das Management leitet Kuok Hui Kwong, eine Tochter von Robert Kuok und das jüngste seiner acht Kinder. Ihr stehen Ponch Poon als Finanzvorstand und Reginald Chua als Chefredakteur zur Seite.

Im Verwaltungsrat der Gruppe sitzen zahlreiche Geschäftspartner und Wirtschaftsgrößen der Stadt: David J. Pang (Vorsitzender, Diretor von Visa Inc. und u.a. langjähriger Chef der Airport Authority Hongkong), Roberto V. Ongpin (u.a. ehemaliger Minister für Handel und Industrie der Philippinen), Tan Sri Khoo Kay Peng (Chef von Malayan United Industries, ehemaliger Co-Investor Kuoks bei der SCMP), Kuok Khoon Ean (der Sohn Robert Kuoks verantwortet auch das Hotelgeschäft Shangri-La), Ronald J. Arculli (Chairman der Börse Hongkong), Peter Lee Ting Chang (Chairman von Hysan, einem großen Immobilienentwickler der Stadt), David Li Kwok Po (Vorstandschef und Nachfahre eines der Gründer der Bank of East Asia), Wong Kai Man (langjähriger Partner bei PricewaterhouseCoopers).

Internetpräsenz und Online-Performance

Mit PostNet startete die SCMP 1995 ihren ersten digitales Geschäftszweig, ein Jahr später ging der Internetauftritt der Post im Netz live. Seit 2002 gehört scmp.com zu den wenigen kostenpflichtigen Nachrichtenangeboten im Netz. Einige Überschriften und Anreißer aktueller Artikel sind kostenfrei zu sehen, für die restlichen Inhalte ist ein Abo nötig. Auch die Abonnenten der Print-Ausgabe erhalten nicht automatisch Zugang zum Web-Angebot sondern müssen dafür gesondert zahlen.

Das Angebot gilt mit 19.100 zahlenden Abonnenten als relativ erfolgreich. Im Monat schafft es die Seite auf 20 Millionen page views. Trotz der internationalen Verbindungen der Stadt stammt die Mehrzahl der Nutzer – 68 Prozent der Online-Leser – aus Hongkong. Zwölf Prozent schalten sich aus Nordamerika zu, sechs Prozent aus der Volksrepublik, fünf Prozent aus Europa.
Zum wirtschaftlichen Erfolg der Website macht die Verlagsgruppe keine Angaben.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Die SCMP galt – basierend auf der Kennzahl Gewinn je Leser – lange als lukrativste Tageszeitung der Welt. Mit einer Umsatzrendite von 32 Prozent im Jahr 2007 stand der Konzern (separate Zahlen für die Tageszeitung werden nicht veröffentlicht) ausgezeichnet da.

Das mit Abstand beste Jahr war 1997, das Jahr der Rückgabe Hongkongs an China, als der Gewinn 805 Mio. HK$ erreichte. Dieses Niveau wurde seither nicht wieder erreicht.
Als einzige große englischsprachige Zeitung in Hongkong ist die Post bevorzugtes Medium, um wohlhabende Einwohner der Stadt anzusprechen. Die Post wird nicht nur von den Expatriates der Stadt gekauft: 49 Prozent der Leser sind Chinesen. Ihnen gelten gute englische Sprachkenntnisse als erstrebenswert, die Lektüre soll dabei helfen. Viele Hongkong-Chinesen haben außerdem lange im Ausland gelebt. Weitere 37 Prozent der Leser sind Kaukasier, 13 Prozent stammen aus dem restlichen Asien. Die Leser sind überdurchschnittlich wohlhabend. 43 Prozent verfügen über ein monatliches Einkommen von umgerechnet mehr als 7000 €. Trotz der Wirtschaftskrise schalten daher die großen Luxusartikelhersteller nach wie vor kräftig Anzeigen. Kleinanzeigen sind ein weiteres wichtiges Standbein.

Doch die weltweite Wirtschaft- und Anzeigenkrise geht auch an der SCMP nicht spurlos vorüber. 2008 schrumpfte die Umsatzrendite um zehn Prozentpunkte. Die Eigenkapitalrendite brach von 27 auf acht Prozent ein. Zwar blieb die Auflage bei rund 100.000 Exemplaren (sonntags rund 81.000) stabil. Der Umsatz mit Finanzanzeigen schrumpfte aber wegen des Rückgangs von Börsengängen und einer geänderten Rechtslage für diese Veröffentlichungen um 69 Prozent. Einen positiven Einmaleffekt von 52 Mio. HK$ brachte der Verkauf des Video- und Film-Post-Production-Geschäfts.

Es kommt erst einmal noch schlimmer: Für das erste Halbjahr 2009 rechnet die Gruppe wegen des schwachen wirtschaftlichen Umfeldes laut einer Gewinnwarnung von Mitte August unter dem Strich mit einem Verlust. Der Verlust ist der erste, den die Zeitung seit Jahrzehnten zu erleiden hat.

Referenzen / Literatur

  • Robin Hutcheon (1983), SCMP: The first eighty years, Hongkong.
  • Joyce Hor-Chung Lau (2008), The narrowing gap: How Hong Kong media is inching towards the China model, research paper.
  • Becker, Jasper (2002), “Why I Was Fired in Hong Kong", The Washington Post, 4. Mai 2002.
  • Abrahams, Thomas (2002), “No Kowtowing to China Here”, The Washington Post, 11. Mai 2002.
  • “Post Stripped: The Decline of a Hong Kong Institution”, The Asian Wall Street Journal, 2. Mai 2002.
  • Pan, Philip P. (2002), “Journalist is Fired after China Remarks”, The Washington Post, 5. Mai 2002.