Mail & Guardian

Die Wochenzeitung Mail & Guardian ist die vielleicht einflussreichste Qualitätszeitung Südafrikas und damit eine der wichtigsten Informationsquellen in Afrika. Unter dem Namen Weekly Mail erschien sie erstmals 1985, in einer Zeit starker politischer Turbulenzen. Der Widerstand gegen das Apartheidregime war auf einem Höhepunkt angelangt, unabhängige Pressestimmen gab es so gut wie keine. Das änderte sich mit dem Erscheinen von M&G. Die junge Zeitung, gegründet von einer Gruppe Idealisten, machte sich schon bald einen Namen durch ihre mutige Berichterstattung über Menschenrechtsverletzungen und politische Skandale der damaligen Machthaber. Ständig bedroht von finanziellem Ruin, Pressezensur und Schließung durch das Regime, stabilisierte sich die Zeitung zehn Jahre später, als der britischen Zeitung The Guardian eine Mehrheit der Anteile übernahm. Heute gehören dem Guardian noch 10 Prozent der Anteile von Mail & Guardian. Der Rest gehört dem simbabwischen Geschäftsmann Trevor Ncube.

Die Zeitung gilt als unverzichtbare Lektüre für Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft, Medien und Zivilgesellschaft und versucht vor allem durch investigative Recherchen ihr Profil zu schärfen. Obwohl politisch weitgehend unabhängig sieht sich die Redaktion regelmäßiger Kritik ausgesetzt. Beschwerden, Anfeindungen und gerichtliche Klagen von Politikern und Unternehmen stellen eine ständige und z.T. existentielle Bedrohung dar, die aber auch dazu geführt hat, dass die Redaktion sich über ihre eigenen Interessen hinaus als Anwalt für Pressefreiheit in Südafrika versteht und aktiv Lobbyarbeit betreibt.

Als erste südafrikanische Zeitung wagte der M&G den Schritt ins Online-Geschäft und übernimmt mit dem Portal M&G Online bis heute eine Vorreiterrolle.

Basisdaten

Geschäftssitz:

Mail & Guardian
Grosvenor Corner
195 Jan Smuts Avenue
Rosebank
Johannesburg
South Africa


Umsatzzahlen: Umsatzzahlen sind nicht öffentlich zugänglich. Laut Chefredakteur Nic Dawes erwirtschaftet der M&G „in den meisten Jahren einen kleinen Gewinn“. Im Vergleich zu den späten 1990er Jahren hat sich die Zeitung wirtschaftlich stabilisiert.
 
Mitarbeiter: 110 (M&G sowie M&G Online), davon 55 in der Redaktion

Auflage: Die Auflage der Zeitung ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und liegt derzeit bei 52.485 (Audit von März 2009).  Das entspricht geschätzten 300.000 - 500.000 wöchentlichen Lesern. In den vergangen 5 Jahren ist die Auflage um 25 Prozent gestiegen.

Die Website M&G Online wird jeden Monat von rund 550.000 Nutzern frequentiert und rangiert mit rund 6 Millionen Aufrufen an zehnter Stelle aller südafrikanischen Internetseiten.

Leserprofil: Der M&G wendet sich nicht an ein Massenpublikum, sondern versteht sich als Qualitätszeitung mit  Anspruch auf Beeinflussung der öffentlichen Meinung und politischer Debatten. Die Zeitung ist ein „must read“ für Politiker, Akademiker, Lobbyisten, Diplomaten und Mitglieder von Nichtregierungs-Organisationen. 40 Prozent der Leser sind 35-49 Jahre alt, 76 Prozent haben ein vergleichsweise hohes Einkommen. Der M&G hat den höchsten Anteil von Lesern mit Universitäts-/Fachhochschulabschlüssen auf dem südafrikanischen Zeitungsmarkt (49 Prozent). Das ethnische Profil der Leserschaft ist gemischt.

Geschichte und Profil

Geschichte
M&G war von Anfang an ein journalistisches Guerillaprodukt. Ganze sechs Wochen vergingen von der ersten Idee bis zur Gründung. 1985 erschien die Zeitung erstmals unter dem Namen Weekly Mail – produziert von einer Handvoll Journalisten, die auf der Straße gelandet waren, nachdem das Apartheidregime zwei liberale Zeitungen geschlossen hatte. Finanziert wurde das Blatt eher schlecht als recht mit umgerechnet rund 10.000 US-Dollar Startkapital und den mageren Zuschüssen einer Reihe privater Anteilseigner. Finanziell war es immer eng, doch das hielt die Redaktion nicht davon ab, es sich wiederholt und gründlich mit den damaligen Machthabern zu verderben. In den 80er Jahren wurde die Zeitung nicht nur von Nelson Mandela im Gefängnis gelesen, sondern hatte sich als regimekritische Publikation und Vorreiterin des unabhängigen Journalismus auch international einen Namen gemacht. 1988 wurde sie deshalb – nicht überraschend – von der Regierung verboten, wenn auch nur vorübergehend.

Die Weekly Mail war die erste landesweit erhältliche Zeitung, die den gemeinhin als „Terroristen“ abgestempelten ANC-Führern ein Gesicht gab und ausgewogen über die Unabhängigkeitsbewegung berichtete. Gleichzeitig galt die Berichterstattung über Umweltthemen, Homosexuelle und Frauenrechte als wegweisend. Im Gegensatz zu allen anderen damals erhältlichen Zeitungen wandte sich die Weekly Mail in einer gemeinsamen Ausgabe an weiße wie schwarze Leser. 

Enthüllungsgeschichten des Blattes haben die jüngste südafrikanische Geschichte mitgeprägt. So führte etwa 1991 die Veröffentlichung von „Inkathagate“ zu einer Wiederaufnahme der politischen Verhandlungen zwischen dem African National Congress (ANC) und dem Apartheidregime. Der Artikel hatte gezeigt, wie Apartheid-Sicherheitskräfte die Zulu-Partei Inkatha Freedom Party unterstützten, um deren blutigen Kampf mit ANC-Anhängern anzuheizen. „Inkathagate“ war in Kooperation mit dem britischen The Guardian entstanden, der daraufhin 1995 einen Großteil der Weekly Mail-Anteile übernnahm und der Zeitung damit erstmals seit ihrem Bestehen eine solide finanzielle Basis sowie einen neuen Namen gab: Mail & Guardian.

Seit der politischen Wende 1994 hat sich die wöchentliche Auflage fast verdoppelt. Geblieben ist das humanistische Ethos der Redaktion und der im südafrikanischen Vergleich hohe Qualitätsanspruch. Noch immer will man die Welt verändern, wenn auch nicht mehr so radikal wie in den 1980er Jahren. Die investigative Berichterstattung, besonders im Bereich von Korruption, wurde mehrfach preisgekrönt.

2002 verringerte der Guardian seinen Anteil auf 10 Prozent. Seitdem wird die Zeitung von dem simbabwischen Geschäftsmann und Verleger Trevor Ncube herausgegeben.

Medienumfeld Südafrika
Die Medienlandschaft ist mit der eines westeuropäischen Landes vergleichbar, reflektiert aber gleichzeitig die historischen, sozialen und geographischen Besonderheiten Südafrikas. Die verbindet Eigenschaften eines Entwicklungslandes mit denen einer modernen westlichen Demokratie. Das klassische Medienspektrum reicht von Hörfunk- und Fernsehangeboten für die unteren Einkommens- und Bildungsschichten bis hin zu qualitativ hochwertigen Produkten in Print- und elektronischen Medien, die fast ausschließlich von einer wirtschaftlich gut gestellten, urbanen und mittlerweile ethnisch gemischten Minderheit genutzt werden.

Von Südafrikas knapp 48 Millionen Einwohnern kaufen 14,5 Millionen die vor allem in urbanen Zentren erhältlichen regionalen und überregionalen Zeitungen. Der Zeitungsmarkt ist fast vollständig in der Hand von vier Medienkonzernen (Media24, Independent News and Media, Avusa sowie Caxton and CTP Group), die z.T. auch Anteile an elektronischen Medien halten. Der wöchentlich erscheinende Mail & Guardian ist die einzige Zeitung mit politischem Gewicht, die nicht Teil eines der vier Medienkonglomerate ist – eine Sonderposition, die nicht nur das Selbstverständnis und die Unternehmenskultur, sondern auch die Berichterstattung prägt.

In den vergangenen Jahren haben in den meisten Medienhäusern weitgreifende Einsparungen dafür gesorgt, dass den Redaktionen erfahrene und talentierte Journalisten verloren gingen und unerfahrene Berufsanfänger zu früh zu viel Verantwortung bekamen, was sich in der Qualität der Berichterstattung widerspiegelt. Diesem Trend zum Trotz hat sich der M&G ungeachtet ständiger Geldsorgen einen Kern hervorragender Reporter erhalten können. Gleichzeitig hat er sich mit seinem Praktikantenprogramm einen Ruf als Kaderschmiede für Nachwuchsjournalisten und künftige Chefredakteure erworben.

Entgegen dem derzeitigen Branchentrend versucht die Zeitung, mit investigativem Journalismus zu punkten. „Es heißt immer, investigativer Journalismus sei heutzutage zu teuer, um überleben zu können“, sagt Chefredakteur Nic Dawes. „Aber das ist nicht zwingend so. Uns reichen zwei, drei motivierte Journalisten. Wir geben ihnen Zeit und Raum für ihre Recherchen und sie produzieren Artikel, die nicht nur unsere Auflage spektakulär erhöhen, sondern auch unser Image verbessern. Investigative Recherchen sind für uns damit ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor.“

Selbstverständnis
Im politischen Spektrum Südafrikas findet sich der Mail & Guardian in einer Mitte-Links-Position. Die Zeitung verfolgt eine sozialdemokratische bis sozialliberale Linie. Chefredakteur Nic Daws nennt Gleichheit und soziale Gerechtigkeit als wichtigste Ideale, die allerdings verbunden seien mit einem „zunehmend realistischeren Wirtschaftsverständnis“. In der Berichterstattung konzentriere man sich hauptsächlich auf die Rolle politischer Institutionen, besonderes deren Integrität und Unabhängigkeit mit Blick auf Armutsbekämpfung in einem politischen Umfeld, dass fast völlig vom ANC dominiert wird. „Die Medien haben einen Verfassungsauftrag, und für uns ist die 'Wachhundfunktion' ein wichtiger Teil davon“, sagt Daws. Allerdings gehe es nicht nur darum, Kritik zu üben. Man wolle den Lesern auch Zusammenhänge erklären und Institutionen von innen heraus verstehen. „Wenn wir nur kritisieren, so wichtig das ist, dann gelten wir irgendwann als reine Opposition und verlieren an Glaubwürdigkeit und Vertrauen in unsere investigativen Recherchen.“ Das Rezept der Zeitung heiße deshalb: breite, verlässliche Berichterstattung als Basis für investigative Recherchen, nicht investigativer Journalismus per se.

Der Minimalanspruch des Blattes ist es, einem möglichst breiten Meinungsspektrum ein Forum zu geben. Die bewusste Entscheidung, einen zwar kleinen, aber vergleichsweise erfahrenen Kern von Journalisten an das Blatt zu binden mache die politische Berichterstattung „etwas weniger reaktiv“ als die der meisten Konkurrenten, so Dawes.

Politische Ausrichtung und Unabhängigkeit
In der Vergangenheit hat der M&G sich in Wahlkampfzeiten zuweilen mit einer politischen Partei (dem ANC) identifiziert. In den jüngsten Wahlen (2009) habe die Redaktion bewusst darauf verzichtet, so Dawes. Eine gemeinhin akzeptierte Praxis in dieser Frage hat sich in südafrikanischen Redaktionen noch nicht entwickelt – anders als etwa in den USA. „Ich denke, unsere Demokratie ist noch nicht pluralistisch genug“, erklärt Dawes. „Im Moment ist es weder wünschenswert noch realistisch für uns, eine bestimmte Partei zu unterstützen. Wir befinden uns in einer Grauzone zwischen dem Anspruch auf Unabhängigkeit und Objektivität einerseits und der Wahl zwischen einer klaren partei-politischen oder ideologischen Linie andererseits.“

Dieses Selbstverständnis hat die Redaktion allerdings nicht vor Konflikten und dem Vorwurf einseitiger Berichterstattung bewahrt, v. a. von Seiten der Regierung, des ANC und mächtigen Unternehmen.

Mehr als einmal hat die Regierung ihre Drohung, keine Anzeigen mehr im Blatt zu schalten, wahr gemacht. Der ehemalige Präsident Thabo Mbeki sei am Anfang seiner ersten Amtszeit Gerüchten zufolge gar so wütend auf die Zeitung gewesen, dass er seinen Mitarbeitern verbot, sie in seiner Nähe zu lesen. Das habe sich mittlerweile geändert. „Wir hatten ANC-Wahlwerbung im Blatt, und jeder weiß, dass, wenn es eine Stelle in der Regierung zu besetzen gilt, man sie am besten im M&G ausschreibt, weil die potentiellen Bewerber uns lesen“, sagt Dawes. Explizite Drohungen seien selten, implizite gehörten für einen Chefredakteur „wie überall auf der Welt“ zum Geschäft. Entscheidend sei dabei, dass Herausgeber Trevor Ngcube keinerlei politischen Druck an die Redaktion ausübe oder weitergäbe. „Unser Risiko heutzutage ist nicht, erschossen zu werden, sondern einen Gerichtsprozess zu verlieren.“

Presse- und Meinungsfreiheit genießen in Südafrika einen guten Schutz, was sich in einer Reihe von entsprechenden Urteilen widerspiegelt und die Medien in eine vergleichsweise starke Position bringt. „Das hält allerdings niemanden davon ab, uns zu verklagen. Und wir fürchten, dass das Problem in Zukunft eher noch zunehmen wird“, so Dawes. „Wir gewinnen in der Regel, aber selbst wenn der Kläger die Kosten tragen muss verlieren wir Zeit und Geld.“ Derzeit laufen mehrere Verfahren. „Verlieren wir auch nur eines, könnte uns das in die roten Zahlen stürzen, und weil wir so geringe Rücklagen haben, kann es uns sehr schwer anschlagen.“ Als Reaktion darauf hat die Zeitung gerade eine Stiftung gegründet, die helfen soll, Rechtsbeistand für Journalisten zu finanzieren und betreibt aktiv Lobbyarbeit für Presse- und Meinungsfreiheit – von parlamentarischen Eingaben bis zu öffentlichen Diskussionsforen. Die Pressefreiheit in Südafrika sei beachtlich und würde derzeit auch nicht eingeschränkt, meint Daws. Viele Journalisten nutzten den Raum nicht, den sie hätten. Gleichzeitig gebe es eine ständige Tendenz, diese Freiheit zu beschneiden – „und genau deshalb müssen wir sie verteidigen.“

Verlagsüberblick, Management und Geschäftsfelder

Verlag und Besitzverhältnisse
Der Mail & Guardian wird herausgegeben von der Mail & Guardian Media Group mit Sitz in Johannesburg, Südafrika. Deren größter Anteilseigner ist mit 87,5% die Newstrust Company Botswana Limited, die seit 2002 dem zimbabwischen Herausgeber Trevor Ncube gehört. Weitere 10% hält die britische Guardian Newspapers Limited in London. Die restlichen Anteile entfallen auf mehrere Minderheitsgesellschafter.

Trevor Ncube ist außerdem Gründer, Eigentümer und Herausgeber der simbabwischen Zeitungen Zimbabwe Independent und The Standard und plant derzeit die Gründung einer weiteren Zeitung in Simbabwe (NewsDay).


Management

Vorstand (Board of Directors):

  • Trevor Ncube, Eigentümer und CEO des M&G
  • Professor Malegapuru William Makgoba, Chairperson
  • Nic Dawes, Chefredakteur
  • Hoosain Karjieker: Chief operating officer
  • Sir Robert Phillis: Chief executive
  • Bunguza Peter Vundla: Deputy executive chairperson
  • Jason Zeelie: MD, Mail & Guardian Publishing
  • Alternate Directors: Paul Naismith, Stella Beaumont


Geschäftsfelder und Beteiligungen
Mail & Guardian Media ist Eigentümerin der Wochenzeitung Mail & Guardian sowie des Internetportals M&G Online (der Internetauftritt der Wochenzeitung) und der Blogseiten www.thoughtleader.co.za, www.sportsleader.co.za, www.techleader.co.za und www.amatomu.com (blog aggregator). Außerdem gibt die M&G Media Group das monatlich erscheinenden Magazin The Teacher heraus und hält Anteile an einem Special-Interest-Magazin (Truckmart). Strategisch wichtig ist die 50-prozentige Beteiligung an der Vertriebsgesellschaft Media Distribution Africa.

Internetpräsenz und Online-Performance

Im Online-Geschäft gehört der M&G zweifellos zu den Pionieren auf dem afrikanischen Kontinent. 1994 als Electronic Mail & Guardian gegründet und später als eM&G weitergeführt, entwickelte sich der Internetauftritt der Wochenzeitung zum einem der wichtigsten Newsportale in Südafrika und Afrika. Ende der 90er Jahre hatte die Website mehr Nutzer als die Online-Auftritte aller Konkurrenten im Land zusammengenommen – freilich ohne, dass sich das in Gewinnen niedergeschlagen hätte. Doch das könnte sich künftig ändern. Zwar ist die Zeitung nach Angaben des Chefredakteurs derzeit noch profitabler als der Online-Auftritt, der jedoch habe seinen Umsatz allein in den vergangenen drei Jahren verdreifacht. Das sei nicht zuletzt Synergieeffekten geschuldet, d. h. das Online-Angebot profitiert von den Ressourcen im Printbereich.

Heute finden sich unter dem Dach von M&G Online nicht nur lokale und internationale Nachrichten mit einem Schwerpunkt auf Afrika, sondern auch eine Reihe unabhängiger Blog- und Special-Interest-Seiten.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Online
Nach Angaben des derzeitigen Chefredakteurs bietet der Online-Bereich die derzeit größte Herausforderung. „Wir tun online nicht das, was wir tun sollten“, sagt Nic Dawes. In seiner gerade begonnen Amtszeit will er das ändern und die Website stärker auf das charakteristische Profil des M&G zuschneiden: „Bisher geht es um Volumen, wir wollen traffic erzeugen und übernehmen zu viele Agenturmeldungen. Wir müssen uns mehr auf unsere Stärken konzentrieren. Wir müssen die hervorragenden Inhalte der Zeitung online besser managen, z. B. durch entsprechende Blogs und Videos ergänzen, den Lesern mehr Interaktion ermöglichen, uns besser mit anderen Seiten verlinken und so Informationsinseln um die großen aktuellen Themen aufbauen, die unsere Seite einzigartig machen.“ 

Zur Zukunft des Printproduktes in den Zeiten der globalen Medienkrise meint Dawes: „Ich weigere mich, den Kassandrarufern zu glauben, die das Ende der Zeitung für die nächsten fünf oder zehn Jahre vorhersagen. In den Industrieländern brechen die Printauflagen ein und die Online-Gewinne wachsen nicht schnell genug, geschweige denn können sie die Kosten der Redaktion decken. In vielen Entwicklungsländern hingegen steigen die Auflagen der Zeitungen. In Südafrika haben wir eine faszinierende Mischung von beidem: Eine steigende Auflage und einen rasanten Anstieg der Internetzugänge im oberen Marktsegment. Was wir jetzt brauchen, ist eine gute Vernetzung von Print und Online.“ Es gehe darum, Inhalte zu finanzieren – in welcher Form diese am Ende veröffentlich würden, sei zweitrangig.

Afrika-Expansion
Bereits jetzt ist der M&G in allen Mitgliedsstaaten der Southern African Development Community (SADC) sowie in Kenia erhältlich. Es ist ein lang gehegter Traum von Redaktion und Verlag, das Verbreitungsgebiet auszuweiten. Bisher scheitern diese Ambitionen an den enormen Kosten für Vertrieb und Korrespondenten vor Ort. „Wir haben einen seriösen Ruf in der Region und suchen nach Möglichkeiten im Print- und Onlinebereich, daraus Kapital zu schlagen“, so Dawes. „Auf lange Sicht ist unsere Vision die eines Pan-Afrikanischen Medienhauses.“

Künftige inhaltliche Schwerpunkte
Inhaltlich will sich der derzeitige Chefredakteur verstärkt auf die Berichterstattung über das südafrikanische Justizsystem (Unabhängigkeit sowie Qualität von und Zugang zu Gerichten) konzentrieren, außerdem auf die Umsetzung der in der Verfassung garantierten weitgreifenden sozio-ökonomischen Rechte. Beide Bereiche hält Daws für zentral im derzeitigen politischen Transformationsprozess.  Außerdem plant er, die Wirtschaftsberichterstattung zu stärken, die Umweltberichterstattung auszubauen und den unlängst etwas stiefmütterlich behandelten Kulturteil wiederzubeleben.

Referenzen/Literatur