La Repubblica

Zwei Männer haben die italienische Medienlandschaft seit den 70er Jahren verändert: Silvio Berlusconi und Eugenio Scalfari. Der eine schuf ein Fernsehimperium und wurde skandalträchtiger Ministerpräsident, der andere modernisierte mit seiner Zeitungsneugründung La Repubblica den italienischen Journalismus. Scalfari konzipierte das zwischenzeitlich erfolgreichste Blatt des Landes und prägte es 20 Jahre lang als Chefredakteur. Am 14. Januar 1976 erschien die erste Ausgabe.

Basisdaten

Hauptsitz:
La Repubblica
Gruppo Editoriale L’Espresso SpA
Via Cristofero Colombo n. 149
00147 Rom

Gründer: Eugenio Scalfari
Leitung: Ezio Mauro
Verbreitung: 484.900 Exemplare (2009)
www.repubblica.it

Geschichte und Profil

Die 1970er Jahre brachten Italien eine Reihe bemerkenswerter Neuerungen der Medienlandschaft. 1975 wurde das RAI-Gesetz verabschiedet, das den öffentlichen Rundfunk einer Parlamentskommission unterstellt. Zuvor war der Sender mit seinen zwei TV-Programmen de facto ein Sprachrohr der Dauerregierungspartei Democrazia Cristiana (DC) gewesen. Parallel starteten überall in Italien Piratensender ihren Radiobetrieb und nahmen damit ein richtungweisendes Urteil des Verfassungsgerichts vorweg, das 1976 den privaten Rundfunk auf lokaler Ebene ermöglichte. Im Pressebereich sorgte Indro Montanelli für Aufsehen, indem er die konservative Tageszeitung Il Giornale Nuovo gründete. Überhaupt war die Mitte des Jahrzehnts durch eine innovative journalistische Aktivität geprägt, was sicher auch an der gesellschaftlich-politischen Situation lag. Denn auch die italienische Gesellschaft war in Bewegung geraten. 1974 erlitt die einflussreiche katholische Kirche eine unerwartet deutliche Niederlage, als die Mehrheit der Italiener in einem Referendum gegen eine Verschärfung des Scheidungsrechts votierte. Das Land wurde zudem von einer Welle des Rechts- und Linksterrorismus heimgesucht, während die Weltwirtschaft ins Stocken geriet.

Trotz der beschriebenen, für den Journalismus durchaus positiven Rahmenbedingungen, war die wirtschaftliche Lage vieler italienischer Zeitungsverlage katastrophal: 1975 überstieg das Gesamtdefizit der Blätter 100 Milliarden Lire. 1976, im Gründungsjahr der Repubblica, existierten im Land 76 Tageszeitungsverlage, von denen lediglich vier schwarze Zahlen schrieben. Die Repubblica-Gründer waren also durchaus mutig, allen voran Eugenio Scalfari, Ex-Chefredakteur des Wochenblatts L’Espresso und seit 1968 Abgeordneter der sozialistischen Partei im italienischen Parlament. Der Schlüssel für die Verwirklichung seines Traumprojekts war der Erfolg des L’Espresso. Die Auflage war seit 1974 stetig gestiegen, nachdem auf ein handliches Format umgestellt worden war. Die Einnahmen hatten sich verdreifacht und die „Kriegskasse“ der Herausgebergesellschaft Nuove Edizioni Romane (N.E.R.), die 1975 in Editoriale L’Espresso umbenannt wurde, war entsprechend gefüllt.

Scalfari schwebte ein linksliberales Meinungsblatt vor: eine „Zweitzeitung“ für das aufgeklärte Bürgertum, „unabhängig, aber nicht neutral“.Der Schwerpunkt sollte auf Hintergründen und Kommentaren liegen, um die Nachrichten aus TV und Lokalzeitung zu ergänzen. Was heute wenig innovativ klingt, war vor über 35 Jahren kaum vorstellbar, wie eine Äußerung des Industriellen Carlo De Benedetti illustriert. Auf ihn war Scalfari auf der Suche nach Wagniskapital zugekommen (und abgewiesen worden): „Ich hatte damals gar nichts verstanden [...] Ein aufgeklärtes Bürgertum, das gab es in Italien nicht.“ Scalfari fand dennoch einen Geldgeber, zusammen mit seinem Mitstreiter, dem L’Espresso-Mehrheitsaktionär Carlo Caracciolo. Das entscheidende Treffen fand im Frühjahr 1975 in der Villa des Verlegers Giorgio Mondadori in der Nähe von Verona statt. Ergebnis war die Gründung der Repubblica. Diese sollte zur Hälfte der Editoriale L’Espresso,  und zur Hälfte Mondadoris Verlagsimperium gehören. Die Berechnungen sahen vor, dass das neue Blatt ab einer Auflage von 150.000 Exemplaren schwarze Zahlen schreibt. Die Maßgabe war klar: Ist das Ziel nicht innerhalb von drei Jahren erreicht, würde man die Zeitung einstellen.

La Repubblica erschien im handlichen, aber für den italienischen Leser ungewohnten Tabloid-Format. Die Redaktion mit Sitz in Rom legte den Schwerpunkt auf Meinung und Kultur und verzichtete fast komplett auf Sportberichterstattung – ein Elitenblatt. Auf der Kommentarseite der ersten Ausgabe wandte sich Scalfari an die Leser: „Diese Zeitung unterscheidet sich ein wenig von den Anderen: Sie täuscht keine politische Neutralität vor, sondern bekennt sich ausdrücklich zur Wahl einer politischen Richtung. Sie wird von Journalisten gemacht, die dem breiten linken Spektrum angehören. Diese sind sich bewusst einen Beruf auszuüben, der sowohl auf einem Maximum an gesellschaftlichem Engagement fußt, als auch auf einem Maximum an Professionalität und Unabhängigkeit.“

Nach einem holprigen Start entwickelte sich die Auflage ab 1978 in Richtung Gewinnschwelle. Die politischen Umstände kamen den Machern zu Gute: Man konnte sich während der quälend langen Entführung und letztendlichen Ermordung des ehemaligen Ministerpräsidenten Aldo Moro durch die Terroristen der Roten Brigaden mit einer klaren Haltung gegenüber der lavierenden Regierung profilieren. Im Januar 1979 waren das Auflagenziel erreicht und Rentabilität in Reichweite. Außerdem profitierte Scalfari von der Krise des Mailänder Konkurrenzblatts Corriere della Sera, dessen Chefredakteur Franco Di Bello in den Skandal um die Geheimloge P2 verstrickt war. Die Verbreitung seiner hoch verschuldeten und moralisch daniederliegenden Zeitung brach zu Beginn der 80er Jahre um ein Viertel ein, auf 450.000 Exemplare.
Die Repubblica-Redakteure kritisierten mit Verve sowohl die langjährige Regierungspartei DC als auch die Sozialisten mit ihrem Spitzenpolitiker (und späterem Ministerpräsidenten) Bettino Craxi, zu dem es hieß: „Eine Partei, deren Vizesekretär Bettino Craxi ist, kann nicht ernsthaft behaupten, sich als Alternative zu den Gepflogenheiten der Regierung zu präsentieren.“ (Bocca zitiert nach Agostini 2004: 80)

Mit ihrer dezidierten Autonomie wurde das Blatt schnell Zielscheibe von Attacken – nicht zuletzt von Craxi selbst (vgl. Agostini 2004: 81) – und zog Leserkreise an, die sich von anderen politisch links stehenden Zeitungen abwandten. Denn die italienische Linkspresse der 70er Jahre bestand zu einem großen Teil unter dem Schirm der Kommunistischen Partei; eine Abhängigkeit, die viele Zeitungen, namentlich „Paese Sera“, immer besonders dann Leser kostete, wenn die Partei Druck auf die Redaktionen ausübte.

Es ist wohl das Verdienst Scalfaris, mit seinem scharfen Verstand und seiner kompromisslosen Art eine intellektuelle Redaktionskultur geschaffen und die Repubblica für eine wachsende Leserschaft attraktiv gestaltet zu haben. Die sich bessernde wirtschaftliche Gesamtsituation trug zum Erfolg bei. Die 80er Jahre gelten als goldenes Jahrzehnt für die italienischen Presse dank außergewöhnlicher Auflagenzuwächse und steigender Werbeeinnahmen. Den größten Teil des gewachsenen Werbekuchens sicherte sich allerdings das Privatfernsehen, und mitunter konnten marode Blätter nur durch staatliche Zuschüsse gerettet werden. Bei genauerem Hinsehen fällt die wirtschaftliche Bilanz des Zeitungssektors in dieser Dekade insgesamt also eher durchwachsen aus. Der Journalismus des linken Spektrums indes öffnete sich. Scalfaris erfolgreiches Modell des unabhängigen Meinungsjournalismus brach die oftmals allzu ehrfürchtige und ideologische Tradition vieler Kollegen auf. Mit dem Erfolg des in Italien seltenen Typus des „reinen Verlegers“ und seiner „Zeitung der Journalisten“, schien sogar die „italienische Anomalie“ überwunden werden zu können: Die traditionell enge Verbindung von Medienunternehmen mit Industrie- und Parteiinteressen. Scalfari schrieb: „La Repubblica hat im Gegensatz zur übrigen italienischen Presse von ihrer Gründung an eine spezielle Situation sichergestellt: Die Unternehmensstruktur und die Besitzverhältnisse des Verlags haben sie zu einer kleinen uneinnehmbaren Festung gemacht gegenüber Versuchen einzudringen und zu manipulieren. Sie ist folglich die einzige der großen italienischen Informationszeitungen gewesen, die bis auf’s Letzte ihre Rolle als ‚Gegenmacht’ einsetzte, ohne dabei [...] Abhängigkeiten zu unterliegen.“ (Scalfari 1986: 279)

Umso erstaunter wurde die Entscheidung Scalfaris und Caracciolos zur Kenntnis genommen, 1989 die Mehrheit der Repubblica-Herausgebergesellschaft an den Mondadori-Verlag zu verkaufen, wodurch dieser faktisch zum alleinigen Eigentümer der Zeitung wurde. Etliche Repubblica-Journalisten betrachteten den Schritt geradezu als Verrat, bedeutete er doch das Ende des Modells der „Zeitung der Journalisten“. Angesichts der Profitabilität der Repubblica erschien die Veräußerung vielen als seltsam. Möglicherweise sahen ihre Gründer die besten Zukunftsaussichten in der Zugehörigkeit zu einem großen Verlag und entschlossen sich gerade aufgrund der vorteilhaften wirtschaftlichen Lage zum Verkauf, zumal Mondadori-Großaktionär Carlo de Benedetti mittlerweile ein guter Freund geworden war, dessen Weltanschauung eng mit der Scalfaris und Caracciolos korrespondierte.

Parallel zum publizistischen und wirtschaftlichen Erfolg vieler italienischer Zeitungen in den 80er Jahren wurde das italienische Mediensystem von einem Mann aus der Baubranche revolutioniert. Silvio Berlusconi hatte alle maßgeblichen privaten Fernsehsender in einer Holding zu vereinigt und zum Ende des Jahrzehnts war es ihm gelungen, das Medienimperium Fininvest zu konsolidieren. Nun griff er nach dem Mondadori-Verlag, der mittlerweile alleiniger Besitzer der Repubblica geworden war, zum Entsetzten von Caracciolo: „Niemals werden wir die Zeitungen, für die wir das ganze Leben gearbeitet haben, in die Hände [des Berlusconi-Vertrauten, AM] Craxis übergeben!“ (ebd.: 76)

Berlusconi hielt, wie auch De Benedetti, seit einigen Jahren Anteile an Mondadori. 1989 entbrannte zwischen den beiden ein heftiger Konkurrenzkampf um die Übernahme. Zunächst sah es nach einem weiteren Erfolg für Berlusconi aus, der sich bereits zum Präsidenten des Verlags hatte wählen lassen. Dann kamen De Benedetti jedoch ein Fehler der Fininvest bei der Übernahme und ein günstiges Gerichtsurteil zu Gute. Schließlich wurde Mondadori aufgeteilt: Buch- und Werbesparte gingen an Berlusconi, die L’Espresso-Verlagsgruppe und damit die Repubblica sicherte sich De Benedetti. Wäre die Zeitung Teil der Fininvest geworden – Scalfaris Tage als Chefredakteur wären gezählt gewesen.  (Vgl. Rauen 1997: 737) So konnte er die Leitung 1996 an Ezio Mauro abgeben.

Mauro, der von der Turiner Zeitung La Stampa gekommen und unter anderem Korrespondent in Moskau gewesen war, übernahm ein Blatt, dessen Umfeld sich seit den Anfangstagen grundlegend geändert hatte. Die Repubblica war nicht mehr die „Zeitung der Journalisten“, sondern gehörte – recht gewöhnlich – zu einem großen Verlagskonzern. Mauro setzte die Emanzipation von den Mitte-Links-Parteien fort. Die Koordinaten des Repubblica-Wertesystems waren Laizismus, Liberalität und eine Idee Italiens als Nation. Für den Mailänder Kommunikationswissenschaftler Angelo Agostini liegt besonders im nationalen Bezugsrahmen der Rang des Blattes in der Geschichte der italienischen Öffentlichkeit begründet. Die Repubblica war die erste italienische Tageszeitung mit tatsächlich nationaler Verbreitung von Südtirol bis Sizilien. Die anderen großen Zeitungen waren jeweils stark in einer Region verwurzelt: Der Corriere della Sera in der Lombardei, La Stampa im Piemont und der Messaggero im Latium. Mit dem skizzierten ideellen Rüstzeug konnte die Repubblica ihre Position als einflussreiches Medium der Zivilgesellschaft auch dann noch festigen, als die Parteien des linken Spektrums ab 1999 reihenweise desaströse Wahlniederlagen erlitten.

Als äußerst fruchtbar erwies sich über nunmehr drei Jahrzehnte auch die Konkurrenz zum Mailänder Corriere della Sera, der mittlerweile zur zweiten Zeitung mit mehr oder minder nationaler Verbreitung avanciert ist. Das Blatt war hundert Jahre vor der Repubblica gegründet und ebenfalls von einem Herausgeber-Chefredakteur, Luigi Albertini, geprägt worden. In den 80er Jahren lieferten sich Repubblica und Corriere della Sera einen Wettstreit um Auflage, indem sie sich mit neuen Beilagen, Dienstleistungen und hochwertigen Dreingaben überboten. La Repubblica lancierte die Supplements „Week end“, „Satiricon“, Affari e Finanza“, „L’Inserto culturale“ und „Mercurio“ und baute sukzessive regionale Ableger auf. 1988 erreichte man eine Auflage von knapp 840.000 Exemplaren und überbot damit den Mailänder Konkurrenten. Der publizistische Wettbewerb der vergangenen Jahrzehnte hat nicht nur den beiden Blättern gut getan, sondern auch ihren Lesern und der italienischen Demokratie.

Verlag

Das Blatt gehört zur Espresso-Gruppe, deren Präsident und Mehrheitsaktionär nach wie vor Carlo De Benedetti ist. 1998 wurde unter anderem die Repubblica-Verlagsgesellschaft in die Editoriale L’Espresso eingegliedert und letztere in Gruppo Editoriale L’Espresso umbenannt. Den Kern der Gruppe bilden die beiden Publikationen L’Espresso und Repubblica mit ihren jeweiligen Ablegern. Zu der Gruppe gehören weiterhin unter anderem 17 Lokalzeitungen, drei Hörfunksender mit nationaler Verbreitung, mehrere TV-Spartenkanäle sowie die Werbeagentur Manzoni. Laut Unternehmen besteht seine Digitalstrategie in erster Linie darin, Plattformen für die publizistischen Produkte zur Verfügung zu stellen: im Internet, aber auch für Mobiltelefone, Tablet PCs und Digitalfernsehen.

Der Vorläufer der Espresso-Verlagsgruppe, N.E.R., wurde 1955 als Verlag für die Wochenzeitung L’Espresso gegründet. 1975 wurde dieser in Editoriale L’Espresso umbenannt. Nach dem erfolgreichen Einstieg ins Tageszeitungsgeschäft mit der Repubblica beteiligte sich der Verlag ab dem Ende der 70er Jahre an einer Reihe von Tageszeitungen, beispielsweise in Livorno, Treviso und Padua. 1984 ging das Unternehmen an die Börse. Editoriale L’Espresso wurde 1989 durch das Verlagshaus Mondadori übernommen, welches wenig später die beiden Großaktionäre Silvio Berlusconi und Carlo De Benedetti unter sich aufteilten. 1999 kaufte die nun mehrheitlich De Benedetti gehörende Espresso-Verlagsgruppe den Internetdienstleister Kataweb, das neue, elektronische Verlagsprodukte entwickelt. Das Krisenjahr 2009 brachte der Gruppe einen Gewinneinbruch um 13,5 Prozent, wobei die Auflage der Repubblica stabil blieb. An der Seite von Präsident De Benedetti steht CEO Monica Mondardini.

Der Industrielle Carlo De Benedetti wurde 1934 in Turin geboren. Mit seiner Holding CIR beteiligte er sich an einer Vielzahl von Unternehmen in verschiedenen Sparten, etwa beim Technologiekonzern Olivetti im Jahr 1976, bei dem er 1978 leitender Manager wurde. Es gelang De Benedetti, das Unternehmen zu sanieren und auch mit Hilfe internationaler Kooperationen auszubauen. Im großen italienischen Schmiergeldskandal von 1992 legte De Benedetti zwar ein umfassendes Geständnis über die Verstrickungen seiner Gruppe ab, wurde aber nur kurzzeitig inhaftiert. 1996 erzwangen die Olivetti-Aktionäre den Rücktritt De Benedettis als Präsident des Unternehmens. Zwei Jahre später verkaufte seinen Aktienanteil von fünf Prozent und löste sich damit komplett von Olivetti. De Benedetti gilt als einer der einflussreichsten Unterstützer des Mitte-Links-Bündnisses um Romano Prodi im Vorfeld von dessen Wahlsieg 2006.

Internetausgabe

La Repubblica nimmt eine Rolle als Trendsetter in der italienischen Zeitungsbranche ein. Galten Format und Aufbau bei der Gründung als innovativ, ging das Blatt auch bei etlichen technischen Neuerungen voran; auch aufgrund des großen Konkurrenzdrucks: 1995 führte man beispielsweise farbige Seiten ein, was beachtliche Investitionen in die Drucktechnik erforderte. 1997 startet repubblica.it, Sie war die erste Zeitungs-Webseite in Italien, für die eine eigenständige Redaktion eigene Inhalte produziert. Eine Stärke der Webseite sind die 10 Lokalausgaben für wichtige urbane Zentren Italiens. Für den Videobereich wird jeden Morgen ein Teil der Redaktionskonferenz aufgezeichnet und verfügbar gemacht. Seit 2009 wird La Repubblica als App für Smartphones angeboten.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Ministerpräsident Berlusconi, der einen großen Teil der italienischen Medien direkt oder indirekt kontrolliert, hat sich 2009 mit der Repubblica eine heftige Auseinandersetzung geliefert. Nachdem die Zeitung einen Fragenkatalog an Berlusconi veröffentlicht hatte, um Ungereimtheiten in dessen Aussagen zu einer Affäre aufzudecken, wurde sie von dem Politiker verklagt. Das Vorgehen führte zu Solidaritätsbekundungen der Chefredakteure vieler einflussreicher internationaler Zeitungen und wurde von Repubblica-Chef Ezio Mauro in einem Editorial kommentiert: „Das ist das erste Mal, dass in einem freien Land ein Politiker rechtliche Schritte einleitet, nachdem ihm Fragen gestellt wurden.“ (Heald 2009) Und im Gespräch mit der Wochenzeitung Die Zeit fügte er hinzu: „Italiens Medienlandschaft leidet unter fortschreitender Austrocknung. Die Eigentümer der Medien repräsentieren ein vorgebliches Establishment, das aber in Wirklichkeit ein network for profit ist, ein Netzwerk mit dem Ziel des Profits. Alles driftet in Richtung Berlusconi ab. Alles. Und die Journalisten bewegen sich innerhalb dieses Rahmens. Sie verstehen, dass ihr eigener Bewegungsspielraum immer enger wird. Deshalb sorgt eine normale Recherche, ein ganz banales Nachhaken einer Zeitung bei Berlusconi für einen Skandal. Es wird Berlusconi leicht gemacht, La Repubblica anzugreifen und öffentlich zu tönen, wir sollten uns schämen. Denn wenn auch andere Zeitungen nachfragten, wäre es schwieriger, uns zu beleidigen, anstatt uns zu antworten. [...] Heute [...] befinden sich politische Macht und Medienmacht in den Händen einer einzigen Person. Nun, die Zeitungen könnten zu dieser Anomalie ein Gegengewicht schaffen. Hoffen wir, dass sie das tun.“ (Schönau 2009)

Referenzen/ Literatur

  • Agostini, Angelo: Giornalismi. Media e giornalisti in Italia, Bologna, 2004.
  • Agostini, Angelo: La Repubblica. Un’idea dell’Italia (1976-2006), Bologna, 2005.
  • Castronovo, Valerio/ Tranfaglia, Nicola: La Stampa Italiana nell’etá della TV, Rom/Bari, 2002.
  • Grandinetti, Mario: I quotidiani in Italia 1943-1991, Mailand, 1992.
  • Heald, Emma: La Repubblica editor Ezio Mauro on his paper’s conflict with Berlusconi, in: editorsweblog.org, 25 September 2009.
  • Magistá, Aurelio: L’Italia in prima pagina, Mailand, 2006.
  • Rauen, Birgid: La Guerra di Segrate, in: Brütting (Hg.): Italien-Lexikon, Berlin, 1997.
  • Scalfari, Eugenio: La sera andavamo in via Veneto, Mailand, 1986.
  • Schönau, Birgit: “Wir wollen wissen, warum er lügt.” Gespräch mit Ezio Mauro, in: Die Zeit, Nr.23/28. Mai 2009.
  • Turani, Giuseppe: Mondadori. La grande sfida’, Mailand, 1990.
  • www.gruppoespresso.it