Kompas

„Die Armen trösten, die Reichen ermahnen.“ So in etwa lautet der aus dem Indonesischen übersetzte Leitsatz der landesweit erscheinenden Qualitätszeitung „Kompas“. Gegründet im Jahr 1965 überstand „Kompas“ die drei Jahrzehnte andauernde Diktatur unter General Suharto und ist heute die größte und meistgelesene Zeitung Indonesiens.

Basisdaten

Hauptsitz:
Kantor Redaksi Kompas
Jl.Palmerah Selatan No.26 – 28
Jakarta 10270, Indonesia.
Tel.: 543 7710/20/30
Fax: 548 6085/548 3581
www.kompas.com

Auflage: 500,000 verkaufte Exemplare (wochentags), bzw. 620,000 verkaufte Exemplare (Wochenendausgabe) (Stand: Juni 2009)

Redaktion/Geschäftsführung

Herausgeber:

  • Jakob Oetama
  • Agung Adiprasetyo
  • St. Sularto

 

Redaktion:

  • Rikard Bagun, Chefredakteur
  • Trias Kuncahyono, stellvertretender Chefredakteur
  • Taufik H. Mihardja, stellvertretender Chefredakteur
  • Ninok Leksono, Senior Editor
  • Budiman Tanuredjo, Executive Editor
  • Andi Sunji, stellvertetender Executive Editor
  • James Luhulima, stellvertetender Executive Editor
  • Retno Bintarti, Sekretariat
    (Stand Juni 2009)

Geschichte und Profil

Der Zeitpunkt für den Start einer neuen Tageszeitung hätte nicht schlechter gewählt sein können. Als Kompas im Juni 1965 von den Journalisten Jacob Oetama und PK Ojong gegründet wurde, befand sich die von Präsident Sukarno „gelenkte“ Demokratie Indonesiens bereits in einem Zustand der Auflösung. Nur wenige Monate nachdem die erste Ausgabe erschienen war, putschte sich General Suharto unterstützt durch das CIA und Mitglieder der amerikanischen Botschaft an die Macht und degradierte Sukarno zu einem de facto machtlosen Staatsoberhaupt. Was folgte, war die 31 Jahre andauernde „New Order“-Diktatur  Suhartos, in der es um die Pressefreiheit Indonesiens mehr als schlecht bestellt war.

Suhartos Vorgänger Sukarno hatte Kompas ins Leben gerufen, um ein Gegengewicht zu den entlang religiös und parteipolitisch Konfliktlinien laufenden Kampfblättern zu etablieren, wie sie bis zum Ende der 1960er Jahre für Indonesien typisch waren. Anders als die sozialistisch oder islamisch geprägten Tageszeitungen sollte Kompas (trotz anfänglicher Unterstützung durch die katholische Partei) die nationale Einheit fördern, anstatt die Gesellschaft ideologisch zu spalten. Kompas orientierte sich stets an der nationalistischen Staatsphilosophie Pancasila und deren fünf Prinzipien: Glaube an Gott, Humanität, nationale Einheit, Demokratie und soziale Gerechtigkeit. 1966 ließ General Suharto per Dekret verlauten, dass die Hauptaufgabe der gesamten indonesischen Presse darin bestünde, die fünf Prinzipien zu propagieren. Zwar klingen die Prinzipien plausibel und eventuell vertretbar, in Indonesien wurden sie jedoch als Rechtfertigung für massive Menschenrechtsverletzungen missbraucht. Für indonesische Journalisten hat Pancasila dennoch noch heute in etwa den gleichen Stellenwert wie das first amendment für ihre US-amerikanischen Pendants. Sowohl unter Sukarno als auch Suharto hatten die Nachrichtenmedien die Aufgabe, die Interessen der Zentralregierung und die nationale Einheit Indonesiens zu vertreten. Seit der Unabhängigkeit von den Niederlanden 1945 leisteten Zeitungen wie Kompas zudem einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung der offiziellen Landessprache Bahasa Indonesia.

Die Anfangsjahre der Suharto-Diktatur erwiesen sich als katastrophal für die schon unter Sukarno stark zensierte Presselandschaft Indonesiens. Zwischen 1965 und 1967 halbierte sich im Zuge von wirtschaftlichen und politischen Chaos die Anzahl der verkauften Zeitungen um die Hälfte. Die Blätter, die die anti-kommunistische Verfolgung von Seiten des Militärs unbeschadet überstanden, wagten es spätestens nach der Terrorwelle von 1965/1966, der Schätzungen zufolge eine halbe Million Menschen zum Opfer fielen, nicht mehr, das Suharto-Regime offen zu kritisieren. Kompas bildete da keine Ausnahme, zumal sich die Unterstützung der „Neuen Ordnung“ unter Suharto auch wirtschaftlich auszahlte. Mit einer Startauflage von nur 5000 Exemplaren benötigte das Blatt dringend Finanzmittel, um landesweit zu expandieren. Als 1972 schließlich eine neue Kompas-Druckerei eröffnet wurde, stammten drei Viertel des dafür benötigten Kapitals aus einem staatlichen Kredit. In den Folgejahren baute Kompas seine Leserschaft sukzessive aus.

Anfang der 1970er Jahre hatte sich die Zeitungslandschaft Indonesiens aufgrund der politisch einigermaßen stabilen Lage wieder erholt und die Auflage von Kompas begann deutlich zu steigen. Dennoch ließ die ständige Angst vor einer Intervention von Seiten der Politik die Erkenntnis bei den Verantwortlichen heranreifen, die Verlagsaktivitäten künftig nicht mehr nur allein auf die Herausgabe einer Tageszeitung zu konzentrieren. Stattdessen expandierte die kurz nach der Gründung von Kompas etablierte Verlagsgruppe KKG (Kompas-Gramedia Group) in Geschäftsbereiche, die weniger anfällig für politische Interventionen waren. Im Zuge eines neuen Pragmatismus bestand die Strategie des Verlags darin, Kapital anzuhäufen und dieses im Zuge einer Diversifizierung der Geschäftsbereiche zu reinvestieren.

1970 wurde in Jakarta der erste von zahlreichen Bücherläden der Gramedia-Gruppe eröffnet. Drei Jahre später begann das Unternehmen selbst Bücher zu verlegen. Hier war es insbesondere die „Karmila“-Serie von Autorin Marga T, die zunächst in Kompas vorabgedruckt wurde und zu einem großen Erfolg für Gramedia wurde. 1980 etablierte Gramedia eine zweite Verlagsgruppe, die PT Gramedia Pustaka Utama (GPU), die es 1995 bereits auf 250 Buchveröffentlichungen pro Jahr brachte. Auch der Markt für Schulbücher wurde mit der Gründung der PT Gramedia Widiasarana im Jahr 1990 erfolgreich besetzt. 1985 wagte Gramedia den Einstieg in den IT-Bereich. PT Elex Media Komputindo (EMK) spezialisierte sich auf Computertechnologie und die Produktion von CD-Roms und trat ab Mitte der 1990er Jahre auch als Internet Service Provider (UniInternet) in Erscheinung. Zudem verlegt EMK bis heute höchst erfolgreich japanische Comics, die über Lizenzabkommen in über 60 Ländern vertrieben werden.

Die Berichterstattung von Kompas unter der Suharto-Diktatur war durch eine ständige Angst vor politischen Repressalien geprägt. Journalisten, die nicht im Sinne des New Order-Regimes berichteten, wurde die  Mitgliedschaft der staatlichen PWI (Indonesian Journalist Association) entzogen, ohne die eine Ausübung ihres Berufes nicht mehr möglich war. Der langjährige Chefredakteur des Konkurrenzblattes Tempo, Goenawan Mohammad, verglich seinen Job einmal mit einem Piloten eines entführten Flugzeugs, der alles dafür tun muss, seine Entführer nicht zu verärgern, da die Situation sonst womöglich eskalieren könnte. Die Redakteure von Kompas übten ihren Beruf im Umfeld der sogenannten „Telefonkultur“ aus: Drohende Telefonanrufe des Informationsministers, sonstiger Politiker oder Geheimdienstmitarbeiter, die die Journalisten berieten, wie sie über bestimmte Sachverhalte zu berichten hatten, waren an der Tagesordnung. Oberstes Gebot für Kompas-Mitarbeiter war es dabei, niemals den Suharto-Klan oder das Militär direkt zu kritisieren. Der politische Druck führte zu einer massiven Selbstzensur, die einen Schreibstil zur Folge hatte, den man als „gewollte Langeweile“ interpretieren kann. Kompas-Artikel waren unter Suharto zwar analytisch und eloquent verfasst, ließen jedoch jegliche Formen der Meinung oder Polemik sowie eine kritische Distanz zu den Machthabern vermissen. Das Kompas-Management vertrat mehr als dreißig Jahre stets den Standpunkt, dass es besser sei, eine begrenzte Version der Wahrheit zu präsentieren, anstatt verboten zu werden und gar nichts mehr berichten zu können.

Mit dieser Strategie fuhr die Tageszeitung gut. Nur einmal in der Geschichte von Kompas, 1978, standen die Druckerpressen aufgrund von politischer Zensur für 16 Tage still. Als die ebenfalls zur Gramedia-Gruppe gehörende Wochenzeitung Jakarta Jakarta 1991 über das von indonesischen Soldaten begangene Massaker an Demonstranten in Osttimor berichtete, wechselte der Verlag kurzerhand die verantwortliche Belegschaft aus, um die Autoritäten zu beruhigen. 1994, als das zunehmend starrköpfige Regime das Ende einer kurzen Periode relativer Offenheit (keterbukaan) einläutete, indem es zum größten Schlag gegen die Presse seit dem Putsch Suhartos ausholte und die drei moderat regierungskritischen Zeitungen Tempo, DeTik und Editor verbot, blieb Kompas verschont.

Doch während der Rundfunk unter Suharto de facto gleichgeschaltet war, bot der Zeitungsjournalismus Reportern die Möglichkeit, politische Entwicklungen zumindest indirekt zwischen den Zeilen zu kritisieren. Vor allem zum Ende der Diktatur Mitte der 1990er Jahre begleitete auch Kompas die Studentenproteste, die letztlich Suhartos Niedergang besiegelten, durchaus regierungskritisch. Dies tat die Zeitung jedoch stets auf ihre eigene, die jawanesischen Regeln der Höflichkeit respektierende Weise. Eine für westliche Zeitungsleser schwer nachvollziehbare Grundregel des journalistischen Arbeitens in Indonesien besagt, auf direkte Kritik zu verzichten und diese subtilen Formen stets mit Komplimenten zu verbinden. Ein Beispiel für diesen Schreibstil lieferte die Kompas-Berichterstattung über die Anti-Suharto-Aufstände von 1997, die mit militärischer Gewalt niedergeschlagen wurden. Ein typischer Artikel aus dieser Zeit begann zunächst einmal mit einem Lob für das Militär für die Beruhigung und Stabilisierung des Landes. Gegen Ende des Artikels folgte eine als Ratschlag getarnte Kritik, indem dezent darauf hingewiesen wurde, das Militär sollte mehr auf die Forderungen der Aufständischen eingehen, um zu verstehen, warum die Proteste aufgekommen sind.

Die Konditionen, zu denen die Kompas-Reporter arbeiteten, waren zur Zeit des Suharto-Regimes eher bescheiden. Versuche der Belegschaft, eine innerbetriebliche Gesellschaft zwecks Verbesserung der Löhne auf die Beine zu stellen, wurden von der Verlagsleitung im Keim erstickt. Als der Redakteur Albert Kuhon Mitte der 1980er Jahre das Management darauf hinwies, dass die Entlohnung der Belegschaft in keiner Relation zu den Rekordeinnahmen der Kompas-Gruppe stünde, griffen die Verantwortlichen zu repressiven Maßnahmen. Die 25 Mitarbeiter, die Kuhons Gesuch unterschrieben hatten, wurden gezwungen, sich zu entschuldigen, da sie mit ihren Forderungen die hierarchisch-paternalistische Unternehmensstruktur herausgefordert hatten. Kuhon selbst, der sich weigerte, dies zu tun, wurde sanktioniert, indem von ihm verfasste Artikel in den darauf folgenden sechs Monaten nicht mehr veröffentlicht wurden. Die staatliche Journalistenvereinigung PWI sprang dem Kompas-Management zur Seite und betonte, die Mitgliedschaft in Gewerkschaften würde dem Verständnis der Journalistenprofession zuwider laufen.

Als Präsident Suharto 1998 infolge der panasiatischen Wirtschaftskrise endgültig von der politischen Bühne abtrat und Indonesien erste Schritte in Richtung Demokratie unternahm, explodierte die Zeitungslandschaft des Landes. Waren es zum Ende der Diktatur noch weniger als 300 Tageszeitungen, so stieg diese Zahl zum Ende der 1990er Jahre auf über 2,000 an. Mittlerweile hat sich diese Zahl wieder auf etwas mehr als 800 Tageszeitungen eingependelt. Kompas hatte, vor allem wegen des während des Suharto-Regimes angehäuften Kapitals, zu keinem Zeitpunkt Probleme, sich auf dem Zeitungsmarkt zu behaupten und ist heute die sowohl kommerziell erfolgreichste als auch journalistisch anspruchsvollste Zeitung Indonesiens.

Verlagsüberblick / Neue Geschäftsmodelle / Beteiligungen

Die Kompas-Gramedia Group beherrscht die Medienlandschaft Indonesiens und gehört heute zu den vierzig größten Unternehmen des Landes. Das publizistische Flagschiff Kompas dominiert dabei den Anzeigenmarkt für Tageszeitungen. In den 1990er Jahren generierte Kompas ein Drittel aller landesweiten Anzeigenerlöse. Mittels Akquisitionen und redaktioneller Kooperationen kontrolliert Gramedia gegenwärtig weite Teile des Marktes für Regionalzeitungen. Zum Portfolio gehören unter anderem die in Surabaya ansässige Surya, die Bernas aus Yogya, die Sriwijaya Post aus Palembang sowie die in Bandung beheimatete Mandala und die Serambi Indonesia aus Aceh. Eine Zentralredaktion koordiniert die Aktivitäten der einzelnen Blätter und beliefert sie regelmäßig mit Artikeln. Zudem ist Gramedia zu einem Viertel an der Jakarta Post beteiligt (gemeinsam mit den Zeitungen Tempo, Suara Karya und Sinar Harapan), der führenden englischsprachigen Tageszeitung Indonesiens.

Die Magazinsparte von Gramedia beinhaltet eine große Auswahl an General- und Special Interest-Titeln. Dazu gehören die Kinder- und Jugendmagazine Bobo, Hai und Kawanku, die Musikzeitschriften Citra Musik, Nova und Senang sowie die Lifestyletitel Tiara, Sigma und Jakarta Jakarta. Die Sportberichterstattung wird mit Bola abgedeckt. Weitere Titel sind Foto Media und Info Komputer (Technik); Suara Alam (Natur) und Angkasa (Luftfahrt). Das indonesische Pendant zu Reader’s Digest, Intisari, ist der traditionsreichste Titel und wurde von den Kompas Gründern Oetama und Ojong bereits im Jahr 1963 erstmals herausgegeben. Das wohl erfolgreichste Magazin, die Fernseh- und Lifestyle-Zeitschrift Monitor, die als erstes Magazin in Indonesien die Auflagenschallmauer von 700,000 Exemplaren durchbrach, wurde 1990 eingestellt. Der Chefredakteur Arswendo Atmowiloto hatte zuvor eine Liste der beliebtesten Personen Indonesien veröffentlicht. Da der Prophet Mohammed nur auf Platz elf gelandet war (hinter Präsident Suharto auf Platz eins und Atmowiloto selbst auf Platz zehn) zwang ein Aufschrei aus der muslimischen Community den Gramedia-Konzern zum Einlenken. Monitor wurde eingestellt und Atmowiloto von der indonesischen Regierung wegen Verletzung religiöser Gefühle zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

Kompas-Gramedia nimmt außerdem eine führende Stellung im indonesischen Buchverlagswesen ein. Die verschiedenen Verlage sind unter dem Dach der Kelompok Penerbitan Buku dan Sarana Pendidikan (kurz KPBSP Gramedia) vereint. Dazu gehören unter anderem der größte Verlag, PT Gramedia Pustaka Utama (GPU), der sich auf die Veröffentlichung von Romanen konzentriert sowie PT Gramedia Widiasarana, der auf Bildungs- und Schulliteratur spezialisiert ist. Allein Widiasarana verkauft jährlich etwa zehn Millionen Titel. Gramedia ist auch im Fernseh- und Radiobereich aktiv. Das Unternehmen ist zur Hälfte am Fernsehsender Trans 7 (vormals TV7) beteiligt, einem Joint Venture mit dem TV-Kanal Trans TV. Außerdem betreibt Gramedia Radiostationen in den Regionen Sumatera, Bangka, Kalimantan und Java.

Auch außerhalb des Mediensektors ist das Unternehmen engagiert. So betreibt Gramedia unter anderem Sprachschulen (ELTI), Reisebüros (PT Ina Media Wisatamas), Hotelketten (Santika Premium) und eine Papierfabrik (PT Graha Kerindo Utama).

Management

Seit mehr als vierzig Jahren hat Jakob Oetama, Jahrgang 1931, das Sagen beim Kompas/Gramedia-Verlag. Er war gemeinsam mit dem 1980 verstorbenen JK Ojong erster Chefredakteur von Kompas und ist heute als Vorsitzender des Gramedia-Imperiums für mehr als 10,000 Angestellte verantwortlich. Der ehemalige Lehrer und gelernte Journalist brachte es aufgrund des regierungsfreundlichen Kurses von Kompas zum kommerziell erfolgreichsten Medienunternehmer Indonesiens. Sein Vermögen schätzt Forbes heute auf über 80 Millionen US-Dollar. Der Vater von fünf Kindern verstand es während des Suharto-Regimes wie kein Zweiter, Zeitungen zu verkaufen ohne die politischen Eliten gegen sich aufzubringen. Dabei half ihm auch eine gehörige Portion Opportunismus, wie seine Mitgliedschaften in den staatsnahen Journalismus- und Verlegerverbänden während der Diktatur zeigten.

Oetama betont bei öffentlichen Auftritten stets die mediative Rolle, die die Presse in Indonesien spielt. Reporter sollen seiner Meinung nach zwar objektiv und kritisch berichten, dabei jedoch stets sensibel gegenüber sozialen Konflikten bleiben und diese mit ihrer Arbeit nicht unnötig anheizen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass im Vielvölkerstaat Indonesien mit seinen rund 300 Ethnizitäten das Potenzial für kulturelle und religiöse Konflikte, nicht erst seit den Terroranschlägen in Bali, enorm hoch ist. Deshalb betrachtet Oetama Kompas als integrativen Bestandteil der Zivilgesellschaft, der die noch junge Demokratie als „Gewissen der Nation“ begleiten soll.

Internetpräsenz und Online-Performance

Hinter der Website des Konkurrenzblatts DeTik ist der Internetauftritt von Kompas ist mit durchschnittlich 40 Millionen „page views“ das beliebteste Informationsportal Indonesiens. Laut Alexa rangiert Kompas.com auf Platz 12 der am häufigsten besuchten Internetseiten des Landes (Stand: Juni 2009). Die Seite bietet seinen Besuchern nicht nur ausgewählte Artikel aus dem Printteil, sondern nach einmaliger Registrierung auch den kostenlosen Zugang zu einem ePaper der gedruckten Ausgabe.

Wie bei allen herkömmlichen Onlineauftritten von Zeitungen besteht auch auf Kompas.com für die Leser die Möglichkeit, Artikel zu kommentieren und sich untereinander auszutauschen. Im Oktober 2008 launchte Kompas zudem „Kompasiana“, einen Journalisten-Blog der Kompas-Redaktion, auf dem die Leser direkt mit den Redakteuren kommunizieren können. Grundsätzlich bietet der Blog den Kompas-Autoren eine Plattform für eine freiere Berichterstattung als sie in der Printausgabe der Zeitung möglich ist. In Indonesien mit seinen schätzungsweise 600,000 bis eine Millionen aktiven Bloggern spielt der Informationsaustausch über das Internet seit der Revolution von 1997/1998 eine besondere Rolle, schließlich war es einer der ersten Aufstände, der maßgeblich mit Hilfe des Internet organisiert wurde.

Mit Kompas Cyber Media (ehemals Kompas Online) hat die Kompas Gramedia-Gruppe bereits 1997 eine eigene Tochterfirma ins Leben gerufen, die die vielfältigen Onlineaktivitäten des Medienkonzerns koordiniert. Neben der Gestaltung und technischen Umsetzung des Onlineauftritts von Kompas bietet die Internetsparte externen Kunden an, ihre Webauftritte im Komplettpaket zu programmieren, zu gestalten und zu vermarkten.

Aktuelle Entwicklungen

Anfang 2009 wurde Kompas einem umfassenden Relaunch unterzogen. So wurde das Format und der Umfang der Zeitung verkleinert und der Anteil der farbigen Bilder erhöht. Ein erheblicher Teil der Meldungen adressiert zudem eine jüngere Leserschaft. Die Kompas-Redaktion vermied es, die Änderungen ihrer Leserschaft näher zu erklären, vermutlich, weil es im Jahr 2005 zu einem Sturm der Entrüstung gekommen war, als die Verantwortlichen minimale Veränderungen am Layout vornahmen. Wie einflussreich Kompas auf dem indonesischen Zeitungsmarkt ist, konnte man auch daran sehen, dass sämtliche Konkurrenzblätter unmittelbar nach Relaunch die Neugestaltung von Kompas kopierten.

Unklar ist, welche Rolle die zunehmende Bedeutung des Internets für die Auflagenentwicklung von Kompas in Zukunft spielen wird. Das Medium Tageszeitung nimmt im Leben der indonesischen Bürger traditionell keinen großen Stellenwert ein. In Indonesien, mit rund 230 Millionen Einwohnern das viertbevölkerungsreichste Land der Erde, kann Kompas mit seinen landesweit durchschnittlich 500,000 verkauften Exemplaren nicht mit dem Medium Fernsehen konkurrieren, wenn es um tagesaktuelle Informationen geht. Die  ältere Generation der mehrheitlich aus der Mittel- und Oberschicht stammenden Abonnenten wird jedoch auch in Zukunft nicht auf die Kompas-Lektüre verzichten wollen.

Doch auch die Entwicklung der politischen Lage wird über den Weg von Kompas in der Zukunft entscheiden. Noch immer existiert auf Seiten der Journalisten ein ausgeprägtes Maß an Respekt vor Autoritäten, das die Entwicklung einer wirklich freien Presse nach westlichem Vorbild behindert. Erst im Januar 2009 empfahl der ehemalige General und heutige Präsident Susilo Bambang Yudhoyono der Presse, sie solle sich in Bezug auf politisch und religiöse sensible Themen explizit selbst zensieren.

Referenzen/Literatur

  • Franks, Paul 2003: State Terrorism and the Indonesian Press: The 1998 Reform Movement, in: eJournalist.com.au, Issue 03/02, Central Queensland University.
  • Hill, David T. 2006: The Press in New Order Indonesia, Equinox Publishing, Jakarta.
  • Manzella, Joseph C. 2000: Negotiating the News: Indonesian Press Culture and Power During the Political Crises of 1997, in: Journalism Vol. 1 (3; 2000), SAGE Publications, London, Thousand Oaks, CA, New Delhi, S. 305-328.
  • Sen, Krishna/ Hill, David T 2006: Media, Culture and Politics in Indonesia, Equinox Publishing, Jakarta.