Aftenposten

„Aftenposten“ ist eine norwegische Tageszeitung, die 2010 ihr 150-jähriges Jubiläum feierte. Sie erscheint in der Hauptstadt Oslo, gehört zu den führenden Zeitungen des Landes und hat mit rund 250.000 Exemplaren die zweithöchste Auflage aller norwegischen Zeitungen. Sie ist landesweit die grösste Abonnementzeitung und hat in der Hauptstadtregion Oslo die höchste Reichweite. Sie erscheint als einzige norwegische Zeitung zweimal täglich: An allen sieben Wochentagen mit einer Morgenausgabe, zusätzlich dreimal wöchentlich in Oslo mit der eher lokal ausgerichteten Nachmittagsausgabe „Aften“. „Aften“ ist auflagemässig die drittgrösste norwegische Zeitung. Gegründet 1860 von Christian Schibsted, erscheint „Aftenposten“ bis heute im Schibsted-Verlag, dem grössten norwegischen Medienkonzern. Politisch verfolgt sie eine konservative Grundlinie, ist aber parteipolitisch unabhängig. „Aftenposten“ hat 836 Angestellte (Stand: Oktober 2008), davon 362 redaktionelle Mitarbeiter.

Basisdaten

Hauptsitz Redaktion:
Aftenposten
Biskop Gunnerus gate 14A, Oslo
Postadresse:
Postboks 1 Sentrum, NO-0051 Oslo
Telefon: +47 22 86 30 00
Internet: www.aftenposten.no


Hauptsitz Verlag:
Schibsted
Apotekergaten 10, Oslo
Postadresse:
Postboks 490 Sentrum, NO-0105 Oslo
Telefon + 47 23 10 66 00
Internet: www.schibsted.no

Branche: Herausgabe von Zeitungen und anderen Medienprodukten, Verlag, Holdinggesellschaft
Rechtsform: Aktiengesellschaft
Rechenschaftsjahr: 1.1.bis 31.12.
Gründungsjahr:
- Verlag 1839
- Aktiengesellschaft und Konzern 1989 (seit 1992 notiert an Oslo-Börse)
Beschäftigte: 8100 (2008) in 22 Ländern

 

Tab. I: Ökonomische Basisdaten
20082007200620052004
Umsatz13.74013.61011.6489.8329.690
Gewinn (Verlust) nach Steuern(254)1.2462.4951.161514
Eigenkapital (%)22,83131,240,632,8
Beschäftigte8100

 

Quelle: Schibsted Årsrapport 2008

Auflage
Aftenposten, Morgenausgabe, Werktag: 247 556 Exemplare (2008), 250 179 (2007)
Aftenposten „Aften“ (Nachmittagsausgabe) Werktag: 124 807 Exemplare (2008), 131 089 (2007)
Aftenposten, Sonntag                                                        216 464   (2008),   219 152 (2007)

Auflagenentwicklung 1910-2008

Chefredaktion/Geschäftsführung

Chefredaktion Aftenposten:

  • Hilde Haugsgjerd

 

Konzernspitze Schibsted:

  • Rolv Erik Ryssdal, Konzernchef
  • Cathrine Foss Stene, Kommunikationsdirektorin
  • Gunnar Strömblad, Konzerndirektor Schweden
  • Sverre Munck, Konzerndirektor International
  • Trond Berger, CFO, Konzerndirektor Ökonomie und Finanzen
  • Terje Seljeseth, Schibsted Classified Media
  • Camilla Jarlsby, Juristische Direktorin

Besitzverhältnisse: Aftenposten steht zu 100 Prozent im Eigentum der Aktiengesellschaft „Schibsted ASA“.

Geschichte und Profil

Norwegens erste gedruckte Zeitung erschien 1763 mit dem „Norske Intelligenz-Seddeler“, der handgeschriebene Nachrichtenbriefe oder unregelmässig herausgegebene Flugblätter ablöste. „Morgenbladet“ war 1819 Norwegens erste Tageszeitung, nachdem 1814 die Pressefreiheit eingeführt worden war. Doch treibende Kraft bei der Professionalisierung der norwegischen Presse war redaktionell wie technisch die 1860 von dem Buchdrucker Christian Schibsted gegründete „Aftenposten“. In den ersten Monaten erschien sie noch als „Christiania Adresseblad“, ab 1. Januar 1861 wurde der Name in „Aftenposten“ geändert.

Die Zeitung war zunächst ein unpolitisches Nachrichten- und Anzeigenblatt. Ab den 1880er Jahren bekam die Zeitung zunehmend ein konservatives politisches Profil, das sie seitdem beibehielt und sich selbst als „unabhängig konservativ“ charakterisiert. Ihren ersten Aufschwung erlebte die Zeitung im 19. Jahrhundert mit Christian Schibsteds Sohn und Erbe Amandus, der diese ab 1879 führte. Er war ein journalistisches Talent, blieb bis zu seinem Tode 1913 Chefredakteur und machte das Blatt mit aktuellen Nachrichten und Reportagen populär. Persönlichkeiten wie Edvard Grieg und Knut Hamsun wurden als Mitarbeiter gewonnen. Die Zeitung wurde zum führenden Anzeigenmedium in Oslo, was die wirtschaftliche Grundlage für ein anhaltendes Wachstum sicherte, das auch in den Jahren zwischen den Weltkriegen anhielt.

1885 hatte „Aftenposten“ eine Auflage von 6.500 Exemplaren und 56 Angestellte. Im gleichen Jahr wurde - als Reaktion auf einen entsprechenden Schachzug des Hauptkonkurrenten „Morgenbladet“ - der Herausgaberythmus geändert: Es erschienen von nun an zusätzlich eine Morgen- und eine Sonntagsausgabe. Letztere wurde allerdings 1919 eingestellt und erst 1990 wiederbelebt. Am 27.April 1886 wurde die Zeitung erstmals in einer Rotationspresse gedruckt. Ab 1889 erschien eine wöchentliche Ausgabe für ganz Norwegen, ab 1906 erschien diese dreimal wöchentlich unter dem Namen „Ukens Nytt“.

1910 lag die Auflage bereits bei 28.500, bis 1920 stieg sie auf 65.000 und lag 1939 bei 84.000 Exemplaren. Ab 1927 und bis zum Stopp aufgrund des Papiermangels 1944, erschien die Zeitung freitags mit der Wochenendbeilage „A-Magasinet“.

In den 1930er Jahren gehörte „Aftenposten“ zunächst zu den ersten Zeitungen, die vor den Gefahren Nazi-Deutschland gewarnt hatten. Im Laufe verlor sich diese kritische Haltung allerdings und es wurden vermehrt offen nazifreundliche Beiträge zu veröffentlicht. Nach der Besetzung Norwegens durch deutsche Truppen wurde die Zeitung 1940 in ein Organ der nazifreundlichen Partei „Nationale Sammlung“ unter Vidkum Quisling und der deutschen Besatzungsmacht umgewandelt. Die leitenden Posten wurden von der „Nationalen Sammlung“ mit – zumeist externen - Führungskräften besetzt. Das Blatt stand unter Zensur, alle Kommentare mussten täglich vorab dem norwegischen Reichskommissar Josef Terboven vorgelegt werden.

Ab 1944, in der Endphase des Krieges, wurden in der Redaktion von „Aftenposten gleichzeitig auch illegale Zeitungen der Widerstandsbewegung produziert und teilweise mit den Vertriebsautos von „Aftenposten“ auch verteilt. Einer der beiden Redakteure des Widerstandsblatts „London kl. 8“ arbeitete gleichzeitig als „Aftenposten“-Redakteur. In ihrer Ausgabe vom 7. Mai 1945, der letzten unter der Besatzungszeit, druckte „Aftenposten“ noch einen Nekrolog auf Adolf Hitler auf ihrer ersten Seite, verfasst von Knut Hamsun. Darin lobte dieser Hitler als „Krieger für die Menschheit“ und „Reformer höchsten Ranges“. 

Am 8. Mai 1945 erschien, gedruckt in den „Aftenposten“-Pressen, nach fünf Okkupationsjahren in Oslo erstmals erstmals wieder eine freie Zeitung. Sie trug den Namen „Oslo Posten“. Ab 14. Mai konnten alle norwegischen Zeitungen wieder unter ihrem eigenen Namen herauskommen, auch „Aftenposten“. Und es folgte eine teilweise erbitterte Debatte über deren „Quisling-Jahre“. „Nach dem Krieg konnte ich „Aftenposten“ nicht mehr sehen“, schrieb der Historiker Jens Arup Seip 1984. In mehreren Landesverratsprozessen wurden Redakteuren viele ihrer 1200 Leitartikel vorgehalten, die sie zwischen dem 13. September 1941 und dem 7. Mai 1945 verfasst hatten. In der Anklageschrift gegen einen Redakteur hieß es, er habe in dieser Zeit 400 Kommentare mit Propagandaelementen geschrieben, die „teilweise Deutschland und dem Nazi-Regime zum Vorteil gereichten“ und gegen die „gesetzmäßige norwegische Regierung“ gerichtet waren. Damit habe dieser dazu beigetragen, den Widerstandswillen der Norweger gegen die Besatzungsmacht zu schwächen.

Wirtschaftlich stand „Aftenposten“ aufgrund der Zusammenarbeit mit der deutschen Besatzungsmacht am Ende des 2. Weltkriegs gegenüber der Konkurrenz deutlich gestärkt da. Man hatte an umfassenden Aufträgen, wie dem Druck der „Deutschen Zeitung“, der Soldatenzeitung „Wacht im Norden“, sowie von Unterhaltungheften und Büchern verdient. Während den Kriegs- und Besatzungsjahren war die Auflage von „Aftenposten“ von 98.000 auf 147.000 gestiegen. Zeitweise gab es Wartelisten, weil die Auflage nicht so schnell erhöht werden konnte, wie die Abonnementenzahl anstieg.

Die während der fünfjährigen Besatzung verbotenen Zeitungen, wie beispielsweise das sozialdemokratische „Arbeiderbladet“, vor dem Krieg die zweitgrösste norwegische Zeitung, waren demgegenüber geschwächt und hatten große Anlaufschwierigkeiten, weil sie 1945 wieder bei Null beginnen mussten. Ein staatliches Zeitungskomitee schlug einen finanziellen Ausgleich zwischen den 45 Zeitungen vor, die während des Kriegs erscheinen durften und dadurch Gewinne machten, und den verbotenen Zeitungen. Da Erstere zu einer freiwilligen Regelung nicht bereit waren, wurde ein Schauprozess mit der in Oslo während des Kriegs erschienenen „Morgenposten“ geführt. Ziel war es, eine rechtliche Grundlage für die Beschlagnahmung von Einkünfte aus Kriegszeiten zu schaffen. Das Oberste Gericht urteilte 1948, dass der Reingewinn aus der Zeit, in denen das Blatt „propagandistische und strafbare” Artikel veröffentlicht hatte, eingezogen werden durfte. Es handelte sich um einen Betrag von 170.000 Kronen.

Die in Bezug auf Auflage und Umsatz wesentlich größere „Aftenposten“ verhandelte daraufhin eine Zahlung von 100.000 Kronen – bei einem geschätzten Reingewinn aus den Kriegsjahren von mehreren Millionen. Dieses Übereinkommen wurde vertraulich behandelt, die konkreten Zahlen wurden erst 1990 bekannt. Die von „Aftenposten“ mit einer Studie über die Geschichte der Zeitung in den  Besatzungsjahren beauftragte Historikerin Guri Hjeltnes schrieb 1997 zu diesem Thema: „Die Hölle wäre losgebrochen, wären diese Zahlen schon Ende der vierziger Jahre bekannt geworden.“ 

Ihre Stellung als auflagenstärkste Tageszeitung konnte „Aftenposten“ in den Nachkriegsjahren halten und sogar weiter ausbauen. 1966 übernahm der Schibsted-Verlag die 1945 gegründete, seit 1962 mit den „Aftenposten“-Pressen gedruckte und in finanzielle Schwierigkeiten geratene Tageszeitung „Verdens Gang“ im Ausgleich gegen offenstehende Druckereirechnungen. Als Boulevardzeitung „VG“ entwickelte diese sich unter Schibsted zu einem wirtschaftlich erfolgreichen Produkt, lief 1982 „Aftenposten“ den Rang als auflagenstärkste norwegische Zeitung ab und legte einen finanziellen Grundstein für die spätere weitere Expansion des Verlagshauses Schibsted. 

1988 wurde die privatgesellschaftlich verfasste „Aftenposten“ in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die sich seither im 100-prozentigen Eigentum der Aktiengesellschaft „Schibsted ASA“ befindet. Im September 2003 wurde ein Teil der Zeitung vom „Broadsheet“- ins Tabloidformat überführt. Seit 2. Januar 2005 erscheint die ganze Zeitung im Tabloidformat -  ein Format, in dem bereits seit 1997 die Nachmittagsausgabe „Aften“ erschienen war. Ebenfalls 2005 wurde das ab 1963 wieder erschienene, 1993 aber aus Kostengründen eingestellte Wochendmagazin „A-Magasinet“ relanciert.

Verlagsüberblick, Management und Geschäftsfelder

„Aftenposten“ erscheint seit ihrer Gründung im Verlag Schibsted. 1988 wurde der Verlag, der sich in Familienbesitz befindet, zu einer Aktiengesellschaft mit verschiedenen Tochtergesellschaften umgewandelt und 1992 börsennotiert. Kjell Aamot war seit 1989 Konzernchef und wurde 2009 von Rolv Erik Ryssdal abgelöst.

Der Schibsted-Verlag besitzt neben den grössten Zeitungen des Landes, „VG“ und „Aftenposten“, auch die nordnorwegische Zeitungsgruppe „Harstad Tidende“ zu 100 Prozent. Darüberhinaus hält der Konzern Anteile an den grössten norwegischen Regionalzeitungen „Adresseavisen“ (Trondheim), „Bergens Tidende“ (Bergen), „Stavanger Aftenblad“ (Stavanger) und „Fædrelandsvennen“ (Kristiansand). Die in Oslo erscheinende Gratiszeitung „Avis 1“ wurde 2005 nach sechs Jahren wieder eingestellt.

Schibsted will eines der führenden europäischen Medienhäuser werden. Schwerpunktländer sind Norwegen und Schweden, daneben engagiert sich der Verlag in neun weiteren Ländern. In Schweden kaufte der Konzern 1996 die sozialdemokratisch orientierte Boulevardzeitung „Aftonbladet“ und zwei Jahre später die ebenfalls in Stockholm erscheinende konservativ orientierte Qualitätszeitung „Svenska Dagbladet“. In mehreren europäischen Ländern, so Frankreich, Spanien und der Schweiz (allerdings nur bis 2005) ging man ab 1999 mit der Gratis-Tageszeitung „20 Minutter“ („20 Minuten“) auf den Markt. In St. Petersburg kaufte Schibsted 2006 die Gratiswochenzeitung „Moj rajon“ und lancierte im gleichen Jahr eine ähnliche Zeitung in Moskau. Mit „Eesti Meedia“ besitzt der Verlag die grösste Mediengesellschaft Estlands, die neben den Tageszeitungen „Postimees“ und „SL Õhtuleht“ mehrere Lokalzeitungen herausgibt und mit „Kroonpress“ die grösste Druckerei des Landes betreibt. In Litauen kaufte Schibsted 2005 die Tageszeitung „L.T.“ und gibt in drei Städten Gratiszeitungen heraus.

Ein zeitweiliges Engagement im kommerziellen TV-Sektor beendete Schibsted 2006 wieder und verkaufte in diesem Jahr sowohl seinen Anteil am norwegischen Fernsehsender TV 2 wie den 27-prozentigen Anteil an TV 4, Schwedens größtem kommerziellen TV-Kanal. Schibsted blieb allerdings Mehrheiteigentümer an der Film- und TV-Produktionsgesellschaft Metronome mit Tochtergesellschaften in Schweden, Norwegen, Dänemark und Finnland.

Weitere Aktivitäten auf verschiedenen Medienmärkten (Zeitungen, Fernsehen, Film, Radio, Online, Büchern und Magazinen) gibt es außerdem in Dänemark, Finnland, Lettland, Österreich, Italien Belgien, Portugal, Slovenien, Singapore, Malaysia, den Philippinen und vier lateinamerikanischen Ländern.

Die in Olso erscheinenden Schibsted-Zeitungen „Aftenposten“ und „VG“ werden in der „Schibsted Trykk AS“ in Nydalen produziert, Norwegens grösster Zeitungsdruckerei. Diese steht zu je 40 Prozent im Eigentum von „Aftenposten“ und „VG“, zu 20 Prozent im Konzerneigentum von „Schibsted ASA“. „Aftenposten“ verfügt über eine eigene Vertriebsgesellschaft, „Aftenposten Distribusjon AS“ mit rund 2500 Angestellten. Diese vertreibt auch die fünf übrigen in Oslo erscheinenden Tageszeitungen anderer Verlage, sowie im Grossraum Oslo weitere Lokalzeitungen, Wochenzeitungen und Fachzeitschriften. Ausserdem werden für externe Kunden Reklamedrucksachen verteilt.

Sowohl Schibsted wie „Aftenposten“ sind im Bereich der digitalen Medien aktiv und haben in den letzten Jahren ihre Online-Aktivitäten umfassend ausgebaut. In Europa hat sich Schibsted zu einem der größten Akteure im Bereich der Rubrikannoncierung im Internet entwickelt. Die Aktivitäten sind in der Tochtergesellschaft Schibsted Classified Media (SCM) zusammengefasst. Allgemeine Seiten für Rubrikanzeigen bzw. Spezialseiten für Stellenanzeigen oder Autohandel, sowie Telefon- und Adressuchdienste werden in Schweden, Spanien, Frankreich, Italien, Österreich, der Schweiz, Slovenien, Litauen, Malaysia, Argentinien, Venezuela, Mexico, Brasilien und Kolumbien betrieben. Weltweit hatte Schibsted 2009 8.100 Beschäftigte in 22 Ländern.

Neue Geschäftsmodelle

In der Gesellschaft „Media Norge ASA“ hat der Schibsted-Konzern die überregionale „Aftenposten“ plus die Ausgabe „Aften“ mit drei Regionalzeitungen, an denen man Beteiligungen hält - „Bergens Tidende“ (Bergen), „Fædrelandsvennen“ (Kristiansand) und „Stavanger Aftenblad“ (Stavanger) - unter einem Dach gesammelt. Als Begründung für diese Fusion wird die zu erwartende Veränderung der norwegischen Medienlandschaft, vor allem im Bereich der Printmedien, genannt. Außerdem verschärft sich die Konkurrenzsituation durch ausländische Akteure auf dem Online-Markt und branchenfremde Medieneigentümer. Die Zeitungen sollen als selbständige Einheiten erhalten bleiben, Schibsted ASA ist mit einem Anteil von 80 Prozent aber Mehrheitseigentümer.

Inwieweit neben einer technischen Zusammenarbeit und der Entwicklung gemeinsamer neuer Produkte auch eine engere redaktionelle Zusammenarbeit geplant ist, ist noch offen. Die norwegische Medienaufsichtsbehörde „Medietilsynet“ hatte 2007 zunächst die laut Pressegesetz erforderliche Genehmigung dieses Zusammenschlusses mit der Begründung verweigert, es werde ein marktbeherrschender Akteur geschaffen. Nach einem Klageverfahren wurde unter gewissen Auflagen im Februar 2008 die Bildung dieser Gesellschaft dann aber doch noch genehmigt. Die Gesellschaft wurde im Juni 2009 etabliert, eine ursprünglich vorgesehene Notierung an der Börse aber mit Hinweis auf die Finanzmarktsituation erst einmal ausgesetzt. Media Norge hat rund 2000 Beschäftigte. Konzernsitz ist Bergen, Konzernchef ist Didrik Munch. 

Internetpräsenz und Online-Performance

Auch wenn zwischen 1998 und 2008 die Zahl der Norweger, die täglich eine Zeitung lesen um 10 auf 79 Prozent sank, so sind die Norweger immer noch ein Volk von Zeitungslesern. Mit rund 600 verkauften Tageszeitungen pro Tausend Einwohnern - fast doppelt so viel wie in Dänemark – steht man weltweit an der Spitze. Dazu hat auch ein 1969 eingeführtes System staatlicher Pressesubventionen beigetragen. Noch 2008 hatte das Land mit vier Millionen Einwohnern rund 100 selbständige Zeitungstitel und trotz mehrheitlich sinkender Auflagen einen stabilen Printmarkt - was sich auch in der Verteilung der Werbegelder niederschlägt: Online-Werbung stand 2008 mit 10 Prozent an dritter Stelle aller Medien, während die gedruckten Zeitungen mit 37,3 Prozent noch klar führten.

„Aftenposten“ engagierte sich schon frühzeitig im Internet. Seit 1995 erscheint eine Onlineausgabe, zunächst mit ausgewählten Artikeln aus der gedruckten Zeitung, später als selbständiges Produkt. Zeitweise waren die Netzaktivitäten in der selbständigen Tochter „Aftenposten Multimedia AS“ ausgegliedert, seit 1. Januar 2008 sind sie aber wieder mit „Aftenposten AS“ fusioniert. Mit rund einer Million wöchentlichen Besuchern (1. Halbjahr 2009) gehört www.aftenposten.no zu den zehn meistbesuchten norwegischen Webbseiten. Unter den Medienseiten rangiert sie allerdings nur auf dem fünften Platz. Klar führend in der Besucherstatistik - mit über 3 Millionen Besuchern - ist der Onlineauftritt der ebenfalls zum Schibsted-Konzern gehörenden Boulevardzeitung www.vg.no. Von der Landesvereinigung der Medienunternehmen („Mediebedriftenes Landsforening „) wurde www.aftenposten.no zu „Årets nettsted 2008“ („Webseite des Jahres 2008“) gekürt. Die Begründung: Der Onlineauftritt kombiniere umfassende Nachrichten mit vielen nützlichen und verbraucherfreundlichen Diensten.

Zusammen mit „VG“ betreibt Aftenposten eine spezielle Seite für Wirtschafts- und Finanznachrichten, www.E24.no. Aftenposten ist darüberhinaus Teileigentümer an anderen Webbseiten des Schibsted-Konzerns, etwa an www.FINN.no, dem grössten norwegischen Online-Markt für Rubrikannoncen und eine der wirtschaftlich lohnendsten norwegischen Webbseiten. 

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Um einen seit mehreren Jahren anhaltenden negativen Auflagentrend zu stoppen, entschied Schibsted im Jahr 2004, „Aftenposten“ vom Broadsheet zum Tabloidformat schrumpfen zu lassen. Inhaltlich wurde vor allem die Berichterstattung über Servicethemen ausgebaut. Tatsächlich konnte man damit 2005 eine Auflagensteigerung von 3.000 Exemplaren verbuchen. Doch war dieser Effekt kurzfristig, ab 2006 setzte sich der Abwärtstrend weiter fort. Auf einem Markt allgemein sinkender Zeitungsauflagen in Norwegen konnte sich „Aftenposten“ allerdings noch vergleichsweise gut behaupten. Dennoch schrumpften die ökonomischen Ressourcen aufgrund von Problemen, die Schibsted mit anderen Verlagsprodukten bekam. Vor allem Verluste bei den Gratismedien des Verlags und ein geradezu dramatischer Verfall der Auflage der Boulevardzeitung „VG“ waren dafür verantwortlich. „VG“ verlor aufgrund der Konkurrenz durch digitale Medien zwischen 2002 und 2009 ein Viertel ihrer Auflage.

„Aftenposten“ reduzierte im gleichen Zeitraum die Zahl der Angestellten in mehreren Sparrunden um insgesamt 30 Prozent. 2008 und 2009 wurde ein weiterer Stellenabbau bis 2011 angekündigt, die Zahl der Beschäftigten soll um 140 auf rund 700 schrumpfen.

Gegenüber 2008 fiel die „Aftenposten“-Auflage bis zum 3. Quartal 2009 um rund 3 Prozent auf 242.000. Obwohl die Nachmittagsausgabe „Aften“ die Boulevardzeitung „Dagbladet“ auflagenmäßig überholen konnte und sich 2008 auf den dritten Platz landesweit schob, wurden deren Erscheinungstage ab Mai 2009 von fünf auf drei Wochentage gekürzt. Gleichzeitig lancierte „Aftenposten“ in der Morgenausgabe des Blattes eine neue „internationale“ Rubrik, in welcher die Auslandsberichterstattung in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und Lifestyle gebündelt wird. In Leserumfragen stand die internationale Berichterstattung ganz oben auf der Wunschliste.

Schibsted gilt unter Analysten als einer der am besten für die Zukunft gerüsteten skandinavischen Medienverlage. Nach konjunturbedingten Verlusten im 1. Quartal 2009 konnte man bereits im 3. Quartel 2009 wieder Gewinne verbuchen. Dafür war allerdings weniger der Printbereich, sondern der für Schibsted immer wichtiger gewordene Internetanzeigenmarkt verantwortlich. Konzernchef Ryssdal bezeichnete die Printmedien des Verlags in der Zukunft „als weiterhin wichtig, aber in ihrer relativen Bedeutung geringer“. Man müsse „Zeitungen billiger und effektiver produzieren“ und neben dieser „Erneuerung“ seiner Printmedien wolle der Konzern vor allem „online kräftig expandieren“.

 Anfang Dezember 2009 erhielt „Aftenposten“ mit Hilde Haugsgjerd die erste Chefredakteurin ihrer 150-jährigen Geschichte. In einem Wort an die Leser gab sie ihrer Überzeugung Ausdruck, dass „Aftenposten“ neben dem staatlichen Rundfunk und Fernsehen NRK die besten Vorraussetzungen habe, sich auf dem Medienmarkt mit seinen veränderten Verbrauchergewohnheiten behaupten zu können: „Auch in den kommenden Jahren wird es eine Bereitschaft geben, für Qualitätsjournalismus zu bezahlen.“ Doch um Erfolg zu haben, werde man das Produkt „Aftenposten“ weiterentwickeln müssen, was vor allem für den künftigen Online-Auftritt gelte.

Referenzen/Literatur