Länderporträt Spanien

Einwohner: 47,35 Mio. (2020)
Religionen: röm.-kath 94%, andere 6%
Größte Städte: Madrid (3,3 Mio), Barcelona (1,6 Mio), Valencia (0,79 Mio), Stand 2022
Regierungsform: Parlamentarische Monarchie mit Zweikammern-System, 17 autonome Regionen, zwei autonome Städte
Staatschef: König Juan Carlos (seit November 1975)
Regierungschef: Pedro Sánchez (PSOE, seit Juni 2018)
EU-Mitglied seit: 1986
Arbeitslosenrate: 13,33% (2021), 27,16% (2013)
Staatsverschuldung: 2021: 1,43 Billionen Euro; 2013: 1,026 Billionen Euro; 2007: 382,3 Milliarden Euro
Haushaltssaldo in Relation zum BIP: 2021: -7%; 2013: -5,8%; 2009: - 11,2; 2007: +1,2
Anteil am globalen BIP: 2021: 1,36%; 2012: 1,7%; 2002: 2,16%

Werbeausgaben insgesamt: 5,44 Milliarden Euro (2021)
Fernseh-Dauer pro Einwohner: 186 Minuten pro Tag (2022)
Größte Medien- und Telekommunikationskonzerne: Telefónica, Grupo PRISA, Unidad Editorial, Grupo Planeta, Grupo Vocento, Grupo Zeta, Grupo Godó, Mediaset.

Überblick

Im Zuge der allgemeinen Wirtschafts- und Finanzkrise war Spaniens Mediensystem über Jahre von Personalabbau, rückläufigen Umsätzen und Profiten, „Pressekrise“ und Regierungsinterventionen gekennzeichnet. Die Abhängigkeit der Medienunternehmen von Bankenkrediten und branchenfremden Investoren stieg in dieser Zeit drastisch an. Prinzipiell kann man am Beispiel Spanien analysieren, wie sehr sich das publizistische System in Zeiten umwälzender ökonomischer Krisen als abhängige Variable politischer und ökonomischer Strukturen erweist. Weltweit beachtet wurden die Entlassungen von Journalisten beim linksliberalen Prestigeblatt El Pais, wo 2012 rund 130 Reportern und Redakteuren gekündigt wurde – einem Drittel der journalistischen Belegschaft. Dies führte zu Streiks und öffentlichen Protesten des verbliebenen Personals. Der Mutter-Medienkonzern PRISA ist mit rund drei Milliarden Euro (netto) verschuldet. Im März 2010 war dort der Investmentfond Liberty um den deutsch-amerikanischen Finanzinvestor Nicolas Berggruen mit rund 650 Millionen Euro eingestiegen. Den Strukturwandel bei PRISA (weg vom traditionellen Journalismus, hin zu Pay-TV und Internetgeschäften) hatte der 68jährige Vorstandschef Juan Luis Cebrián (Jahresgehalt mit Boni: 13 Millionen Euro) so begründet: „Wer kein Twitter-Konto hat, hat hier nichts mehr verloren. Diejenigen über 50 haben nicht das berufliche Profil für das von uns angestrebte Zeitungsmodell“.

Erst im Laufe der 2010er-Jahre hat sich die ökonomische Situation der spanischen Medienlandschaft, nach zahlreichen Entlassungen und unternehmerischen Umstrukturierungen, wieder etwas erholen können. Der Medienmarkt hat sich in dieser Zeit drastisch verändert. Insbesondere der traditionelle Printmedienbereich, bestehend aus Zeitungen und Zeitschriften, hat mit rückläufigen Leserzahlen und schwindenden Anzeigenerlösen zu kämpfen gehabt. Viele Zeitungen sahen sich gezwungen, ihre Auflagen zu reduzieren oder sogar gänzlich den Betrieb einzustellen. Die fortschreitende Digitalisierung hat eine entscheidende Rolle in dieser Entwicklung gespielt. Online-Medien, darunter Nachrichtenwebsites und soziale Medien, haben an Bedeutung gewonnen und traditionelle Medienhäuser haben versucht, ihre Präsenz im digitalen Raum zu stärken, um eine jüngere Zielgruppe anzusprechen.

Im Zuge dessen kam es zu Konsolidierungen und Fusionen, sowohl innerhalb traditioneller Medienunternehmen als auch zwischen digitalen Medienanbietern. Eine mögliche Fusion zwischen den großen privaten Fernsehsendern Mediaset España und Atresmedia wurde erwogen, um Kosten zu senken. Prisa, ein führendes Medienunternehmen, das "El País" besitzt, stand aufgrund finanzieller Schwierigkeiten im Fokus von Spekulationen über Partnerschaften oder Verkäufe. Während traditionelle Fusionen begrenzt waren, haben viele Unternehmen ihre Präsenz im digitalen Raum verstärkt, um den sich ändernden Medientrends gerecht zu werden.

Die finanzielle Situation wurde weiter durch den Rückgang der Werbeeinnahmen beeinträchtigt. Wirtschaftliche Unsicherheiten während der Wirtschaftskrise und insbesondere der COVID-19-Pandemie führten zu Kürzungen von Werbebudgets, was sich negativ auf die Einnahmen der Medienbranche auswirkte. Insbesondere kleinere Medienunternehmen sind mittlerweile auf staatliche Unterstützung angewiesen, um ihre wirtschaftliche Existenz aufrechterhalten zu können. Diese Abhängigkeit von staatlichen Subventionen ist jedoch politisch umstritten, da sie zu Fragen bezüglich der Unabhängigkeit der Medien führt.

Historische Grundlagen

Spanien wurde nach dem Ende der Ära des Diktators („El Caudillo“) Franco erst 1976 zur parlamentarischen Demokratie. Francisco Franco hatte nach dem  spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis zu seinem Tod 1975 regiert und die Massenmedien nach Art der Faschismen in Deutschland und Italien kontrolliert (Beschlagnahme republikanischer Zeitungen, Zensur, zentrales Berufsregister für Journalisten, Standesgerichte der Presse). Allerdings wurden 70% der Tageszeitungen in privater Hand (konservative Verlegerfamilien, katholische Kirche) belassen. So existieren Blätter wie La Vanguardia (Organ des katalanischen Bürgertums, seit 1881 in Händen der Unternehmerfamilie Godo) oder die monarchistischen Zeitungen ABC oder La Razón noch heute. Auch im Hörfunk ließ die Franco-Administration neben dem staatlichen „Radio Nacional de Espana“ einige private Sender für Unternehmen und gesellschaftliche Gruppen zu, die mit den Franquisten paktierten. „Television Espanola“, vom Franco-Informationsministerium kontrolliert, nahm 1956 seinen regelmäßigen Sendebetrieb auf, von 1959 an wurde dort unter dem Einfluss von US-Beratern auch kommerzielle Fernsehwerbung zugelassen.

Zu den Hauptakteuren der Transformation publizistischer Medien und ihrer Regulierung in der Franco-Ära gehörte der „ewige“ Manuel Fraga Iribarne (1922 – 2012), der von 1962 bis 1969 als spanischer Tourismus- und Informationsminister amtierte. 1966 entstand unter Fragas Patronat ein neues Informationsgesetz mit gewissen (Schein-)Liberalisierungen; allerdings wurde noch 1968 die dem Opus Dei gehörende Zeitung Madrid verboten, nachdem sie im Mai jenes Jahres dem französischen Staatschef de Gaulle in einem Kommentar den „rechtzeitigen“ Rücktritt empfohlen hatte – was durchaus auch auf Franco bezogen werden konnte. Fraga, der von 1989 – 2005 noch als Regierungschef der Autonomen Regien Galicien vorstand,  und andere Strategen der modernisierten Franquismus hatten Ende der 1960er Jahre indes begriffen, dass sich Francos Diktatur im Abschwung befand und sich Spanien früher oder später in eine europäische Demokratisierung einzuordnen hätte. In der berühmten Epoche der „Transicion“, dem weitgehend unblutigen Übergang von der Franco-Herrschaft zur parlamentarischen Demokratie, erwarb Fraga sogar Anteile an „El Pais“, dem neu zu gründenden Flaggschiff der liberalen Presse (von Fraga und seinen Freunden ursprünglich als rechtsliberales Intelligenzblatt begriffen). Mit „El Pais“ und „Diario 16“ kam es nach Francos Tod zu erfolgreichen publizistischen Neugründungen der liberalen Mitte, wobei sich „El Pais“ zu einem Hausblatt der spanischen Sozialdemokratie entwickeln sollte (politisch vergleichbar mit der Frankfurter Rundschau in der Bundesrepublik Deutschland). Die große publizistische Stunde von „El Pais“ kam, als das Blatt während des Putsches durch die Gruppe um den Guardia-Civil-Obersten Antonio Tejero 1981 mit einer Sondernummer die demokratische Verfassung verteidigte, noch bevor sich König Juan Carlos in einer Fernsehansprache gegen die Putschisten wandte.

„El Pais“ stellt einen spanischen Medienmythos für sich dar, vor allem in der internationalen Beachtung, wogegen häufig vergessen wird, dass die Mehrheit der spanischen Tageszeitungen (neben einer ausgeprägten Sport- und Wirtschaftspresse) eher nach rechts tendiert. Bei der (Teil-)Privatisierung des spanischen Rundfunks (Fernsehen/ Radio) und der Zulassung neuer kommerzieller Sender kamen unter den Regierungen Felipe Gonzalés (PSOE, 1982 – 1996), José Maria Aznar (PP, 1996 – 2004) und José Luis Zapatero (PSOE, 2004 – 2011) im wesentlichen politisch befreundete Medienkonzerne zum Zuge. So unterstützte Gonzales die Expansionsbestrebungen von Canal Plus, der Fraga-Zögling Aznar diejenigen von Silvio Berlusconis Mediaset unter Nutzung der finanzkräftigen, gerade privatisierten Telefónica. Heute (2012) hat Berlusconis Sendergruppe (Mediaset Espana, u.a. Telecinco und Cuatro, Minderheitsbeteiligung von PRISA) mit insgesamt 28,4 % Marktanteil die Pole-Position im spanischen Fernsehmarkt inne, gefolgt von der Antena-3-Gruppe (Antena 3, La Sexta), dominiert von RTL-Bertelsmann bzw. Grupo Planeta mit 28,2%, dann mit deutlichem Abstand die öffentlich-rechtliche CRTVE-Gruppe (16,5), Vocento (4,4%) und Unidad Editorial (3,8%).

Medienunternehmen und -konzerne

Der mit weitem Abstand führende Kommunikationskonzern Spaniens ist Telefónica S.A. mit einem Gesamtumsatz von 53,67 Milliarden USD (2023). Das global agierende Unternehmen mit Töchtern u.a. in Deutschland (O2), Großbritannien, USA, Süd- und Mittelamerika, Kanada und China beschäftigt rund 130.000 Mitarbeiter und entstand aus der 1979 teilprivatisierten staatlichen Compania Telefónica des Espana (gegründet 1924). Wesentliche Shareholder von Telefónica sind spanische Banken. Das Beteiligungskapital und die technische Infrastruktur von Telefónica wurde für die kommerzielle Öffnung des spanischen Fernsehmarktes genutzt; bis 2007 hielt das Unternehmen auch einen 75%-Anteil am ursprünglich niederländischen TV-Produktionsunternehmen Endemol, bis auch dieses im Medienimperium von Silvio Berlusconi landete. Telefónica ist als Sponsor ausgiebig im Motor- und Radsport und im Fußballgeschäft (Real Zaragoza, Valencia FC) aktiv. Aufgrund seiner Monopolstellung im spanischen Telekommunikationsmarkt wurde der Konzern von der EU-Kommission häufiger mit Antitrust-Strafen belegt. Telefónica-CEO Cesar Alierta verkündete 2010 in Sachen „Netzneutralität“ die Absicht, Google und andere Aggregatoren für die Nutzung von der Telefónica-Infrastruktur zur Kasse bitten zu wollen, und darüber hinaus neue eigene Inhalte-Strategien zu entwickeln. Das zuvor von Telefónica und PRISA gemeinsam geführte Pay-TV-Unternehmen Sogecable wurde 2008 von PRISA übernommen und inzwischen auch in PRISA TV umfirmiert.

Bei den spanischen Medienkonzernen im engeren (publizistischen) Sinn dominiert PRISA mit einem Umsatz von 6,8 Mrd. USD (2020), laut Eigenbeschreibung „the world’s leading Spanish and Portuguese language media group in the fields of education, information and news, and entertainment, thanks to its multi-channel offer of high-quality products.” Prisa betreibt neben dem Flaggschiff El Pais ebenfalls die Sporttageszeitung As, das Wirtschaftsblatt Cinco Días sowie diverse Radiostationen (Cadena Ser, 40 Principales. Cadena Dial, Máxima FM, Radio Olé y M80). Außerdem im Portfolio befinden sich die Verlage Alfaguara, Grupo Santillana, Taurus und Aguilar y Suma.

In den vergangenen zehn Jahren hat der Zeitungsmarkt in Spanien eine spürbare Metamorphose erlebt, vor allem bedingt durch die digitale Transformation und das veränderte Mediennutzungsverhalten der Menschen. El Pais, nach wie vor die dominierende Tagezeitung, hatte in den vergangenen Jahren mit einem starken Rückgang der Auflagen auf dem Printmarkt zu kämpfen. Verkaufte man im Jahr 2015 noch durchschnittlich über 221.000 Ausgaben pro Auflage, waren es 2020 nur noch rund 80.000. Mit mehr als 350 Millionen Seitenaufrufen weltweit und über 250.000 digitalen Abonnenten, ist man auf dem Online-Markt hingegen mittlerweile stark vertreten. Dem Zug der Unternehmenspolitik zu mehr Engagement im audiovisuellen Markt und im Metamedium Internet entsprechend, startete der Konzern 2013 El Pais-TV. 1972 in der spanischen Transicion u.a. von José Ortega Spotorno, einem der Söhne des Philosophen Ortega y Gasset gegründet, befindet sich PRISA heute unter der Kontrolle internationaler Investoren wie Nicolas Berggruen oder Carlos Slim Helú. Als lukrativste Märkte bzw. Zielgruppen gelten Lateinamerika und die Hispanics in den USA, nicht so sehr Spanien selbst. So trägt El Pais seit einiger Zeit den Untertitel: „El Periódico Global En Espanol“. Auf den Anzeigenmärkten in Spanien und Portugal zeichnet sich nach Angaben des Unternehmens eine Erholung ab. Zu Prisa gehört neben den Verlagen Santillana und Alfaguara, dem Radiosender SER, "El País" und Canal Plus auch das portugiesische Medienunternehmen Media Capital. Der Konzern ist in 22 Ländern aktiv.

Abb. I: Führende Tageszeitungen nach bezahlten Auflagen in Spanien 2020

Mit 1,46 Mrd. USD Umsatz (2020) und 6.429 Mitarbeitern (2020) gehört auch die Grupo Planeta mit Sitz in Barcelona zu den größeren europäischen Medienkonzernen. 1949 als Editorial Planeta gegründet, gibt sie unter der Unternehmensführung von José Manuel Lara Bosch (dem Sohn des Gründers José Lara Hernandez) unter anderem die konservative überregionale Zeitung La Razón heraus,  ist zusammen mit Atresmedia-Gruppe maßgeblich an der TV-Senderkette Antena 3 sowie an Onda Cero im Hörfunk beteiligt und betreibt zahlreiche Buchverlage. Das 2007 entstandene Konglomerat Unidad Editorial ist ebenso von immenser Bedeutung. Hervorgegangen aus der Fusion von Grupo Récoletos und Uniedisa, gibt der Konzern (Umsatz 2021: 536 Mrd. USD) u. a. die überregionale Zeitung El Mundo, die Sportzeitung Marca (verbunden mit dem gleichnamigen Sportradio-Sender) und das Wirtschaftsblatt  Expansión heraus. Der Konzern wird zu 96% (Aktienbesitz) von der italienischen RCS-Gruppe kontrolliert.

Weitere beachtenswerte Medienunternehmen sind die Grupo Vocento (Madrid), welcher mitunter die überregionale Tageszeitung ABC herausgibt sowie die in Barcelona beheimatete Grupo Godó, 1998 von der Godó-Familie gegründet. Godó kontrolliert u. a. die Zeitungen La Vanguardia (gegründet 1981) und El Mundo Deportivo (erstmals 1906 erschienen). Darüber hinaus ist das Verlagshaus Prensa Ibérica für diverse regionale Zeitungen bekannt und hat sich darauf fokussiert, lokale Nachrichten und Geschichten hervorzuheben. Das von Javier Moll 1984 gegründete Unternehmen hat seinen Ursprung im Jahr 1978 mit der Gründung von Prensa Canaria, dem Herausgeber der Morgenzeitung La Provincia und der Abendzeitung Diario de Las Palmas.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk RTVE stand im Rahmen der Finanzkrise lange dem Bankrott nahe, hat sich in einem krisenhaften Umstrukturierungsprozess jedoch stabilisieren können. Die Umstrukturierungen waren jedoch durchaus umstritten – so brachte die amtierende konservative Regierung Rajoy eine Gesetzesänderung durch, nach der die Besetzung von Führungspositionen bei RTVE nicht mehr mit einer Zweidrittelmehrheit, sondern nur noch mit einfacher Mehrheit bestätigt werden muss. In der Amtszeit von Leopoldo Gonzáles-Echenique als RTVE-Präsidenten (Juni 2012 – September 2014) mussten einige prominente Journalisten und Moderatoren gehen; Javier Gallego, Moderator der kritischen Radioshow „Carne cruda“ sprach von einer „Säuberung“ und die European Broadcasting Union prangerte die mangelnde Unabhängigkeit an. Beim öffentlich-rechtlichen Regionalsender Telemadrid erhielten Anfang 2012 vor der geplanten Privatisierung von bisher 1170 Beschäftigten 861 die Kündigung; ähnlich bei RTVV in Valencia (700 Entlassungen). Die ehemalige Präsidentin der Regionalregierung von Madrid, Esperanza Aguirre, hatte klargestellt: „Ich glaube nicht an öffentlich-rechtliche Medien“, bevor sie im Herbst 2012 nach Bau- und Bespitzelungsaffären selbst gehen musste.

Der öffentlich-rechtliche Fernsehsektor in Spanien besteht aus den Sendern La 1, La 2, Teledeporte, Canal 24 horas und dem Kinderkanal Clan. Mit TVE Internacional verfügt der öffentlich-rechtliche Rundfunk zudem über einen internationalen Fernsehsender, der weltweit Inhalte überträgt. Auf dem Hörfunkmartk ist RTVE über die Radiogruppe Radio Nacional de España (RNE) aktiv, zu der die sechs Sender Radio Nacional, Radio 2, Radio 3, Radio 4, Radio 5 und Radio Exterior gehören. Auch wenn die privaten Konzerne im Rundfunksektor in Bezug auf die Reichweite erfolgreicher sind, sind dennoch mehrere öffentlich-rechtliche Kanäle unter den meistgesehenen Fernsehsendern bzw. meistgehörten Radiostationen in Spanien vertreten (siehe Tab. I und Abb. II).

Tab. I: Die meistgesehenen Fernsehsender in Spanien, Dezember 2021

Rang

Fernsehsender

Mutterkonzern

Marktanteil (in %)

1.

Antena 3

Atresmedia

13,8

2.

Telecinco

Mediaset España

13,2

3.

La 1

Televisión Española

9,0

4.

La Sexta

Atresmedia

6,4

5.

Cuatro

Mediaset España

5,1

6.

La 2

Televisión Española

3,1

7.

FDF

Mediaset España

2,5

8.

Nova

Atresmedia

2,3

9.

Energy

Mediaset España

2,2

10.

Trece

Conferencia Episcopal Española

2,1

Quelle: Barlovento Comunicación (2022)

Abb. II: Hörer der größten Radiostationen in Spanien zwischen September und Dezember 2022 (in Mio.)

Internet

Wie in vielen anderen europäischen Staaten ist der Anteil der Internetuser in Spanien in der vergangenen Dekade stark gestiegen. Der Anteil der Haushalte mit Internetanschluss lag 2022 bei 93 Prozent. Knapp 94 Prozent der Spanier nutzten 2022 das Internet, 2012 sind es noch rund 70 Prozent gewesen. Damit war der Internetnutzeranteil im Vergleich zu anderen Ländern in Europa schon damals relativ hoch.

Laut Analysediensten dominieren große amerikanische Online-Dienste die Liste der in Spanien am meisten aufgerufenen Webseiten. Google, YouTube, Facebook und Twitter teilen sich die vorderen Plätze. Allerdings sind auch einige spanische Medienkonzerne vertreten. So belegt etwa das Online-Portal der Sportzeitung Marca der RCS MediaGroup den fünften Platz. Mit El Mundo ist auch die zweitgrößte spanische Tageszeitung in den Top 10 der meistaufgerufenen Internetseiten Spaniens vertreten (Rang 8).

Tab. II: Die meistaufgerufenen Internetseiten in Spanien, Juli 2023

Rang

Internetseite

Beschreibung

Mutterkonzern

1.

Google.com

Suchmaschine

Alphabet Inc.

2.

YouTube.com

Videoportal

Alphabet Inc.

3.

Facebook.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

4.

Twitter.com

Soziales Netzwerk

X Corp.

5.

Marca.com

Sport-Nachrichten

RCS MediaGroup S.p.A.

6.

Google.es

Suchmaschine

Alphabet Inc.

7.

Instagram.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

8.

Elmundo.es

Nachrichten

Unidad Editorial S.A.

9.

Amazon.es

E-Commerce

Amazon.com, Inc.

10.

As.com

Sport-Nachrichten

Grupo PRISA

Quelle: Similarweb.com

Medienregulierung

In Spanien gibt es aufgrund der ausgesprägten Autonomiestatute keine zentrale Medienregulierungs-Institution. Es existieren Regionalbehören wie der Consell de l’Audiovisual de Catalunya und der Consejo Audiovisual de Andalucia (dort 40 Mitarbeiter in drei Abteilungen). Diese sind unter anderem für die Vergabe von regionalen Fernseh- und Hörfunklizenzen zuständig. 2008 hat eine iberische Konferenz der Regulierungsbehörden (CICA) konstituiert, der auch die entsprechenden Behörden aus Portugal (ERC) und Andorra angehören. In einer Erklärung vom Februar 2012 betonte die Konferenz in einer öffentlichen Erklärung die notwendige Unabhängigkeit solcher Behörden von politischen Einflüssen gerade in Zeiten der ökonomischen Krise.

Bereits im Jahr 2010 trat das Audiovisuelles Kommunikationsgesetz (Ley General de Comunicación Audiovisual, LGCA) in Kraft. Das LGCA legt die Regulierung von audiovisuellen Medien, einschließlich Fernsehen und Radio, in Spanien fest. Es zielt darauf ab, Medienpluralismus und -vielfalt zu fördern, den Zugang zu audiovisuellen Inhalten zu gewährleisten und die Rechte der Nutzer zu schützen.

Die Immobilien-, Banken- und Wirtschaftskrise sowie die Korruptionsverwürfe haben in weiten Teilen der spanischen Bevölkerung nicht nur zu anhaltenden öffentlichen Protesten gegen „La Moncloa“ (den Sitz des spanischen Ministerpräsidenten) geführt, also das gegen das Kabinett Rajoy, sondern auch einen rasanten Vertrauensverlust im Hinblick auf die beiden großen etablierten Parteien, das Königshaus und die EU hervorgerufen. Paradoxerweise hat dies zuletzt in gewisser Weise zu einer Rückbesinnung der spanischen Presse auf ihre Kritik- und Recherchefunktionen geführt. So klagt Mariano Rajoys PP zu Zeit wegen der Veröffentlichung nicht verifizierter Dokumente nicht nur gegen „El Pais“, sondern auch gegen die Zeitung „El Mundo“.

Quellen/Literatur

Diskussion

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José Priego, 13.01.2014 - 15:21
Der Zustand der (noch jungen!) spanischen Presse- und Medienfreiheit im Zeitalter neoliberaler Krisendoktrin: Im ROG-Ranking hinter El Salvador und Niger, die Nähe des Mediensektors zum Kredit- und Baugewerbe, und der massive Abbau von Redaktionen..einige von vielen Entwicklungen, die nicht gerade dazu beitragen, den Qualtitäts- und demokratischen Funktionsverlust der spanischen Medien entgegenzuwirken und vor allem das Vertrauen der Gesellschaft in die Medienbranche wiederherzustellen.