Länderporträt Norwegen

Einwohner: 5,43 Mio. (Januar 2022)
Haushalte: 2,6 Mio. (2021)
Durchschn. Haushaltsgröße: 2,1 Personen (2021)
Religionen: evangelisch-lutherisch (68,7%), muslimisch (3,4%), römisch-katholisch (3,1%), andere christliche Konfessionen (3,7%), Stand 2019
Größte Stadt: Oslo (699.827, 2021)
Regierungsform: parlamentarische Monarchie
Staatschef: König Harald V. (seit 1991)
Regierungschef: Jonas Gahr Støre (Sozialdemokraten, seit 2021)
Arbeitslosenrate: 3,2% (Mai 2022)
Staatsverschuldung: 43,16% des BIP (2021)
Bruttoinlandsprodukt: 482,4 Mrd. US-Dollar (2021)

Digitale Werbeausgaben: 1,47 Mrd. Euro (2022)
Fernseh-Dauer pro Einwohner: 109 Minuten (2020)
Größte Medien- und Telekommunikationskonzerne: Telenor, Schibsted, NRK, Amedia, Gylendal Norsk Forlag, Polaris Media, Cappelen Damm
Rundfunkgebühren: Die Gebühren werden seit 2020 durch eine einkommensabhängige Steuer finanziert, die maximal 1.700 NOK pro Jahr (ca. 160 Euro) beträgt.

Einführung

Norwegen ist laut dem Demokratieindex der britischen Zeitschrift „The Economist“ nicht nur der demokratischste Staat der Welt, sondern nach dem Index der menschlichen Entwicklung (HDI) der Vereinten Nationen auch eines der am höchsten entwickelten Länder. Viele Jahre führte Norwegen sogar beiden Indizes an, fiel beim HDI im Jahr 2021 jedoch hinter die Schweiz auf den zweiten Rang zurück. Das wohlhabende Land auf der skandinavischen Halbinsel verfügt über ein ausgeprägtes Sozialsystem, welches häufig als eines der besten der Welt bezeichnet wird, sowie über eine im Verhältnis zur Einwohnerzahl starke Wirtschaftsleistung.

Insbesondere die Erdgasindustrie ist für die norwegische Wirtschaft von enormer Bedeutung. 2019 entfielen 47 Prozent aller norwegischen Exporte auf Erdgas, die Einnahmen aus den Exporten betrugen 424 Milliarden NOK. Zugleich erwirtschaftete die Branche etwa 25 Prozent des norwegischen BIP. Mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine 2022, ist die Rolle Norwegens als Gas-, aber auch als Öl-Exporteur noch bedeutender geworden.

Auch wenn Norwegen kein Mitglied der Europäischen Union ist, ein möglicher Beitritt wurde in zwei Volksentscheiden abgelehnt, ist das Land nicht nur aufgrund seiner geografischen Lage, sondern auch durch den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), an dem es als Mitglied der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) teilnimmt sowie durch die Beteiligung am Schengen-Raum sehr eng mit der EU verbunden.

In einem der flächengrößten Länder Europas, in dem aufgrund der zugleich geringen Bevölkerungsdichte viele Regionen abgelegen und weit entfernt von den Metropolen liegen, scheinen Medien eine wichtige Rolle einzunehmen. Jedoch hat sich die Medienlandschaft in Norwegen im Zuge der Digitalisierung seit den 2000er-Jahren enorm gewandelt. Der Rundfunk wurde vollständig digitalisiert. Nachdem bereits 2008 die Digitalisierung des Fernsehens vollzogen worden ist, hatte Norwegen 2018 als erstes Land weltweit den Umstieg von UKW auf DAB+ vollständig abgeschlossen. Im gleichen Zeitraum sind die Auflagen von Print-Zeitungen immer weiter zurück gegangen und die Rolle von Online-Medien wurde zugleich immer bedeutender. Die Medienpolitik Norwegens hat sich in dieser Zeit jedoch stets als anpassungsfähig erwiesen und scheute auch nicht vor der Durchführung weitgehender Reformierungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Zeitung

Norwegen galt lange Zeit als das Land der Zeitungsleser. Die Nutzungs- und Reichweitewerte der Print- und heute insbesondere der Online-Zeitungen sind in Norwegen traditionell hoch. Noch Anfang der 2000er-Jahre war Norwegen hinter Japan das Land mit den meisten Print-Zeitungslesern der Welt. Auch 2009 lag der Anteil der täglichen Zeitungsleser in Print-Form mit 65 Prozent noch immer bei einem Spitzenwert. Als sich das Internet und vor allem das Smartphone jedoch zunehmend etablierten, ging der Anteil der täglichen Print-Zeitungsleser rapide zurück und fiel bereits im Jahr 2014 auf unter 50 Prozent. Sieben Jahre später, im Jahr 2021 lasen nur noch 22 Prozent der Norweger täglich eine Zeitung in Print-Form.

Abb. I: Anteil der täglichen Print-Zeitungsleser in Norwegen 2009 bis 2021

Dass heute ein Großteil der Norweger zum Smartphone, Tablet etc. statt zur Print-Zeitung greift, zeigt der zunehmende Anteil der täglichen Konsumenten von Online-Zeitungen. Dieser ist über die Jahre hinweg fast kontinuierlich auf knapp 60 Prozent im Jahr 2021 angestiegen. Viele Norweger sind also auch heute noch fleißige Zeitungsleser, wenn auch mittlerweile in digitaler Form. Ein Vergleich der beiden Statistiken zeigt jedoch auch, dass die früheren Anteile der täglichen Print-Zeitungsleser von den neuen Online-Zeitungen bisher nicht vollständig erreicht werden konnten. Die zunehmende Vielfalt des Nachrichtenkonsums über die Online-Medien hat die Relevanz der Tageszeitungen (sowohl Online als auch Print) allgemein zurückgedrängt. Ein Effekt, welcher sich in der Generationensukzession zunehmend verstärkt: Während der Zeitungskonsum bei älteren Bevölkerungsgruppen ungehemmt hoch ist, geht er in den jüngeren Bevölkerungsgruppen zunehmend zurück.

Abb. II: Anteil der täglichen Online-Zeitungsleser in Norwegen 2009 bis 2021

Bedeutendster Herausgeber von Tageszeitungen in Norwegen ist der Schibsted-Verlag mit Sitz in Oslo. Der Medienkonzern ist in insgesamt 29 Ländern aktiv, vorwiegend in Schweden und Norwegen. Mit den Tageszeitungen Aftenposten (336.000) und Verdens Gang (206.000) publiziert der Schibsted-Verlag die beiden auflagestärksten Tageszeitungen des Landes (Stand 2021) und macht das Rennen um die bedeutendste Tageszeitung somit unter sich aus. Nachdem Verdens Gang (VG) von 1981 an fast 30 Jahre lang die auflagenstärkste norwegische Tageszeitung gewesen ist, wurde sie von Aftenposten im Jahr 2010 überholt, welche diese Statistik seit jeher deutlich anführt.

Während Aftenposten als traditionell-konservative Abendzeitung angesehen wird, gilt Verdens Gang als Boulevardzeitung, welche in Bezug auf Inhalt und Layout am ehesten mit dem deutschen Boulevardblatt Bild gleichgesetzt werden kann. Aber auch das Finanz- und Wirtschaftswesen ist durch die hier führende Tageszeitung Næringsliv (144.000) stark vertreten. Weitere auflagestarke norwegische Tageszeitungen sind das Dagbladet (128.000) vom Aller-Verlag sowie die linke Zeitung Klassekampen (113.000).

Rundfunk

Der Hörfunk in Norwegen wurde bereits ab 1924 von der privaten Gesellschaft Kringkastningselskapet A/S ausgestrahlt. Diese Gesellschaft war der Vorgänger der 1933 gegründeten, öffentlich-rechtlichen Rundfunkgesellschaft NRK (Norsk rikskringkasting), über welche im Jahr 1954 schließlich auch das Fernsehen an den Start ging. Der erste Fernsehkanal in Norwegen, NRK1, wurde 1960 unter dem Namen NRK offiziell gestartet, hatte aber bereits seit Beginn der Fernsehausstrahlung in Norwegen, 1954, regelmäßige Programme. Während der Radio-Konsum im Vergleich zu vielen anderen europäischen Staaten über dem Durchschnitt liegt, 2,9 Millionen Norweger (10+ Jahre) hören täglich Radio, ist die Fernseh-Dauer mit täglich 109 Minuten pro Einwohner vergleichsweise gering.

Bis in die späten 1980er-Jahre hatte NRK im Rundfunk eine Monopolstellung inne. Nachdem mit TVNorge bereits 1988 der erste werbefinanzierte TV-Sender startete, beschloss das norwegische Parlament 1990 einen landesweiten kommerziellen TV-Sender zuzulassen. 1992 wurde TV 2 somit der erste kommerzielle, frei empfangbare Fernsehkanal in Norwegen und ist heute der größte private Fernsehsender des Landes. TV 2 befindet sich im Besitz von Egmont Fonden und Schibsted, zwei zentralen Medienkonzernen in Norwegen. 1993 etablierte sich mit P4 Radio Hele Norge der Nordic Entertainment Group der heute größte private Radiosender. Mit einem Marktanteil von 24 Prozent und etwa einer Million täglicher Zuhörer, erreicht P4 weit mehr Menschen als der zweitgrößte, 2004 gegründete Privatsender Radio Norge.

Auch wenn NRK seine Monopolstellung durch die Etablierung des privaten Rundfunks verloren hat, dominiert die öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft noch heute Radio und Fernsehen und ist zugleich der drittgrößte Medienkonzern des Landes. So verfügt NRK heute über drei TV-Sender und 15 Radiokanäle, die landesweit senden. Der Radiosender NRK P1, der 1993 als direkter Nachfolger des ersten Radiosenders NRKs von 1933 startete, ist mit 1,9 Millionen täglichen Hörern mit weitem Abstand Norwegens beliebtester Radiosender. Obwohl die vollständige Umstellung auf DAB+ im Jahr 2018 Platz für eine riesige Sendervielfalt geschaffen hat, bleibt der Erfolg des norwegischen öffentlich-rechtlichen Radios bislang ungebremst.

Mit dem Fernsehsender NRK1 verfügt die öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft zudem über den mit Abstand größten Fernsehsender Norwegens. Mit einem Marktanteil von 35,9 Prozent bei den Zuschauern zwischen 10 und 79 Jahren im Jahr 2021, übersteigt er den Marktanteil des privaten und zweitgrößten Fernsehsenders TV 2 deutlich und konnte seinen Marktanteil in den vergangenen Jahren sogar erhöhen. Während NRK1 neben Nachrichten auf die Ausstrahlung norwegischer und vieler englischsprachiger Produktionen setzt, sendet der 1996 gegründete Sender NRK2 tagsüber nahezu nonstop Nachrichten und abends Debatten, Dokumentationen sowie Kultursendungen. Der dritte, 2007 gegründete Fernsehsender des öffentlich-rechtlichen Rundfunks NRK3/ Super dient als Unterhaltungssender für junge Erwachsene zwischen 12 und 29 Jahren. 2021 erreichten die drei öffentlich-rechtlichen Fernsehkanäle zusammen einen Marktanteil von 42,7 Prozent.

Tab. I: Marktanteile der norwegischen Fernsehsender unter den 10- bis 79-jährigen

Fernsehsender

Marktanteil (%)

2015

2016

2017

2018

2019

2020

2021

NRK1

31,8

30,7

32,8

30,5

31,9

35,7

35,9

TV 2

18,2

18,3

18,8

19,0

18,7

16,9

17,8

TVNorge

7,4

7,1

6,4

7,9

5,6

5,2

5,7

NRK2

5,2

5,3

5,1

5,0

5,3

5,1

5,2

TV 2 Nyhet

2,7

2,8

3,0

3,7

3,5

4,3

4,5

TV3

3,8

4,7

3,7

3,9

4,2

4,1

4,2

VOX

1,9

1,8

2,2

2,1

2,4

2,4

1,6

MAX

3,2

3,1

3,2

2,9

2,6

2,3

1,9

ViaSat 4

2,1

2,1

1,9

1,9

1,9

1,7

1,8

TV 2 Zebra

2,3

2,2

2,0

1,6

1,9

1,6

1,8

NRK3/ Super

3,4

3,0

2,9

2,4

2,2

1,9

1,6

FEM

2,2

2,0

1,9

2,0

2,1

1,9

1,5

Andere Kanäle

15,8

16,9

16,1

17,1

17,7

16,9

16,5

Quelle: medienorge.uib.no

Internet

In Bezug auf Internetnutzer-Erhebungen weist Norwegen im internationalen Vergleich regelmäßig hohe Werte auf. So betrug der tägliche Internetnutzeranteil unter den 9- bis 74-jährigen im Jahr 2021 nach Eurostat 95 Prozent, was verdeutlicht, dass sich das Internet in einem sehr breiten Teil der Bevölkerung bereits etabliert hat. Die Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen auch, dass das Potential an Internetnutzern in Norwegen im Laufe der 2010er-Jahre weitgehend ausgeschöpft wurde. Bereits 2019 nutzten 95 Prozent der 9- bis 74-jährigen täglich das Internet, was im Vergleich zu 2009 (79 Prozent) einer Erhöhung um 16 Prozentpunkte entspricht. 2005 nutzte lediglich jeder zweite Norweger in dieser Altersgruppe täglich das Internet.

Auch die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit ist in Norwegen vergleichsweise hoch. Mit einer Download-Geschwindigkeit von durchschnittlich 98,87 Mbit/Sekunde im Breitband-Internet des Festnetzes lag Norwegen 2022 im internationalen Vergleich auf dem 26. Platz. Die Upload-Rate lag bei 78,75 Mbit/Sekunde (Platz 19). Ebenso wird die Qualität des Internets, bestehend aus Signalschwankungen (Jitter) und Verzögerungen (Latenz), auf Platz 28 im internationalen Vergleich recht weit vorne eingeordnet. Einen besonders guten Wert erreicht Norwegen im Bereich des mobilen Internets. Mit einer Download-Geschwindigkeit von 106,91 Mbit/Sekunde belegte das Land 2022 weltweit den 4. Platz. Die Upload-Geschwindigkeit von rund 14,71 Mbit/Sekunde im mobilen Internet reichte für Platz 20. Mit bestehendem Internetzugang für 97 Prozent der Bevölkerung sowie einem Breitband-Internetzugang für über 90 Prozent der Bevölkerung, erreicht Norwegen hier im internationalen und auch im europäischen Vergleich sehr hohe Werte.

Die meistbesuchte Internetseite der Norweger im Jahr 2021 war die Internetsuchmaschine Google des US-amerikanischen Medienkonzerns Alphabet. Inc. (früher Google Inc.). Ebenso beliebte Internetseiten internationaler Konzerne waren das soziale Netzwerk Facebook (Rang 4), das Videoportal YouTube (Rang 6, ebenfalls Alphabet Inc.) sowie die Enzyklopädie Wikipedia (Rang 9). Das Online-Format der Tageszeitung Verdens Gang (VG) vom Schibsted-Verlag belegt im Ranking den zweiten Platz und unterstreicht die zunehmende Bedeutung von Online-Nachrichten in der norwegischen Bevölkerung. Zudem ist erkennbar, dass auch Radio- und Fernsehangebote in Norwegen zunehmend über das Internet konsumiert werden. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk NRK, welcher auf seiner Internetseite Nachrichten, Radio und Fernsehen anbietet, belegt im Ranking den dritten Platz. Ebenso erfährt der größte private Fernsehsender Norwegens, TV 2, eine hohe Resonanz (Platz 7).

Tab. II: Die meistbesuchten Internetseiten in Norwegen 2021

Rang

Internetseite

Beschreibung

Mutterkonzern

1.

Google.com

Suchmaschine

Alphabet Inc.

2.

VG.no

Nachrichten

Schibsted

3.

NRK.no

Rundfunk

NRK

4.

Facebook.com

Soziales Netzwerk

Meta Platforms, Inc.

5.

Dagbladet.no

Nachrichten

Aller

6.

YouTube.com

Videoportal

Alphabet Inc.

7.

TV2.no

Fernsehen

Vital, Schibsted, Egmont Fonden

8.

Finn.no

E-Commerce

Schibsted, Polaris Media

9.

Wikipedia.org

Enzyklopädie

Wikimedia Foundation

10.

Aid.no

Identitätsmanagement

Amedia

Quelle: Clement (2022)

Regulierung

Bis zur Digitalisierung von Fernsehen (2008) und Radio (2018) war für die terrestrische Verbreitung des Rundfunks eine Lizenz des Kulturministeriums (für nationale Dienste) bzw. der norwegischen Medienbehörde (für lokale Dienste) erforderlich. Kleinere lokale Radiosender, die noch bis 2022 auf UKW weitersenden durften, benötigten hierfür nach wie vor eine Lizenz der norwegischen Medienbehörde. Beim digitalen terrestrischen Fernseh- und Hörfunknetz sind es deren Eigentümer, die den Fernseh- und Radiosendern Zugang zum Netz gewähren. Das digitale Fernsehnetz wird vom Unternehmen Norges Televisjon (NTV) betrieben, das sich je zu einem Drittel im Besitz von NRK, TV 2 sowie Telenor befindet. Hingegen wird das digitale Hörfunknetz von Norkring AS betrieben. Norking AS ist wiederrum Eigentum der Mediengesellschaft Telenor.

Seit der Etablierung der privaten Rundfunkanstalten müssen sich diese an konkrete Vorschriften bezüglich der Ausstrahlung von Werbung halten (Stunden, Prozentsätze, Werbeunterbrechungen im Programm etc.). Die Vorschriften zum Ausmaß der Werbeausstrahlung wurden jedoch im Laufe der Zeit immer weiter liberalisiert. Hingegen ist in Norwegen auch heute noch jegliche Werbung mit politischen Botschaften sowie Werbung für Kinder unter 12 Jahren in Radio und Fernsehen verboten. Ausgenommen von dieser Regelung ist der Fernsehsender TV3 mit Sitz in Oslo, da er aus dem Vereinigten Königreich sendet, auch wenn sich sein Programm fast ausschließlich an norwegische Zuschauer richtet.

Die Radio- und Fernsehprogramme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind hingegen werbefrei. Lediglich im Internetangebot darf der NRK Werbung einblenden, ausgenommen sind jedoch auch hier die Angebote für Kinder unter 12 Jahren. Das Zeigen von Werbespots durch Sponsoren vor und nach den Fernsehsendungen ist ebenfalls erlaubt. Noch bis zum 30. Dezember 2008 sendete der NRK zudem Werbung über den Teletext. Nach einem Beschluss des norwegischen Parlaments musste diese jedoch entfernt werden.

Die norwegische Medienpolitik setzt sich stark für die Förderung von Zeitungen und Büchern ein. So sind diese von der Mehrwertsteuer befreit. Eine ähnliche Regelung für Zeitschriften und Journals ist ein ständiger Bestandteil medienpolitischer Debatten. Im Zuge der Digitalisierung konzentrierte sich diese Debatte in den 2010er-Jahren zunehmend auch auf jene digitale Medien, die ähnliche Inhalte publizieren wie die Print-Medien. Im Jahr 2016 gab das Finanzministerium schließlich bekannt, dass fortan auch elektronische Nachrichtendienste von der Mehrwertsteuer befreit sind.

Um darüber hinaus den lokalen Wettbewerb und die nationale Vielfalt zu erhalten, gibt es in Norwegen ein System zur Subventionierung von Zeitungen. Im Jahr 2022 beliefen sich die direkten Subventionen auf 389 Mio. NOK (ca. 39 Mio. €) und machten etwa zwei Prozent der Gesamteinnahmen der Zeitungen aus. Die Subventionen werden nach bestimmten Kriterien verteilt, um etwa überregionale Zeitungen und Zeitungen in Gebieten mit einem hohen lokalen Wettbewerb sowie kleinste Lokalzeitungen unterstützen zu können. Für Zeitungen, die sich auf die samische Sprache und die samische Bevölkerung konzentrieren, gibt es zudem gesonderte Subventionen. Die Kriterien für die Verteilung dieser Subventionen auf die Zeitungen werden ständig geprüft und umfangreich diskutiert.

Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Eigentumsfrage der Medien zu einem zunehmend wichtiger werdenden Thema in der norwegischen Medienpolitik geworden. In allen Medienbereichen (Radio, Fernsehen, Zeitungen etc.) gibt es starke Eigentumsverflechtungen. Es ist äußerst üblich, dass dieselben Medienkonzerne Macht über mehrere Medien ausüben. Ein Beispiel ist der private Medienkonzern Schibsted, dem zweitgrößten Medienkonzern des Landes. Schibsted gibt nicht nur die beiden größten Tageszeitungen Norwegens (Aftenposten und Verdens Gang) heraus, sondern ist etwa auch einer der Miteigentümer des Fernsehsenders TV2 sowie des E-Commerce-Portals Finn.no. Diese Verflechtungen der Medienkonzerne gehen sogar über die eigenen Landesgrenzen hinaus. Allgemein gibt es zwischen den Medienkonzernen in Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden starke Verflechtungen. Die dänischen Medienkonzerne Egmont Fonden und Aller sowie die schwedischen Kinnevik/MTG und Bonnier sind zentrale Eigentümer norwegischer Medien. Egmont Fonden ist seit 2008 in Norwegen sogar größer als in Dänemark, dem Hauptsitz des Konzerns. Auch der amerikanische Medienkonzern Discovery ist ein wichtiger Akteur auf dem norwegischen Fernsehmarkt. Die deutsche Bauer Media Group hält eine ähnliche Position im Hörfunksektor. Demgegenüber besitzt der norwegische Staat mit dem öffentlich-rechtlichen Medienkonzern NRK den drittgrößten Medienkonzern und ist Mehrheitsaktionär der Gesellschaft Telenor, die für Telekommunikation, Satelliten, Kabelnetze sowie die terrestrische Verbreitung des (zunächst analogen und später digitalen) Rundfunks zuständig ist und somit eine Gatekeeper-Rolle wahrnimmt.

Zur Regulierung von Eigentumsverflechtungen verabschiedete das norwegische Parlament bereits 1998 das Medieeierskapsloven (Medieneigentumsgesetz). Für die Implementierung des neuen Gesetzes wurde 1999 eine neue Behörde eingerichtet, die Eierskapstilsynet (Medieneigentumsbehörde), die in die Medietilsynet (Norwegische Medienbehörde) integriert wurde. Im Jahr 2016 wurde das Medieeierskapsloven (Medieneigentumsgesetz) schließlich wieder abgeschafft und die Regulierung von Medienverflechtungen wird fortan von der Konkurransetilsynet (Wettbewerbsaufsicht) überwacht.

Der staatliche öffentlich-rechtliche Rundfunk wird von einem breiten Teil der Bevölkerung als wichtiger Bestandteil für die Vielfalt des norwegischen Mediensystems angesehen. Dennoch entfachte in den 2010er Jahren eine medienpolitische Debatte über ein zeitgemäßes Finanzierungsmodell, um den Ansprüchen der modernen Mediennutzung gerecht zu werden. 2016 gab die damalige norwegische Regierung schließlich bekannt, entsprechende Änderungen des Finanzierungsmodells für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vornehmen zu wollen, die ab 2020 in Kraft treten sollen. Bisher wurde der NRK hauptsächlich über Rundfunkgebühren finanziert, die bei 3.039 NOK (ca. 306 Euro) pro Jahr und Haushalt lagen. 2019 beliefen sich die Einnahmen auf etwa 5,78 Milliarden NOK (ca. 580 Mio. Euro). Seit 2020 wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch Steuern finanziert, die durch eine Reduktion des Steuerfreibetrags erhoben werden und je nach Höhe des Einkommens auf bis zu 1.700 NOK pro Jahr (ca. 160 Euro) beziffert sind. Die Höhe der Finanzierung blieb somit in etwa gleich. Um ferner den veränderten Anforderungen an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerecht zu werden, wurden 2016 erste Umzugspläne in ein kleineres und moderneres Gebäude bekannt gegeben. Im Mai 2021 wurde schließlich bekannt gegeben, dass in Ensjø im Osten Oslos ein neues Hauptquartier errichtet werden soll.

Literatur

Clement, Jessica: Leading websites in Norway 2021, 2022.

Herlofsen, Ragnhild & Midthun, Thomas: Norway RAM Radiolytting 2021: Total electronic audio measurement, 2022.

MedieNorge: TV-kanalenes seertall per år, 2021.

MedieNorge: Pressestøtte, 2022.

Østbye, Helge & Aalberg, Toril: Media and politics in Norway. Communicating Politics: political communication in the Nordic countries, 2008, 83-102.

Østbye, Helge: Media Landscapes: Norway, 2022. 

Skogerbø, Eli: A History of Local Media in Norway: The Routledge Companion to Local Media and Journalism. Routledge, 2020, 54-62.

Skogerbø, Eli & Karlsen, Rune: Media and politics in Norway, 2021.

Watson, Amy: Share of population reading newspapers daily in Norway from 2009 to 2021, 2022a.

Watson, Amy: Population reading online newspapers daily in Norway 2009-2021, 2022b.

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