US-Kabelkonzerne: Kundenabwanderung ins Netz

29.07.2011

Immer mehr US-Bürger kündigen ihren Kabelanschluss und streamen stattdessen Inhalte legal oder illegal im Internet. Anstatt hohe monatliche Gebühren zu zahlen, gucken viele ehemalige Kunden inzwischen ihre Lieblingsserien und -shows auf ihrem Computer bzw. verbinden diesen per Kabel mit dem Fernseher. Diese als "cord-cutting" bezeichnete Praxis hat sich in den letzten Jahren rasant verbreitet, wobei die schlechte wirtschaftliche Situation in den Vereinigten Staaten ihr Übriges beiträgt. Die Redaktion von mediadb.eu hat analysiert, wie Kabel- und Medienkonzerne mit dieser Entwicklung umgehen:

In welchem Maße verlieren US-Kabelkonzerne Kunden?
Time Warner Cable, das inzwischen vom gleichnamigen Medienkonzern ausgegliederte Kabelunternehmen, verkündete jüngst im zweiten Quartal 2011 130.000 "Video"-Kunden verloren zu haben. Bei der Konkurrenz gibt es ähnliche Verluste zu vermelden. Im ersten Quartal dieses Jahres verzeichnete Marktführer Comcast (rund 23 Millionen Kunden) 714000 Kabelkunden weniger als im Vorjahreszeitraum. Im gleichen Zeitraum verlor Dish Network 146000, Charter Communications 25100 und Cablevision 8000 Kunden im Vergleich zum Vorjahr. Ob alle von diesen Kunden ihren Kabelanschluss wirklich gekündigt haben, weil sie die Inhalte jetzt im Netz sehen, ist jedoch fraglich. Laut Analysten korrelliert die Zahl von Kabelkündigungen mit der Anzahl der Amerikaner, die aufgrund der Nachwirkungen der Finanzkrise ihre Häuser verloren haben. Vergangenes Jahr beschlagnahmten Banken die Häuser von 1,2 Millionen Amerikanern, 2011 soll diese Zahl noch ansteigen.

Wie reagieren die Kabel- und Medienunternehmen?
Zunächst einmal profitieren die Kabelkonzerne indirekt von dieser Entwicklung, weil immer mehr Leute sich High Speed-Internetzugänge anlegen, die ebenfalls angeboten werden. Kabel-/Medienkonzerne wie z.B. Comcast oder Cablevision reagieren repressiv: Wer seinen Kabelanschluss kündigt, muss mehr für den Internetzugang bezahlen. Selbst reine Inhalteproduzenten wie Fox (News Corp.) kämpfen gegen den Kundenschwund bei Kabelunternehmen, da diese ihnen pro Kunden eine Gebühr für die Übertragung ihres Signales zahlen. So kündigte Fox an, ab Mitte August alle Serienfolgen für Internetbenutzer, die keinen Kabelanschluss besitzen, erst nach acht Tagen anstatt nach einem Tag auf Streamingplattformen wie Hulu oder Netflix verfügbar zu machen. ESPN und ABC (Walt Disney) sowie CNN (Time Warner) wollen sich dieser Praxis anschließen. Um Inhalte vorher streamen zu können, müssen Nutzer die Kundennummer ihres Kabelanbieters angeben.

Mehr dazu:

- ThinkProgress: "Cord Cutting Is A Real Thing" (22.07.2011)