Update: Musikportale - Strategien der Medienkonzerne

10.05.2011

Im Februar diesen Jahres durchbrach Apples iTunes-Store die Schallmauer von zehn Milliarden verkauften Songs. Bisher haben die großen Medienunternehmen, Onlinekonzerne und Plattenfirmen keinen Weg gefunden, das Quasi-Monopol von Apple (Marktanteil: 66 Prozent) zu brechen und kommerziell erfolgreiche Portale für den Verkauf und das Streamen von Musiktiteln zu etablieren. Die Redaktion von mediadb.eu hat die Strategien diverser Medienkonzerne zusammengefasst und analysiert:

Google
Das bereits für 2010 angekündigte Musikportal wurde nach mehreren Verzögerungen gestern auf Googles Entwicklerkonferenz I/O angekündigt. Ebenso wie Konkurrent Amazon setzt Google bei seinem Musikportal "Music Beta by Google" auf Cloud-Computing. Der von Mobiltelefon-Hersteller Motorola hergestellte Tablet-PC Xoom soll das erste Gerät sein, das die entsprechende Software vorinstalliert haben wird. Andy Rubin, Googles Android-Beauftragter und Vorsitzender der Techniksparte, traf sich zu Jahresbeginn mit Verantwortlichen der Musikindustrie zwecks Kooperationsmöglichkeiten, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen. Wohl auch mangels Unterstützung aus der Musikindustrie, wird "Music Beta" zunächst kein mit iTunes vergleichbares Portal, auf dem man Musiktitel kaufen kann, sondern ein Tool zum Upload und Streaming bereits gekaufter/heruntergeladener Musik. Google-Mitarbeiter Jamie Rosenberg vergleicht "Music Beta" mit einem virtuellen iPod, auf den von überall zugegriffen werden kann.

Sony
Der japanische Unterhaltungs- und Elektronikkonzern Sony hat Ende 2010 in Großbritannien seinen Musik-Streamingdienst Qriocity gelauncht, der mittlerweile auch im restlichen Europa sowie in den USA und Australien gestartet wurde. In Kooperation mit den vier großen Plattenfirmen (EMI, Sony, Universal Music Group, Warner Music Group) können Nutzer gegen eine monatliche Gebühr auf mehr als sechs Millionen Musiktitel zugreifen. Der Dienst weist eine enge Verzahnung mit Sonys Endgeräten (Bravia-Fernseher, Playstation 3, Blu-Ray-Geräte) auf. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass es Qriocity schwer haben wird, sich gegen kostenlose, anzeigenfinanzierte Dienste wie Pandora, Last.fm oder Spotify durchzusetzen. An letzterem Portal ist Sony als Plattenfirma selbst beteiligt. Spotify, das in Europa ebenfalls mit den "Big Four" der Musikindustrie kooperiert und sich in Bezug auf den US-Markt in Verhandlungen mit Universal und Warner befindet, lässt User zwischen einer kostenlosen, werbefinanzierten Version und einer kostenpflichtigen Premium-Version entscheiden. Hinzu kommt, dass Qriocity auch vom Hacker-Angriff auf den Playstation Network im April 2011 betroffen war und folglich einen Imageverlust erlitten haben könnte.

Amazon
Seit 2007 verkauft Amazon digitale Musik im Internet. Das Bemerkenswerte an Amazon MP3 war zunächst, dass es als erstes Musikportal MP3-Downloads aller vier großen Plattenfirmen (EMI, Universal, Sony, Warner Music) kostenpflichtig anbot. Die Musikstücke sind nicht mit urheberrechtlichen Beschränkungen (DRM-Technologien) versehen und können vervielfältigt und kopiert werden. Inzwischen entfernte Konkurrent Apple (iTunes) als Reaktion ebenfalls die DRM-Beschränkungen von seinen Musiktiteln. Als Ergänzung wurde im März 2011 Amazon Cloud Drive/Amazon Cloud Player gestartet, ein Dienst, der Usern erlaubt, ihre Musiksammlung auf Amazons Cloud abzuspeichern und von jedem beliebigen PC und Smartphone abzurufen.

Virgin Media
Das mit Spannung erwartete Musikportal von Virgin Media lässt weiter auf sich warten, nachdem sich das Unternehmen mit den vier großen Plattenfirmen nicht über die Konditionen einigen konnte. Ziel war es, ein Portal zu etablieren, auf dem User gegen monatliche Bezahlung eine unbegrenzte Anzahl aller weltweit erhältlichen Songs herunterladen können. Die großen Labels suchten die Kooperation mit Virgin Media, das im Gegensatz dabei behilflich sein sollte, illegale Filesharer aufzuspüren. Doch Einigung konnte nur mit der zum Medienkonzern Vivendi gehörenden Universal Music Group erzielt werden, während sich EMI, Warner Music und insbesondere Sony Music nach wie vor gegen den Gedanken einer legalen Download-Flatrate für die Songs ihrer Künstler sträuben. Die Verhandlungen laufen noch, mittlerweile wurde jedoch von einer Download-Flatrate zugunsten eines Streaming-Dienstes Abstand genommen.

News Corp.
Im Dezember 2010 schloss Sky Songs, der Streaming-Dienst des britischen Internetproviders und Pay-TV-Sender BskyB nach weniger als einem Jahr des Betriebs wieder seine Pforten. Laut Unternehmensinformationen konnte Sky Songs, das Rechte-Vereinbarungen mit den vier großen Plattenfirmen abgeschlossen hatte, nicht genügend registrierte Nutzer anlocken. Ähnlich wie Qriocity basierte das Geschäftsmodell überwiegend auf monatlichen Abo-Gebühren. Gegen Bezahlung von monatlich fünf Pfund konnten User Songs aus einem Katalog von fünf Millionen Titeln streamen. Eine kostenlose Variante ermöglichte es, die ersten 30 Sekunden eines Songs anzuhören.

Mehr dazu:

- Guardian: Google music service to take on Amazon and Apple (10.05.2011)

- Allthingsd: Spotify Signs On EMI for U.S. Launch. At Least One More to Go... (17.02.2011)

- DMW: Sony Debuts Qriocity Music Unlimited Service in the U.S. (17.02.2011)

- Guardian: Google will launch iTunes music store competitor with upgrade to Android (16.02.2011)

- Billboard: Google Music: Meet The Executive Team (15.02.2011)

- Guardian: BskyB closes Sky Songs music subscription service (06.12.2010)

- Telegraph: Virgin Media 'set to partner with Spotify' (14.10.2010)