Twitter: Krise hält auch unter Dorsey an

11.01.2016

Twitter-CEO Jack Dorsey, CC by cellanr

Vergangene Woche stürzte die Twitter-Aktie auf ihren Tiefstwert seit dem Börsengang im Jahr 2013 (19,98 USD). Das neue Management um Jack Dorsey arbeitet mit Hochdruck daran die stagnierenden Benutzerzahlen zu erhöhen doch die Wall Street bringt dafür nicht die nötige Geduld auf. Während Twitter in den vergangenen zwei Jahren 22 Prozent seines Aktienwertes verloren hat, konnten die übrigen S&P 500-Konzerne um 14,5 Prozent zulegen. Insbesondere mit der im Oktober vergangenen Jahres erfolgten Rückkehr von Gründer Dorsey waren Hoffnungen auf einen Umschwung verknüpft, der bisher jedoch nicht erfolgt ist. Twitters 320 Millionen monatliche User wirken im Vergleich zu Facebook 1,5 Milliarden Benutzern bescheiden.

Das Hauptproblem von Twitter bleibt bestehen: neue User, sofern sie sich überhaupt beim Dienst anmelden, haben eine schwere Zeit sich ohne Follower und angesichts der zunächst unübersichtlichen Timeline heimisch zu fühlen. In den vergangenen Jahren haben eine Milliarde Menschen Twitter ausprobiert doch sind nach dem ersten Log-In nie wieder zurückgekehrt. Deshalb hat Dorsey neben einer Verkleinerung der Belegschaft (300 Mitarbeiter mussten gehen) sein Hauptaugenmerk auf die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit gelegt. Kritiker bemängeln jedoch, dass sich Twitter mit diesen Maßnahmen versucht, mehr wie Facebook zu werden. So wurde vergangene Woche verkündet, eventuell das 140-Zeichenlimit für Tweets aufzuheben und bis auf 10,000 Zeichen zu erweitern. Das Stern-Icon wurde von Dorsey durch ein Herz ersetzt, das an Facebooks "Like"-Funktion erinnert. Der größte Produkt-Launch der vergagenenen Jahre, "Moments", erinnert hingegen an Snapchats "Live Stories"-Funktion. Bei Moments können User eine Reihe kuratierter Tweets um ein Live-Ereignis verfolgen, was insbesondere für werbetreibende Firmen für die Schaltung von Anzeigen anlocken soll.

Es ist fraglich, ob Twitter in kurzer Zeit so seine Nutzerbasis signifikant erhöhen kann. Sollten im Februar nicht positivere Quartalszahlen präsentiert werden, dürfte der Aktienkurs weiter fallen. Dann würde die Wirtschaftspresse wohl auch wieder Jack Dorseys kontroverse Doppelbelastung thematisieren: Neben Twitter ist er auch Chef des Online-Bezahldienst Square, dessen Kurs sich momentan ebenfalls im Tiefflug befindet.