Streik bei der BBC

18.02.2013

Heute um Mitternacht haben BBC-Journalisten einen 24-stündigen Streik begonnen. Die Angestellten der britischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt protestieren damit gegen Massenentlassungen bei gleichzeitigen hohen Abfindungszahlungen für ehemalige Führungskräfte. Fernseh- und Radiosendungen wie "Breakfast" (BBC1), "Today" (Radio4) sowie "Up All Night" und "Morning Reports" (BBC 5) mussten den Sendebetrieb aufgrund von Personalmangel bereits einstellen.
Die "Delivering Quality First"-Initiative (DQF), die vom ehemaligen Generaldirektor Mark Thompson initiiert wurde, sieht vor, dass die BBC aufgrund einer stagnierenden Rundfunkgebühr 2000 Mitarbeiter feuern wird, darunter Journalisten in England, Schottland und Asien. Der Streik stellt eine Eskalation in der Auseinandersetzung über die Frage dar, wie die britischen Gebühren eingesetzt werden sollen. Nach dem Missbrauch-Skandal um den ehemaligen BBC-Moderator Jimmy Savile und dem erzwungenen Rücktritt von Generaldirektor George Entwistle bedeutet der Arbeitskampf die nächste Krise für die BBC. Die Redaktion von mediadb.eu hat die entgegengesetzten Positionen der Parteien im Streit näher beleuchtet:

1. Was sind die Motive der streikenden Journalisten und Gewerkschaften?
Laut Auskunft der National Union of Journalists (NUJ), der größten Journalisten-Gewerkschaft Großbritanniens, ist die Arbeitmoral aufgrund der DQF-Maßnahmen auf einem historischen Tiefstand. Viele NUJ-Mitglieder verstehen nicht, warum nun noch mehr Angestellte gehen müssen (seit 2004 wurden circa 9000 Mitarbeiter entlassen), obwohl die Anstalt permanent neue Stellen für freie Mitarbeiter anbietet. Mit dem Streik soll zusätzlich auf die hohen Abfindungen für ehemalige BBC-Manager aufmerksam gemacht werden, die in den Augen der Streikenden eine unverantwortliche Verschwendung der Rundfunkgebühren darstellen. Seit November 2010 erhielten mindestens 10 ehemalige Führungskräfte Zahlungen von 250 000 Pfund; George Entwistle erhielt nach seiner nur einige Wochen dauernden Amtszeit eine Abfindung von 950 000 Pfund.
Zudem argumentiert die NUJ, die Entlassungen würden die Qualität des Programms einschränken und insbesondere ältere Bevölkerungsteile treffen, die am häufigsten fernsehen und Radio hören.. Der schottische BBC-Ableger etwa, der besonders stark von Einsparungen bedroht ist, könne so nicht mehr ausreichend über 2014 anstehende Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands berichten. Die Sparmaßnahmen hätten auch gesamtwirtschaftliche Folgen: die Wirtschaftsleistung Großbritanniens würde um zwischen 1,1 und 1,7 Milliarden Pfund schrumpfen.
Als Alternative zu den Entlassungen plädieren die Streikenden für die Anhebung der Gebühr von 12 auf 14 Pfund pro Monat.

2. Wie verteidigt die BBC den Sparkurs?
Das aktuelle Sparprogramm ist eine Fortsetzung der 2006 vorgestellten „Delivering-Creative-Future“-Strategie, die drei Grundpfeiler hatte: Qualität - weniger, aber innovativere Sendungen; Verschlankung durch Kürzungen; Digitalisierung - Inhalte überall und zu jeder Zeit zur Verfügung stellen. Die BC weißt immer wieder auf die stagnierenden Gebühren, die die Einsparungen notwendig machen: Aufgrund eines durch die Wirtschaftskrise gebeutelten Staatshaushaltes entschied die Regierung 2010, die eigentlich bis 2012 steigenden Rundfunkgebühren auf dem Niveau von 2010 - 145,50 Pfund - einzufrieren. Dieses neue „Licence Fee Settlement“ läuft bis Ende März 2017.
Weitere Einsparungen sollen unter anderem neben Kürzungen bei Gehältern (besonders beim Management) und erhöhte Ressourcen-Effizienz in den Gebäuden der BBC erreicht werden. Das ambitionierte Ziel bis 2017 ist, das Budget pro Jahr um insgesamt 20% effektiver auszugeben. Für den Zeitraum der Geschäftsjahre 2013/14 bis 2016/17 sind unter anderem folgende, große Änderungen geplant: Die BBC soll den Service BBC Monitoring und den Hauptanteil an dem walisischen TV-Sender S4C finanzieren, der Breitbandausbau soll mit 150 Mio. Pfund unterstützt werden und der BBC World Service wird von der BBC bezahlt werden. Dies führt voraussichtlich zu Kosten von 1,2 Mrd. Pfund in diesen vier Jahren. Bei der Beschreibung der Wege dieser Umsetzungen wird immer wieder das Mantra verbreitet: Effizienz, Einsparungen, Priorisierung.

Mehr dazu:

Guardian: BBC Journalists stage 24-hour strike over compulsory redundancies (18.02.2013)