News Corp.: Übernahme von BSkyB vertagt

12.07.2011

Im Zuge des Abhörskandals der inzwischen eingestellten britischen Sonntagszeitung "News of the World" hat sich der Medienkonzern News Corp. dazu entschieden, die unabhängige Kartellaufsichtsbehörde Competition Commission mit einer Prüfung der angestrebten Übernahme des Pay-TV-Senders BSkyB zu betrauen. Da die Prüfung bis zu acht Monate dauert, verschafft sich das Unternehmen Luft und verhindert eine unmittelbare Entscheidung bezüglich der Übernahme, die aufgrund des momentan aufgeheizten Klimas höchstwahrscheinlich zu Ungunsten von News Corp. ausgehen würde. Auf diese Weise umgeht News Corp.-Chef Rupert Murdoch (Foto) eine Sonderabstimmung im britischen Parlament, die für kommenden Mittwoch angesetzt war. Neben der Labour-Partei hat sich inzwischen auch der liberale Koalitionspartner des konservativen Premierminister David Cameron vom Murdoch-Konzern distanziert. So forderten Nick Clegg, liberaler Vize-Premier, und Labour-Oppositionsführer Ed Milliband Murdoch bereits auf, vom 12 Milliarden Pfund schweren BSkyB-Deal abzusehen.

Ursprünglich wurde die Übernahme bereits im März dieses Jahres unter Auflagen genehmigt. Diverse Regulierungsbehörden erlaubten Murdoch die Übernahme unter der Bedingung, den Nachrichtenkanal Sky News zu verkaufen. Das neue Übernahmeangebot, über das nun die Competition Commission entscheiden soll, enthält diese Auflage nicht mehr. Murdoch möchte Sky News offenbar behalten, nun da er die "NoW" eingestellt hat. Nach Ablauf der acht Monate und möglicherweise mehr Enthüllungen über kriminelle Machenschaften bei der britischen Zeitungssparte News International, könnte der Aktienkurs von BSkyB so stark gefallen sein, dass Murdoch sogar weniger für die restlichen 61 Prozent am Unternehmen zahlen müsste, als vor dem "NoW"-Skandal.

Derweil zieht die Affäre immer weitere Kreise. Laut Insidern könnten 8000 statt, wie bisher angenommen, 4000 Personen illegalerweise abgehört worden sein. Unter den Opfern soll nach neuesten Recherchen auch der ehemalige Premierminister Gordon Brown sowie seine Familie sein. Derweil hat die Medienregulierungsbehörde Ofcom eine unabhängige Untersuchung eingeleitet. Rupert Murdoch, Sohn James sowie die Chefin der  Zeitungssparte, Rebekah Brooks wurden zudem eingeladen, vor dem Kulturausschuss des Parlaments zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.

Mehr dazu:
- Guardian: Phone-hacking scandal: is this the tipping point for Murdoch's empire? (09.07.11)