News Corp.: Ausgliederung der Printsparte (Hintergründe)

27.06.2012

Abhörskandal, Millionenverluste, Auflagenschwund: Die Zeitungssparte von News Corp. bringt dem Medienkonzern im Gegensatz zum hochprofitablen Film- und Fernsehgeschäft nichts als Ärger ein. Nun lenkt Konzernchef Rupert Murdoch ein und will die Buch-, Zeitungs- und Bildungssparte in ein eigenständiges Unternehmen ausgliedern. Vorbild für die Aufsplittung wäre Viacom/CBS, zwei formal separate Unternehmen, die jedoch von einer Person kontrolliert werden. Ähnlich wie Viacom/CBS-Chef Sumner Redstone würde auch Murdoch bei beiden Unternehmen das Sagen haben. Dies berichtete jüngst das zu News Corp. gehörende "Wall Street Journal". Neuer Chef der Publishing-Sparte soll Robert Thomson von Dow Jones werden. Die Redaktion von mediadb.eu hat diese Entwicklung anhand von zwei Fragen analysiert.

1. Wie steht die Printsparte im Vergleich zum Filmgeschäft da?
In den ersten drei Quartalen des abgelaufenen Geschäftsjahrs generierte das Film- und Fernsehsegment rund zwei Drittel des gesamten Konzernumsatzes sowie rund 90 Prozent des operativen Gewinns. Zum restlichen Drittel des Umsatzes trugen das Zeitungs-, Bildungs- und Buchgeschäft bei.

Die Zeitungssparte von News Corp. befindet sch in Zeiten des allgemeinen Zeitungssterbens in einer ernsthaften Krise und erwirtschaftete bisher nur ein Fünftel des gesamten Konzernumsatz. Das "Wall Street Journal" ist zwar das auflagenstärkste Blatt der USA und macht aufgrund seines finanzstarken Business-Klientels Gewinne. Doch es ist eher die Ausnahme in einer Reihe von Zeitungen, die dem Unternehmen seit Jahren kontinuierlich Verluste einbringen. Exemplarisch sind hierfür die von Verlusten im zweistelligen Millionenbereich geplagte "New York Post" und die Londoner "The Times", die nur noch nicht verkauft worden sind, weil sie als die beiden wichtigsten politischen Sprachrohre des Unternehmens gelten.

Hinzu kommt eine Paid-Content-Strategie, die bisher nicht funktioniert hat.
Die Times verschwand im Juni 2010, auch der Onlineauftritt der "Times of London", hinter einer Paywall. Die Inhalte werden auf einer separaten Website nur gegen Bezahlung abrufbar gemacht, wobei der Preis für einen 24-stündigen Zugriff dem der Printausgabe entspricht (ein Pfund Sterling). Wie der "Guardian" einen Monat nach Beginn des Experiments ausrechnete, verringerte sich der Traffic zur Homepage um 90 Prozent. Im März 2011 hatte die "Times" 79.000 Online-Abonennten, die News Corp. 7,1 Millionen Pfund an Umsatz pro Jahr bescheren, eine Summe, die jedoch zu gering ist, die massiven Verluste der Printausgabe (71 Millionen US-Dollar im Kalenderjahr 2010) auszugleichen. Generell ist die Bereitschaft der Online-Leser Geld für Artikel zu zahlen, gering - seien sie noch so exklusiv und journalistisch hochwertig. Das Zukunftsmodell scheint eher in einer "porösen" Bezahlmauer zu liegen, wie sie beim Onlineauftritt der "New York Times" erfolgreich eingeführt wurde.

Hauptgrund für die mögliche Ausgliederung sind jedoch die Nachwirkungen des britischen Abhörskandals bei der britischen Sonntagszeitung "News of the World". Andere internationale Geschäftsaktivitäten - etwa die Expansion der internationalen Fox-Senderkette - gestalten sich zunehmend schwieriger in Anbetracht der Verfehlungen in Großbritannien.  

2. Warum will nun auch Rupert Murdoch eine Aufsplittung seines Unternehmens?
Der Konzernchef und bekannte Zeitungs-Fan weigerte sich lange, über eine Ausgliederung des Zeitungsgeschäfts auch nur nachzudenken. Da der Abhörskandal die Reputation und das Krisenmanagement von Murdoch unter Aktionären nachhaltig gestört hat, kommt er nun einem möglichen Machtverlust zuvor. Immer mehr Aktionäre forderten zuletzt, dass Murdoch aus dem Vorstand des Unternehmens entfernt wird. Murdoch hört nun offenbar auf den Rat seiner rechten Hand Chase Carey. Im Zuge des Abhörskandals - mit dem der als unideologisch geltende Carey im Gegensatz zum lange als Nachfolger an der Konzernspitze geltenden Sohn James Murdoch nichts zu tun hatte - hat er sich schleichend zum neuen Gesicht des Konzerns gewandelt. Carey ist kein Freund des verlustreichen Zeitungsgeschäfts und riet Murdoch seit Jahren dazu, sämtliche Beteiligungen am Printgeschäft zu verkaufen oder auszugliedern.

Mehr dazu:

The New York Times: At News Corp.; a Plan to Sewer Publishing Arm (26.06.2012)