Kabel-TV-Streaming: Probleme für Google, Sony und Intel

01.10.2013

Noch vor wenigen Monaten sahen sich die großen US-Kabelkonzerne einer neuen Bedrohung ausgesetzt: Größen wie Google, Sony und Intel waren allesamt scheinbar kurz vor dem Launch von Online-Kabeldiensten, die das Streaming einzelner Kabelsender und -pakete ermöglichen sollen (sog. over-the-top cable-Dienste). Während Google und Intel bereits Prototypen der entsprechenden Geräte entwickelt hatten, plante Sony die Verbreitung seines Online-Kabelangebots über die neue Spielkonsole Playstation 4. Der japanischen Technik- und Unterhaltungskonzern war es auch, der das erste Lizenzabkommen mit einem der großen Fernsehkonzerne (Viacom) für den Stream seiner Sender aushandelte (MTV, Nickelodeon). Mittels solcher Abkommen hofften Google und Co. die regionalen Monopole der Kabelbetreiber aufzubrechen. Nach der ursprünglichen Euphorie ist jetzt jedoch Ernüchterung eingetreten. Verhandlungen mit weiteren Rechteinhabern sind ins Stocken geraten und Release-Dates der Produkte wurden auf unbestimmte Zeit nach hinten verschoben.

So wollte Chip-Hersteller Intel seinen Stream-Dienst OnCue eigentlich bis Ende 2013 in die Läden bringen. Offenbar verfügt Intel trotz eines Budgets von über zwei Milliarden US-Dollar aber mangels Kooperationen mit den großen TV-Content-Anbietern bisher aber über so gut wie keinerlei Inhalte für seinen Dienst und musste den Start von OnCue auf 2014 verschieben. Unter anderem hatte Intel vergeblich versucht, Anbieter wie Netflix, Liberty Media oder Amazon Video für Partnerschaften zu gewinnen. Auch Google scheint seine Pläne bis auf weiteres auf Eis gelegt zu haben. Und weder Sony noch Viacom haben ihr Lizenzabkommen bestätigt; zudem gibt es keinerlei Aussicht auf weitere Deals mit Content-Providern.

Inzwischen mehren sich die Anzeichen dafür, dass over-the-top-Dienste sich auf längere Sicht nicht gegen den Widerstand aus der traditionellen Kabelindustrie durchsetzen können. Die günstigsten Übertragungsrechte erhält in der Regel der Anbieter mit der größten Kundenzahl. Google, Sony und Intel müssten also in kurzer Zeit mehr Abonenten als die Kabelkonzerne bekommen, um ein preislich konkurrenzfähigen Dienst anbieten zu können (Intel geht etwa davon aus, in den ersten drei Jahren fünf Millionen Kunden zu gewinnen, um wettbewerbsfähig zu werden). Viele Vertreter in der TV-Industrie sind den Plänen aufgeschlossen gegenüber, da sie die Anzahl ihrer Zuschauer vergrößern. Sie zögern jedoch gleichzeitig, die bewährten Distributionswege für ihre Inhalte - Glasfaser-Kabel oder Satellit - zu ändern und ihre wichtigsten Kunden (die Kabelanbieter) zu verschrecken. Die vor einer weiteren Konsoldierung befindliche Kabelindustrie wehrt sich gegen die over-the-top-Initiative und verweist auf bestehende Abkommen mit Medienkonzernen, die es teilweise verbieten, neue Distributionspartnerschaften einzugehen. Ein Grund warum Kabelkonzerne in absehbarer Zeit ihren Widerstand einstellen könnten wäre jedoch der vermehrte Verkauf von schnelleren DSL-Anschlüssen, die in Zukunft für datenintesive Streaming-Aktivitäten notwendig werden.

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