Google auf dem Weg zum Hardware-Produzenten?

14.02.2012

Die EU-Kommission und das US-Justizministerium billigten die Übernahme des Handy-Produzenten Motorola Mobility durch den Internetriesen Google. Gerüchten zufolge werden auch die US-Kartellbehörden in Kürze zustimmen. Damit erlangte Google einen Etappensieg auf dem Weg zum Einstieg in den Hardware-Sektor sowie bei möglichen Patentkriegen gegen Konkurrenten wie Apple. Obwohl die Übernahme keine wettbewerbsrechtlichen Probleme aufwerfe, wollen die Wettbewerbshüter Google im Auge behalten. Bevor Motorola Mobility für 12,5 Milliarden Dollar übernommen werden kann, müssen jedoch die Regierungen in China, Taiwan und Israel ihre kartellrechtliche Genehmigung verkünden. Die Redaktion von mediadb.eu hat die Übernahmepläne analysiert und die möglichen Folgen für den Mobilmarkt zusammengefasst:

1. Wie begründeten die EU-Kommission und das US-Justizministerium ihre Entscheidungen?
Noch im Dezember letzten Jahres hatte die EU-Kommission Details von Google eingefordert, um die im August 2011 angekündigte Übernahme besser bewerten zu können. Nun verkündete der für Wettbewerbspolitik zuständige Vizepräsident der EU-Kommission Joaquín Almunia, dass die Fusion der beiden Unternehmen keine kartellrechtlichen Bedenken wecke. Auch das US-Justizministerium gab nach einer sechsmonatigen Überprüfung grünes Licht. Branchenkennern zufolge wurde wohl nicht zufällig zeitgleich auch der Kauf großer Patentpakte durch Google-Konkurrenten genehmigt. So dürfen nun nach Ansicht der US-Behörde beispielsweise Patente von Nortel an Microsoft, Apple und RIM verkauft werden.

2. Warum ist Google an einer Übernahme von Motorola Mobility interessiert?
Google hat mit Android das beliebteste Betriebssystem für mobile Endgeräte entwickelt. Motorola Mobility entwickelt Tablets und Smartphones. Eine Fusion würde die vertikale Integration verstärken, indem der Software stets eine Hardware-Plattform zur Verfügung gestellt wird. Google machte auch im Hinblick auf die Errichtung einer neuen Abteilung für Hardwaretests in seiner Konzernzentrale einen bedeutenden Schritt in Richtung eigener Endgeräte. Für 120 Millionen US-Dollar sollen Labors, ein „Google Experience Center“ u.a. unter dem Namen „Google/@home" gebaut werden. Google scheint demnach auf dem Hardware-Sektor mitmischen zu wollen.

Insidern zufolge geht es dem Online-Konzern jedoch vor allem darum, mit der Übernahme von Motorola Mobility eine Vielzahl an Patentrechten im Handy-Sektor zu erwerben, da Google im Visier vieler Patentklagen steht. Motorola Mobility hält derzeit etwa 17.000 Patente, die Google im Wettbewerb mit Apple und Microsoft gut gebrauchen kann.

3. Welche Folgen hätte eine Übernahme für den Mobilmarkt?
Laut Aussagen der EU-Kommission verändert eine Fusion die Marktsituation bei Patenten für Smartphones oder Tablets sowie bei Betriebssystemen nicht erheblich. Google werde weiterhin anderen Wettbewerbern die Verwendung seines Betriebssystems Android ermöglichen. Andererseits profitiert Google selbstverständlich von einer Android-Verbreitung.

Bezüglich des Einflusses auf dem Smartphone-Sektor ist zu berücksichtigen, dass Motorola im Vergleich zu Samsung oder HTC deutlich kleiner ist. Die EU-Kommission und das US-Justizministerium wiesen darauf hin, dass heutzutage kein Tablet oder Smartphone ohne Motorola-Patente gebaut werden könnte. Deshalb wollen die Regulierer darauf achten, dass die FRAND-Patente nicht als Waffe in den aktuellen Patentkriegen eingesetzt werden.

 

Mehr dazu:

- Horizont.net: Meilenstein für Google: EU-Kommission nickt Motorola-Übernahme ab (14.02.2012)