Dossier: Neustrukturierung von IAC

21.12.2010

Der Online- und Medienkonzern IAC (InterActiveCorp.) wurde in den vergangenen Wochen umstrukturiert und reorganisiert. Dies betrifft insbesondere die Suchmaschine Ask.com, das Onlinemagazin "The Daily Beast" sowie die oberste Führung des Unternehmens. Die mediadb-Redaktion fast die Entwicklungen bei IAC zusammen und analysiert die neue Geschäftsstrategie:

1. Welche Auswirkungen hat die Einstellung der IAC-Suchmaschine Ask.com auf den weltweiten Markt der Suchmaschinen?

Am 09.11.2010 gab Ask.com-Präsident Doug Leeds bekannt, dass die Suchfunktion der Webseite demnächst eingestellt wird. Zur Begründung hieß es, man könne in diesem Bereich nicht mit Google konkurrieren und konzentriere sich stattdessen auf die Frage-Antwort-Suche, mit der Ask.com ursprünglich begonnen hatte. Infolge der Einstellung gehen 130 Jobs in der Entwicklungsabteilung der IAC-Tochter verloren. Für die Suchfunktion, die weiter eingeblendet wird, wird ein Käufer gesucht.

Die Einstellung von Ask.com wirkt sich im Prinzip kaum auf den Suchmaschinen-Markt aus. Analysten schätzen, dass Ask.com im November 2010 nur noch einen US-Marktanteil von zwei Prozent hatte. Eine Konkurrenz für Google zu werden - damit war Ask.com angetreten, konnte diesem Ziel aber nie ernsthaft nahekommen.
Die Suchfunktion der Seite soll bestehen bleiben, aber von einem Konkurrenten weiterbetrieben werden. Da bis 2012 eine Anzeigenkooperation mit Google besteht, ist es wahrscheinlich, dass der Marktführer das Rennen macht, zumal Microsofts Bing seit 2009 bereits die Yahoo-Suche übernommen hat.
Ask.com will sich in den kommenden Monaten ganz auf eine Funktion konzentrieren, die für die Nutzer einen eindeutigeren Mehrwert bietet: Das Unternehmen begann als Frage-Antwort-Dienst und soll sich nun wieder ganz auf diesen Kern konzentrieren. Doug Leeds, Präsident von Ask.com, setzt hier gerade auf das mobile Internet. Doch auch in diesem Feld gibt es bereits einige Konkurrenz: 2010 startete u.a. Facebook ein Q&A-Tool.
Die Zukunft von Ask.com bleibt also weiter ungewiss, auf dem Suchmaschinenmarkt ändert sich aber eigentlich nichts, auch wenn man argumentieren kann, dass mit Ask.com wiederum ein Stück Vielfalt verloren geht.

2. Auch das Onlinemagazin "The Daily Beast" ist nicht mehr unabhängig - Macht das neue Joint Venture mit Newsweek Sinn - und was bedeutet das für die Strategie von IAC?

Schon seit längerem hatten Sidney Harman, der das US-Nachrichtenmagazin Newsweek letzten Mai erworben hat, und IAC-Boss Barry Diller über ein Zusammengehen von The Daily Beast und Newsweek verhandelt. Kurz vor der Einigung am 12.11.2010 auf ein 50-50-Joint Venture, das von beiden Unternehmen getragen wird, waren die Gespräche noch einmal ins Stocken geraten. Über die finanziellen Details der Fusion wurde bisher nichts bekannt, beide Medien rechnen aber mit strategischen Vorteilen.

Das Joint Venture mit Newsweek folgt der ökonomischen Logik: Seit dem Start des Angebots im Jahr 2008 hat The Daily Beast keinen Gewinn eingefahren - IAC liegt aber offenbar so viel an dem ambitionierten Projekt, dass sich das Mutterunternehmen zunächst einmal nach Investoren umgesehen hat, statt die Online-Zeitung direkt zu verkaufen oder das Angebot einzustellen.
Die strategische Partnerschaft mit Newsweek kann für beide Medien ein Gewinn sein - sofern es eine Vision für das Projekt gibt. Newsweek hat es bisher nicht geschafft, ein attraktives Online-Angebot auf die Beine zu stellen. The Daily Beast ist attraktiv im Stile der Huffington Post, dem Portal fehlt aber eine vergleichbare Ausstrahlung in die Offline-Welt. Die Marke Newsweek ist zwar im US-Internet noch recht schwach, dafür aber offline nach wie vor eines der wenigen Nachrichtenmagazine unter den amerikanischen Leitmedien.
Vorerst hat das Joint Venture also gute Chancen, sich zu einer Erfolgsgeschichte zu entwickeln. Doch viel Zeit wird dafür nicht bleiben: Die Ökonomie wird es auf lange Sicht nicht zulassen, dass sich zwei defizitäre Magazine aus alter und neuer Journalismus-Welt zusammentun, ohne dass dies erkennbare Erfolge bringt. Die Devise heißt daher noch: Abwarten.
IACs Strategie sich auf Content-Produktion zu konzentrieren, leistet der Zusammenarbeit mit Newsweek keinen Abbruch. Dem journalistischen Qualitätsprojekt wird nun einfach misstrauischer über die Schultern geschaut. Langfristig muss sich nun zeigen, ob sich IAC im klassischen Online-Mediengeschäft einen Namen machen kann oder ob sich das Unternehmen eher als Inhalte-Produzent und -Lieferant versteht und „The Daily Beast“ nur ein kurzer Ausflug in den Journalismus war.

3. Liberty Media-Chef John Malone wendet IAC den Rücken zu und IAC-Boss Barry Diller gibt den Vorstandsposten ab. Wie geht es weiter bei InterActive Corp.?

Die InterActiveCorp. (IAC) und Liberty Media gaben am 02.12.2010 bekannt, dass es durch einen Aktientausch zur Trennung Libertys von IAC kommt. Die Aktienanteile übernimmt Barry Diller, der das Unternehmen mit einem dadurch auf 34 Prozent angewachsenen Anteil vollständig kontrolliert und gleichzeitig auf seinen CEO-Posten verzichtet und in den Aufsichtsrat wechselt. Die Aufgabe der Stimmrechte von Liberty Media-Chef John Malone, die 60 Prozent ausmachen, wird mit 220 Mio. US-Dollar sowie der Abgabe einer IAC-Tochter (u.a. die Marken Evite.com und Gifts.com) bezahlt. Neuer CEO von IAC wird Greg Blatt, der zuvor Match.com leitete.

Der langjährige Streit zwischen Barry Diller und seinem früheren Förderer John Malone wird durch diesen Mega-Deal zunächst einmal beendet. Das bietet für beide Unternehmen die Chance, zur Ruhe zu kommen und die eigenen Tätigkeitsfelder zu fokussieren und zu differenzieren.
Von vielen Analysten war die „Alleinherrschaft“ Dillers schon lange kritisiert worden und mit Greg Blatt übernimmt ein erfahrener, versierter Manager das Unternehmen. Nach wie vor bleibt Dillers Einfluss aber hoch – als Vorsitzender des Aufsichtsrats und mithilfe seines ausgebauten Aktienanteils wird er auch weiterhin seinen Einfluss auf die IAC-Geschicke geltend machen. Greg Blatt wurde 2004 direkt von Diller ins Unternehmen geholt und genießt dessen volles Vertrauen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass sich die IAC-Strategie grundlegend ändern wird.
Der Preis für die Trennung von Liberty Media ist mit 220 Mio. US-Dollar und der Übertragung des Geschäftsbereichs, zu dem u.a. Gifts.com gehört, recht hoch. Gleichzeitig bleiben die wichtigsten Marken von IAC beim Unternehmen. Liberty Media gewinnt mit den IAC-Internet-Marken wichtige Größen für den Online-Geschäftsbereich im eigenen Portfolio, das sich bisher vor allem auf das TV-Geschäft konzentriert. Die Shopping-Seiten passen gut zum Homeshopping-Schwerpunkt des Konzerns und bilden hier eine sinnvolle Ergänzung.