Bieterwettstreit um Auslandsgeschäft von ProSiebenSat.1

18.04.2011

ProSiebenSat.1 will sich von seiner europäischen Fernsehsparte SBS trennen. Laut übereinstimmenden Presseberichten haben diverse europäische und US-amerikanische Medienkonzerne Kaufangebote abgegeben, von denen das Management noch vor Ostern eines oder mehrere annehmen wird. ProSieben-Chef Thomas Ebeling will die skandinavischen und/oder die holländisch-niederländischen TV-Sender verkaufen, um Schulden abzubauen, die derzeit bei drei Milliarden Euro liegen. Ein Schuldenabbau ist Vorraussetzung dafür, dass die an ProSiebenSat.1 beteiligten Finanzinvestoren Permira und KKR ihre Anteile in diesem Jahr an der Börse platzieren können. Die Redaktion von mediadb.eu hat die aussichtsreichsten Kandidaten für die Übernahme von SBS näher untersucht:

Sanoma Group
Offenbar hat sich die finnische Sanoma Group mit dem Milliardär und Erfinder des Reality-TV-Format "Big Brother", John de Mol, zusammengetan und das bisher höchste Kaufangebot abgegeben. Laut Informationen der belgischen Zeitung "De Standaard" seien Sanoma und de Mol bereit, mehr als eine Milliarde Euro für die TV-Sender SBS6, Net 5 sowie der TV-Programmzeitschrift "Veronica" zu bezahlen. Sanoma strebt offenbar eine Diversifizierung seines Portfolios an, das vor allem durch 300 Zeitschriften bestimmt wird, die in 20 europäischen Ländern verlegt werden (so unter anderem die russische Ausgabe von "Cosmopolitan", die finnische "Auto Bild" oder der slovenische "Playboy"). Sanoma Group betreibt bisher nur die finnischen TV-Sender Nelonen, Jim und Liv.

Discovery Communications
Neben der schwedischen Modern Times Group zeigt sich insbesondere der US-amerikanische Medienkonzern Discovery Communications an den skandinavischen TV-Sendern der ProSieben-Gruppe interessiert. Bislang betrieb Discovery, dessen Flaggschiff der gleichnamige auf die Ausstrahlung von Dokumentationen spezialisierte Kanal ist, außerhalb der USA 23 TV-Senderfamilien in 180 Ländern, darunter neben dem Discovery Channel auch die gemeinsam mit BBC Worldwide ins Leben gerufenen "Animal Planet"-Sender oder den deutschen Spartenkanal DMAX. Mit dem etwa eine Milliarde Euro teuren Kauf der dänischen, finnischen, schwedischen und norwegischen Fernseh- und Radiosender von ProSiebenSat.1 könnte Discovery seine führende Positition auf dem internationalen TV-Markt weiter ausbauen und als Vetriebskanäle für seine eigenen universell einsetzbaren Doku-Formate einsetzen.

RTL-Group
Das Tochterunternehmen der Bertelsmann AG interessiert sich offenbar für die belgischen, Sender VijfTV und VT 4 aus der Region Flandern, die ein flämischsprachiges Programm ausstrahlen. Die luxemburgische Sendergruppe betreibt 40 TV-Sender in zehn europäischen Ländern und verzeichnete 2010 Rekordumsätze, nach dem sich der Werbemarkt infolge der Finanzkrise 2008/2009 im vergangenen Jahr wieder erholt hatte.

Mehr dazu:

- FR: Entscheidung zwischen Kurs und vollem Konto (17.04.2011)

- MarketWatch: Sanoma submits highest bid for ProSieben TV assets (16.04.2011)

- Reuters: Verkauf der ProSieben-Auslandssender auf Zielgeraden (15.04.2011)