Belästigungs-Vorwürfe bei Fox News: Schlimmer als Hacking-Skandal?

15.08.2016

21st Century-Fox-CEO James Murdoch. CC by NRKbeta

Am 6. Juli verklagte die Fox News-Moderatorin ihren Chef Roger Ailes wegen sexueller Belästigung. Seitdem ist bei News Corp./21st Century Fox nichts mehr, wie es war. Die neue Leitung von 21st Century Fox, Rupert Murdochs Söhne James und Lachlan, riefen umgehend eine interne Untersuchungskommission ins Leben; Ailes, der weiterhin seine Unschuld beteuert, trat daraufhin zurück.

Mittlerweile häufigen sich Medienberichte, denenzufolge der Ailes-Skandal kein Einzelfall gewesen ist: Ailes-Biograph Gabriel Sherman deckte auf, das der ehemalige Fox News-Boss eine Zahlung in Höhe von 3,15 Millionen Dollar an eine weitere Kollegin, Laurie Luhn, leistete, um deren Vorwürfe der Belästigung außergerichtlich aus der Welt zu schaffen. Weitere 20 Frauen sollen angeblich ebenfalls von Übergriffen berichtet haben. Sherman offenbarte außerdem die Schaffung eines sog. journalistischen "Black Rooms": ein Raum im Fox News-Hauptquartier, in den Ailes Privatdetektive und Journalisten instruierte, seine politischen Feinde und kritische Journalisten zu überwachen.

Dass Ailes diese Aktivitäten sowie die außergerichtlichen Zahlungen laut Sherman mit Fox News-Mitteln anstatt mit seinem eigenen Geld bezahlt hat, legt nahe, dass noch andere ranghohe Fox-Manager (vielleicht sogar Rupert Murdoch selbst) Kenntnis über die Missbrauchs-Vorwürfe gehabt haben können (Laut Murdoch-Biograf Michael Wolff akzeptiert Murdoch "außergerichtliche Zahlungen von Schweigegeld als notwendige Kosten für eine besondere Newsroom-Kultur"). Mit Spannung wird auch die im Herbst erscheinende Biographie von Megyn Kelly erwartet. Kelly gilt nach ihrer öffentlichen Fehde mit Donald Trump als journalistisches Aushängeschild von Fox News (neben Bill O'Reilly, gegen den 2004 auch Vorwürfe der sexuellen Belästigung publik wurden). Kelly könnte anlässlich ihrer Buchpublikationen weitere Details über Ailes Verhalten enthüllen.

Für James und Lachlan Murdoch hat der Skandal jedoch auch Vorteile. Sie konnten sich mit Ailes einem Rivalen entledigen, der zwar ein enger Freund von Rupert Murdoch ist, seine Söhne jedoch immer kritisch beäugt hat (Murdochs Tocher Elisabeth und ihr Mann Mathew Freud haben in der Vergangenheit gemeinsam mit James öffentlich die journalistischen Standards von Fox News kritisiert). Insbesondere James weiß seit dem Hacking-Skandal, welche katastrophalen Auswirkungen eine korrumpierte Unternehmenskultur für die Geschäftsentwicklung haben kann. Sollte Ailes kein Einzelfall sein, könnten James und Lachlan Murdoch weiter durchgreifen und Personalwechsel vornehmen (zwei Ailes-Vertraute wurden jedoch jüngst befördert). Ein Verkauf vom weiterhin enorm profitablen Fox News steht aber nicht zur Debatte.