AOL übernimmt Huffington Post: Hintergründe

09.02.2011

Am 7. Februar wurde bekannt, dass das Webportal AOL das Onlinemagazin The Huffington Post für 315 Millionen US-Dollar übernehmen wird. Das seit Jahren kriselnde Unternehmen erhofft sich durch die Akquisition eine Erhöhung der Besucherzahlen. Die Mitbegründerin der Huffington Post, Arianna Huffington, wird im Rahmen des Deals damit beauftragt ein eigenständigen Subunternehmen zu leiten, dem neben dem Onlinemagazin unter anderem auch die Technologieblogs Techcrunch und Engadget sowie weitere Onlinemedien angehören werden. Die Mediadb-Redaktion hat die Übernahme anhand folgender Fragen analysiert:

1. Was versprechen sich die AOL-Verantwortlichen von der Übernahme?
AOL befand sich im vergangenen Jahr nach wie vor auf betriebswirschaftlichen Sinkflug. Im vierten Quartal 2010 sanken die Werbeumsätze um 29 Prozent. Damit die Einnahmen aus Werbung und Anzeigen 2011 wieder steigen, braucht AOL eine signifikante Erhöhung seiner Besucherzahlen. Laut Unternehmensinformationen wird die Besucherfrequenz durch die Kombination mit der Huffington Post pro Monat  auf 117 Millionen unique visitors aus den USA ansteigen. Durch den Zugriff auf die Inhalte der Huffington Post-Redaktion rückt AOL seinem Ziel, der Transformation von einem Internetprovider und Email-Host zu einem digitalen Medienkonzern, ein Stück näher.

2. Wie bewerten Experten die Übernahme?
Für Befürworter macht der Deal in erster Linie durch die Kombination des großen Inhaltereservoirs der Huffington Post mit AOLs Erfahrung in Bezug auf Online-Vermarktung Sinn. Kritiker hingegen sehen in der Übernahme eine Bankrott-Erklärung von AOL-CEO Tim Armstrong und seiner Strategie der letzten Jahre. Bislang beschäftigte AOL rund 5000 Mitarbeiter, die jedoch nicht in der Lage waren, ausreichend Inhalte für die AOL-Seiten herzustellen. Die Huffington Post beschäftigte zuletzt nur rund 500 Mitarbeiter, die es jedoch in kürzester Zeit geschafft haben, die Huffington Post zu einer Marke für zuverlässigen Onlinejournalismus zu machen.

3. Welche Auswirkungen hat die Übernahme auf den politischen Diskurs der USA?
Die große Gewinnerin des Deals ist Arianna Huffington. Die griechischstämmige Ex-Frau des Milliadärs und ehemaligen Kongress-Abgeordneten Michael Huffington gilt als einer der profiliertesten linksliberalen Stimmen der USA. Künftig wird sie die gesamte Mediensparte von AOL leiten, was progressive Beobachter als Zeichen werten, das zumindest im Onlinebereich ein linkes Gegengewicht zu der rechten Meinungsmacht von Fox News entstehen könnte.

Mehr dazu:

- Allthingsd: Video-Interview mit Tim Armstrong und Arianna Huffington (06.02.2011)

- Peter Kafka (Allthingsd): AOL + Huffington Post Won't Go to 11. But It Does Make Sense (07.02.2011)

- Techcrunch: Internes Memo von CEO Armstrong an die AOL-Belegschaft (06.02.2011)

- Wall Street Journal: AOL Buys Huffington Post: Is it Crazy? (07.02.2011)