AOL: Auf dem Weg zum größten Mobile-Medienkonzern?

04.04.2016

AOL-CEO Tim Armstrong. CC by Gino depinto

Seit der Übernahme durch Telekommunikationskonzern Verizon im vergangenen Herbst will AOL wieder zurück dorthin, wo das Unternehmen zur Jahrtausendwende kurzzeitig stand: an die Spitze der Medienkonzern- und Onlinewelt. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen und den Umsatz von jetzt rund drei Milliarden Dollar auf zehn bis 20 Milliarden zu erhöhen, verfolgt CEO Tim Armstrong eine Strategie, die im wesentlichen auf drei Säulen basiert: Big Data, Wachstum durch Zukäufe und Abgrenzung von der Konkurrenz.

Elementar ist hierbei die enge Verzahnung von den Smartphone-Daten der Verizon-Kunden mit der Werbung und dem redaktionellen Content der AOL-Medien (u.a. Huffington Post und TechCrunch). Verizon hat rund 100 Millionen Mobile-Kunden in den USA. Wenn etwa deren Suchhistorie mit Informationen über die zwei Milliarden Menschen die AOL-Seiten im Netz besuchen und Drittanbietern wie etwa Hotels oder Shops verknüpft werden, könnte Verizon/AOL zu einem der größten Player auf dem Markt für Mobile Advertising werden.

Damit diese Strategie jedoch aufgeht muss AOL sein Publikum noch weiter vergrößern. Viel hängt deshalb davon ab, ob es gelingt, das Kerngeschäft von Yahoo zu übernehmen, dass seit kurzer Zeit zum Verkauf steht. Sollte sich Verizon dabei gegen rund 40 Interessen durchsetzen, könnte AOL sein Publikum mit einem Schlag um eine weitere Milliarde Nutzer erweitern, der Großteil davon Mobile-Nutzer. Verizon würde so auch auch exklusiven Videocontent haben und diesen als Alleinstellungsmerkmal im Kampf um Mobilverträge benutzen. Yahoo-Chefin Marissa Mayer müsste im Fall einer Verizon-Übernahme wohl ihren Hut nehmen und Armstrong würde die Leitung von Yahoo und AOL übernehmen. Mayer hat es in ihrer Amtszeit bislang nicht geschafft, wichtige Werbekunden für sich zu gewinnen, während Armstrong als Liebling unter den großen Namen in der Werbeagentur-Landschaft gilt. Sollte er den Yahoo-Deal realisieren und seine hochgesteckten Umsatzziele erreichen, könnte Armstrong auf lange Sicht auch als Chef des gesamten Verizon-Konzerns in Frage kommen.