Twitter: streamen gegen den Umsatzrückgang

02.05.2017

Twitter-CEO Jack Dorsey (cellanr CC BY-SA 2.0)

Vergangene Woche musste Twitter bei der Vorstellung seiner Quartalszahlen zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte einen Umsatzrückgang vermelden. Unter anderem weil der Konzern noch immer nicht herausgefunden hat, wie er sein Userwachstum nennenswert monetarisieren kann, ging der Umsatz im ersten Quartal 2017 um acht Prozent auf 548 Millionen Dollar zurück. Werbetreibende Firmen haben Twitter, das im Gegensatz zu Facebook mehrheitlich von Celebrities, Politiker, Journalisten und Künstlern genutzt wird, in den letzten Monaten scharenweise verlassen.

Um das zu ändern, präsentierte das Unternehmen seine bestehenden und potenziell neuen Werbepartnern nun eine massive Streaming-Offensive. Offensichtlich will Twitter in Zukunft immer mehr zu einem traditionellen TV-Kanal werden. Zu den Projekten gehören in erster Linie eine 24-Stunden Nachrichtenplattform, für die Bloomberg exklusiv mit Twitter kooperiert sowie diverse Formate, die in Zusammenarbeit mit Onlinemedien wie Buzzfeed, The Verge und Cheddar realisiert werden. Ziel ist es, die User die bisher bei Twitter in der Regel kurze Textnachrichten lesen und verfassen, länger auf der Seite zu halten. Buzzfeed etwa wird eine Art "Frühstücksfernsehen" für Twitter produzieren, bei der die Moderatoren die neuesten Nachrichten, Tweets und Memes präsentieren. Das zweite Standbein von Twitters Streaming-Strategie sind Live-Übertragungen von Sportevents und Konzerten. Das Unternehmen kooperiert hierbei bereits seit letztem Jahr mit der Football-Liga NFL - nun sollen auch WNBA Frauen-Basketball, Major League Baseball-Highlights und PGA-Golfturniere kostenlos übertragen werden. Bei der Übertragung von Konzerten wird Twitter hingegen mit dem Vermarkter Live Nation zusammenarbeiten.

Es bleibt abzuwarten, ob Twitter mit dem verstärkten Fokus auf Video langfristig Erfolg haben kann. Noch immer geben die großen TV-Networks, bzw. die großen Sportligen Onlineplattformen selbstverständlich nur zweitklassige Teile ihrer Rechtepakete, um das trotz steigenden cord cutting nach wie vor enorm lukrative TV-Geschäft nicht zu kannibalisieren. Zudem ist fraglich, wie viele Leute wirklich qualitativ hochwertige Inhalte über ihren Twitter-Account sehen wollen. Zum Vergleich: im letzten Jahr sahen mehr nur etwas mehr als 260.000 Twitter-User die NFL-Spiele - im normalen TV waren es mehr als 15 Millionen Zuschauer.