Wer wird neuer Disney-Boss?

13.02.2015

Disney COO Thomas Staggs. CC Josh Hallet

Obwohl der aktuelle CEO von Walt Disney, Robert Iger, erst 2018 von seinem Posten zurücktreten wird, hat die Diskussion um seine Nachfolge schon längst begonnen. Mit der Beförderung zum Leiter des operativen Geschäfts vergangene Woche hat der bisherige Leiter der Vergnügungspark-Sparte, Thomas Staggs, die besten Karten. Doch drei Jahre sind eine lange Zeit, in denen es zu zahlreichen personellen und strategischen Verschiebungen kommen kann. Klar ist schon jetzt, dass Igers Nachfolger in große Fußstapfen treten muss: Disney verzeichnete zuletzt in vier aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren Rekordumsätze. Allerdings beruhen diese größtenteils auf dem traditionellen Film- und Fernsehgeschäft. Im digitalen Bereich hat der drittgrößte Medienkonzern der Welt jedoch noch Luft nach oben - statt aus dem eigenen Haus könnte der nächste Disney-Boss also aus dem Silicon Valley kommen.

Das Erbe von Bob Iger
Seit Iger vor zehn Jahren CEO von Disney wurde, ist der jährliche Umsatz von rund 30 auf 45 Milliarden US-Dollar angewachsen. Wichtigste Amtshandlungen waren in dieser Zeit wohl die Übernahmen von Marvel und Lucasfilm und damit der Erwerb der immens wertvollen Superhelden- und "Star Wars"-Lizenzen. Mit den "Avengers"-Teilen gab er die momentan wohl profitabelste Filmserie in Auftrag, "Die Eiskönigin" brachte Disney wieder an die Spitze des Animationsfilm-Sparte und Ende diesen Jahres wird ein neuer "Star Wars"-Teil wohl wieder Kinokassen-Rekorde brechen. Positiv wurde aufgenommen, dass Iger seinen Posten frühzeitig und freiwillig räumt. Sein Vorgänger Michael Eisner wurde entlassen, weil er an seinem Stuhl klebte. Bei der Konkurrenz - insbesondere Viacom, CBS und News Corp. - haben weiterhin über achtzigjährige Mogule das Sagen, deren Kinder sich seit geraumer Zeit hinter den Kulissen um die Nachfolge streiten.

Thomas Staggs - der logische Nachfolger?
Staggs ging Anfang dieses Jahres als Sieger aus einem jahrelangen, bewusst von Iger initiierten Duell mit Finanzchef James Rasulo hervor. Iger sorgte dafür, dass beide zeitweise die Position mit dem jeweils anderen tauschten. So lernten beide sowohl die Rolle von Disney an der Wall Street als auch die Entertainment- und Vergnügungsparkindustrie kennen. Letztlich setze sich jedoch Staggs durch, da er im Vergleich zu Rasulo zugänglicher und freundlicher daherkommt und über beste Kontakte zur Börse verfügt. Staggs arbeitete zunächst als Investmentbänker bei Morgan Stanley ehe er 1990 zu Disney wechselte. Zuletzt war er für die Konstruktion des neuen Disney Resort in Shanghai verantwortlich. Ziel für Staggs kann nur sein, den von Iger erreichten Status aufrechtzuerhalten. Weiterer Wachstum ist nahezu unmöglich, da Disney - etwa mit seinem führenden TV-Sportsender ESPN - in den wichtigsten Märkten unumstrittener Marktführer ist. Staggs Beförderung zum CEO 2018 ist noch nicht endgültig besiegelt.

Die Option Sandberg
Robert Iger und der Aufsichtsrat könnten sich stattdessen auch noch für einen Manager mit Onlineerfahrung entscheiden, sollte sich der digitale Strukturwandel der Medieindustrie in den nächsten drei Jahren weiter beschleunigen. Erste Wahl wäre in diesem Fall die Facebook-Managerin Sheryl Sandberg, die schon jetzt (ebenso wie Twitter-CEO Jack Dorsey) einen Sitz im Aufsichtsrat des Unternehmens hat. Schon vor einem Jahr wurde über Sandberg als Iger-Nachfolgerin spekuliert. Damals betonte sie jedoch, keine Ambitionen auf den Chefposten zu haben. Doch für viele Aktionäre und Experten bleibt Sandberg - die als entscheidende Person gilt, Facebook profitabel gemacht zu haben - erste Wahl, da sie die erste Frau an der Spitze von Disney wäre und mit ihrer Online-Expertise die Digitalstrategie des Unternehmens reformieren könnte. Allerdings zeigt Sandberg seit geraumer Zeit auch Interesse daran, in die aktive Politik einzusteigen. Statt CEO von Disney wäre auch Senatorin von Kalifornien eine Option für sie.