US-Filmstudios setzen zunehmend auf Online-Umsätze

27.09.2011

Das DVD-Geschäft steht vor einem Einbruch um 40 Prozent. Nun sollen Online-Umsätze den nötigen Ausgleich schaffen. Laut Aussagen der Los Angeles Times handelt es sich bei dem Strategiewechsel der Hollywood-Studios um die größte Wende in deren Erlösmodellen seit Einführung der DVD. Die Redaktion von mediadb.eu hat die derzeitigen Strategien der Hollywood-Studios analysiert und zusammengefasst.

Welche Strategien verfolgen die Hollywood-Studios?
Laut Informationen des Marktforschungsunternehmens Digital Entertainment Group gaben US-Bürger zwischen Januar und Juni 2011 8,24 Milliarden Dollar für Blu-rays, DVDs und digitale Inhalte aus. Der Umsatz durch den DVD- und Blu-ray-Verkauf fiel damit um 17,15 Prozent. Die Umsätze im Bereich Home-Entertainment sollen nun durch neue Online-Filmangebote gesteigert werden. Die Hollywood-Studios verfolgen damit eine Strategie, die sich nicht mehr auf das ehemals wachsende DVD-Geschäft stützt, sondern an die Erfolge von Online-Streaming- und On-Demand-Diensten wie Hulu oder Netflix versucht anzuknüpfen. Während die Marktforscher von IHS Screen Digest für dieses Jahr jedoch nicht mit einem Anstieg der Film-Käufe über das Internet rechnen, soll der Online-Verleih um 41 Prozent steigen. Vor allem die Nutzerfreundlichkeit soll durch vereinfachtes Herunterladen und die Verfügbarkeit  auf verschiedenen Endgeräten über Cloud-Dienste erleichtert werden. Während die Digitalisierung von Filmen und die damit verbundene Verfügbarkeit im Internet zunehmen sollen, ist es nicht vorgesehen, eine Gratis-Kultur zu unterstützen. Hollywood-Studios versuchen, den Internetmarkt aufzuteilen: Für diejenigen, die bereit sind, für einen Film zu bezahlen, soll dieser früher als bisher nach dem Kinostart bereitstehen. Andererseits sollen die an einem billigen Kauf oder Verleih interessierten Kunden länger warten müssen. So lassen neuerdings einige Studios On-Demand-Anbieter wie Netflix oder Redbox bis zu 28 Tage nach dem DVD-Verkaufsstart warten, um Konsumenten zum Kauf anzuregen. Im nächsten Jahr soll diese Frist auf zwei Monate oder länger ausgedehnt werden.

Wie äußern sich die Strategien bei Disney, Warner Bros. und Sony?
Die Walt Disney Studios versuchen, die Umsätze mit physischen Medien maximal auszuschöpfen. Disney-Finanzchef Jay Rasulo sieht vor allem bei der Blu-ray positive Impulse, die es auszunutzen gelte. Darüber hinaus verglich Rasulo auf der Communacopia Conference in New York den DVD- und Blu-ray-Markt mit einem schmelzenden Eiswürfel.  Langfristig setzt Disney auf das Digitalgeschäft, das derzeit durch eigene Portale wie Disney Movies Online vorangetrieben wird.

Die Warner Bros. Studios (Time Warner) versuchen dagegen, den mobilen Sektor der Smartphones und Tablet-PCs abzudecken. Sie entwickeln filmspezifische Apps, wie beispielsweise für den Titel „Inception“, und nutzen die mobilen Endgeräte als zweite Bildschirme für Kommentare des Regisseurs.

Sony Pictures setzt auf Änderungen in der Wertschöpfungskette. So bietet das Unternehmen zwei Wochen vor dem DVD-Verkaufsstart Filme online zum Kauf an.

Welche Folgen sind absehbar?
Neben dem Rückgang der DVD-Verkäufe und damit zusammenhängenden Produktion, ist die Videoverleihindustrie betroffen. Bereits jetzt mussten selbst große Videoverleihketten eine Vielzahl ihrer Pforte schließen. So musste allein im letzten Jahr die Kette Blockbuster 1.750 Läden schließen.

 

Mehr dazu:

- Pressetext: Hollywood: Verspäteter Einzug ins Internet. Filmindustrie laboriert am versäumten Webangebot (26.09.2011)