Time Inc: Neuorganisation als Ausweg aus der Krise?

06.11.2013

Im Frühjahr 2013 entschloss sich das Management von Time Warner seinen Traditionsverlag Time Inc. als eigenständiges Unternehmen aus dem Konzern auszugliedern. Zuvor hatte sich ein angedachter Verkauf eines Großteils der Time-Magazine an Konkurrent Meredith nicht realisieren lassen. Der Herausgeber von "Time", "Fortune" oder "Sports Illustrated" versucht nun unmittelbar vor der Abspaltung mittels einer personellen und strukturellen Neuorganisation in die Erfolgsspur zurückzukehren.
Time Inc. kämpft seit mehreren Jahren mit massiven Umsatz- und Gewinnrückgängen. In den letzen zehn Jahren ist der Umsatz des Verlags um 40 Prozent auf 3,4 Milliarden US-Dollar geschrumpft, der Gewinn hat sich seitdem auf 420 Millionen Dollar halbiert. Gravierende Managementfehler haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass der Konzern sich zu einem Sanierungsfall entwickelt hat. So beschreiben ehemalige Mitarbeiter wie während der Krise die Unternehmenszentrale in New York aufwändig renoviert wurde und Führungskräfte in Zeiten von Massenentlassungen unverhältnismäßig hohe Gehälter erhielten. Die crossmediale Integration der bekanntesten Time Inc-Marken wurde versäumt. Aufgrund von unternehmensinternen Grabenkämpfen wurden sinnvolle Synergien - etwa zwischen CNN und Time Magazine, oder Turner Broadcasting und People sowie Sports Illustrated - niemals realisiert. Kritiker bezweifeln deshalb, ob der nun eingeleitete Strategiewechsel wirklich den Abwärtstrend aufhalten kann. Die Redaktion von mediadb.eu hat Entwicklungen zusammengefasst:

Personelle Änderungen
Laura Lang, die 2011 mit großen Erwartungen CEO von Time Inc. wurde, hat das Unternehmen aus Protest über die Ausgliederung des Verlags bereits längst wieder verlassen und wurde durch Joseph Ripp ersetzt. Nun muss auch Chefredakteurin Marth Nelson nach nur zehn Monaten Amt Time Inc. verlassen, ihre Stelle wurde zugunsten der Position des Chief Content Creators aufgelöst, die mit dem langjährigen Bloomberg-Manager und Time-Veteran Norman Pearlstine besetzt wurde. Diese fehlende Kontinuität in der Führung ist eines der Kernprobleme des Unternehmens. Es ist zudem fraglich, ob Ripp und der 71-jährige Pearlstine den Verlag in eine digitale Zukunft führen können. Ripp scheint jedoch die schwierige Lage des Print-Sektors verstanden zu haben: bei seinem ersten Auftritt als CEO appellierte er an die Time Inc.-Mitarbeiter, ihr Unternehmen künftig nicht mehr als reines Magazin-Verlagshaus wahrzunehmen. Stattdessen will Ripp Time Inc. in ein digitale Medienmarke transformieren.

Zusammenlegung von Redaktion und Anzeigenabteilung
Um Time Inc. wieder profitabler zu machen werden künftig die Redaktion mit der Werbeabteilung enger verknüpft. Das bedeutet, der journalistische Inhalt der rund 160 Magazine soll sich stärker an den Bedürfnissen der werbetreibenden Firmen orientieren. Chief Content Officer Pearlstine soll dabei als Bindeglied zwischen Redaktionen und den Anzeigenabteilungen fungieren. Zuvor rühmte sich Time Inc. jahrzehntelang für seine angeblich strikte Trennung zwischen beiden Bereichen. Ob diese Strategie jedoch auf lange Sicht Erfolg bringen wird ist Ungewiss. Erste Anlaufstelle für ambitionierte Journalisten bleibt der Verlag damit jedenfalls nicht: Schon längst hat sich die Mehrheit der am besten ausgebildeten Journalisten sich von dem Gedanken verabschiedet, für Time Inc. arbeiten zu wollen. In Insiderkreisen gilt das Verlagshaus längst als journalistischer failed state.