Onlinevideotheken - Strategien der Medienkonzerne

17.03.2011

Facebook-Nutzer können künftig nicht nur mit ihren Freunden online kommunizieren, sondern auch Filme über das soziale Netzwerk für 48 Stunden ausleihen. Die Time Warner-Tochter Warner Bros. bietet auf ihrer Facebook-Fanseite bereits den Spielfilm „The Dark Knight“ an. Weitere Angebote sollen in den nächsten Monaten folgen. Das Unternehmen erhofft sich dadurch, eine neue Erlösquelle erschlossen zu haben. Die Redaktion von mediadb.eu hat sich mit dem zunehmenden digitalen Streaming von Filmen auseinandergesetzt und Zukunftsaussichten für den Sektor ausgelotet.

Welchen Nutzen verspricht die Kooperation?
Die Kooperation von Time Warner und Facebook kommt nicht von ungefähr: Time Warner rangiert auf Platz fünf der weltweit umsatzstärksten Medienunternehmen. Der Onlinekonzern Facebook zählt derzeit mehr als 500 Millionen aktive Nutzer und gilt damit als das weltweit größte Social Network. Die Macht sozialer Medien soll nun wieder einmal für wirtschaftliche Zwecke nutzbringend sein. Pro Film wird eine Gebühr von umgerechnet etwa drei US-Dollar erhoben. Der Nutzer zahlt mit der virtuellen Währung Facebook Credits und kann den Film für zwei Tage ausleihen. Dreißig Prozent der Leihgebühr streicht Facebook ein, sodass der Filmverleih für beide Kooperationspartner gewinnbringend ist.

Wie groß ist die Konkurrenz auf dem Streaming-Markt?
Unangefochtener Marktführer im Video-Streaming über das Internet ist Netflix. Das Unternehmen verzeichnet 20 Millionen Abonnenten – fast jeder sechste US-Amerikaner kauft sich individuell nach Bedarf Serien und Filme über die Homepag. Seit Februar 2011 ist nun auch Amazon, einer der größten Anbieter von DVDs, in den Markt eingestiegen. Prime-Mitglieder, die in Deutschland eine Jahresgebühr von 29 Euro (in den USA 79 Dollar) zahlen, können kostenlos auf etwa 5.000 Filme und TV-Sendungen aus Amazons Online-Videothek Instant Video zugreifen. Außerdem lassen sich über Instant Video zusätzlich mehr als 90.000 Filme und TV-Sendungen als Video on Demand kaufen oder ausleihen. Weitere Konkurrenten sind das Videoportal Hulu.com, eine Kooperation von News Corp. und NBC Universal sowie Apples  iTunes Store, der neben Musiktiteln auch Filme, Serien oder Hörbücher verleiht und verkauft.

Ist Video on Demand ein Zukunftsmodell in der digitalen Distribution?
Laut IHS Screen Digest Research leihen sich mehr als 50 Prozent der Konsumenten einen Film oder ein Video direkt in einem Verleih in Form einer DVD oder Blu-ray Disc aus. Der digitale Verleih von Filmen ist jedoch im Kommen. Dies beweisen die weltweit wachsenden Umsätze in diesem Geschäftssegment. Die Anpassung von Industrie und Handel an die sich ändernden Nutzergewohnheiten war letzte Woche in London das zentrale Thema des Branchengipfels PEVE Digital Entertainment 2011. Laut Konrad Weßner, dem Geschäftsführer der Puls Marktforschung, könne die For-Free-Mentalität der „youtube-sozialisierten Nutzer“ nur durch exklusiven Content „aberzogen“ werden (s. HORIZONT-Artikel). Andererseits zeigt die Bereitschaft, für Apps zu zahlen, die tagesaktuelle, auch in anderen Medien zu beziehende Informationen bieten, einen Wandel im Nutzerverhalten. Letztlich kommt es also darauf an, wie vor allem die großen Konzerne Synergieeffekte zu nutzen wissen. So verfügt Apple mit der etablierten Plattform iTunes über eine solide Basis, die erfolgreich mit Endgeräten wie Apple TV oder dem App Store gekoppelt wird.  Laut IHS Screen Digest Research bewegt sich der Videomarkt in Richtung Multi-Plattform-Geschäft, sodass große Online-Konzerne wie Apple oder Google größere Gewinnchancen haben als nationale Unternehmen.

 

Mehr dazu:

ZDnet:  Amazon bietet Prime-Mitgliedern kostenlose Streams (22.02.2011)

HORIZONT.net: VoD: Apple, Google, Amazon - wer setzt sich durch? (03.09.2010)