News Corp. übernimmt Shine Television: Hintergründe

23.02.2011

Am vergangenen Montag wurde bekannt, dass Rupert Murdochs News Corp. für 415 Millionen Pfund (490 Mio. Euro) die britische Produktionsfirma Shine Television übernimmt, die von Murdochs Tochter Elisabeth (Foto) gemanagt wird. Die 42-Jährige, die bisher rund 60 Prozent der Anteile an Shine hielt, wird im Rahmen der Übernahme um 200 Millionen Pfund reicher und erhält zusätzlich einen Platz im Aufsichtsrat von News Corp. Obwohl Shine von Großbritannien aus operiert, wird die Firma künftig dem US-Geschäftsbereich unterstehen, der vom Vize-Vorsitzenden Chase Carey geleitet wird. Die Transaktion soll nach eingehender Überprüfung durch Regulierungsbehörden nach Ostern abgeschlossen sein. Die mediadb-Redaktion hat anlässlich der Übernahme folgende Fragen diskutiert und analysiert:

1. Wie kann man den Stellenwert von Shine Television auf dem britischen und internationalen TV-Markt einordnen und welche Folgen hat die Übernahme an News Corp.?
Shine war bislang die größte unabhängige TV-Produktionsfirma Großbritanniens. Im Kalenderjahr 2009 erwirtschaftete Shine einen Umsatz von 265 Millionen Pfund sowie einen Gewinn von 28 Millionen, war aber auch mit 55 Millionen Pfund verschuldet. Gegründet im Jahr 2000 und finanziert durch eine Kombination aus Geld aus dem Murdoch-Familienvermögen sowie der Aufnahme von Schulden erreichte das Unternehmen seine heutige Größe durch eine Reihe von Akquisitionen - die spektakulärste war dabei sicherlich die Übernahme der US-Produktionsfirma Reveille im Jahr 2008. Heute produziert Shine erfolgreiche britische TV-Formate wie "MasterChef", "Merlin" oder "Outcasts", die auch international vertrieben werden. Durch die Übernahme von News Corp. verliert Shine jedoch den Status der Unabhängigkeit. Die bisherigen Auftraggeber von Shine - BBC, Channel 4 und ITV - sind allesamt Konkurrenten von News Corps britischem Pay-TV-Sender BskyB (den News Corp. ebenfalls in der Gänze übernehmen will) und könnten mit künftigen Produktionsaufträgen zögern.

2. Welche Auswirkungen hat die Übernahme für die Nachfolge von Rupert Murdoch an der Spitze von News Corp.?
Insider gehen davon aus, dass Rupert Murdoch seine Tochter zurück ins Unternehmen geholt hat, um ein familiäres Gegengewicht zu Sohn James aufzubauen, der die Geschäftsbereiche Europa und Asien leitet. Experten mutmaßen bereits, dass der 79-jährige Rupert Murdoch auf diese Weise beobachten kann, welches seiner Kinder besser geeignet ist, in Zukunft seine Nachfolge anzutreten (Murdochs anderer Sohn, Lachlan, hat sich bereits vor geraumer Zeit aus dem Unternehmen verabschiedet und versucht, auf dem australischen Medienmarkt eigenständig Fuß zu fassen). Der Patriarch ist zudem fest von den Management-Fähigkeiten seiner Tochter überzeugt, die als intime Kennerin des britischen und internationalen Fernsehmarkts gilt. So war es Elisabeth, die ihren Vater einst davon überzeugte, die britische Castingshow "Pop Idol" für seinen amerikanischen Fernsehsender Fox zu adaptieren - das US-Pendant "American Idol" ist gegenwärtig das meistgesehenste Format im US-Fernsehen und eine der weltweit erfolgreichsten TV-Shows aller Zeiten. Doch Elisabeth und ihr Mann, der PR-Berater Mathew Freud (Urenkel des gleichnamigen Begründer der Psychoanalyse), gelten auch als schärfste innerfamiliäre Kritiker der Aktivitäten von News Corp. So haben beide in der Vergangenheit öffentlich ihren Ärger und Unverständnis über die tendenziöse und rassistische Berichterstattung des US-Nachrichtenkanals Fox News geäußert.

Mehr dazu:

- Guardian: Elisabeth Murdoch to join board of News Corp. after 415m buyout of Shine (21.02.2011)

- New York Times: News Corp. Reaches Deal for Shine (21.02.2011)

- paidcontent: News Corp. Acquires Liz Murdoch's Shine & New Board Member For $673 Million (21.02.2011)

- BusinessWeek: News Corp. Agrees to Purchase Elisabeth Murdoch's Shine Group (21.02.2011)

- New York Times: A Murdoch Sets Her Own Course in TV (24.03.2008)